Ortstermin am Vulkan Cabeza

Vulkan - Ortstermin

Für einen La Palma Kenner und Hobby-Vulkanologen ein muss -

Heu­te stand ein Orts­ter­min auf der West­sei­te von La Pal­ma an. Mehr­fach ver­scho­ben wegen wid­ri­ger Luft­ver­hält­nis­se, soll­te nun jetzt der Vul­kan Cabe­za etwas näher unter die Lupe genom­men wer­den (Titel­fo­to IGM/GES). Daher heu­te der ver­spä­te­te Beitrag.

Vulkan - Ortstermin

Dicke Rauch­schwa­den lagen über dem gesam­ten Ari­dane­tal und El Paso. Die Sicht war sehr ein­ge­schränkt und vie­le Stra­ßen gesperrt. Hier dür­fen nur Hilfs­kräf­te und Anwoh­ner in Poli­zei­be­glei­tung rein. Es gibt eine Sperr­zo­ne von 2 Kilo­me­ter um den Vul­kan und die Lava­strö­me. Jedes 2. Fahr­zeug ist von der Feu­er­wehr, Mili­tär, Poli­zei oder sons­ti­gen Hilfskräften.

Ortstermin in Schwefelgasen

Beim Orts­ter­min fiel sofort die hohe Lärm­be­läs­tung, das Grol­len und die stän­di­gen Explo­sio­nen aus dem Vul­kan auf. Der Boden zit­ter­te bei jedem neu­en grö­ße­ren Aus­wurf. Am Tage und mit Gegen­licht sind nur ganz schwach die aus­ge­wor­fe­ne glü­hen­de Lava zu erken­nen. Auch der Rauch, Schwe­fel und ande­re Schweb­stof­fe in der Luft machen den direk­ten Auf­ent­halt nicht gera­de zum Ver­gnü­gen. Trotz Schutz­mas­ke fällt das Atmen schwer.

Vulkan - Ortstermin

Auch die ohne Unter­bre­chung anhal­ten­den Vibra­tio­nen las­sen den gan­zen Kör­per in Wal­lung gera­ten. Hier zu woh­nen muss im Moment die Höl­le sein.

Der Vul­kan Cabe­za hat sich bereits zu einem statt­li­chen Berg ent­wi­ckelt. Inter­es­sant, aber nur für kur­ze Zeit zum Aus­hal­ten, einen leib­haf­ti­gen Vul­kan in sei­ner akti­ven Ent­wick­lung zu beob­ach­ten. Wer hat schon dazu im Leben die­se Mög­lich­keit vor der Haustür?

Entsalzungsanlagen eingetroffen

Die bei­den mobi­len Ent­sal­zungs­an­la­gen, die an der Küs­te des Ari­dane-Tals instal­liert wer­den, um die von der Erup­ti­on betrof­fe­nen Bana­nen­plan­ta­gen zu bewäs­sern, sind am Diens­tag­abend im Hafen von San­ta Cruz de La Pal­ma ange­kom­men und wer­den heu­te in das Kata­stro­phen­ge­biet trans­por­tiert. Bis in einer Woche sol­len sie funk­ti­ons­fä­hig sein. Nor­mal dau­ert die Mon­ta­ge 2 – 3 Monate.

Auch das Tank­schiff, das erst nächs­te Woche ankommt, soll hier ein­ge­bun­den wer­den. Viel­leicht als Zwi­schen­spei­cher mit einem Volu­men von 250.000 Kubik­me­ter Fassungsvermögen.

 

13.45 Uhr - Nur zu der Geräusch­be­las­tung ca. 2 km vom Vul­kan Cabe­za ent­fernt. Marie hat ein Video aufgenommen.

14.00 Uhr – Die Beben hal­ten unver­min­dert an. Im Bereich von 11- 13 km, aber auch aus der Haupt-Mag­ma­kam­mer in 35 km Tie­fe mit bis zu ML3,7. Das wird Aus­wir­kun­gen auf die Inten­si­tät, Dau­er und Men­ge an Lava direkt am Vul­kan haben.

14.15 UhrLa Pal­ma steht mehr als zwei Wochen spä­ter mit­ten in einer „rei­fen Erup­ti­on“. Ein Ende ist nicht in Sicht.

Und Tat­sa­che ist, dass die Daten und die Ana­ly­se nicht auf ein kurz­fris­ti­ges Ende der Erup­ti­on hin­deu­ten. Weder in der Seis­mi­zi­tät, noch in der Geo­che­mie, noch in den Defor­ma­tio­nen des Gelän­des … noch in den ande­ren Para­me­tern, die täg­lich gemes­sen wer­den. „Sie sehen kein nahes Ende des Vul­kans“, so Mor­cuen­de von der PEVOLCA.

15.30 Uhr – Das Lava­del­ta oder die Halb­in­sel setzt sein Wachs­tum fort und erstreckt sich in Nord-Süd-Rich­tung. Die Mee­res­fah­ne setzt sich ent­lang des Ran­des des Lava­del­tas fort und pro­du­ziert Wol­ken aus Was­ser­dampf und Salz­säu­re, die sich in einem klei­nen Volu­men um den Kon­takt her­um kon­zen­trie­ren. Die Abhän­gig­keit des Lava­del­tas an der Was­ser­säu­le der Mee­res­um­welt erreicht in eini­gen phy­si­ka­lisch-che­mi­schen und bio­lo­gi­schen Para­me­tern Tie­fen von 250 Metern und eine Ent­fer­nung von 500 Metern von der Vor­der­sei­te der Insel­kan­te – so die IGN.

16.15 UhrMobi­le Ent­sal­zungs­an­la­gen kom­men sicher gegen 11.30 Uhr in Puer­to Naos an. Der Kon­voi, bestehend aus vier Lkw mit All­rad­an­trieb und einem Spe­zi­al­kran zum Ent­la­den der Anla­gen. Nun kann instal­liert werden.

HINWEIS – Bit­te mir kei­ne E_Mails schi­cken. Bei 200 Mails am Tag ist es unmög­lich dar­auf zu ant­wor­ten. Bit­te stellt die Fra­ge hier im Kom­men­tar­feld ein. Ich oder ein sach­kun­di­ger Kom­men­ta­tor wird dar­auf ant­wor­ten. Danke!

17.40 Uhr – Mor­cuen­de von der PEVOLCA hat her­vor­ge­ho­ben, dass der­zeit nur ein Strom vom Haupt­ke­gel zum Meer fließt. Dar­über hin­aus wur­de die Exis­tenz einer Lava­röh­re bestä­tigt, die eine direk­te Ver­bin­dung zwi­schen dem Emis­si­ons­zen­trum und dem Meer ermög­licht, die dafür sorgt, dass „wir kei­ne Pro­ble­me mehr haben, dass sich der Lava­strom verbreitert“.

Er hob auch die „sehr gute“ Luft­qua­li­tät her­vor, die in den letz­ten zwei Tagen (Anmer­kung: heu­te nicht) bestand. Er führ­te jedoch aus, dass eine Ver­schlech­te­rung zu erwar­ten sei, da viel mehr Par­ti­kel in der Schwe­be sein wer­den, haupt­säch­lich sol­che mit einer Grö­ße von weni­ger als 10 Mikro­me­ter (PM10), eine Situa­ti­on, die Gemein­den wie San­ta Cruz de La Pal­ma, Bre­ña Alta, Bre­ña Baja o . betref­fen wird San Andrés y Sau­ces auf­grund der zu erwar­ten­den Wind­schwan­kun­gen. Dann dürf­te auch wie­der der Flug­ha­fen Mazo betrof­fen sein.

17.50 Uhr – Am Nach­mit­tag sind erst­mals wie­der eini­ge Con­dor Flug­zeu­ge auf La Pal­ma gelandet.

18.45 UhrFlug­ab­sa­gen:  Bin­ter teilt mit, dass die jüngs­te Ent­wick­lung der Asche­wol­ke, die aus dem Vul­kan­aus­bruch auf La Pal­ma stammt, zusam­men mit den neu­es­ten Wet­ter­vor­her­sa­gen über das Ver­hal­ten der Win­de in der Höhe die vor­über­ge­hen­de Absa­ge der für mor­gen Don­ners­tag geplan­ten Flü­ge mit der Insel erzwun­gen hat.

19.50 Uhr – Auch Cana­ry­fly setzt sei­ne Flü­ge mit La Pal­ma am Don­ners­tag auf­grund der Vulkan­si­tua­ti­on aus. Mor­gen wird es also kei­ne Flug­ak­ti­vi­tä­ten auf La Pal­ma geben.

  • Fort­set­zung folgt

 

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La Palma

15 Kommentare zu "Ortstermin am Vulkan Cabeza"

  1. Vie­len Dak fuer die inter­es­san­ten Infor­ma­tio­nen zum Vul­kan­aus­bruch. Ist es moeg­lich vor Ort auf La Pal­ma aus­ser­halb der Sperr­zo­ne den Aus­bruch zu beob­ach­ten? Vie­len Dank fuer die Infor­ma­ti­on und vie­le Grues­se, Thomas

  2. Heike Grevsmühl | 6. Oktober 2021 um 22:25 | Antworten

    Dan­ke für die wie­der umfas­sen­den Infos und das Video mit dem Lärm des Vul­kans. Bedeu­tet Lava­röh­re zum Meer, dass die Lava unter­ir­disch abfließt? Kei­ne Ver­brei­te­rung wäre ja wirk­lich gut für die noch ste­hen­den Häu­ser am Lavarand. 

  3. Hal­lo, lei­der sehe kann ich das Video von Marie nicht sehen, gibt es einen Link? Vie­le Grüße

  4. Martina Domani | 6. Oktober 2021 um 20:09 | Antworten

    Hal­lo Herr Betzwieser,
     
    herz­li­chen Dank für Ihre tol­le Bericht­erstat­tung – als viel­fa­che La Pal­ma-Besu­che­rin bin ich dar­an sehr interessiert.
     
    Was mich aller­dings seit dem Cabe­za-Aus­bruch sehr beschäf­tigt, ist die Über­wa­chung des Spal­tes, der evtl. irgend­wann ein­mal zum Abrut­schen der West­flan­ke füh­ren könnte.
    Mei­nes Wis­sens wur­den bereits vor Län­ge­rem Mess­in­stru­men­te am Hang instal­liert, um Ver­än­de­run­gen früh zu erken­nen. Sind die­se noch in Betrieb? Gab es bis­her schon Ver­schie­bun­gen des Hanges?
    Bei der der­zei­ti­gen Erd­be­ben- und Aus­bruchs­la­ge wäre dies ja nicht verwunderlich…
    Wis­sen Sie etwas über den der­zei­ti­gen Stand der Gefähr­dung bzw. der Messungen?
     
    Viel­leicht könn­ten Sie die­ses The­ma auch im Blog zur Spra­che brin­gen. Es wür­de bestimmt sehr vie­le Men­schen interessieren.
     
    Vie­len lie­ben Dank noch­mal für Ihre Mühe, Ihnen alles Gute und herz­li­che Grü­ße aus Regensburg!
     
    Mar­ti­na Domani

    • Manfred Betzwieser | 7. Oktober 2021 um 11:54 | Antworten

      Hal­lo Martina,

      die nächs­ten Tage schrei­be ich etwas zu die­sem Thema.

      Lie­be Grü­ße nach Regens­burg ins Bayernland

      Man­fred

  5. Wen es inter­es­siert: Infos über die Vul­kan­ei­fel. Habe sel­ber 12 Jah­re in Daun gewohnt…

    http://www.vulkane.net/vulkane/eifel/eifel.html

    • …passt im Moment nicht hier her…

      • … über­all, wo ein Vul­kan aus­bricht, kommt irgend­wann die Eifel ins Spiel 😉

      • Hal­lo Gertrud, 

        natür­lich geht es hier in ers­ter Linie um den Vul­kan­aus­bruch auf La Pal­ma. Dazu gehö­ren aber auch für Inter­es­sier­te Infos über Vul­ka­nis­mus im Allgemeinen. 

        Der Link bzgl. der Eifel wur­de aus­drück­lich mit dem Hin­weis „Wen es inter­es­siert“ ver­se­hen. Wenn es Sie nicht inter­es­siert, ist es ja okay. Sie brau­chen dem Link ja nicht fol­gen. Spre­chen Sie aber bit­te ande­ren die­ses mög­li­che Inter­es­se nicht ab. Und es bedeu­tet auch nicht zwangs­läu­fig, dass einem das Schick­sal der Betrof­fe­nen auf La Pal­ma gleich­gül­tig bzw. von nie­de­rem Inter­es­se ist. Das wäre mehr als ein­di­men­sio­nal gedacht.

        Gruß, Bir­git

  6. Wie weit ent­fernt (wo etwa) war Marie bei ihrem Video?

  7. Hal­lo guten Tag Herr Bet­z­wie­ser und auch an alle ande­ren herz­li­che Grüße!
    Das klingt für mich eher nach Abga­sen wie in einem kaput­ten Flug­zeug im Voll­be­trieb, als nach einer aktu­el­len Rei­se­emp­feh­lung! Durch die Erschüt­te­run­gen und den Lärm sowie die Gase ist so wohl ein viel grö­ße­res Gebiet betrof­fen, als die Satel­li­ten­auf­nah­men sug­ge­rie­ren. Heu­te mor­gen fand ich ein Video von SeaDron, die auch den spek­ta­ku­lä­ren Über­flug über die sich bil­den­de Halb­in­sel neu­lich schon gezeigt hat­ten. Dies­mal ging es um Was­ser­pro­ben­ent­nah­me per Droh­ne dort, wo es für Men­schen zu gefähr­lich ist. Ist wohl Teil einer che­mi­schen Ana­ly­se, naja, was der pH-Meter anzeigt dürf­te zumin­dest auch vor­her allen klar sein. 🙂
    Man sieht dabei gut, wie schwie­rig es ist, sowas in situ per Droh­ne zu machen!

    https://twitter.com/DronSea/status/1445709225619968001

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