Lavafontänen weithin sichtbar -
Die Höhe der Lavafontänen beträgt derzeit ca. 600 Meter – so eine Twitter Meldung von Involcan. Mit aller Kraft schießt der Vulkan Cabeza die ganze Nacht über glühende Lava in den Himmel.
Das Titelfoto konnte ich heute Morgen von meiner Terrasse von der Ostseite aus machen. Das ist jetzt schon seit Wochen mein erster Blick Richtung Westen.
Der Vulkan ist ständigen Veränderungen unterworfen. Es überrascht also nicht, dass jetzt riesige Lavafontänen ausgestoßen werden. Wie ein Bunsenbrenner drückt die angestaute Energie aus Gasen das Magma nach oben.
Gestern hatten wir bereits festgestellt, dass durch die vertikale Inselverformung von 10 cm ein ungeheurer Druck in der oberen Magmakammer herrschen muss. Jetzt kommt die Entladung.
Durch den Einsturz des inneren Kegels gibt es jetzt noch viel mehr Material, das ausgepustet werden muss. Auch heute Morgen dauert die Aktivität weiter an.
Über die hufeisenförmige Lücke strömt die meiste Lava ins Tal. Meist folgt die abfließende Lava den alten Strömen und schlägt keine großen Haken. Damit bleiben die angerichteten Schäden in Grenzen.
Bis zum Meer hat es eigentlich nur der Todoque Lavastrom geschafft. Das könnte sich heute ändern, weil ein riesiges Volumen neuer Lava unterwegs ist.
Die Erdbeben treiben es immer toller
Schlag auf Schlag lassen die Beben die Insel erzittern. In der Nacht gab es jede Menge bis zur Stärke von ML4,8 um 0.53 Uhr aus 35 km Tiefe. Auch wieder ein typisches Anzeichen, dass noch neues Magma nach oben strömt. Der Vulkan wird uns noch einige Zeit beschäftigen.
Hier eine Luftaufnahme der IGN. Rechts wo die alten Vulkankrater aufgereiht liegen, das ist die Cumbre Vieja. Ein Gebiet über 19 km Länge von El Pilar bis Fuencaliente im Süden. Auch ein beliebtes Wanderziel Ruta de Los Volcanes. Nach links sind die vielen Lavaströme zu erkennen, die sich im Laufe der Zeit ihren Weg zum Meer gesucht haben.
10.50 Uhr – Mitteilung der IGN – Seit der letzten Stellungnahme wurden 138 Erdbeben in dem von der vulkanischen Reaktivierung von Cumbre Vieja betroffenen Gebiet lokalisiert , 21 dieser Erdbeben wurden von der Bevölkerung gespürt, wobei die maximale Intensität in der Epizentralzone IV‑V (EMS98) des Erdbebens lag von 6:19 (UTC) heute mit einer Magnitude von 4,6 mbLg und einer Tiefe von 38 km. Von allen lokalisierten Erdbeben haben 78 eine Magnitude von 3,0 mbLg oder mehr.
Das stärkste Erdbeben ist das am 26. um 16:25 Uhr mit einer Magnitude von 4,9 mbLg und einer Tiefe von 34 km, das mit einer maximalen Intensität von IV auf der Insel La Palma und mit einer geringeren Intensität auf der Insel zu spüren war die Inseln von Teneriffa, La Gomera und El Hierro. 25 Erdbeben wurden in Tiefen von etwa 30 km lokalisiert , die restlichen Hypozentren der Zeit befinden sich in geringerer Tiefe, etwa 12 km. Die Amplitude des vulkanischen Tremorsignals wird mit Verstärkungsimpulsen auf mittlerem Niveau gehalten.
Das Netz der permanenten GNSS- Stationen der Insel zeigt, dass sich sowohl die Höhe als auch die südliche Deformation, die an der den Eruptionszentren am nächsten gelegenen Station LP03 aufgezeichnet wurden, umkehren. An den entlegensten Stationen wird eine leichte Deflation aufrechterhalten, möglicherweise im Zusammenhang mit tiefer Seismizität. Die Säulenhöhe um 07:45 UTC erreicht 3.400 m.
11.05 Uhr – Pevolca stellt fest, dass die Entwicklung des Vulkans in den letzten 24 Stunden durch die Lava gekennzeichnet ist, die weiterhin über die bestehenden Lavaströme fließt, ihre Höhe erhöht und die Inseln zwischen ihnen füllt, wodurch die betroffene Oberfläche auf 879,69 Hektar angewachsen ist.
11.15 Uhr – Aufnahme vom Forschungsschiff Ángeles Alvariño über die neue Halbinsel zum Vulkan.
12.30 Uhr - Die Bürgermeisterin von Los Llanos de Aridane, Noelia García Leal, schlägt der spanischen Regierung vor, die Machbarkeit einer dauerhaften Bootsverbindung zwischen Tazacorte und den durch den Lavastrom abgeschnittenen Küstenvierteln der Gemeinde zu prüfen.
14.30 Uhr - Heute ist erstmals wieder eine Condor aus Frankfurt/München (Sammelflug) auf La Palma gelandet.
15.40 Uhr – Wieder mehrere starke Erdbeben um 15.21 Uhr mit ML4,8 und ML4,5 aus 37 km Tiefe unter Mazo/ Fuencaliente. Waren gerade beim Mittagessen als die Gläser und Tassen im Schrank klirrten und die Nudeln fast im Hals stecken blieben. Man muss es erlebt haben, es ist nicht richtig zu beschreiben. Aber ein unangenehmes Gefühl.
17.40 Uhr – Auch nicht mit einer Atombombe. Irrsinniger Vorschlag des Präsidenten von La Gomera Casimiro Curbelo, den Lavastrom mit Bomben umzuleiten. Das kann er beim nächsten Vulkanausbruch auf La Gomera selbst testen. Interessanter Bericht auf El Time auf Spanisch.
17.50 Uhr – Der größte Teil der vom Vulkan ausgestoßenen Lava fließt in Richtung Meer, nach Westen, was günstig ist, um den Schaden zu mildern, aber die Gas- und Aschewolke emittiert sehr hohe Werte an Schwefeldioxid und überschreitet zeitweise die zulässigen Grenzwerte in Los Llanos und Puntagorda – so die Pevolca.
18.00 Uhr – Nach den kräftigen Beben vom Nachmittag scheint das Magma langsam am Vulkan Cabeza anzukommen. Der Vulkan reagiert nach einer Erholungspause nun wieder stärker und dürfte in der Nacht volle Fahrt aufnehmen.
19.30 Uhr - Wie erwartet schießen aus 2 oder 3 Krateröffnungen wieder Lavafontänen in die Höhe. Es wird sich wieder im Krater ein Lavasee bilden, der im Laufe der Nacht den Kraterrand sprengt und als Strom zum Aridanetal strömt.
- Fortsetzung folgt
Hier mal ein Video mit Thermik-Kamera, die auch für Laien einen echten Erkenntnisgewinn bringt.
Die bereits vor 2 Tagen sich ankündigende Überspülung der „Hunde-Insel“ setzt sich nun wie erwartet weiter westlich fort. Der Hauptstrom breitet sich seit 13:45 Uhr südlich weiter aus.
Ab Minute 1:15 ist der Moment zu sehen, wo der am weitesten fortgeschrittene Abzweig des neuen Lavastroms die bereits zerstörten Gebiete verlässt.
Die aktuellsten Ströme sind hier besser zu sehen, als bisher auf jeder Karte.
Das macht auch deutlich, dass ein großer Teil der Lava zunehmend unterirdisch verläuft.
Immerhin ist der Bereich der bisherigen Ströme der Hauptweg dafür.
Hallo,
sind die stärkeren Erdbeben (ab 4) auch auf Teneriffa spürbar?
Auf La Gomera und El Hierro sicher. Teneriffa ist ca. 120 km von La Palma entfernt, da müsste, jemand der auf Teneriffa wohnt die Frage beantworten.
Ich befinde mich zur Zeit auf Teneriffa, in Puerto de la Cruz, hier war in den letzten Tagen nichts zu spüren.
Vor ein paar Tagen gab es mal die Meldung, ich glaube beim 4,8er, „wurde auch auf Teneriffa und Hierro deutlich wahrgenommen“. Quelle weiß ich nicht mehr.
Dazu kannst du hier ein bisschen nachforschen:
https://dataview.raspberryshake.org/#/AM/R6F15/00/EHZ?streaming=on
Was muss ich lesen? „Gegenüber Radio La Palma erklärte Rodríguez, dass etwa zwei Millionen Quadratmeter für Industrie, Viehzucht und Wohnzwecke zur Verfügung stünden, und er stellte auch klar, dass nicht beabsichtigt ist, den Lavastrom im Hinblick auf den Wiederaufbau und die Rückgewinnung von Gebieten mit Wohn- oder landwirtschaftlichen Siedlungen zu schützen.“ Vor längerer Zeit wurde hier mal diskutiert, ob das Gebiet nicht schon aus Sicherheitsgründen dauerhaft Schutzgebiet sein sollte und nicht für erneute Besiedlung freigegeben wird. Und jetzt wird bereits vorweggaloppiert, alle früheren Fehler wieder gemacht und gleich auch noch Baubeschränkungen für andere BereicheLa Palmas aufgehoben. Statt auch der Katastrophe eine Chance für nachhaltige und naturverträglcihe Entwicklung zu machen und erstmal zu analysieren und dann sinnvolle Flächenpläne aufzustellen, überbieten sich Lokalpolitiker mit schnellen populistischen Ankündigungen, die nie wieder zurückgenommen werden können. Was anderes kann derzeit natürlich kaum jemand sagen, ohne sich den Ärger der Wähler zuzuziehen, und sicher habe ich Verständis dafür, dass die Betroffenen schnelle Entscheidungen erwarten. Aber es gibt auch eine Verantwortung für die Zukunft. Ganz ehrlich, wenn jetzt zusätzlich zu den Zerstörungen durch den Vulkan nochmal genauso große bisher geschützte Kommunal- und Natur-Flächen neu zubetoniert und anderweitig genutzt werden sollen, wird La Palma nicht attraktiver, sondern noch zersiedelter, „erschlossener“ und uniformer. Zu Lasten von Natur und Tourismus. Eine Schande.
Ja, das klingt mal wieder sehr kurzsichtig. Wenn man irgendwas vorbeugend tun will, dann schlicht in einer solchen Vulkanzone nicht siedeln. Ich weiß, leicht gesagt. Hier ist es ein recht zahmer Vulkan mit langsam fließender Lava, man kann sich drauf einstellen. Nicht zu vergleichen mit dem Vesuv – wenn der wieder munter wird, bleiben nicht Tage für ein paar qkm, sondern Stunden für ganz Neapel, der kann explodieren und pyroklastische Ströme mit weit über hundert Stundenkilometern losschicken. Einzige Lösung: Neapel umsiedeln. Macht natürlich keiner. Alle wissen um das Risiko, alle denken und hoffen, dass es in ihrer Lebenszeit nicht passiert. Letztlich gilt das für alle Kanarenbewohner auch, und um die Cumbre Vieja ganz besonders. Hier ist offenbar ein großes Magmareservoir, das jederzeit auch einen Vulkan woanders im Süden lostreten kann. (Ob jetzt 5, 10, 30 oer 50 Jahre – so kurz würde man nicht einmal Erbbaurecht akzeptieren.) Nach dem Ausbruch besteht nun die Chance, es besser zu machen. Ich wage zu prophezeien: Wird nicht stattfinden. Kurzfristiges Profitdenken ist immer dringender und Politiker entscheiden nur in Wahlperioden.
Es bleibt nur zu hoffen dass die Bereitschaft pro Jahr schlappe 200 bis 300 Euronen pro 100 qm Haus für eine vernünftige Gebäudeversicherung in einem Vulkangebiet auszugeben sich verbreitet. Es ist anscheinend nicht nur bei alteingesessenen verbreitet dass es einfacher ist sich auf die Allgemeinheit zu verlassen anstatt selber gegen Existenzbedrohungen vorzusorgen.
Fürchte nur die die Lernkurve wird desto geringer ausfallen umso mehr aus öffentlichen Kassen ausgeglichen wird.
Ein ähnlicher Effekt wie die gutgemeinten Spenden die kleinen Viveros (Lebensmittelläden) mit Umsatz gegen Null belasten.
Schade dass gut gemeinte Hilfen wie so oft nach hinten losgehen.
Es ist aber auch nicht wirklich einfach die Folgen des Handelns einzuschätzen.
Aber versuchen sollte man es jedenfalls.
Genau auch meine Meinung. Sich darüber jetzt bereits zu unterhalten zeugt von der Unfähigkeit und Dummheit mancher Politiker.
Erstaunlich, allerdings. Da steht vermutlich jemand unter außerordentlichem „Erfolgsdruck“.
Ich hoffe nur auf die Vernunft und darauf, dass das nicht die einzige entscheidende Meinung zu diesem Thema bleibt. Es wäre besser, wenn so ein Ereignis auch international (in Deutschland hatten wir im Juli die Ahrflut in den Tälern unter den Steilhängen im Starkregen) generell mehr in einer Richtung auch als Lernprozess begriffen wird. Bei Vulkanen ist das ja noch einmal anders. Wenn sich etwas technisch nicht lösen lässt, also mit aller Ingenieurskunst, dann sollte es als Grenze erkannt werden, die man besser nicht überschreitet.
Zum ersten Mal bin ich diesbezüglich vor Jahren sehr erschrocken, wie ich von einem der Vulkankegel nahe am Vesuv in Italien die Bebauungen am Vesuv selbst im Überblick gesehen habe.
Im Ahrtal läuft es auch nicht besser: Die Millionen staatlicher Förderungen kommen nicht an, weil sehr komplizierte Antragstellung, die Leute, die nicht einmal ihren Computer retten konnten, nicht leisten können. Und statt Deich-Rückverlegung und Nicht-Wiederaufbau gefährdeter Flussauen-Wohngebieten setzt die Politik mal wieder auf Technokratie, sprich höhere Deiche, Rückhaltebecken, größere Brückenquerschnitte…
A propos: Neapel ist ja noch viel schlimmer, weil gegenüber der Supervulkan „Phlägräische felder“ rumort, der immer wieder aktiv wird. Wenn der losgeht, dass gute Nacht halb Europa. Mittendrim im Schwefeldämpfe-Krater, in dem es schon Tote durch CO2 gab, liegt ein Campingplatz – da waren wir mal, spannend mit den Fumarolen, aber haben erst hinterher erfahren, welches Pulverfass da für Touristen genutzt wird…
Erster Teil d’accord, zum Schluss des Arguments will ich auch noch was erzählen. Ich war 1998 auf Hawaii, „Big Island“ und der kilometerweite Weg zu der Stelle, bis dahin, wo die Lava ins Meer fällt (der „Ocean entry“) war dann sehr schwierig zu Fuß über die erkaltete Lava zu erreichen. Habe Fotos gemacht und bin zurück Richtung Hang gegangen, da war dann – von hinten – ein Schild mitten in der Lava erkennbar, wo ich hin gelaufen bin.
Darauf stand, als ich dort angekommen war: „Hier brach vor kurzem ein fußballfeldgroßes Stück Land ab und rutschte ins Meer. Lebensgefahr!“
Die Amerikaner haben ein anderes Verhältnis zu Risiko, aber was ich mir auch gemerkt habe, war, dass es keinen Sinn macht, sich nicht sehr gründlich zu informieren, wenn man an solche Orte reisen will. Und das machen leider immer noch die allerwenigsten so gründlich.
Die Selbstverantwortung bezüglich solcher Sachen und bezüglich der Frage nach Freiheit und Verantworung müsste allerdings bereits schon in den Schulen gelehrt werden, und genau da bin ich etwas skeptisch.
Man sieht so etwas leider aber auch anhand der Frage, wer sich denn ausreichend und gründlich genug versichert hatte, vor so einem Inferno wie in La Palma. Man mag über die Deutschen dort bisher gelächelt haben. Aber jetzt sicher nicht mehr. Auf der anderen Seite stehen aber die geringen Einkommen, die eine Versicherung doppelt überlegenswert werden lassen.
Hier gibt es keine „ganz einfache“ Lösung. Aber eine Lösung dafür wird es geben müssen.
„Im Ahrtal läuft es auch nicht besser“
Nichts anderes abe ich geschrieben. Allerdings sin Vulkane noch weniger technisch beherrschbar, als es Fluten in fest umgrenzten Gebieten sind.
(Siehe Kommentar eins weiter oben.)
Also halb Europa umsiedeln …?
Alles klug geschwätzt …
Realistisch ist, dass alles, was besiedelbar ist, auch wieder besiedelt wird. Nach und nach wird man sich auch wieder die Lavaflächen zu Nutze machen. Auf der ganzen Welt ist das so. Das ist einfach mal die Realität. Alles andere ist Geschwätz und würde bedeuten die Cumbre Vieja rechts und links davon zu entvölkern. Das es das Gebiet Mazo nicht getroffen hat, ist allein dem geologischen Zufall oder Kinetik geschuldet und für die kurze oder längere Zukunft überhaupt nicht ausgeschlossen.
Wenn im Ahrtal in 5 Jahren wieder alle Häuser Schutt sind, setzt ein ganz anderer Bewusstseinsprozess ein und ist nicht vergleichbar mit vulkanischen Ereignissen im Abstand von 50, 100, 200 oder 500 Jahren. Realistisch gesehen, ist es dem Großteil der heutigen Gesellschaft auch pups egal, wie das Klima in 50 Jahren aussieht … und das wird auch kein Zuckerschlecken …
Wenn man dieses Schaubild (https://www.ign.es/web/resources/volcanologia/SIS/jpg/PA_SIS_histograma_serie.jpg) rein statistisch betrachtet faellt auf, dass sich das Verhaeltnis gruene Balken : orange Balken : violette Balken ueber die Zeit massiv in Richtung violett verschiebt.
Das spiegelt sich auch in dem Graph der kumulierten Energie auf den Schaubildern dieser Seite wider:
https://www.volcanodiscovery.com/la-palma-earthquakes.html
Interesant waere der Vergleich aehnlicher Schaubilder anderer Ausbrueche. Was laesst sich daraus ableiten?
Hat irgendjemand entsprechendes Material?
Vulkan, Aufnahme von heute 27.10.2021,
https://youtu.be/Jjh9A1coQNg
Neue Webcam von Puerto Tazacorte in Richtung Südküste:
https://webcritech.jrc.ec.europa.eu/TAD_server/api/Device/IDSL-50/Webcam/Latest
Video vom 26.10. vom hinteren Hauptkegel inkl. Nebenschlote.
Die Schlacke-Ablagerungen haben wieder zu einer Kamm-Ausbildung nördlich der diversen Neben-Schlote und ‑Kegel geführt. Einen Tag früher sah das temporär anders aus. Dies könnte von Bedeutung für die Flussrichtung werden, falls die Schlote Lavaströme ausstossen sollten.
Außerdem sieht der Hauptkegel in meinen Augen nicht „gesund“ aus. Sehr heiss (leichtes Glühen an den Innenseiten plus Ausgasungen) und sehr rissig…
Die Karte des IGN Esp. zeigt aktuell 8 aktive Schlote an, auf den Videos sind sie teils wohl auch verdeckt durch das Lapilli, die Asche, die Gase und den Rauch:
https://ign-esp.maps.arcgis.com/apps/webappviewer/index.html?id=0e18d39679a54e3cb4a3b434b31a743b
Leider ist diese Karte wohl nicht aktuell, denn der südliche Strom hat sich wieder aktiviert. Die „Insel“ ist jetzt auch mit Lava ausgefüllt worden und der Strom bewegt sich Richtung Westen…
LIeber Florian, die Karten hinken naturgemäß der Entwicklung immer hinterher.
Arno ging es aber auch um die Schlote, und er hat das aktuellste Kartenmaterial verwendet – also völlig OK.
Die (fast komplett) verschüttete Insel ist zum ersten Mal auf einem Video der IGME von gestern 17:00 Uhr zu sehen, das auch hier gestern gepostet wurde.
Mit entsprechenden Karten ist daher irgendwann heute Nachmittag zu rechnen…
Da ist die aktuelle Mama comparativo, letzte Aktualisierung: Mittwoch, 27.10.2021 um 11:30 Uhr, auf der Karte sind auch aktuell immer noch die acht Schlote wie gestern eingezeichnet.
Jetzt kann sich jeder wieder eine aktuelle Meinung bilden, auch zur „lavafreien Insel“:
https://volcan.lapalma.es/apps/mapa-comparativo/explore
Lieber Papa Comparativo, da stimmt diesmal mit der Mama etwas nicht.
Wenn Du die Umrisse der „Insel“ beim Teilbild ohne Lava betrachtest, dann entsprechen diese den Umrissen, wie sie im von mir nochmal zitierten Video in Minute 0:05 und Minute 1:25 gestern um 17:00 Uhr zu sehen waren. Im Teilbild mit Lava ist das tatsächlich nicht abgebildet.
Entschuldige die „schwache“ Anrede oben, das musste nach der Vorlage echt sein – es war mein Lacher des Tages und ich hoffe, das geht Dir ebenso, trotz zwischendurch eigenartiger negativer Bewertungen! 🙂
Na klar gehts mir ebenso! Ich fand die Mama comparativo absichtlich passender, sie ist schließlich die „Mutter aller Maps“ bisher. 😉
Und den Fehler, beziehungsweise die veraltete Darstellung trotz Zugriff auf Copernicus (die verdienen Geld mit zeitnahen Daten) sollte eben jeder für sich selber nachsehen.
Mein Fazit ist, ich hoffe das hört jemand: Es hilft nichts, sich über veraltete Daten zu ärgern, solange man nicht selber die Daten besser erheben oder im Netz auffinden kann. Keine Gedanken können besser sein, als die Wahrnehmung und die Informationen, die ihnen zugrunde liegen. (Außer bei interessanten Dingen, die man selber erfinden kann, natürlich.)
Danke.
Mein Motto mit dem Internet besteht unverändert seit den 90er Jahren:
Wer sich aus dem Internet einen Informationsgewinn erhofft (und womöglich auch noch gratis), der/die muss auch etwas hineintun. Alles andere führt im großen Rahmen dazu, dass es schiefgeht.
Das Ende des Internets hat man schon damals deutlich sehen können. 😉
Ende für heute.
Danke an Alle!
Yes, its the end of the internet. Oder eben „das Ende des Universums“, wie bei „per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams.
Hier der Link zu einem sehr anschaulichen Video von INVOLCAN. Es ist ein Teil eines eruptiven Vorgangs, der wohl heute um 09:20 Uhr begann. Am Ende dieses Videos sieht man (wie in einer Versuchsanordnung) auf der rechten Seite einen kleinen Teilkollaps des Kraters.
Da strömt nicht sofort Lava (woher soll die auch kommen), doch die Schlacke-Ablagerungen glühen und geraten langsam in Bewegung. Dieses Video, sowie Aufnahmen vom großen Kraterkollaps und auch Videos von Vulkanen in Island überzeugen mich, dass die Lavamengen, welche seit dem Wochenende ins Tal abgeflossen sind, sehr leicht zu überschätzen sind. Es sind Massen von glühenden Schlacken als Lawine ins Tal gegangen. Ich bin kein Vulkanologe mit dem passenden Vokabular, doch diese Schlacken fliessen keinesfalls so, wie es die Lava tut, welche vom Vulkan ausgestossen wird.
Ja, auch diese Menge war am Wochenende erhöht. Doch das hat sich inzwischen wieder deutlich „normalisiert“. Wie weit diese Ströme tragen, hängt maßgeblich davon ab, ob sie in der Lage sind, die vorbestehenden leicht abgekühlten Ströme zu überwinden oder thermisch zu reaktivieren.
Waren das denn wirklich Lavafontänen? Ich hatte es so verstanden, dass der Krater erneut kollabiert ist und dabei eine Glutwolke hochgeschleudert wurde. Einmalig, und „nur“ glühende Asche, keine flüssige Lava – ?
Ist so schon glaubwürdig. Der Druck muss immens gewesen sein. Ausserdem kann man das einfach ausrechnen, mit der Höhe. Man muss nur die Sekunden festhalten, die die Lavabrocken vom Parabelscheitel bis unten brauchen, mehr braucht man im Prinzip dafür gar nicht wissen.
„La altura de la fuente de lava en estos momentos es de aproximadamente 600 m / The height of the lava fountain at the moment is approximately 600 m“
https://twitter.com/involcan/status/1453072134117462018
Eine Ergänzung noch, damit es da keine Missverständnisse gibt:
Die Formel, unter Vernachlässigung des Luftwiderstandes, ist: h=(g/2)*t²
Bei ca. 11s Falldauer ergibt das h= 600m.
Es muss dabei halt auch bedacht werden, dass die Lavabrocken von der heißen Strömung regelrecht mit nach oben gerissen werden, was die Aufstiegshöhe vergrößert. Es ist nicht wie bei einem Gewehr, wo das Mündungsfeuer keinen Einfluss mehr auf die Flugbahn hat.
Mag ja sein, aber hat irgendjemand die Höhe der Fontänen bezweifelt oder warum rechnest Du daran herum? Was habe ich verpasst?
„El cono interno del volcán de Cumbre Vieja se derrumbó sobre sí mismo. Así lo ha asegurado el Instituto Volcanológico de Canarias (Involcan) en un vídeo donde se ve que la inmensa columna de humo incandescente que se ha emitido.“ – Glühende Rauchwolken. Das aktuelle Livebild zeigt auch „nur“ eine schmale glühende Gaswolke wie von einem Schneidbrenner.
Sam Gerrits (Geochemiker, derzeit auf La Palma) äußert sich auch dazu, er benutzt auch das Wort „Lavafontänen mit 500–750m“, genauer sagt er:
„(…) de hoogste lavafonteinen (…) Dit moet 500–750 meter zijn.“
https://twitter.com/samgerrits/status/1453261677496094720
Zum Einen zeigt das aktuelle Livebild nicht den Zusammenbruch. Dieser ist bereits vorbei. Die Folge davon sind Rauchwolken, die in der Tat nachts farblich illuminiert sind (nicht zur beim Kollaps), die im Zuge des Kollaps allerdings besonders riesig war. Kann es sein, dass dies der tatsächliche News-Gehalt des spanischen Zitats ist?
Neben den Rauchwolken sehen wir in der Tat aber in den letzten Stunden auch Lavafontänen, teils sichelförmig fast nur aus Gas & einzelne Brocken, aber auch mit kugelförmig-explosiver Ausbreitung von Lava & Schlacke.
Die Anhebung um 10cm wird durch die neuste Messung wieder relativiert — war wohl ein Ausreisser.
https://www.ign.es/web/ign/portal/vlc-gps
Ausreißer vielleicht, Messfehler wohl nicht. Der Druck wurde heute nacht ja schon gewaltig abgebaut.
Der Meßfehler wurde doch gestern schon ausgeschlossen, hiess es!?
Was auf dem Datenblatt tatsächlich abgebildet wird, erschließt sich mir nach wie vor nicht. Ein Punkt pro 24 Stunden. Was bildet der ab? Tatsächliche Einzelmessungen zum Zeitpunkt X+24h+48h etc., oder irgendwelche Werte, die aus einer Messreihe zwischen X und X+24h etc. errechnet wurde?
War der Wert bei X+22h vielleicht noch wesentlich höher, oder nach X+26h?
In welcher Form hat sich die Kurve also tatsächlich in den letzten 48h entwickelt?
Diese Fragen können nicht wir beantworten, aber jene Wissenschaftlicher, denen sämtliche Meßdaten von LP03 zur Verfügung stehen, nicht nur einer pro Tag.
Ich würde eine 48-Stunden Entwicklung nur sehr bedingt als „Ausreißer“ bezeichnen, wenn sich uns Laien die tatsächliche Dynamik der Kurve in diesem Zeitraum durch die die spärlichen 3 Messdaten (Anfang / Mitte / Ende) kaum offenbart.
Es war tatsächlich so, dass die Verformung innerhalb kurzer Zeit sich um 10 cm vertikal erhoben hat. Habe ich noch nie in dieser kurzen Zeitspanne bei einem Vulkan erlebt. Die Wirkung und den raschen Druckabbau haben wir in den letzten 15 Stunden gesehen.
Guten Morgen,
wie gewünscht hier ein paar Eindrücke bezüglich der psychischen und wirtschaftlichen Lage aus dem Aridanetal. Der Autor ist Geschäftsführer der Deutsch-Kanarischen Beratungsgesellschaft für binationale Rechts‑, Steuer- und Technikgutachten im Immobiliensektor SLU und von Fa. YaYa Materiales SLU (Bauchemie), beide in El Paso ansässig und von Beruf Volkswirt, Betontechnologe und Sachkundiger Planer für Betoninstandsetzung, seit 1994 auf La Palma beheimatet.
Wie schon von anderen Kommentatoren berichtet, zermürbt das Vulkangeschehen die Bevölkerung in mehrerlei Hinsicht: zum einen die ständige Geräuschkulisse, insbesondere auch im unteren Frequenzbereich, die starke Vibrationen in Abhängigkeit zur Nähe zum Emissionszentrum erzeugt; zusammen mit dem hohen Schwefelgehalt der Luft (dauerhaft zuviel Schwefel erzeugt offenbar ein erhöhtes Aggressionspotential beim Menschen) und den realen oder diffusen (Zukunfts-) Ängsten kommen die Menschen kaum noch zur Ruhe: dauerhafter Schlafentzug ist eine anerkannte Foltermethode. Die teils extrem kurzen Vorwarn- bzw. Räumungszeiten betroffener Häuser haben auch nicht gerade zu einem „geordneten“ Rückzug beigetragen.
Fähigkeiten wie beim Generalstab: Abstraktion, kühlen Kopf bewahren, rationale Entscheidungsfindung unter Vollstreß kann man natürlich nicht allgemein erwarten.
Ein weiterer psychologischer Faktor ist die allgegenwärtige Gerüchteküche, die auf La Palma ja sowieso schon zu normalen Zeiten fröhliche Urständ feiert und die nicht selten anzutreffende Einstellung „si no como yo, no comes tu tampoco“, obwohl die Solidarität im Moment natürlich überwältigend ist. Viele gerade Ältere sind jedoch leider gerade dabei, sich aufzugeben, wobei natürlich die relative Hoffnungslosigkeit eine Rolle spielt.
Viele Palmeros stehen mehr vor den Trümmern ihrer Existenz als gleichaltrige Ausländer, bedingt durch die Unkultur, keine Gebäudeversicherung abgeschlossen zu haben (bei den Palmeros wird von ca. 80 % gesprochen, die keine Versicherung haben/hatten) und der fehlenden Perspektive, aufgrund mangelnder Sprach- und Reisekenntnisse, den Standort zu wechseln – alte Bäume sind halt schwierig zu verpflanzen. Bei den Jüngeren ist das Hauptproblem die Schul- und Berufsbildung – Bananenfacharbeiter werden halt momentan nicht so dringend gebraucht und schon seit Jahrzehnten – also vulkanunabhängig – gilt bei der Jugend: wer La Palma verlassen kann, geht so schnell wie möglich und kommt nicht (fest) wieder. Auch zu früheren Zeiten verließen mit den großen Auswanderungswellen – oft bedingt durch Hungersnöte – regelmäßig die Starken die Insel Richtung Cuba oder Mittel-/Südamerika; also leider eine Negativ-Selektion, und diesmal wird es kaum anders werden.
Natürlich gibt es mehrere psychologische Betreuungs-Teams des Cabildos – mit denen habe ich bisher nicht gesprochen.
Viele Ausländer berichten mir, daß sie nicht vorhaben, auf La Palma noch einmal aufzubauen, was bei fortgeschrittenem Alter auch verständlich ist. Sozusagen ein Fingerzeig Gottes und mit dem Geld von der Versicherung kann man sich ins deutsche Altersheim einkaufen.
Thema Einkaufen: niemandem fehlt es an der Basisversorgung Lebensmittel, aber der örtliche, vor allem Typ Tante-Emma, Lebensmittelhandel kann nicht gegen die Null Euro Konkurrenz ankämpfen. Das ist eine Art Kollateralschaden, der auch sehr viele andere Wirtschaftsbereiche im Tal trifft: mit den ca. 1000 zerstörten Häusern sind auch viele Arbeitsplätze verloren gegangen, wie Putzhilfe, Gärtner, Poolservice, Renovierung/Instandhaltung, Seniorenbetreuung, Massage/Physiotherapie und vieles mehr. Und dies nicht nur bei den physisch zerstörten Häusern, sondern auch bei denen, die zur Zeit unbewohnbar sind, da sie keinen Strom und Wasser mehr haben, z. B. das ganze Gebiet ab Las Norias bis El Remo. Bei der Rückkehr der Bewohner in diese Zonen wird man oft feststellen, daß die Gartenanlage zerstört ist (durch zuviel Vulkanasche und fehlende Bewässerung) – also grünes Paradies adé -, gar nicht zu sprechen von den möglichen Schäden an der Bausubstanz durch hohe Dachlasten.
Allgemein ist festzustellen, daß die Politik ihr Bestes zu geben versucht, aber naturgemäß ein wenig von der Situation überfordert ist. Konkret fehlt ein Masterplan zum Wiederaufbau vor allem erst einmal der Infrastruktur. Auf Anfrage kommt häufig „ya hablamos“ – also: belästige mich jetzt nicht mit diesem Thema – bzw. „ahora no es el momento“ – also: ich kann nicht zwei Sachen auf einmal machen – siehe Fähigkeit zum Generalstab vorstehend.
Eins sollte klar sein: nach dem Krieg (und das ist hier eine Art kriegsähnliche Verwüstung) werden immer mindestens zwei Sachen gebraucht und zwar sofort: Zement und Asphalt – beide sind derzeit kaum bzw. nicht in ausreichender Menge zu bekommen, da die entsprechenden Werke verschüttet sind und eine seriöse Planung für „sofort nach Eruptionsende“ nicht sichtbar. Im Bereich Riachuelo soll ein Uralt-Betonwerk mit Mini-Kapazität wiederaufgebaut werden – ein Tropfen auf den heißen Stein… – da werden die 200 Fertighäuser, die das Gobierno de Canarias kaufen will, wohl erst einmal sehr wenig Fundament haben.
Zum Abschluß also folgender Aufruf (nicht ganz uneigennützig): wer kann, möge die noch existierende lokale Wirtschaft, vor allem die „Kleinen“, nach Kräften durch Käufe dort vor Ort unterstützen.
Neil Spindler (info@yaya.es – info@deutsch-kanarische.com – +34.629.870.077)
Vielen Dank für die ausführliche Lageberichterstattung. So kann man sich das alles besser vorstellen. Während die seriösen Massenmedien entweder kaum oder veraltet berichten (s. Weltspiegel, wie ich gestern verlinkt hatte), die Boulevardmedien mit „La Palma versinkt unter Lava“ Panikmache schüren und die Wissenschaft verständlicherweise nur gesicherte Fakten und keinerlei Prognosen rausgibt, melden sich natürlich auch die relativierenden Stimmen à la „9 km² Lava sind nicht einmal 1,5 % der Inselfläche“ und „7.000 Leute von 86.000 evakuiert = 8%, das ist überschaubar“. Und wenn die Aufmarksamkeit auch z.B. bei El Time lange Zeit mehr bei Bananen, Hunden und Flugverkehr liegt und die Armee allenfalls Dächer freischaufelt, könnte man den Eindruck bekommen, alles halb so wild. Mag alles irgendwie stimmen, wirkt aber dann auch wieder verharmlosend. Kein Wunder, dass einerseits besorgte Ex-Urlauber am liebsten Carepakete schicken wollen und andererseits die Touristikbranche sagt „im Norden und Osten ist alles sicher, Urlaub ist möglich, Stornierungen unnötig“. Und irgendwo dazwischen liegt die Wahrheit.
Guten Tag,
das ist schwer zu sagen; bei etlichen Palmeros ist der Schock ja noch gar nicht richtig da, bezüglich der realen, täglichen Konsequenzen, die z. B. der Umzug von einer casa terrera mit Garten und mindestens Hühnern in eine Drei-Zimmer-Wohnung mit unmittelbar angrenzenden Nachbarn mit sich bringt.
Wie die Lage im Februar 2022 sein wird, hängt natürlich davon ab, ob der Vulkan dann schon Ruhe gibt. Und das beziehe ich ausdrücklich auch auf die Lage im Raum Tigalate – denn wenn dort die Nord-Süd-Verbindungen unterbochen würden, hätte La Palma in der Tat ein ernsthaftes Problem.
Unruhen, Plünderungen etc. wird es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht geben, dafür ist die Versorgungslage einfach zu gut und stabil.
MfG