UME als Kerntruppe im Vulkan Einsatz -
Fast 200 Soldaten der UME (Unidad Militar de Emergencias) sind mit ihrem Gerät auf La Palma im Dauereinsatz. Bereits kurz nach dem Vulkanausbruch am Sonntag 19. September um 15.12 Uhr, wurden die ersten 62 Soldaten der UME in Los Rodeos (Teneriffa) mobilisiert. Noch am Abend trafen sie mit ihren Fahrzeugen mit der Fähre auf La Palma ein.
Am nächsten Morgen wurde ein zweites Interventionsteam mit 64 UME-Soldaten von der Insel Gran Canaria entsandt, während ein Flugzeug der spanischen Luftwaffe mit einem Airbus 400 von der Halbinsel mit weiteren Soldaten zu der Insel startete, allesamt vom II Bataillon (BIEM II). Unter ihnen ist ein Atmosphärenkontrollteam der Technology and Environmental Emergency Intervention Group (GIETMA) aus Madrid.
Mit 67 Fahrzeugen und 3 Flugzeugen ist die UME nun vorübergehend in der leerstehenden Kaserne in Brena Baja stationiert. Es sind alles Spezialisten und Berufssoldaten, die bereits beim Vulkanausbruch des Eldiscreto im Jahre 2011 auf El Hierro oder mehrfach schon bei Waldbränden auf La Palma im Einsatz waren und in guter Erinnerung sind.
Gut organisiert und mit allem ausgerüstet
Im Grunde ist es eine militärische Katastrophenschutz Einheit, die mit allen technischen Geräten ausgerüstet ist und auf das gesamte miltärische Arsenal, wie Schiffe oder Flugzeuge, schnellstens zugreifen kann.
Die UME-Truppen sind direkt der PEVOLCA unterstellt und führen hier Überwachungsaufgaben durch, errichtet Kontrolllinien, um Kollateralschäden durch die Lavaströme zu minimieren oder begleiten die Bewohner der evakuierten Dörfer, um Hab und Gut aus ihren Häusern zu holen.
Zur Zeit wird meist Lavaasche von überlasteten Hausdächern entfernt und Zufahrtwege für die Hilfskräfte geräumt. Die UME hat den nördlichen Teil um Los Llanos und El Paso übernommen, während normales Militär sich um den Teil südlich der Lavaströme kümmert.
GIETMA-Mitarbeiter führen ihrerseits zusammen mit Mitarbeitern des Nationalen Geologischen Instituts (IGN) Luftmessungen zum Nachweis möglicher giftiger Gase durch. Insgesamt sind über 800 Einsatzkräfte der Polizei, IGN, Involcan, Hilfskräfte und Feuerwehren von allen Inseln im Einsatz.
Ist der Höhepunkt der Vulkanaktivität überschritten
Nach turbulenten Tagen scheint der Vulkan Cabeza heute etwas zu schwächeln. Die Abnahme des Tremors und die allmähliche Verringerung des Schwefeldioxidvolumens (SO2) in der eruptiven Säule sind „positive Zeichen“, die, wenn sie so bleiben, die ersten Anzeichen eines Rückgangs anzeigen würden – so die Pevolca.
Lassen wir uns aber nicht täuschen. Es kann auch nur eine Verschnaufpause sein, um dann wieder mit vollem Power loszuschlagen – meint auch die IGN.
11.20 Uhr - Mitteilung der IGN – Seit der letzten Stellungnahme wurden 124 Erdbeben in dem von der vulkanischen Reaktivierung von Cumbre Vieja betroffenen Gebiet lokalisiert , 11 dieser Erdbeben wurden von der Bevölkerung gespürt, wobei in drei. die maximale Intensität in der Epizentralzone III-IV (EMS98) erreicht wurde.
Das stärkste Erdbeben ereignete sich gestern um 10:43 (UTC) mit einer Magnitude von 3,7 mbLg in einer Tiefe von 14 km und mit Intensität III-IV auf der Insel La Palma. Im betrachteten Zeitraum wurden 8 Erdbeben in Tiefen von etwa 30 km lokalisiert, die restlichen Hypozentren des Zeitraums befinden sich in geringerer Tiefe, etwa 12 km.
Die Amplitude des vulkanischen Tremorsignals weist niedrigere Pegel ohne Verstärkungsimpulse auf. Das Netz der permanenten GNSS- Stationen der Insel zeigt keinen klaren Trend in der Deformation der Stationen, die den Eruptionszentren am nächsten sind, während in den weiter entfernten Stationen eine leichte Deflation aufrechterhalten wird, möglicherweise im Zusammenhang mit tiefer Seismizität. Angesichts des kalibrierten Bildes wird um 08:48 UTC eine Säulenhöhe von 3.200 m geschätzt. und die Aschewolke mit Süd-südöstlicher Richtung.
11.30 Uhr - Die Lavaströme vom Vulkan registrieren keine nennenswerten Fortschritte oder Ausweitungen, teilt am Donnerstagmorgen in der Aktualisierung des Eruptionsprozesses das Cabildo mit. Die meiste Energie konzentriert sich in der südlichen Zone.
11.50 Uhr – Regierungspräsident Pedro Sánchez kehrt an diesem Freitag nach La Palma zurück. Es wird seine sechste Reise seit Beginn des Ausbruchs des Vulkans Cabeza sein, um mehr über die Entwicklung der Situation auf der Insel zu erfahren. Sanchez scheint die Insel zu lieben.
12.40 Uhr – Der Direktor des Gesundheitsbereichs von La Palma, Kilian Sánchez , hat an diesem Donnerstag vor der Zunahme von Pathologien im Zusammenhang mit der psychischen Gesundheit auf La Palma infolge des Vulkanausbruchs gewarnt, sowohl bei Angstanfällen als auch bei anderen komplexeren Fällen.
„Das Schlimmste ist noch nicht gekommen“, da sich der Notfall noch in einer Anfangsphase befindet und „wenn der Vulkan erlischt und die Menschen ihre Realität zu 100% sehen, werden sie beginnen“ diese psychischen Probleme stärker an die Oberfläche zu bringen“.
12.50 Uhr – Geometrische Verteilung der oberen Mündungen des Vulkans Cabeza, sowie deren Emissionsmechanismen, aufgezeichnet am 2. November von einer Drohne.
📹Distribución geométrica de las bocas superiores del volcán de La Palma, así como sus mecanismos de emisión, grabadas el 2 de noviembre por el dron del @IGME1849 y del #GES del Gobierno de Canarias @AdmPcasGobcan pic.twitter.com/E46vlt5Rx2
— 1−1−2 Canarias (@112canarias) November 4, 2021
14.30 Uhr – Die Ruhe vor dem Sturm. Heute gab es noch kein stärkeres spürbares Erdbeben. Cabeza raucht auf Sparflamme dahin. Könnte mir vorstellen, dass im Laufe des Tages der im Lavakanal steckende Pfropfen noch gesprengt wird und sich ein lebhafter Abend/Nacht entwickelt.
16.14 Uhr – Der Vulkanausbruch behält seine Stabilität bei, mit einem Abwärtstrend bei der Emission von Schwefeldioxid (SO2) nach Schätzungen von Satelliten, obwohl für diesen Mittwoch 29.400 Tonnen pro Tag berechnet werden.
Die Leiterin der Vulkanologie des National Geographic Institute (IGN), Carmen López, hat detailliert beschrieben, dass der Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) einen „Aufwärtstrend“ von bis zu 1.850 Tonnen pro Tag markiert, während das vulkanische Beben einen leichten Anstieg zeigt und aus der oberen Magmakammer kommt.
16.20 Uhr - In 47 Tagen des Ausbruchs hat der Vulkan Cabeza bis zu 120 Millionen Kubikmeter Lavamaterial oder Magma ausgestoßen, eine Zahl, die vom Sprecher des Vulkanologischen Instituts der Kanarischen Inseln (Involcan), David Calvo, bestätigt wurde.
17.00 Uhr - Eine Crew von Feuerwehrleuten aus Lanzarote leistet Hilfsarbeiten in dieser ungewöhnlichen Vulkankatastrophe. Aschereinigung, Hilfe beim Abtransport von Gegenständen und Tieren oder Rettung von Tieren. Hier ein Fahrzeug aus Lanzarote von mir kurz nach der Ankunft im Hafen auf La Palma abgelichtet.
Wer sich über die Vulkangeschichte von El Hierro vor 10 Jahren informieren möchte. Dazu gibt es eine komplette Chronologie in Buchform von mir.
18.10 Uhr – Nachdem für Stunden der Flugverkehr heute wegen Vulkanasche ausgesetzt wurde, fliegt BinterCanarias wieder. Auch eine Iberia aus Madrid konnte landen.
- Fortsetzung folgt
„Das Schlimmste ist noch nicht gekommen“, da sich der Notfall noch in einer Anfangsphase befindet und „wenn der Vulkan erlischt und die Menschen ihre Realität zu 100% sehen, werden sie beginnen“ diese psychischen Probleme stärker an die Oberfläche zu bringen“.
Ich frage mich, wo die Besorgnis und Hilfe hinsichtlich der bei weitem schlimmeren, teils irreparablen, Schäden durch die grotesken Maßnahmen der Pseudopandemie seit 18 Monaten auf die physische und psychische Gesundheit der gesamten Gesellschaft, insbesondere der Kinder, ist.
@Biff:
Ja, es gibt sehr viele Dinge, über die man sich zurecht Sorgen macht.
Aber es gibt um uns herum viele Menschen, die das tun, und dabei viel hilfreiches beizutragen haben – die Zivilgesellschaft ist unser Rückgrat, und sie funktioniert.
Niemals (!) perfekt, aber völlig un-grotesk. Dies zu sehen fällt unter Druck sehr schwer.
Alles andere ist Äpfel mit Birnen verglichen, und es ist keine freundliche Kommunikation, den hier sehr direkt am Geschehen auf La Palma interessierten und teils betroffenen nun auch noch ihre geschichts- und perspektivlose Einbahnstraßen-Mentalität als quasi alternativlose Sichtweise mit aufs Brot zu schmieren.
Es ist bekannt, dass wir uns gemeinsam in einer schweren Krise befinden. Wenn Sie nur zündeln und verunsichern möchten, dann ist dies zumindest bei mir ausdrücklich nicht willkommen. Es führt zu nichts.
Ich denke mit der Aussage ‚das Schlimmste ist noch nicht gekommen‘ ist gemeint, dass die Menschen die ihr Hab und Gut, ihren Familienbesitz, also einfach Alles verloren haben, dieses noch garnicht realisieren haben können. Einerseits werden sie damit beschäftigt sein ihr Leben in der momentan Situation strukturieren zu müssen, andererseits unterliegen sie dem permanenten Stress tagtäglich mit dem Vulkan zu leben.
Und denk auch mal an diejenigen, die vllt wissen ‚mein Haus steht noch‘, deren Haus aber komplett in Asche liegt. Irgendwann werden diese Menschen zu ihren Häusern zurückkehren können und feststellen, tja, wie soll ich mich da ausdrücken, dass das Haus da ist, aber eben beschädigt. Denk mal die Gärten, wieviel Arbeit und Geld allein darin steckt… und alles ist eventuell kaputt.
Last, but not least, die Menschen werden wohl teilweise zukünftig ‚über die Insel verstreut werden‘, d.h. deine lieben Nachbarn sind nicht mehr in der Nähe.
Das alles werden die Menschen wahrscheinlich erst allumfassend begreifen können (weil begreifen tatsächlich auch was von ‚anfassen‘ hat) wenn sie vor Ort sein können.
Das war jetzt viel mehr, als ich eigentlich sagen wollte. Ich wünsche allen viel Kraft.
Vermutlich ist das längst erläutert worden, doch ich frage jetzt einfach noch mal nach: Auf dem eindrücklichen obigen Video von CSIC/IGME sind wieder mehrere Ausstöße gleichzeitig sichtbar, die jedoch unterschiedlich gefärbt sind. Wie erklärt sich das? Kommen die aus jeweils unterschiedlichen Tiefen?
@manfred: Der Link zu deinem Buch funktioniert zumindest bei mir nicht…
Dann einfach bei Amazon den Titel „Eldiscreto“ oder mein Name eingeben.
Wenn schon, dann doch gleich zur Quelle:
https://www.bod.de/buchshop/eldiscreto-manfred-betzwieser-9783848200580
Und selbstverständlich gibt es neben diesem Konzern A. seriöse deutsche Anbieter, wie:
https://www.osiander.de/shop/home/artikeldetails/A1022120148
oder auch:
https://www.buecher.de/shop/fachbuecher/eldiscreto/betzwieser-manfred/products_products/detail/prod_id/35425116/
um nur diese zu nennen.
Bei mir hat der Link funktioniert. Ich kann es im Moment aber dennoch nicht lesen, weil ich zwei andere Bücher lese und außerdem selber schreibe. Aber: Man kann so ein Buch auch auf die persönliche „Interessenliste“ setzen. Sollte man in so einem Fall unbedingt machen. Und da ich die Entwicklungen bezüglich El Hierro damals auch sehr genau verfolgt hatte und ich das alles sehr interessant finde, habe ich es für mich erst einmal genau so gemacht.
Übrigens: Nur keine Berührungsängste bezüglich „Books on Demand“, das ist eine ziemlich gute Sache, gerade für Themen und Bücher, deren Leserzahl für größere Verlage wirtschaftlich uninteressant sind. Habe es auch schon einmal genutzt, für eine Veröffentlichung im Jahr 2003, da war das alles noch relativ neu und aufregend. 😉
Danke für die Info! Manchmal sind es Ad-Blocker im Browser, die eine Anzeige verhindern.
Ein interessantes Resümee zweier Wissenschafler nach der Abreise von La Palma:
https://www.youtube.com/watch?v=sjeWLUgep28&ab_channel=ValentinTroll
Dr. Juan Carlos Carracedo ist der absolute Fachmann für Kanarische Vulkanologie. Er ist Professor an der Universität Las Palmas de Gran Canaria auf diesem Gebiet.
Wäre schön, statt nur Links großzügig zu verteilen, vielleicht auch mal zu schreiben, um was es geht. Nicht jeder hat ständig und immer schnelles Internet und Zeit, sich Videos anzusehen. Was ist denn nun das Resümee??
—> Einfach den Link abspeichern und später ansehen wenn das Netz besser, und mehr Zeit dafür ist…
@gert: Mehrere Resümees und Aussagen, natürlich. Keine weltbewegenden Erkenntisse, aber halt doch mit Gewicht, wenn aus fachlich berufenem Mund.
a) „Nature don’t play tricks“ (Zitat Dr. Juan Carlos Carracedo)
b) Der längste Ausbruch der Cumbre Vieja war 84 Tage (Durchschnittl. 55 Tage)
c) Das „Gesetz der Cumbre Vieja“: Man muss mit gelentlichen Ausbrüchen rechnen (Anmerkung: Die Magma kommt aus ca. 2900km Tiefe)
d) Vulkangegenden waren und sind für Menschen interessante Siedlungsgebiete. Lektion für Individuen kann nur sein: Versichern, versichern, versichern. Oder (in unserem Fall) die Wahlfreiheit des Wohnorts nutzen.
e) Der Ausbruch selbst wurde sehr gut ge-managed.
@gert
Könnte man das nicht dennoch auch ganz ohne schnelles Internet im Grundsatz einfach etwas freundlicher formulieren? 😉
12.50 Uhr – Geometrische Verteilung
Schau dar mal bei 1.08 minuten… Is da jeztzt ein Baum mittendrin?? 2 sogar?
(Rechts im Bild)
Die sollten doch total verbrennt sein bei diesen Temperaturen?
Holz hält sehr lange durch, bis es innen durchgebrannt ist.
Stimmt, 2 holzartige Stöcke, könnten mal Bäume gewesen sein.
Da das Video aber gerade dort sehr schnell abläuft ist, sind sie nicht einfach zu finden.
Das Video ist eine Bilder-Collage. Das IGME hat es auch in dieser Fassung veröffentlicht, die nicht so hektisch ist. Bei Sekunde 02 sieht man besagte Stelle mit diesen und weiteren Bäumen. Es handelt sich um den oberen Rand einer alten Krater-Topografie, innerhalb dessen der jetzige Eruptions-Riss mit seinen diversen Öffnungen entstanden ist.
Zur Frage von Ron, welche Temperaturen dort denn herrschen. Ab ca. 100 Grad Celsius beginnt die thermische Zersetzung von Holz (mittlere Dichte). Ab 230 Grad entflammt Holz, und ab 260 Grad brennt es (also auch ohne äußere Wärmequelle). Die letzteren beiden Temperaturen liegen niedriger, wenn das Holz bereits längere Zeit Temperaturen über 100 Grad ausgesetzt war.
Ergo: Falls die Bäume mal selbst gebrannt haben, dann nicht besonders lang. Verkohlte Rinde mancher Bäume ist eine gute Schutzschicht, viele Arten überleben relative problemlos die natürlichen Buch- und auch so manche Waldbrände.
Ich gehe aber mal davon aus, dass die Bäume – bzw. was von ihnen übrig ist – nur temporär Temperaturen über 230 Grad ausgesetzt waren. Dies ist gut denkbar, wenn man die thermische Situation rund um den Krater einbezieht. Bodennah strömt Luft den Kratern zu, um von den heissen Gasen mit nach oben gerissen zu werden, ähnlich wie bei einer Gewitterwolke. Das kühlt offenbar die denkbare Hitzestrahlung des heissen Aschebodens und der benachbarten Gas-Fontänen ausreichend ab.
Vielen Dank Herr Betzwieser für Ihre Arbeit und die stets interessanten, kompetenten sowie speziellen Informationen.