Krisenmanagement im Blindflug: Wenn die Flut oder Lava kommt, ist es oft zu spät
Alarmstufe: Erst, wenn das Wasser bis zum Hals steht, reagieren die Behörden. Gravierende Mängel und Parallelen zeigen sich jetzt bei der Hochwasserkatastrophe um Valencia und dem Vulkanausbruch auf La Palma. In Valencia mussten viele Menschen sterben, auf La Palma hatten wir Glück und es gab nur materielle Schäden. Die Alarmierung und die rote Warnstufe durch den Krisenstab kam in allen Fällen zu spät.
Für Valencia lässt sich Folgendes zusammenfassen:
- Verspätete Warnungen:
- Trotz einer Warnung der nationalen Wetterbehörde Aemet am Dienstagmorgen vor „extremer“ Gefahr, trat das zuständige Krisenstab in Valencia erst um 17 Uhr zusammen – fast 10 Stunden später.
- Die Zivilschutzbehörde in Valencia veröffentlichte ihre Warnung sogar erst um 20 Uhr.
- Einige der am schlimmsten betroffenen Ortschaften wurden Berichten zufolge erst nach 21 Uhr gewarnt.
- Mögliche Folgen der Verzögerung:
- Die verspäteten Warnungen könnten zur hohen Opferzahl beigetragen haben.
- Viele Menschen blieben tagsüber bei der Arbeit oder verließen nachmittags ihr Haus und waren dann den Wassermassen schutzlos ausgeliefert.
- Ausmaß der Katastrophe:
- Mindestens 213 Tote wurden bisher gemeldet.
- Es handelt sich um die schlimmste Flutkatastrophe in Spanien seit über 50 Jahren.
- Reaktion der Regierung:
- Nach Kritik wurden zusätzliche Soldaten und Polizisten in die Region entsandt.
- Insgesamt sind nun über 3600 Militärangehörige im Einsatz.
Diese Informationen deuten auf erhebliche Mängel im Frühwarnsystem und der Kommunikation mit der Bevölkerung hin. Es scheint, dass die Behörden die Situation zunächst unterschätzt haben und zu langsam reagierten.
Ersticken in Untätigkeit: Die fatale Reaktion auf den Vulkanausbruch auf La Palma
- Frühwarnung und Vorbereitung:
- Bereits am 13. September 2021 wurde der Aktionsplan für Vulkankatastrophen (PEVOLCA) aktiviert und die Vulkanampel auf Gelb gesetzt.
- Die Bevölkerung wurde angewiesen, sich auf eine mögliche Evakuierung vorzubereiten.
- Wissenschaftliche Beobachtungen:
- In der Woche vor dem Ausbruch gab es über 21.000 Erdbeben, die von Wissenschaftlern aufgezeichnet wurden.
- Am 13. September warnte der PEVOLCA-Ausschuss vor erhöhten Helium-3-Emissionen.
- Behördliche Maßnahmen:
- Am 18. September fanden Informationsveranstaltungen für die Bewohner statt.
- Die Warnampel „ROT“ wurde erst mit Eruptionsbeginn am 19. September geschaltet.
- Die Evakuierung begann zu spät, erst unmittelbar nach Ausbruch des Vulkans.
- Kommunikationsprobleme:
- Es gab offenbar Diskrepanzen zwischen den wissenschaftlichen Erkenntnissen und den offiziellen Mitteilungen der politischen Führung an die Öffentlichkeit.
- Einige Bewohner fühlten sich nicht ausreichend informiert.
- Rechtliche Aspekte:
- Es wird diskutiert, ob das Alarmierungsprotokoll gemäß Dekret 112⁄2018 vollständig eingehalten wurde.
Naturkatastrophen sind komplex und schwer vorherzusagen. Die Behörden müssen oft schwierige Entscheidungen zwischen Vorsicht und Alarmismus treffen. Die technischen Voraussetzungen (Messgeräte/ Sirenen/ Warn-Apps) waren vorhanden. Es lag am unentschlossenen und trägen Handeln der Führungskräfte.
Wenn jeder Bewohner bereits sieht, dass Lava oder Wasser auf ihn zufließt und er in Lebensgefahr schwebt, braucht es keiner behördliche Alarmierung mehr. Das hatten wir auch bereits im Jahre 2011 beim Vulkanausbruch auf El Hierro erlebt (siehe Vulkan-Blog).
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