Was hat die Natur da nur gemacht ?
Vulkanische Lehrstunde pur. Auf den jüngsten kanarischen Westinseln El Hierro (1,2 Mio. Jahre) und La Palma (1,8 Mio. Jahre) ist es schwer an den geologischen Zeugnissen der Entstehungsgeschichte achtlos vorbei zulaufen.
Natürlich bedarf es eines wachsamen Auges um Formationen und geologische Gesteinsfärbungen auch richtig zu deuten.
So führte mich in den vergangenen Tagen ein Familienausflug in das nur wenige Kilometer – nördlich von Santa Cruz de La Palma – liegende Gemeindegebiet von Puntallana.
Weinrot/Purpur bis Violett gehen die Gesteinsfärbungen und jede Menge an Lavahöhlen (Foto) und Felsüberhänge sind zu entdecken. Sehr eisenhaltige Lava erzeugte diese doch ungewöhnliche Farben (siehe auch Lavaschmuck). Aber nicht nur die mineralische Zusammensetzung sondern die Temperatur des Lavastrom von 650°- 870°C ist für den Farbton verantwortlich gewesen.
Geologische Strukturen werden sichtbar
Durch Witterungseinflüsse werden über die Jahrtausende diese Gesteinsschichten freigelegt und sichtbar. Auf der Aufnahme rechts haben aus den Bergregionen herabfließende Wassermassen ein Barranco (Flußtal) ausgegraben. Dabei kommen dann auch die alten Lavahöhlen zum Vorschein. Aufgrund der lockeren geologischen Lavastruktur sieht es unter La Palma wie in einem Schweizer Käse aus.
Unzählige Höhlensysteme mit Querverbindungen führen bei starken Regenfällen auch Wasser und erweitern und vergrößern die Kanäle. Viele Höhlen sind unbekannt oder noch nicht erforscht. Es ist oft gar nicht so leicht, an die schwer zugänglichen Höhleneingänge zu gelangen. Zudem ist das Lavahöhlensystem extrem Einsturz gefährdet.
Hier links haben wohl schon Forscher oder Kletterer versucht, in die Wand einzusteigen. Seile und Leitern sind aus der Ferne zu erkennen (siehe Markierung).
Es gibt für geologische Entdecker auf La Palma noch ein reiches Betätigungsfeld. Zur Zeit kann noch keine Lavahöhle von Touristen besucht werden.
Bis Ende des Jahres soll aber eine Teilstrecke im Lavagang des 1949 ausgebrochenen Vulkan San Juan auf der Westseite auch für Besucher zugänglich gemacht werden. Die Bau- und Sicherungs Maßnahmen sind bereits im Gange.
Felsabgänge legen Höhlen frei
Nicht nur phantastische und unwirkliche Gebilde, sondern auch die ocker bis gelbe Lava, brachte dieser Felssturz an das Tageslicht.
Besonders der auf dem Bild rechts liegende Lavabrocken ist weiß marmoriert. Ein Zeichen für besonders heiße Lava (1100°C), eingebacken in ockerfarbene geologische Gesteinselemente.
Der Blick auf den gesamten Querschnitt dieser Felswand zeigt oben die dünne und bewachsene Humusschicht. Darunter 2 bis 3 Meter feiner Picon, noch tiefer eine mehrere meterdicke feste Felsplatte in Ocker und die Basis in Purpur mit 2 bzw. 3 Höhleneingängen.
So sieht das Innere einer Höhle aus. Ob alles natürlichen Ursprung ist, vermag ich bei dieser Höhle nicht einzuschätzen. Oft wurden die Höhlen in der Frühzeit als Wohnhöhle oder als Tierstall benutzt und mechanisch erweitert.
Interessant ist bei diesem Hölleneingang die weiße Verästelung im roten Gestein zu erkennen. Es waren kleine Wasseradern die sich im Laufe der Zeit mit eingeschwemmten Mineralien zugesetzt haben. Auch wenn die weiße Farbe auf Kalk hinweist, muss es doch ein anderes Mineral sein, da Kalk hier kaum vorkommt.
Blaue Kristalle oder Edelsteine?
Aus dem hinteren Teil der Höhle habe ich dann noch ein besonders interessantes geologisches Unikat gefunden. Lava mit blauen Einschlüssen.
Im Original noch kräftiger leuchtend. Es war das erste Mal, dass mir eine derartige Verfärbung auf den Kanaren bewusst auffiel. Blaue Partikel eingebacken in weinrote Lava. Um welches Mineral oder geologisches Material es sich hier handelt – konnte bis heute noch nicht geklärt werden.
Blaue Steine sind mir eigentlich nur aus der Sahara bekannt. Dort waren es große blass-blaue Platten die vom Wind freigelegt wurden. Allerdings nicht so kräftig strahlend. Der mitreisende Geologe machte Verwitterungsprozesse für die Blaufärbung damals verantwortlich.
Es ist immer wieder überraschend welche Entdeckungen auch ich noch auf La Palma mache. Aber es ist und bleibt eine Insel der Tausend Überraschungen … wenn man nur die Augen richtig öffnet oder den Blick dafür hat.
Genauso wie die folgende fast vertikal verlaufende geologische Verwerfung. So lag die rötlich abgelagerte Lava sicher nicht immer – freigelegt durch den Strassenbau und nur aus der Ferne richtig zu bestaunen.
So entwickeln sich unsere familiären Sonntagsausflüge für alle zu mittleren geologischen Entdecker- und Abenteuertouren. Als nächstes möchte ich Ihnen eine Exkursion in eine fast unbekannte botanische Urwelt zeigen, wo keine Touristen hin kommen und Grimm‚s Märchen gespielt haben könnten. Es ist nicht Los Tilos oder Cubo de la Galga soviel sei jetzt schon verraten.
Das blaue Gestein ist vermutlich Kobalt. ‑Kommt auch in Lava von isländischen Vulkanen vor.