Wie groß ist die Terror-Gefahr auf einer Kreuzfahrt?
Sicherheit ist das A und O. Auch Kreuzfahrtschiffe können in das Visier von Piraten und Terroristen geraten. Der Verband Deutscher Reeder (VDR) warnt erneut davor, die Bedrohung der Seeschifffahrt durch Piraten als erledigt zu betrachten. Mehr als 100 Schiffe wurden im laufenden Jahr geentert.
Der britischen Vize-Admiral Clive Johnstone hält es in einem Interview für möglich, dass die Terroristen wie der Islamischer Staat (IS), Kreuzfahrtschiffe als geeignetes Angriffsziel für einen Anschlag ansieht.
Transparente wie „Security Warning Keep 50 Metres“ werden sicher keinen Terroristen abhalten (Foto oben). Gesehen an dem Flaggschiff Queen Elizabeth der Cunard-Line im Hafen von Santa Cruz de La Palma vor einigen Tagen.
Diese Banderole dient wohl mehr zur eigenen Beruhigung und als Besänftigung und Seelentrost für die Passagiere. Eine vorgegaukelte Sicherheit kann nur Erheiterung bei einem zu allem entschlossenen potenziellen Attentäter auslösen. Er wird ihn nicht davon abhalten, diese fiktive Abstandszone zu überschreiten.
Zudem ist die Botschaft nur aus kurzer Entfernung oder mit dem Fernglas lesbar.
Bereits bei Al-Qaida gab es nachgewiesenermaßen Gedankenspiele für Terrorangriffe auf Handels- und Kreuzfahrtschiffe. Schiffe mit bis zu 6000 Passagieren sind lohnende Ziele für einen terroristischen Anschlag mit großer Öffentlichkeitswirkung.
In Erinnerung ist noch die Entführung der ACHILLE LAURO im Jahre 1985 und Piratenangriffe auf die SEABOURN SPIRIT, die ASTOR oder die BALMORAL und MELODY 2009. Vergessen ist auch nicht der Sprengstoff Anschlag auf den US Zerstörer COLE im Hafen von Aden (Jemen). 17 US-Soldaten und zwei Terroristen kamen dabei ums Leben und viele Matrosen wurden verletzt. Ein Schlauchboot mit zwei Mann Besatzung und ein Zentner Sprengstoff haben ausgereicht.
Auch an Land sind Kreuzfahrt-Gäste nicht sicher vor Terror – wie das Beispiel im Jahre 2015 in Tunis gezeigt hat.
Was wird für die Sicherheit nun getan?
Kreuzfahrtschiffe haben die Möglichkeit Destinationen und Routen zu ändern und unverzüglich ihre Reiseroute anzupassen, um Gebiete mit erhöhtem Risiko zu umfahren.
Auch wird die Sicherheit an Bord groß geschrieben. Es erfolgen sowohl an Land als auch an Bord Personen‑, Gepäck- und Warenkontrollen.
Ohne Bordkarte können seit Herbst 2016 auf La Palma, La Gomera oder El Hierro keine Personen mehr das nähere Hafengelände um ein Kreuzfahrtschiff betreten. Vorbei sind die Zeiten wo direkt an der Gangway Freunde und Bekannte in Empfang genommen werden konnten. Die Sicherheit von Passagieren und Schiffen geht vor.
…und an Bord ist mit Personenscannern, Gepäckkontrollen, codieren Bordkarten und Videoüberwachung die Beaufsichtigung und Kontrolle perfektioniert.
Es ist allerdings ein Spagat zwischen Sicherheit und der an Bord von Kreuzfahrtschiffen zelebrierte Lebensstil, der auf Genuss, Spaß, Freizügigkeit und Unterhaltung ausgerichtet ist.
Eine trügerische Sicherheit, die für einen entschlossenen Terroristen allerdings leicht zu umgehen ist. Und was ist außerhalb des Hafen auf hoher See. Hier gibt es keine schützende Infrastruktur. Der Wille und ein kleines Boot, ein Flugzeug oder eine ferngesteuerter bewaffneter Drohnen reicht schon aus, um eine Katastrophe auszulösen.
Es war die Politik einiger Länder, im Nahen Osten und in Nordafrika Krieg und Elend zu erzeugen. Waffenlieferungen oder auch nur die logistische Unterstützung haben die Revanche förmlich heraus gefordert. Die entsprechende Quittung kommt jetzt und in naher Zukunft. Hier liegt die eigentliche Lösung des Problems.
Trotzdem versuchen die Kreuzfahrtreedereien und die Häfen alles in ihrer Macht stehende, um die Sicherheit der Kreuzfahrt-Passagiere zu gewährleisten. Es ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und Kreuzfahrt ein Stück Freiheit der westlichen Welt. Eine absolute Sicherheit ist allerdings eine Utopie. Ein Restrisiko bleibt immer bestehen.
Ich habe schon lange über dieses Thema nachgedacht. Im Prinzip ist es einfach.
Sigrun