Noch stimmt die Karibik Peilung nicht -
Nicht gut sieht es für den 71-jährigen Fass-Globetrotter Jean-Jacques Savin aus. Sein Fass treibt nach Nordwesten und damit aus der Strömung des Kanarenstrom, der ihn sicher in die Karibik führen sollte. Die alte Route die schon Christoph Columbus und andere Seefahrer in die Neue Welt brachten.
Der Start am 26. Dezember 2.008 von der Insel El Hierro verlief zunächst planmäßig Richtung Südwesten. Heftige Winde aus Süden änderten nach wenigen Tagen den Kurs seiner Tonne.
Seitdem treibt der Fass-Globetrotter immer weiter in nördliche Richtung. Nach 13 Tagen Seereise– heute am Dienstag, dem 8. Januar 2.019 – dümpelt Savin 240 Semeilen oder 386 Kilometer nordwestlich von La Palma.
Über sein mitgeführtes Satellitentelefon kann Savin ab und zu eine Meldung absetzen:
„Ich bin immer noch auf dem Weg nach Norden und das passt mir überhaupt nicht. Ich warte sehnsüchtig darauf, dass sich die Strömung ändert.
Gestern Morgen als ich die Luke öffnen wollte, ist der Deckel wieder zugeschlagen und hat mir zwei Finger eingequetscht. Zum Glück hat mein Ring den Schock abgefedert. Ergebnis ein blauer und ein offener Finger. Habe eine Schiene angelegt. Hand beruhigt sich wieder.
Dann wollte ich meinen wasserdichten Eimer leeren und da ist der Deckel mir entkommen und flog weg… ich war nicht schnell genug um in mir im Meer zurück zu holen.
Beim Mittagessen war ich froh noch Reste vom Couscous vom Vorabend zu haben. Eine Welle hat das Fass getroffen und das gesamte Geschirr auf den Boden geschickt. Seit ich weg bin, sehe ich keine Fische. Die Zeit ist noch nicht reif für die Fischerei …also warte ich bessere Bedingungen ab.
Die Moral ist gut und ich fühle mich gut, denn ich denke, dass endlich gute Winde eintreffen.“
Die Hoffnung stirbt zuletzt. Als zäher Bursche wird Savin (Fotos) sicher noch einige schwerere Prüfungen auf seiner langen Odyssee zu überstehen haben.
Wohin treibt der Fass-Globetrotter?
Zwei große Meeresströmungen (Karte Dr. Michael Pidwirny) gibt es im Nordatlantik. Den warmen Golfstrom (rot) an der amerikanischen Küste nach Norden und den kalten Kanarenstrom (blau) an der afrikanischen Küste nach Südwesten.
Wie in einem kreisenden Laufband nimmt die Strömung alles mit und befördert fast automatisch auch eine Flaschenpost von den Kanaren bis in die Karibik.
Wenn nun aber starke Winde unsere Flasche aus dem Kreislauf heraus katapultiert und ins strömungsfreie Outback kickt, entscheidet allein der Wind wohin die weitere Reise geht. Im Zweifelsfall mit dem Golfstrom in den Norden vor die Küste von Frankreich. Das wollen wir für den Franzosen Jean-Jacques Savin nicht wünschen.
Aber lange ist es noch nicht soweit. Erst ein kleines Stück seiner langen Atlantikstrecke ist geschafft. Auf der Google Grafik ist gelb La Palma markiert. Der Standort der Tonne liegt am Nullpunkt (rechts rot = Lanzarote). Noch liegt der Hauptteil seiner rund 5.000 km langen Seereise vor ihm.
Der Kanarenstrom fließt an der Westküste von Afrika bis nach Senegal und schlägt erst hier über die Kapverdischen Inseln seine Westdrift ein. Bleibt zu hoffen, dass der sonst übliche Passatwind aus Nordosten Savin in den nächsten Tagen oder Wochen Vorschub in den Kanarenstrom verleitet.
Ein Abenteuer in einem Fass das sonst noch niemand vor ihm gewagt oder versucht hat. Hier das letzte Foto kurz nach dem Start von El Hierro aus, bevor die Tonne am Horizont verschwand.
Viel Ausdauer und Optimismus mussten bereits die alten Seefahrer und ersten Auswanderer Richtung Amerika mitbringen. Mit Wind- und Segelkraft sassen sie allerdings auf steuerbaren Booten. Sich ganz allein auf die Natur- und Strömungsverläufe des Atlantik zu verlassen, kann nur ein Verrückter oder gnadenloser Optimist wagen. Wir werden noch sehen wohin der Weg letztendlich führt.
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