Ein gewagtes Unternehmen -
Obwohl die Reisewarnung des deutschen Auswärtigen Amt erst heute am 1. Oktober 2020 auch für die Kanaren erneuert wurde, will TUI ab kommenden Samstag Flüge zu den Inseln wieder aufnehmen.
Vorgesehen sind zunächst sieben Flüge mit 12.500 Sitzplätzen pro Woche mit Fuerteventura und Teneriffa und ab 4. Oktober mit Lanzarote und Gran Canaria. La Palma scheint zunächst nicht auf dem Programm zu stehen. Auf den Ostinseln hat TUI eigene Hotels und ist an der RIU-Hotelgruppe beteiligt. Mit Pauschalangeboten sollen diese Häuser möglichst schnell belegt werden.
Es ist natürlich ein zweischneidiges Schwert gerade auf den im Moment am höchsten mit Corona belasteten Inseln Gran Canaria und Fuerteventura Gäste abzusetzen. Nach dem spanischen akkumulierten Inzidens für 14 Tage liegen die Kanarischen Inseln bei 107,83, was nach der deutschen 7‑Tage Quote 51,73 pro 100.000 Einwohner entspricht.
Für alle Passagiere steht nach der Rückkehr ein kostenloser verpflichtender PCR Test und eine Quarantäneverpflichtung an.
Ignorieren die Urlaubsgäste die deutsche Reisewarnung?
Es wird sich zeigen, ob das TUI Angebot trotz der Reisewarnung und der Quarantäne angenommen wird. TUI setzt auf das Beurteilungsvermögen und die persönliche Abwägung des Reisegastes dieses Risiko einzugehen. Der kurzfristige Rücktritt von der gebuchten Reise in ein Risikogebiet ist noch jederzeit kurzfristig möglich.
Natürlich möchte der weltgrößte Reiseveranstalter TUI wieder Geschäfte machen und seine im Keller liegenden Bilanzen etwas auffrischen. Selektiv soll auch bereits vor dem Abbflug aus Deutschland ein freiwilliger Covid-19 Test am Flughafen durchgeführt werden. Wie dieser Test aussehen und welche Personengruppe selektiv getestet werden soll, ist nicht bekannt. Es wird bei diesem Verfahren nur eine Teilgruppe der Reisenden auf eine Infizierung getestet.
Ein umfassender PCR Test wird erst ab November für alle ankommenden Pasagiere direkt auf dem Flugplatz Pflicht. So ist es zumindest von der Kanarischen Regierung im Moment geplant. Infizierte Passagiere werden ausgesondert und in spezielle Quarantänequatiere gebracht. Die Quarantänezeit in Spanien beträgt 10 Tage.
Die Wirtschaft soll wieder laufen
Auch die Kanarische Regierung lobt den Mut von TUI trotz der herrschenden Reisewarnung Flieger auf die Kanaren zu schicken. Es geht ihr um die vielen Arbeitslosen und die 85.000 Erte (Kurzarbeit) Empfänger. So schnell wie möglich soll der Tourismus als größter Wirtschaftszweig wieder zum Laufen gebracht werden. Nach Monaten des Stillstandes lief Anfang Juli 2020 der innerspanische und begrenzt der internationale Fremdenverkehr wieder an.
Bis dann viele Herkunftsländer Spanien und später auch die Kanaren auf ihre Risikoliste setzten. Der 2. Knokout erfolgte.
Ob die ganze TUI Aktion nur ein Strohfeuer ist und der Coronavirus oder der erhoffte Gast einen Strich durch die Rechnung macht, werden die kommenden Wochen zeigen.
Gran Canaria, Fuerteventura und La Gomera stehen selbst auf der Kanaren-Ampel wegen der vielen Coronafälle auf „ROT“. Denkbar ungünstige Kandidaten für den Testlauf.
Mehr zur täglichen Covid-19 Entwicklung auch auf der Coronaseite.
Wenn ich wählen würde, kämen La Palma (aktiv 5 Fälle) mit Condor und bedingt El Hierro (aktiv 0 Fälle), aber nur über Teneriffa oder Gran Canaria erreichbar und vielleicht bedingt wegen wieder bereits ansteigender Fälle Lanzarote auf meine Urlaubsliste.
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