Vermehrte Beben innerhalb der letzten 24 Stunden -
Ein neuer Erdbebenschwall mit Erdbeben bis zu ML2,2 wurden im Süden von La Palma registriert. Seit Freitagnachmittag registrieren die Seismografen in Mazo und Fuencaliente eine vermehrte Bebenaktivität unter der Cumbre Vieja.
Es sind relativ schwache Erdbeben, die an der Oberfläche noch nicht wahrgenommen werden können. Das Epizentrum liegt im Bereich der vermuteten Magmakammer in 26 bis 33 Kilometer Tiefe. Auch kleine Oberflächenbeben in nur 3,4 km Tiefe, durch Gesteinsverschiebungen ausgelöst, wurden gemessen. Spürbar sind Erdbeben für den Menschen erst ab ML3.0.
Der stärkste Erdstoß lag gestern um 12.48 Uhr bei ML2,2. Auch zur Stunde dauern die Beben weiter an. Nur durch genaues beobachten und analysieren lässt sich die weitere Entwicklung abschätzen.
Welche Bedeutung hat dieser Erdbebenschwall?
Es ist nun der 5. oder 6. Erdbebenschwall in den letzten 3 Jahren. Zuletzt im Dezember 2020 gab es die letzte Bebenserie (siehe Beitrag „Wenn die Seismometer auf La Palma zittern“). Nach dem letzten Teneguia Vulkanausbruch im Jahre 1971 im Süden war lange Zeit Ruhe, aber nicht das Ende der Vulkanaktivität auf La Palma.
Auch ein über Jahre ruhender Vulkan bleibt im Innern aktiv. La Palma ist durch Vulkane entstanden und die geologische Entwicklung noch längst nicht abgeschlossen. Es wird neue Eruptionen geben und die Insel weiter wachsen. Sobald der Druck im Bereich der Magmakammer anwächst wird das Magma wandern. Im Extremfall bis zur Oberfläche. Druckentlastung in die Atmosphäre und Auswurf von Gasen und Lava bringt die ultimative Entspannung.
Noch keine Gefahr durch aufsteigende Magma
La Palma ist mit Messgeräten und Seismografen gespickt. Sowohl die IGN (Instituto Geográfico Nacional) und auch die kanarische Involcan (Instituto Volcanológico de Canarias) unterhalten ein dichtes Netz von GPS, Gasmessstationen oder Seismografen.
Jeder Vulkan-Rülpser wird sofort registriert und bewertet. Die Insel gilt seit Jahren als Kandidat für den nächsten Vulkanausbruch auf den Kanaren.
Leider oder Gott sei Dank hat die Nachbarinsel El Hierro die am gleichen vulkanischen System angeschlossen ist, vor fast 10 Jahren für eine Druckentlastung gesorgt. Mit dem Ausbruch des Meeresvulkan Eldiscreto im Süden der Insel wurde der Druck in der gemeinsamen Magmakammer abgebaut. Ausführlich habe ich mich damals mit der Entwicklung und dem Ausbruch des El Hierro Vulkans beschäftigt ( El Hierro Archiv ) und sogar ein Buch geschrieben.
Nach meiner Einschätzung sind Schwarmbeben Vorboten einer zukünftigen Eruption. Nicht heute und auch nicht morgen. Aber ein Vulkanausbruch wird kommen, ob in 5, 10 oder 20 Jahren. Nach heutigem Wissensstand gibt es eine rechtzeitige Vorwarnmöglichkeit.
Ob das politisch so gewollt und publiziert wird, seit El Hierro habe ich so meine Zweifel. Ich hatte damals gewarnt, der politische Krisenstab hat aber den Alarmzustand aufgehoben. Bis dann am nächsten Tag den Bewohnern von La Restinga fast die Lavabrocken um die Nase geflogen sind (Nachzulesen hier).
Wissenschaftlich ist vieles erforscht und einzuschätzen. Leider wissen die Astronomen auf dem Roque de Los Muchachos vor ihren Teleskopen mehr von den Galaxien, dem Mars und den schwarzen Löchern die in 1000 Lichtjahren entfernt liegen, als der Geologe oder Vulkanologe über das, was nur wenige Kilometer unter seinen Füßen passiert.
Der aktuelle Stand am Samstag um 17.00 Uhr Kanarenzeit
Die Beben halten nach kurzer Unterbrechung in den frühen Morgenstunden weiter an. Eine IGN Bewertung liegt noch nicht vor.
Update:
27.06.21 – 9.00 Uhr - Die leichten Beben halten weiter an. In den frühen Morgenstunden hat die IGN bereits 6 neue Erdstöße bis ML1,8 registriert. Das Zentrum liegt unter dem südlichen Mazo und Fuencaliente in 30 bis 33 km Tiefe. Es dürften horizontale Magmaverschiebungen sein. Ein vertikaler Aufstieg ist aus den Messergebnissen nicht zu beobachten.
Vulkanität der Bonita gut beschrieben. Man merkt, dass du dranbleibst. Danke für den Beitrag.
Danke León – Vulkanologie ist eines meiner Interessengebiete. Wenn man schon direkt auf einem Vulkan wohnt, will man auch etwas mehr wissen was unter der Erdoberfläche passiert.