Ein Wunder um die Kirche von Todoque sollte nicht sein -
Gestern Abend hat der vorrückende Lavastrom auch die historische Kirche von Todoque zum Einsturz gebracht. Innerhalb von Sekunden krachte das Bauwerk in sich zusammen. Auch Nachbargebäude wie das Gesundheitszentrum in dem 1300 Einwohnerort wurden unter den Lavamassen begraben. Selbst die Bauruine neben der Kirche scheint begraben worden zu sein. Ich hatte gestern von Tacande geschrieben, aber Todoque gemeint.
Zahlreiche Explosionen im Vulkankrater Cabeza förderte auch große Mengen von Magma aus 10 Kilometer Tiefe an die Oberfläche. Diese mit 1200° C extrem heiße Lava ist sehr flüssig und hatte es leicht auf dem Hauptstrom oberirdisch und unterirdisch in sogenannten Lavatuben der alten Spur Richtung Todoque und Meer zu folgen.
Mit 220 Metern pro Stunde dauerte es nur wenige Stunden das Ortszentrum und die Kirche von Todoque zu erreichen, den Ort zu durchqueren und Kurs auf den darunter liegenden Hügel zu nehmen. Es wird von der Pevolca erwartet, dass er kein großes Hindernis für die schnell fließende Lava darstellt und weiter durch die Bananenplantagen von Tazacorte bis zum Meer kommt. Die durchschnittliche Höhe der Lavawalze liegt bei vier bis sechs Metern Höhe und die maximale Breite der Zunge beträgt etwa 600 Meter.
Vorsorglich ordnete der Krisenstab eine Ausgangssperre der Bevölkerung von San Borondón, Marina Alta, Marina Baja und La Condesa in Tazacorte an.
Auch heute kann es zu kräftigen Eruptionen und Explosionen kommen
Der Leiter der Pevolca Morcuende erinnerte daran, dass es weiterhin Momente größerer Explosivität geben kann, die in einem Umkreis von etwa 5 Kilometern um das Emissionszentrum zu spüren sind und Glasbruch verursachen, daher ist es sehr wichtig, Vorkehrungen zu treffen.
In der vergangenen Nacht hat der Lavastrom das Meer noch nicht erreicht. Das dürfte heute passieren. Heiße Lava und kaltes Wasser wird kräftige weiße Dampfexplosionen auslösen. Es ist meist Wasserdampf, aber auch giftige Gase wie Schwefeldioxid, Helium usw. die in der Lava noch gebunden sind und dann ausgasen. Siehe dazu meine El Hierro-Seite.
Es waren giftige Dämpfe die 1971 beim Ausbruch des Teneguia auf La Palma das einzige Todesopfer forderte.
Was ist mit dem Flughafen La Palma
Der Flughafen Mazo bleibt bis auf weiteres geschlossen. Nachdem nun tagelang Reinigungskolonnen das 250.000 Quadratmeter große Areal geräumt hatten, kamen in der letzten Nacht der nächste Aschefall. Es macht im Moment wenig Sinn das Gelände wieder zu reinigen.
Die einzige Möglichkeit ist derzeit das Schiff und obwohl die Reedereien ab Montag den Betrieb verstärken werden – Fred Olsen wird mit drei Schiffe fahren – ist der Andrang riesig. Ohne Ticket im Hafen zu erscheinen ist fast aussichtslos überhaupt einen Platz zu ergattern.
Am Samstag verließen mehr als 3.000 Menschen Santa Cruz de La Palma mit dem Boot, am selben Tag wären es unter normalen Umständen 350 gewesen. Vielen Menschen wird es auf La Palma zu gefährlich und Urlauber müssen irgendwie zu ihrem Rückflug kommen. Die Situation kann sich noch Tage oder Wochen hinziehen.
Urlauber die in den nächsten Tagen La Palma besuchen wollten, muss ich dringend abraten. Umbuchen, Verlegen, nur nicht jetzt und in den kommenden Tagen auf die Insel kommen. Es ist kein Spaß oder Vergnügen und gesundheitsschädlich. Viele Straßen sind unpassierbar oder gesperrt. Selbst in San Jose oder San Pedro auf der Ostseite liegt heute eine 3 Zentimeter dicke Ascheschicht auf den Straßen und Plätzen.
„Das Leben auf La Palma ist sicher, das ist kein Krieg.“ – so der Direktor von PEVOLCA, Miguel Ángel Morcuende. Mehr Wunschdenken und derzeit nicht die Realität. Das Leben geht sicher weiter, aber wir leben im Moment nicht in einem normalen Lebensstil, sondern in einer extremen Ausnahmesituation.
12.00 Uhr - Heute kaum noch Beben um den Vulkan Cabeza. Auch die Lava-Aktivität hat stark nachgelassen. Dafür kräftige Erdbeben im Süden bei Fuencaliente bis ML3,2 alle aus 10 bis 11 km Tiefe.
12.30 Uhr – Der Vizepräsident des Cabildo de La Palma, José Adrián Hernández Montoya, hat in der Bilanz der ersten Woche des Ausbruchs angegeben, dass der Vulkan derzeit schätzungsweise etwa 400.000 Kubikmeter (m3) Lava-Asche auf den Straßen der Insel abgelagert hat. Vor allem auf der Ostseite.
Was könnte jetzt passieren?
13.10 Uhr - Der Vulkan Cabeza stößt wieder schwarzen Rauch aus. „Im südlichen Teil der Insel, insbesondere in Fuencaliente, gibt es einen kräftigen seismischen Schwarm in 10 km Tiefe. Das und die Tatsache, dass der Vulkan gestoppt hat, kann effektiv zweierlei bedeuten: Das System lädt sich mit Magma auf oder will woanders einen anderen Ausgang suchen.
Es könnten wieder explosive Eruptionen am Vulkan Cabeza erfolgen. Alternativ steigt die Magma im Süden auf und wir bekommen einen zweiten Vulkan in der Nähe des San Antonio/ Teneguia. Es bleibt jetzt einmal genau zu beobachten, was die Bebentiefe im Süden oder die Bodenverformung um El Paso macht.
14.10 Uhr - Der Tremor hat gegen 7.20 Uhr heute relativ abrupt aufgehört. Das könnte auch auf einen verstopften Lavakanal hindeuten. Magma steigt im Süden trotzdem weiter auf, bis der Druck das Hindernis wegsprengt. Das wäre auch eine mögliche Alternative für das doch ungewöhnliche Verhalten.
15.15 Uhr – Der Vulkan Cabeza, der sich derzeit in der absehbaren „Wiederaufladephase“ mit fast keiner Aktivität befindet, hat in nur 8 Tagen des vulkanischen Prozesses bereits 46 Millionen Kubikmeter emittiertes Material überschritten. Gestern kamen zu den 31, die in den Vortagen ausgegeben wurden, weitere 15 Millionen hinzu. Die globalen Daten wurden auf einer Pressekonferenz von der Direktorin des IGN, María José Blanco, bestätigt.
Die Dicke und das Volumen der Lava hat eine Oberfläche von 2,62 Quadrat Kilometer (wie auf der Karte zu sehen) und einer durchschnittlichen Höhe von mehr als 12 Metern im Lavastrom. An manchen Stellen liegt die Lava bis zu 50 Meter hoch.
16.30 Uhr -Trotz anderslautender Pressemitteilungen: Der Flughafen Mazo ist und bleibt geschlossen. Kein Flugverkehr heute möglich.
16.40 Uhr - Die Lavaströme bewegen sich trotz geringer Vulkanaktivität jedoch weiter … der des Südens mit einer sehr geringen Fließfähigkeit und der Nordstrom grenzt an den Todoque-Berg, der die territoriale Grenze zwischen Los Llanos de Aridane und Tazacorte darstellt. Es ist im Moment sehr unwahrscheinlich, dass heute noch das Meer erreicht wird.
Lavastaub Fallout
17.00 Uhr - Wie nach einem Schneesturm oder am Dia de Los Indianos mit Polvo sieht heute die Ostseite von La Palma aus.
Der kleine Unterschied, nicht in Weiß, sondern in Schwarz. Die Lava-Asche hat große Gebiete überdeckt. Bis zu 3 cm hoch liegt die Asche überall, ob auf dem Lidl-Parkplatz in Brena Alta oder auf einer Informationstafel am Mirador de La Concepción.
Gesundheitlich alles unbedenklich versichert die staatliche Pevolca. „Die Techniker weisen darauf hin, dass die Luftqualität gut ist und die Asche einen angemessenen Standard für die öffentliche Gesundheit hat.“
Mitnichten, wie viele internationale Instititutionen und Forschungseinrichtungen bestätigen. Wollen die uns verarschen?
18.00 Uhr – Das Forschungsschiff Ramón Margalef des Spanischen Ozeanographischen Instituts (IEO) ist vor Ort. Insgesamt besteht das wissenschaftliche Personal aus acht Forschern (Geologie, Mikrobiologie und Ozeanographie), zusätzlich zu zwei F & E & I‑Technikern und dem Drohnenpiloten. Einerseits werden sie die biologischen Prozesse untersuchen, die mit der massiven Ankunft von Vulkanasche im Meer verbunden sind, sowie die Möglichkeit, dass vulkanische Lava in den Ozean gelangt. Darüber hinaus werden sie Proben des Meeresbodens, des Wassers und der Organismen sammeln, um ein vollständiges Bild vom Betrieb des Vulkansystems von La Palma zu erhalten.
Auch die mögliche Existenz von Emissionsquellen unter Wasser, die Gase oder Lava freisetzen könnten, wird untersucht. Das Schiff kennen wir noch von El Hierro. Ich hatte damals die Gelegenheit die Situation an Bord zu beobachten und die professionelle Arbeit zu bewundern.
18.30 Uhr – Tazacorte: Die Lava ist zwischen 800 und 1.000 Meter vom Meer entfernt. Es gibt zwei Finger. Einer dieser Finger ist auf einen Hang gestoßen und es ist absehbar, dass er am Ende auf den anderen trifft, der sich in Richtung Süden des Berges Todoque bewegt. Der Lavastrom läuft sehr langsam, da der Nachschub fehlt.
18.35 Uhr – Mitteilung der IGN: Seit dem letzten Kommuniqué vor 24 Stunden am gestrigen 26. September gab es in der Eruptionszone nur eine geringe Seismizität mit nur einem Erdbeben der Stärke 2,5 (mbLg) um 21:03 UTC. An diesem Morgen, zwischen 4:00 und 7:00 UTC, hat sich in dem Gebiet ein seismischer Schwarm mit 16 Erdbeben in einer Tiefe von 7 bis 14 km ereignet.
Das größte Erdbeben ereignete sich um 06:05 UTC mit 3,2 (mbLg). Der Wert der mittleren Amplitude des vulkanischen Bebens blieb um die Mittelwerte des gestrigen Ausbruchs und begann ab 21:00 Uhr stark anzusteigen. Er erreichte heute um 00:00 Uhr einen Höchstwert und ist von diesem Moment bis 9:00 Uhr morgens stark gefallen, was mit Beobachtungen einer verringerten Oberflächenströmung zusammenfiel.
Das Netz der permanenten GNSS-Stationen der Insel zeigt eine leichte Deflation in der Vertikalen von LP03 und in geringerem Maße in der von LP04. Diese Ergebnisse sind mit denen kompatibel, die mit InSAR erhalten wurden, bei denen keine signifikanten Unterschiede zwischen den Sentinel1-Bildern vom 20. und 26. September beobachtet wurden.
Aufgrund der Abnahme der Ascheemissionen in die Atmosphäre hat das IGN heute Morgen eine VONA (Volcano Observatory Notice for Aviation) herausgegeben, die diese Abnahme und die Abnahme der maximalen Höhe der Eruptionssäule in den verschiedenen Impulsen mitteilt. Diese VONA wurde, wie in den Protokollen der Internationalen Zivilluftfahrt festgelegt, an das VAAC (Volcanic Ash Advisory Center) in Toulouse, das ACC Canarias (Area Control Center) und die AEMET (State Meteorological Agency) gesendet.
21.10 Uhr – Der Vulkan Cabeza brüllt wieder. Große Mengen an dünnflüssiger Lava werden ausgeworfen. Ohne große Beben hat die Aktivität wieder begonnen. Live Bilder auf https://rtvc.es/en-directo/ Auch der Tremor hat gegen 19.00 Uhr wieder an Stärke gewonnen.
- Fortsetzung folgt