2400 Erdbeben und hohe Temperaturen im Vulkankegel -
Auch ein Jahr nach dem Ende der Eruption werden im Vulkankegel 780 Grad hohe Temperaturen gemessen. Die Nachwirkungen des Vulkanausbruchs werden noch Jahre andauern. Hohe Gaskonzentrationen von Schwefeldioxid am Vulkankegel und hohe Kohlendioxidwerte im Lavastrom bei La Bombilla und dem ehemaligen Touristenort Puerto Naos im Küstenbereich machen auch zu Weihnachten 2022 das Leben dort noch unmöglich.
Vor einem Jahr, um diese Zeit, atmeten alle Palmeros erleichtert auf, denn seit der Nacht auf den 13. Dezember 2021 gab der Vulkan auf der Cumbre Vieja kein Lebenszeichen mehr von sich. Bis heute hat der Vulkan offiziell noch keinen Namen. Seitdem wurden auf der Isla Bonita 2.400 Erdbeben geortet. Die meisten von ihnen in der sogenannten Zwischenzone (9−12 km tief), wo die magmatische Intrusion am 11./12. September 2021 begann. Einige befinden sich auch in der Nähe der Oberfläche.
Somit setzt sich der post-eruptive Prozess innerhalb der Normalität fort. Das Gelände ist um bis zu 50 cm abgesunken und auch die Temperaturen im Kraterbereich haben einen deutlichen Rückgang von bis zu 250 Grad auf jetzt 780 Grad verzeichnet.
Das vom IGN durchgeführte Seismizitätshistogramm zeigt somit einen kontinuierlichen Rückgang vom Ende der Eruption bis zu einem Minimum um Juni und Juli 2022. Im August gab es einen leichten Aktivitätsanstieg, der seitdem wieder abnahm.
Der Prozess der Normalisierung wird noch dauern!
Anscheinend kann die gesamte seismische Aktivität mit der Abkühlung des verbleibenden Magmas im Untergrund zusammenhängen, und es kann Jahre dauern, bis auf der Insel wieder Ruhe herrscht. Vor den Schwärmen von 2017–2021 wurden auf La Palma etwa 10–20 Erdbeben pro Jahr festgestellt.
Ich hatte in vielen Beiträgen bereits seit 2018 vor einem Vulkanausbruch auf La Palma gewarnt. Als Hobby-Vulkanologe wurde mir aber kein Gehör geschenkt. Die staatlichen Institutionen IGN und Involcan haben die Aktivitäten immer als normale vulkanische Dynamik im Sinne ihrer Geldgeber verharmlost. Bei rechtzeitiger Warnung und Evakuierung hätten viele Güter und Werte noch in Sicherheit gebracht werden können. Aufgewacht und die in meinen Augen sinnlose Vulkanampel auf ROT geschaltet, wurde am 13. Septenber 2021 mit Eruptionsbeginn. Zu einem Zeitpunkt, wo jeder Bewohner den Ernst der Lage selbst sehen konnte.
Seit dem Ende des Ausbruchs wurden Studien durchgeführt, um die seismische Aktivität besser zu verstehen und das Überwachungssystem zu verbessern (Berechnungen von Fokusmechanismen, Entwicklung automatischer Ortungssysteme und Studien zur seismischen Aktivität vor dem Ausbruch).
Darüber hinaus wurden mehr als 100 hochauflösende Satellitenbilder mit SAR-Interferometrietechniken aufgenommen; in der Lage, Positionsänderungen von Punkten auf der Erdoberfläche unter Verwendung von Radarbildern bereitzustellen, die zu unterschiedlichen Zeiten über den interessierenden Bereichen aufgenommen wurden.
So war es möglich, eine akkumulierte Verformung von bis zu 50 cm an einigen Stellen des von den Lavaströmen des Ausbruchs von 2021 bedeckten Gebiets als Folge ihres Absetzens und Abkühlens abzuschätzen.
Ein staatliches System, das sicher gut messen, aber nicht rechtzeitig warnen kann. Für mich hat die kanarische Vulkanologie seit dem Ausbruch 2011 auf El Hierro keine großen Fortschritte gemacht. Es ist nicht die Wissenschaft, sondern die Politik, die Fortschritte lähmen und wichtige Entwicklungen massiv behindern.
Donnerstag, der 15. Dezember 2022
8.00 Uhr - Vor einem Jahr, nach 85 Tagen der Verwüstung, endete der Ausbruch des Tajogaite.
Hace un año finalizaba, después de 85 días de devastación, la erupción de Tajogaite. https://t.co/0aM5WblA8o pic.twitter.com/rZaUNIajpV
— INVOLCAN (@involcan) December 13, 2022
Freitag, der 16. Dezember 2022
13.00 Uhr - Die jüngsten Regenfälle, die auf La Palma gefallen sind, haben das Wachstum von Pflanzenarten in der Umgebung des neuen Vulkans Cumbre Vieja begünstigt. Die ersten Moose und Kiefern erscheinen.
Hallo Manfred,
soweit ich das verstanden habe, hatte man einen Ausbruch bei Las Manchas erwartet, und die Bewohner dort wurden auch recht klar darüber informiert, dass man damit rechnen müsse, sehr kurzfristig zu fliehen. Aber wenn Las Manchas evakuiert worden wäre, hätte das nicht viel genützt. Und wenn das ganze südliche Valle de Aridane evakuiert worden wäre, wo hätten die ganzen Leute hingehen sollen, mit potentiell mehreren Wagenladungen an Gütern? Ich glaube, das hätte mehr Ärger gegeben, als bei dem praktizierten Vorgehen. Erst recht, wenn der Ausbruch vergleichbar mit dem von San Juan gewesen wäre, bei dem viel weniger zerstört wurde. Und so schlimm hatte man das Ganze wohl nicht erwartet.
Ganz schlimm wäre es gewesen, wenn Leute aus Las Manchas mit ihrem Hab und Gut nach El Paraiso geflohen wären. Da war es so rum besser.
Ob man solche Vulkanausbrüche jemals so genau voraussagen können wird, dass man die richtigen Menschen rechtzeitig evakuiert? Ich glaube, wir werden das alle nicht mehr erleben. Es hängt natürlich auch von der Art des Vulkans ab. Bei dem Ätna, der viel öfter ausbricht, mag das etwas leichter sein. Beim Vesuv, der alle paar tausend Jahre ausbricht (und der auch mal wieder dran wäre…), vermutlich noch viel schwieriger, zumal man dort den gesamten Großraum Napoli evakuieren müsste.
Liebe Grüße aus Südhessen
Christian Steiner