Wunsch und Wirklichkeit -
100% Grüne Energie für eine ganze Insel. Die kleine Kanareninsel El Hierro mit rund 7000 Bewohnern sollte komplett mit Windenergie versorgt werden. Das war die Zielvorgabe als vor mehr als 10 Jahren das einmalige Gorona-Energieprojekt gestartet wurde.
Die erste emissionsfreie und Energie autarke Insel der Welt. Das war der Hammer und zog das internationale Interesse von Anhängern, Sympathisanten der Grünen Energie und auch der Presse an. Aus allen Erdteilen kamen Abordnungen und Regierungsvertreter um sich das Konzept näher anzuschauen. El Hierro war stolz – nicht nur einen aktiven Vulkan (Eldiscreto-Eruption 2011), sondern auch eine zukunftsweisende und vielleicht brauchbare Grüne Energie Projektierung vorzeigen zu können.
Zunächst war geplant das Stromnetz und später auch alle Kraftfahrzeuge auf natürlich erzeugten Strom umzustellen. Fossile Brennstoffe wie Benzin, Diesel oder Schweröl sollten komplett von der Insel verbannt werden. Nur für Notfälle wird das alte Schweröl-Kraftwerk am Hafen von Puerto de la Estaca in Reserve gehalten. Soweit die Zielvorgabe und die Theorie.
Wurde durch die Grüne Energie etwas verändert?
Seit Juni 2014 ist das Energieprojekt nun in Betrieb. Zunächst in der Erprobungsphase und seit über einem Jahr im Endzustand und im Voll-Lastbetrieb.
Der Strom kommt nach wie vor aus der Steckdose. Der Strompreis hat sich außer der normalen periodischen Erhöhung nicht geändert. In Spanien ist die Kilowatt-Stunde (0,24 €) unabhängig von der Art der Erzeugung fast einheitlich. Müssten die Bewohner von El Hierro aber die tatsächlich angefallenen Kosten durch die Grüne Energie (rund 0,81 €) auf der Insel zahlen, wäre die Freude sicher schnell erloschen. Der Strompreis würde sich dann mehr als verdreifachen. Hier die Strompreise in Europa.
Die Luft wurde etwas reiner. Rund 40% weniger Emission wird noch in die Atmosphäre geblasen. Das ist keine wirklich für den Bewohner spürbare Entlastung und auf einer ohnehin Industrie-freien Insel nur eine als Analyse messbare Verbesserung – aber immerhin. Rund 16.500 Tonnen CO2 sollen weniger ausgestoßen und 5.000 Tonnen fossile Brennstoffe weniger verbraucht worden sein – so die Betreibergesellschaft Gorona in ihrem jüngsten Bericht vom 9.August 2016.
Vier Elektro-Tankstellen wurden für sieben derzeit auf El Hierro fahrende Elektro- Pkw‚s errichtet – die sich fast alle in kommunalen Besitz befinden. Also qualmen die Autos weiter über die Straßen.
Erstmals wurde im Monat Juli 2016 - 67% des nachgefragten Stromes aus regenerativer und Grüner Energie erzeugt – so die Inselpräsidentin Belén Allende. Ein Wert der optimistisch stimmt, aber nur die Zahlen eines Urlaubsmonat im Sommer widerspiegelt. Über die letzten 12 Monaten gesehen liegt die natürlich erzeugte Energie großzügig gesehen weiter unter 50%.
Ganze 37,8% wurden etwa nach dem engl. Energy Matters in diesem Zeitraum durch Wind/Wasser auf El Hierro nur erreicht.
100% Grüne Energie war die Vorgabe, ein Wert den heute selbst ein Optimist wie ich, für nicht mehr erreichbar hält. Der Betreiber möchte natürlich sein Projekt als gelungen darstellen. Aber „Schön Reden“ hilft der Sache nun auch nicht weiter. „Statt nach Lob trachte lieber danach, nicht getadelt zu werden“ = chin. Sprichwort.
Wo liegt nun das Problem?
Ursachen und Fehler müssen gesucht werden. Die führenden europäischen Köpfe waren bei der Planung und dem Bau beteiligt. Das beste Wissen und die neueste Technologie wurde in das ehrgeizige Vorhaben gesteckt.
Ist eine 100%-ige Versorgung auch einer kleinen Insel überhaupt möglich?
Solange der Wind beständig und gleichmäßig weht kann der komplette Strom erzeugt werden. Bleibt der Wind aber aus, muss auf die im Wasser gespeicherte Energie im Staubecken zurück gegriffen werden. Ein Vorgang der Zeit benötigt und kräftige Schwankungen im Stromnetz verursacht. Ohne das helfende alte Dieselkraftwerk wäre ein „Blackout“ die Folge. Als autarke Insel gibt es keine Möglichkeit schnell benötigten Strom von einer Nachbarinsel zu beziehen. Auch müssen Strom-Überschüsse sinnlos verpuffen.
Das Hauptproblem dürfte also die träge Umschaltphase sein. Sinnvoller wäre vielleicht gewesen, ganz auf die Wasserkraft zu setzen. Dazu sind ein größeres Speicherbecken oder besser mehrere Speicherbecken auf dem Berg notwendig. Große Becken bersten leicht – wie auf La Palma erlebt. Auf einer durch Erdbeben gefährdeten Insel besteht immer die Gefahr eines Dammbruchs (Foto: unteres Auffangbecken während der Bauphase)
Die Windkraft wäre dann je nach Verfügbarkeit für die Entsalzung und die Pumpen zur Nachbefüllung des Speicherbecken einsetzbar. Genau der umgedrehte jetzige Ablauf.
Nicht die Energieerzeugung, sondern die Speicherung und die schnelle Verfügbarkeit der benötigten Energie dürfte also der Knackpunkt sein. Daran sollte gearbeitet werden. Ein Pilotprojekt kann immer Kinderkrankheiten oder auch Planungsfehler in der Praxis ans Licht bringen.
Fehler erkennen – daraus Lernen und für Abhilfe sorgen und nicht eine „halbe“ Fehlkonstruktion verteidigen. Es ist kein Beinbruch oder eine Kränkung für El Hierro. Führende Ingenieure und europäische Planungsbüros waren beteiligt …und haben es bisher nicht geschafft die 100%-ige Regenerative Energieversorgung umsetzen. Stillstand und auf den Lorbeeren auszuruhen ist nicht die Lösung und bedeutet nur Rückschritt.
Sicher ist es mit geeigneten Mitteln möglich die Energiebilanz mit Grüner Energie zu erhöhen. Beharrlichkeit und Eifer waren immer schon ein Markenzeichen der Herreños. Mit etwas zielgerichtetem Power lässt sich bestimmt auch diese Klippe noch meistern.
Das System, entwickelt von Gorona del Viento erfüllt nicht seine Ziele. Ich werde erklären, warum und welche Änderungen am System erforderlich sind, um es wie beabsichtigt zu arbeiten.
https://scottishscientist.wordpress.com/2015/04/03/scientific-computer-modelling-of-wind-pumped-storage-hydro/comment-page‑1/#comment-283
Unter der Annahme, El Hierro Spitzenbedarf ist 7.6MW
Setzen Sie den 7.6MW Spitzenbedarf in meine Empfehlung Gleichungen
Energie speichern = 1,11 Tage x 7.6MW = 8,436 MW-Tage = 202,5 MWh = 729 Gigajoule
Unter der Annahme, den Kopf zwischen den zwei Reservoirs 655 Meter sein, das Volumen des Reservoirs erforderlich ist
Volumen = Masse / Dichte
Volumen = Energie / (g x Kopf x Dichte)
Volumen = 729000000000 / (9,81 x 655 x 1000)
Volumen = 113.500 m³
So scheinen die GdV Stauseen groß genug sein und keine Änderung an den Stauseen ist nicht erforderlich.
Lassen Sie uns nun die empfohlene jährliche maximale Windkraft finden
Jahreshöchstwindkraft = 5,5 x 7.6MW = 41.8MW
während nur 11,5 MW Turbine Nennkapazität von Wind installiert
Ich bin mir nicht sicher, was die Jahreshöchstwindkraft ist jetzt (8 MW ist die maximale MW 4 hier in Figur gezeichnet), so nehmen wir an, dass 8MW die jährliche Spitzenwindenergie jetzt ist.
Jetzt – erforderlich – Faktor Anstieg im Vergleich zu den bestehenden
8MW – 41.8MW – 41,8 / 8 = 5,2‑mal mehr Windkraft installiert werden muss, zu einer Gesamtnennkapazität von 5,2 x 11,5 = 59.8MW
Executive-Abschluss.
Die El Hierro GdV Windkraftanlagen werden unter betriebenen um den Faktor 5 im Vergleich zu dem, was für eine erfolgreiche Systemdesign benötigt werden erneuerbare auf Anfrage Leistung 24/7/52 100% zu erreichen.
Die Empfehlung ist, dass zusätzliche Windenergieanlagen mit einer Gesamtkapazität von 60 MW installiert werden.
Scottish Scientist
Unabhängige wissenschaftliche Berater für Schottland
https://scottishscientist.wordpress.com/
Hallo Gisi,
für kleinere Energiemengen ist das heute schon möglich. Für große Energiemengen wie für eine Insel nur über die in Wasser gespeicherte Energie-Menge.
Das Problem ist die schnelle Verfügbarkeit. Mit einer Batterie ist das theoretisch möglich. Nur braucht man eine riesige Anzahl davon und dann die Kosten …
Es wird weltweit daran gearbeitet – eine Lösung ist aber noch nicht in Sicht.
Herzliche Grüße aus La Palma
Manfred
hallo herr betzwieser,
sehr interessant ihr bericht.
vielleicht sollten sich die „grünen-energie-hersteller“ -> wind‑, wasser- und solartechnik zusammenschließen.
meines wissens stellt die solartechnik inzwischen große leistungsfähige speichermodule her, die überschüssige energiestromgewinnung speichern und bei bedarf dann abgeben.
und nein, ich bin weder verwandt noch verschwägert mit der fa. SMA, niestetal bei kassel 🙂 .
mit freundlichen grüßen
gisi aus kassel