Das ultimative Abenteuer auf dem Atlantik -
Als Flaschenpost treibt Jacques Savin nun bereits seit 45 Tagen einsam vor La Palma auf dem Atlantik.
Nur der Wind und die Meeresströmung bringt ihn in Fahrt. Ein Experiment, ein Wagnis oder nur der blanke Irrsinn. Ein Abenteuer das viel Zeit und Mut erfordert. Irgendwann kommt jede Flaschenpost wieder an Land. Dieser Glaube treibt den 72-jährigen Franzosen an (Fotos Savin/TESA). Sein Motto, die Triebfeder und auch die Hoffnung auf einen guten Ausgang. Das gewünschtes Ziel ist die 5000 Kilometer entfernt liegende Karibik auf der anderen Seite des Atlantiks.
Die Flaschenpost, in der sich der Abenteurer Savin befindet, ist mehr ein Fass. Eine Hightech Tonne mit modernen Navigations- und Kommunikation Geräten. Aus Platz und Gewichtsgründen aber doch spartanisch eingerichtet und ohne jeden Antrieb oder ein Segel.
Interessant das Flaschenpost Experiment zu beobachten
Nach dem Motto:
»Für einen, der nicht weiß, welchen Hafen er ansteuert, ist jeder Wind der richtige Wind.«
Lucius Annaeus Seneca (1−65 n.Chr.) – dümpelte die Flaschenpost die ersten Wochen in die falsche Richtung. Kräftige Südwinde trieben die Tonne im Zickzack-Kurs nach Norden.
Am 20. Tag auf See schrieb Savin:
„Das Meer ist ruhig. Habe Dachluke offen. Der Vogel sitzt auf dem Dach. Mache meine Wäsche und hänge sie an der Sonne auf. Bügeleisen habe ich nicht. Sehe durch die Unterwasserluke einen großen Fisch. Er folgt mir. Immer wieder treibt mich der Wind nach Norden. Ich komme mir vor wie Sisyphus. Ich will Richtung Karibik – nicht nach Norwegen …“
Inzwischen stimmt die Windrichtung und die Fahrt geht gen Westen. Gestern befand sich das Fass rund 1422 Kilometer westlich von La Palma.
Aus seinem Tagebuch
22. Tag
„Ein Tanker fährt vorbei. Etwa 1.5 Meilen. Versuche ihn per VHF zu erreichen: keine Antwort. Ich produziere entsalztes Meerwasser. 1800 Mal muss ich pumpen für 4.5 Liter Trink- und Kochwasser. 50 Mal mit dem rechten Arm, 50 Mal mit dem linken. Sportlich! Es stürmt den ganzen Tag. Die Wellen und der Wind drehen mich wie einen Kreisel.“
32. Tag
„Jetzt beginnt der Sturm, urplötzlich ist er da und tobt! Da kann man nur befehlen: „Alle Mann in die Unterkünfte!“ Mein Fass leidet sehr stark unter den Wellen, es schüttelt, rüttelt, schwingt und ächzt, dreht sich um die eigene Achse und überschlägt sich fast. Gut und gerne waren es 90 Grad! Der Fußboden stand senkrecht, meine Ausstiegsluke lag minutenlang unter Wasser! Teuflisch, der Sturm. Ich hatte Angst um das Boot, aber es hat alles überstanden! Den ganzen Tag über folgen extreme Stürme hintereinander, mit heftigem Regen, der die tobenden Wellen erdrückt.“
33. Tag
„Körner auf Körner am Abend, es hagelt brutal. Der Wind nimmt ab, aber der Hagel und die verrückten Wellen greifen die Kapsel an.
Auf meiner von vier Gürteln gehaltenen Koje lese ich ein Buch und dann gegen 00.30 Uhr schlafe ich ein. Um 2.00 Uhr ein Kanonen-Schuss, denke ich im Halbschlaf. Eine Riesenwelle!
Mein „Diogenes“ legt sich um 90 Grad auf die Seite, dreht sich, steht stolz auf, bereit für den nächsten Angriff. Ich inspiziere meine Umgebung, alles ist in Ordnung! Ich schwimme in einem „Super-Sturm“! Er greift den hinteren Teil mit voller Kraft an, der Lärm ist unglaublich und überraschend. Dazwischen ein plötzlicher Stopp. Mein Körper rutscht trotz der drei Gurten gegen die Wand. Ohne Schaden an meiner Person!
Ein Blick auf die Heckscheibe, nicht gebrochen oder gerissen, wir hatten sie hoch genug positioniert, dann ging die Fahrt weiter bis zum nächsten Szenario, das dreimal in der Nacht stattfand. Ich schätze, dass „Diogenes“ neunmal um 90 Grad gekippt wurde. Ich dankte Jérôme (Chef der LACAZE-Werft in Arès), der meinem „Boot“ mit Epoxid-Sperrholz die große Stabilität gab. Er hatte zuerst eine Probe vorbereitet, um mir die Stoßfestigkeit zu zeigen. Ich konnte ruhig wieder einschlafen. Die Sonne ist zurückgekehrt, der Wind ist bei 30 km/h und fällt auf 20. In drei Tagen dreht er sich um und schiebt mich nach Süden, sagt die Wettervorschau. Mal abwarten! Das Leben ist nicht schön! Das Leben ist nicht schön!“
Etwas Angst und Sorge bei viel Einsamkeit
Wer glaubt, dass eine Flaschenpost ruhig über das Meer dümpelt, bekommt hier einen kleinen Eindruck vom chaotischen Innenleben. Langeweile dürfte für Savin nicht aufkommen. Was passiert, wenn das Fass leck schlägt oder gar von den Wellen verschluckt wird? Gedanken, die für den Abenteurer erst gar nicht aufkommen dürften.
Noch liegt der Hauptteil der Seestrecke vor ihm. Ob die kalkulierten drei oder vier Monate ausreichen? Und wie lange reichen die Nahrungsvorräte noch? Dazu in einigen Tagen mehr …
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