Isolation, Leere und keine Langeweile -
Keine Wanderer am Roque Niquiomo über Mazo und keine Gäste am Badestrand von Los Cancajos. Wer soll auch die Freizeit- und Urlaubsmöglichkeiten von La Palma nutzen, wenn keine internationalen Besucher wegen der Coronakrise einfliegen können.
Seit Montag sind Wandern und Baden auf La Palma und den Nachbarinseln Teneriffa, La Gomera oder El Hierro wieder möglich. Zunächst nur für Einheimische und wahrscheinlich ab dem Monat Juli auch für internationale Gäste, wenn Flugzeuge wieder kommen dürfen und die Hotels geöffnet haben.
Solange kann die Stille und Einsamkeit von La Palma genossen werden. Eine ausgedehnte 5‑stündige Wanderung zur Felsnase Niquiomo bei der ich nur eine Gruppe von drei Mountainbiker getroffen habe. Fast die ganze Insel alleine. Auch nicht schlecht. Wobei ich meist Routen auswähle, die weit vom Schuss entfernt liegen und daher kaum frequentiert sind.
Der Roque Niquiomo mit seinen kleinen Geheimnissen
Der Roque Niquiomo ist ein alter Vulkankegel oder der Rest eines Vulkanschlotes (da bin ich mir nicht ganz sicher), der über Jahrtausende hinweg von der Erosion modelliert wurde. Die Südostseite ist vor Jahrhunderten schließlich abgebrochen und zu Tal gerutscht.
Niquiomo, diesen Namen erhielt der Roque zum Andenken an einen Guanchen-Jüngling, der sich der Legende nach gemeinsam mit seiner Geliebten Mirca um 1492 von spanischen Bluthunden gejagt vom Gipfel des Felsens in den Tod stürzte.
Es sind gut 100 Meter Höhenunterschied vom Sockel bis zur Felsspitze. Oben sitzt eine fest installierte seismografische Messstation (heller Fleck) des Instituto Volcanológico de Canarias, die die Erdbebenaktivität auf La Palma registriert und aufzeichnet.
Am Fuße des erhabenen Felsen liegt die geheimnisumwitterte „Teufelshöhle“. Eine große Lavahöhle mit einer ergiebigen Quelle, die schon zur Guanchenzeit eine wichtige Rolle für die Wasserversorgung der Einwohner gespielt hat. Vor Jahren bin ich hinab gestiegen und habe darüber einen Beitrag geschrieben („Höhlenabenteuer im Teufelsloch“ zum Nachlesen).
Es gibt mehrere Wanderwege um das weithin sichtbare Wahrzeichen, den Nasenfelsen von Mazo, zu erreichen. Nur zu Fuß oder auf dem Esel sind die zeitweise sehr steilen Streckenabschnitte zu meistern. Dafür entschädigt aber dann das Ziel.
Auch das sonst recht quirlige Touristenzentrum Los Cancajos in Brena Baja mit seinen Hotels und Appartementanlagen gleicht jetzt mehr einer Geisterstadt. Nur die Eisdiele, SPAR Supermarkt und die Apotheke hat geöffnet. Für wen auch? Außer ein paar Langzeitgäste und der patrouillierenden Lokalpolizei ist niemand auf weiter Flur zu sehen.
… und das soll Urlaub sein?
Auch wenn sich ab Juli 2020 einige Touristen mehr hier einfinden, wird es nicht mehr so wie vorher sein. Mit Masken im Flugzeug, im Transferbus oder beim Einkaufen. Abstand halten am Strand und am Pool und Wellness nur mit Einschränkung.
Keine Selbstbedienung am Buffet mehr und All-inclusive ist Vergangenheit. Warteschlangen in bekannten Abstandsmarkierungen und in Geduld üben. Zumindest solange bis ein wirksamer Impfschutz entwickelt wurde.
Ob Fluch oder Segen, das wird sich noch zeigen.
Frei darf man sich nur in der Natur bewegen. Einzeln oder in kleiner Gruppe dürfte es auch in Zukunft keine große Beeinträchtigung beim Wandern geben. Keine bekannten Massenziele wie Mirador de la Cumbrecita oder Los Tilos. Dafür individuelle und genauso interessante Sehenswürdigkeiten, die nicht ganz so bekannt und überlaufen sind.
Da radle ich doch lieber Maskenfrei in Sonne und 23 Grad meine täglichen 120 km durch den Teutoburger Wald. Die Pause wird mit einer zünftigen Brotzeit, Tapas und einer Flasche Rioja aus der Packtasche gefeiert.