Das Trauma und die Vulkan-Wunden beherrschen nachhaltig den Alltag -
Auch sechs Monate nach dem Ende des Cabeza Ausbruchs sind die Vulkan-Wunden noch offen und überall auf der Insel zu spüren. Der Vulkan verursachte nicht nur große Landschaftsveränderungen, er hat auch in den Köpfen und der Psyche der Menschen einen tiefen Riss verursacht.
Trotz aller Bemühungen der Behörden und Institutionen prägt das Grauen und der Schmerz im Aridanetal weiter täglich die Gedanken und das Handeln. Die Vulkan-Wunden sind noch nicht verheilt und werden über lange Zeit Narben und Risse behalten.
Die Natur Katastrophe kam mit Vorankündigung
Am 13. Dezember 2021 um 22.21 Uhr beendete die PEVOLCA der Kanarischen Regierung den Vulkan-Notfallplan zum Ausbruch des Cabeza. Er hatte La Palma 85 Tage und acht Stunden lang in Atem gehalten hatte. Jetzt sind über sechs Monate vergangen, seit der Vulkan für immer verstummt ist und der gewaltigen Aufgabe Platz gemacht hat, all die Schäden zu lindern, die er angerichtet hat.
Nach Jahrzehnte langer Ruhe meldete sich der Vulkan unter der Cumbre Vieja bereits im Jahre 2018 mit ersten Schwarmbeben an. Die Bebenserien wurden häufiger und kamen aus flacheren Tiefen, bis dann am Sonntag, dem 19. September 2021 um 15.12 Uhr sich der Boden öffnete und das Inferno begann. Niemand ahnte zu diesem Zeitpunkt, wie lange und wie viel Lava der neue Vulkan auswirft oder welche Zerstörung und Langzeitwirkung den Bewohnern bevorsteht.
Heute gibt immer noch mehr als 2.000 Zwangsräumungen. Einige haben ihr Zuhause verloren, andere warten darauf, dass der Ausstoß schädlicher Gase aufhört, bevor sie in ihre Häuser in La Bombilla und Puerto Naos zurückkehren. Die enormen Verluste haben eine Spur von unkalkulierbarem Schmerz hinterlassen.
Das Vulkan Elend lässt sich kaum beschreiben
Zwischen dem 19. September und dem 13. Dezember stieß der Vulkan 159 Millionen Kubikmeter Lava aus, die 1.219 Hektar bedeckten, was 1.707 Fußballfeldern entspricht. In seinem Gefolge begruben die Ströme 73,8 Kilometer Straßen und betrafen 2.988 Gebäude. Etwa 7.000 Menschen wurden evakuiert. Mindestens 2.000 sind nicht nach Hause zurückgekehrt.
Die Lava verschlang Gebäude in Todoque, einem Teil von La Laguna und Ortsteile von El Pampillo, Los Campitos oder El Paraíso. Die Bewohner werden in den Häusern von Verwandten oder in vorübergehenden Unterkünften untergebracht. Genau wie die tausend Nachbarn von Puerto Naos und La Bombilla, Viertel, die immer noch hohe Kohlendioxidkonzentrationen aufweisen, die mit dem Leben nicht vereinbar sind. Rund 300 Betroffene leben seit Monaten im Princess Hotel in Fuencaliente.
Die hohe Gasemission war nicht zu erwarten
Es ist nicht bekannt, wie lange die Entgasung des Vulkans dauern wird, ob Monate oder Jahre. Die Wahrheit ist, dass in einigen Überwachungsstationen von La Bombilla durchschnittliche Tageswerte von CO2 zwischen 50.000 ppm (5%) und 215.000 ppm (21,5%) aufgezeichnet werden. Bei mehr als 150.000 ppm ist das Einatmen dieser Gase tödlich.
Schwere Lava Schäden an der Infrastruktur
Der Sachschaden an öffentlichem und privatem Eigentum beläuft sich auf 842 Millionen Euro. Die zerstörten Gebäude wurden auf 165 Millionen geschätzt; Schäden an Straßen in Höhe von 228 Millionen Euro und der Verlust von landwirtschaftlichen Betrieben in Höhe von 200 Millionen Euro laut dem Bericht der Gemeinsamen Kommission für den Wiederaufbau, die Wiederherstellung und Unterstützung der Insel La Palma.
Jetzt werden Straßen ausgebessert und Behelfswege gebaut. Seit kurzem ist La Laguna und Las Norias wieder über das Lavafeld verbunden. Auch die Arbeiten an der Küstenstraße haben begonnen.
Es fehlen bezahlbare Häuser und Wohnungen. Die kanarische Regierung hat 104 Häuser gekauft, von denen 96 geliefert wurden. 121 modulare Häuser wurden ebenfalls erworben. Der Vulkan zerstörte insgesamt 1.345 Häuser. Etwa 600 Familien verloren ihren gewöhnlichen Aufenthalt.
Tourismus und Arbeitsplätze
Ein weiterer betroffener Sektor war der Tourismus, vorwiegend in Puerto Naos, der immer noch evakuiert ist. 1.533 vom Vulkan betroffene Arbeitnehmer haben ihre Arbeitsplätze verloren. Weitere 740 Freiberufler und 305 Unternehmen haben Beihilfen für den Totalausfall des Einkommens erhalten.
Der Ausbruch nahm vielen Menschen die Arbeit, insbesondere den Bauern im Bananensektor. Es lähmte auch die Tätigkeit der Fischer von Tazacorte, denen es verboten war, in diesem Küstenabschnitt zu fischen. Die betroffene Rinderherde musste in Tierheime und kommunale Einrichtungen umgesiedelt werden.
Der Schock der Eruption sitzt tief und die psychische Belastung wird lange bleiben
Obwohl sich die Gemüter etwas beruhigt haben, stecken die Folgen der extremen Ausnahmesituation noch tief in den Knochen. Viele der direkt betroffenen Anwohner werden sich davon nicht erholen und Folgeschäden davon tragen.
Wie hoch der Anteil der davon chronisch Erkrankten werden wird, wird sich erst mit der Zeit zeigen. Die Psychologen sprechen jetzt schon von sprunghaft ansteigenden Fallzahlen und hohem Beratungs- und Behandlungsbedarf. Dieser erlebte Schmerz, Folter, Trauer und Melancholie und die Vulkan-Wunden werden bei besonders betroffenen Menschen niemals vernarben und lebenslange Spuren hinterlassen.
Sonntag, der 19. Juni 2022
17.00 Uhr - Hausbesitzer legen nun selbst die Hand an. Die Bewohner von La Laguna entfernen Lava von den Fassaden ihrer Häuser. Sie sagen, dass „sie nicht länger warten können“ und dass sie „die institutionelle Lähmung satthaben“.
- Fortsetzung folgt
Hier ein interessanter Bericht über die besonders niedrige Viskosität der Lava:
https://idw-online.de/de/news795960