Alte Zeitzeugen auf dem Roque de los Muchachos entdeckt?
Siedlungsreste – Google Earth enthält sehr viele Bilder, darunter auch hochauflösende Satellitenaufnahmen der NASA. Erstaunt hat mich eine Panoramaaufnahme aus 600 Kilometer Höhe vom höchsten Berg auf La Palma. Die Luftaufnahme zeigt eine Siedlung mit Wegen und Straßen auf dem Roque de los Muchachos.
Beim Heranzoomen werden Parzellen, Fundamente, Bäume und Verbindungswege sichtbar. Ein Dorf oder eine Siedlung auf 2400 Meter Höhe gibt es aber heute dort nicht mehr. Hier auf der Satelliten-Aufnahme müssen dann Siedlungsreste aus der Vorzeit zu erkennen sein. Die Guanchen lebten von rund 2000 v. Chr. bis zur ihrer Ausrottung im Jahre 1492 auf La Palma.
Mein Entdecker-Instinkt ist wieder geweckt. Vor Jahren hatte ich bereits bei einem alten Guanchenfriedhof in der Gemarkung Garafia im Norden von La Palma eine steinerne Gesichtsmaske, Seelensteine (heute Grabsteine genannt) und die Fundamente und Überreste einer Königspyramide aufgespürt. Vieles davon war die Grundlage zu meinem Reiseführer La Palma – Rätselhafte Insel.
Siedlungsreste mit Steingravuren sind heute noch häufig zu finden
Nachdem ich mich seit 10 Jahren viel mit der Vorkultur auf La Palma beschäftige, bin ich schon häufig über verkannte oder nicht erkannte Spuren und Relikte aus der Urzeit gestolpert. Bekannt ist mir, daß der Roque de los Muchachos früher als Kult- und Versammlungsstätte der Guanchen gedient hatte. Heute gibt es noch den Tagoror La Erita mit Felsgravuren (Kult-Versammlungsplatz) beim nahen Pico de la Nieve. Zur Sonnenwende wurden hier Rituale und Opfergaben zelebriert.
Auch wurden beim Bau des Observatorio Astrofisico in den 1980 Jahren achtlos mit Baumaschinen Steingravuren zerstört und verschüttet. Zur damaligen Zeit hatten Palmeros noch keine große Wertschätzung für Überbleibsel ihrer Vorfahren.
Gut möglich, dass sich in der Nähe auch eine Guanchensiedlung befunden haben könnte. Warum sie allerdings bisher nicht gefunden wurde oder in den alten Dokumenten und Archiven erwähnt wird, ist schon merkwürdig. Auf 2400 Meter Höhe zu leben bringt zwar eine wunderbare Aussicht, aber auch kalte Minustemperaturen in den Wintermonaten. Wie die Guanchen oder wer auch immer hier gelebt hatte ohne Wasser auskam, ist noch mehr rätselhaft. Es gibt wohl in der Nähe die kleine Quelle „Fuente Nueva“, die aber nur in der Regenzeit (Winter) in einem dünnen Rinnsal das lebensnotwendige Labsal liefert.
Die Guanchen lebten von der Viehzucht und dem Ackerbau. Auch Ziegen brauchen Wasser und Nahrung. Davon ist in dieser großen Höhe nur sehr wenig Vegetation vorhanden. Gemüse oder Zuchtpflanzen gedeihen oberhalb der Baumgrenze in der dünnen Luft überhaupt nicht mehr. Selbst wenn die Siedlung nur in den Sommermonaten bewohnt wurde, muss es ein karges Leben gewesen sein.
Beim weiteren Vergrößern der Satellitenbilder werden auch trichterförmige Vertiefungen (dunkle Punkte) sichtbar. Diese Punta del Poris sind bisher nur auf Meereshöhe entdeckt worden. Sie dienten zum wässern von Chochos, einer lupinen-ähnlichen Bohne. Allerdings war hier ständiger Wasseraustausch notwendig, um giftige Inhaltsstoffe zu entfernen.
Nur eine rituelle Begegnungsstätte?
Klein war diese Siedlung nicht. Rund 40 bis 50 Häuser- oder Gebäudereste können gezählt werden. Eine eindeutige Struktur von Straßen und Wege verbindet die einzelnen Grundstücke. Es muss, wenn man versucht die Aufnahmen zu deuten, eine größere Bevölkerung hier zeitweise gelebt haben.
Fragen über Fragen die sich aus den SAT-Aufnahmen nicht klären lassen. In den nächsten Tagen werde ich den Ort direkt aufsuchen und mich um Details und Aufklärung bemühen. Vielleicht lassen sich eindeutige Spuren und Fragmente am Boden finden. Darüber werde ich dann berichten und mit Fotos Details dokumentieren.
Hoffe nur, dass ich keiner Sinnestäuschung oder einer „Fata Morgana“ aufsitze. Ich gehe aber einmal davon aus, dass sich Google Earth hier keinen Scherz geleistet hat. Wer die Siedlungsreste selbst auf Google begutachten möchte vergrößert auf das MAGIC-CTA-LST1 Teleskop und geht rund 1,3 km nach Westen. Bin einmal gespannt was der Leser hier erkennt?
Habe hier einige Kommentare von Facebook übertragen bevor die Anmerkungen verloren gehen .…
Axel J. Fleischer Es gab doch da oben die Tajinasten „Ausstellung“ mit Besucherpfad .…
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Katrin Schäfer
Katrin Schäfer spannend! Aber warum hat das bisher keiner entdeckt? Direkt vom MAGIC-CTA-LST1 Teleskop geht ja laut Google Earth auch ein Pfad/Weg direkt dorthin – kann doch nicht sein, dass das noch niemandem aufgefallen ist?
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Katrin Schäfer
Katrin Schäfer südlich davon gibt es ja noch mehr seltsame Strukturen:
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Katrin Schäfer
Katrin Schäfer es sieht eindeutig aus, wie künstlich angelegt. Ich denke aber auch, dass eine frühere Guanchen-Siedlung bekannt wäre, und tippe daher auch eher auf ein Naturschutzprojekt (eingezäunte seltene, endemische Pflanzenarten, verbunden durch Pfade).
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Manfred Betzwieser
Manfred Betzwieser Das direkt auf dem Monte liegende Areal (blaue Markierung) mit den schmalen Pfaden sind Pflanzenschutzgebiete.
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Katrin Schäfer
Katrin Schäfer Manfred Betzwieser – da also schon mal richtig getippt.
🙂
Und das andere? Vielleicht sollte man mal irgendwie nach einer älteren Aufnahme suchen und vergleichen. Wenn es auf älteren Aufnahmen nicht drauf ist, ist es eben auch neu oder ein Scherz von „ich weiß nicht wem“.
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Katrin Schäfer
Katrin Schäfer So, jetzt mal über die App von Google Earth Pro die alten Satellitenbilder verglichen: Diese „Siedlung“ taucht erst 2006 auf – allerdings noch nicht so ausgedehnt wie heute. 2008 sieht es annähernd so aus wie heute.
Nimmt man den 3‑D-Modus, bei dem man die Bilder auch in der Perspektive drehen kann, so erkennt man, dass z.B. die vermeintlichen „Löcher“ (Sicht von oben) wohl eher Buschwerk oder Anpflanzungen sind.
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Manfred Betzwieser Habe leider kein Google Pro. Bin einmal gespannt was mich erwartet ! Im Beitrag-Kommentarfeld wurden auch Ginsterbüsche vermutet.
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Katrin Schäfer
Katrin Schäfer Das Google-Programm kann sich doch jeder runterladen, oder? Bei mir läuft es auf dem Mac.
Ginsterbüsche – tja, aus der Perspektive lässt sich das schwer sagen. Aber möglich ist alles – wirkt buschig, nicht so groß wie Bäume. Ich weiß nicht, welche Pflanzen man bei der Höhe noch experimentell ansiedeln könnte.
Ich wünsche viel Spaß auf der Exkursion! Es bleibt auf jeden Fall spannend.
Dies können geschützte Ginsterbüsche sein. Um ihn herum sind Metallzäune. Siehe auch:
https://m.facebook.com/ayuntamientode.brenabaja/posts/1395413353851923:0
Hallo Marian,
danke für den Hinweis. Nur für was braucht man so breite Wege. Auf der Spitze am Mirador gibt es auch angelegte Pflanzecken. Kann man auch auf Google gut erkennen. Sehen aber ganz anders aus.