Der Schock sitzt tief. Auch auf den Kanarischen Inseln wird über die Gründe gerätselt. Sind wir doch ein bevorzugtes Urlaubsgebiet vieler europäischer Gäste die nur per Flugzeug oder Schiff unsere Inseln erreichen können.
Germanwings Co-Pilot reisst Passagiere mit in den Tod.
Das sind die traurigen Überreste des Germanwings-Flug 4U-9525 von Barcelona nach Düsseldorf.
Nach Einschätzung der französischen Justiz, hat der deutsche Co-Pilot den Germanwings-Airbus vermutlich absichtlich gegen eine Felswand in den französischen Alpen gesteuert. Er war zum Zeitpunkt des Sinkflug allein im Cockpit, so der Staatsanwalt von Marseille, Brice Robin. Dabei hat der Co-Pilot von Germanwings 149 Passagiere bewusst mit in den Tod gerissen.
Selbstmord und vorsätzliche (Massen)Tötung
von vielen unschuldigen Menschen – wird im deutschen Strafgesetzbuch auch Mord genannt.
Was ihn dazu trieb wird sich in seinen Einzelheiten wahrscheinlich nie ganz aufklären lassen. Es hätte sicher andere Möglichkeiten gegeben aus dem Leben zu scheiden. Wer aber andere Menschen bewusst mit in den Tod reisst, hat seine Tat im voraus geplant. Es macht dann keinen Unterschied ob er aus politischen oder religiösen Gründen oder aus einem Hassgefühl heraus einen Anschlag oder ein Attentat durchführt. Der Beobachter ist immer zuerst geneigt, gesundheitliche oder psychische Gründe als (Entschuldigungs-) Grund für so eine Wahnsinnstat zu suchen.
Aber gesundheitliche Gründe sollen laut Lufthansa nicht vorgelegen haben. Psychologische Tests hätten noch im Januar 2015 seine Eignung als Pilot bestätigt. Es stellt sich jetzt die Frage warum bringt er sein Flugzeug dann zum Absturz.
Hat ihm die Kündigung gedroht? Wurde er durch die Streiks der Pilotenvereinigung verunsichert? Waren die grundlegenden Spar- und Umstrukturierungs Maßnahmen der Lufthansa bzw. ihrer Germanwings-Tochter der Grund?
Die Lufthansa wird in Erklärungsnot kommen. Ein gesunder und flugfähiger Pilot steuert seine Maschine nicht grundlos in den Berg. Es ist zu vermuten, dass es irgend etwas mit dem Arbeitgeber und damit ausgelösten Problemen zu tun haben könnte.
Als Selbstmordkandidat gibt es viele andere Möglichkeiten – auch ohne Fremdschaden – seinem Leben ein Ende zu bereiten. Er wollte aber ein Fanal oder Zeichen setzen und spektakulär diesen Erdball verlassen.
Machen wir uns dazu einige Gedanken
Gegen diese Art möglichst viele Menschen zu töten, gibt es keine wirksamen Abwehrmassnahmen. Ob das Attentat von Tunis gegen Passagiere des MSC und Costa-Kreuzfahrtschiff mit 25 Opfern, ein Bombenanschlag auf einen Bus oder Zug in London und Madrid, der Lockerbie Anschlag auf einen Jumbojet oder jetzt der Germanwings Anschlag durch eigenes Personal.
Gedanken sollte man sich darüber aber machen dürfen. Je öfter und je weiter der Mensch verreist – desto mehr (Rest)Risiko bleibt. Gestresste Menschen – gestresste Piloten und gestresste Kreuzfahrt-Kapitäne. Das Risiko dürfte sogar in der Zukunft noch größer werden. War es heute ein Flugzeug, ist es vielleicht morgen ein Zug oder ein Schiff. Noch sind es Einzeltaten mit unterschiedlichen Hindergründen. Die Summe und Häufung dieser Taten stellt aber das Risiko beim Reisen jetzt doch in einen neuen Fokus.
Natürlich vergisst der Mensch schnell. Ob es Flugzeugabstürze oder die fahrlässige Costa Concordia Karambolage mit 30 toten Passagieren war. Der Reiseboom ist ungebrochen und wächst weiter.
Die einzige Klarheit die das tragische „Unglück“ von Germanwings aber gebracht hat – es war kein technischer Fehler an der Airbus-Maschine. Die Technik funktioniert – das Risiko bleibt der Mensch. Bislang ist der Kapitän in der Luft oder auf See noch die Vertrauensperson. Der Crew muss blind vertraut werden. Jeder Passagier gibt sein Leben in die Hand der Besatzung.
Das Leid der Germanwings-Hinterbliebenen wird jetzt nicht weniger, sondern in Wut umschlagen. Keine höhere Gewalt oder ein technischer Defekt hat die Liebsten getötet. Es war ein einzelner Mensch – der Co-Pilot von Germanwings – der das Baby, die Ehefrau oder den Freund, die Mitschüler und Opa und Oma vorsätzlich in den Tod gerissen hat.
Ein Schicksalsschlag der nicht mehr rückgängig zu machen ist.
So fassungslos dieses Drama auch ist, der Mensch gilt als das intelligenteste Lebewesen auf dieser Erde. Er hat so auch die Begabung zum Verzeihen.
„Verzeihen ist die beste Rache“ oder wie Konfuzius sagt: „Das Wasser haftet nicht an den Bergen, die Rache nicht an einem großen Herzen“
Es ist kein echter Trost – aber so glaube ich, die einzige Möglichkeit mit dem Schmerz und der Wut umzugehen.
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