Feuerinferno auf La Palma außer Kontrolle

Waldbrand - Feuerinferno

Das Feuerinferno kennt keine Gnade -

Feuer - FeuerinfernoDas Feu­er­in­fer­no von Pun­tagor­da auf der West­sei­te von La Pal­ma frisst sich immer wei­ter vor­an. Bis ges­tern Abend waren bereits 4.675 ha Wald- und Busch­land ver­nich­tet. 4.250 Ein­woh­ner wur­den eva­ku­iert.

Die 400 Lösch­kräf­te sind in Ihrem schwie­ri­gen Kampf gegen die Flam­men ohne Luft­un­ter­stüt­zung und mit einer Oro­gra­fie, die es für vie­le Land­an­grif­fe unmög­lich macht, fast machtlos.

Die 10 ein­ge­setz­ten Lösch­hub­schrau­ber und das Flä­chen­flug­zeug kön­nen nur bei Tages­licht ope­rie­ren. In der Nacht kann sich das Feu­er­in­fer­no wei­ter aus­brei­ten und hat bereits den Rand der Cal­de­ra de Tabu­ri­en­te erreicht. Betrof­fen ist der Bereich am Reven­ton (Zugang zur Cum­bre­ci­ta). Auch im Nor­den bei Pun­tagor­da und Gara­fia wei­ten sich die Flam­men aus.

Hier muss­ten eben­falls Men­schen eva­ku­iert werden.

Der Prä­si­dent des Cabil­do de La Pal­ma, Ser­gio Rodrí­guez, hat sei­ner­seits an die Bevöl­ke­rung appel­liert, ange­sichts der Eva­ku­ie­rungs­auf­ga­ben Ver­ant­wor­tung und Koope­ra­ti­on von den Anwoh­nern ein­zu­for­dern. „Wir wis­sen bereits, was Not­fäl­le bedeu­ten. Man muss han­deln und auf die Anwei­sung der Trup­pe achten.“

Es gibt Bewoh­ner, die sich trotz her­an­na­hen­der Gefahr wei­gern, ihre Häu­ser zu verlassen.

Ande­rer­seits war­nen die Behör­den, dass eine Ände­rung der Wind­aus­rich­tung vor­her­ge­sagt wer­de, die sich auf Bevöl­ke­rungs­zen­tren aus­wir­ken könn­te. Der­zeit weht der Wind aus öst­li­cher Rich­tung. Soll­te er jedoch wie erwar­tet aus west­li­cher Rich­tung wehen, könn­te er in der Nacht eine grö­ße­re Anzahl von Häu­sern tref­fen, wäh­rend die Lösch­flug­zeu­ge nicht in der Lage wären, einzugreifen.

Es wird ein harter Kampf

Die Wet­ter­si­tua­ti­on hat sich nicht grund­le­gend ver­än­dert. Situa­tio­nen, die man auf La Pal­ma kennt und schon oft erlebt hat. Was ich ver­mis­se, ist der rus­si­sche Dop­pel­ro­tor Kamov Hub­schrau­ber, der gro­ße Was­ser­las­ten trans­por­tie­ren kann. Heu­te soll noch ein zwei­tes Flä­chen­flug­zeug aus Mala­ga dazu kommen.

Pro­blem­tisch ist auch der Luft­weg der ein­ge­setz­ten Flug­zeu­ge. Auf­grund der star­ken Wol­ken­bil­dung über der Cumbre, muss über die Süd­spit­ze der Insel (Feu­en­ca­li­en­te) der Brand­herd ange­flo­gen wer­den. Treib­stoff Nach­schub gibt es nur am Flug­ha­fen Mazo auf der Ost­sei­te. Das Feu­er­in­fer­no in den tro­cke­nen Wäl­dern macht die Auf­ga­be nicht leicht, kurz­fris­tig den Brand unter Kon­trol­le zu brin­gen. Aber wer einen Vul­kan­aus­bruch wie 2021 über­lebt, wird auch die­ses Feu­er überleben.

Ich wer­de wei­ter berichten.

9.10 Uhr – Jetzt star­ten in kur­zer Rei­hen­fol­ge die voll mit Was­ser bela­de­nen Heli­ko­pter vom Flug­ha­fen Mazo Rich­tung Süden bzw. Wes­ten. Von einem Lösch­flug­zeug habe ich bis­her nichts gesehen.

9.40 Uhr – Laut der Zäh­lung wur­den bis­her mehr als 4.000 Men­schen aus den Gemein­den Tija­ra­fe und Pun­tagor­da eva­ku­iert, und der­zeit sind mehr als hun­dert Men­schen unter­ge­bracht, die meis­ten im Gemein­de­pa­vil­lon von Los Llanos und wer­den vom Roten Kreuz unter­stützt. Berich­tet die Regie­rung der Kana­ri­schen Inseln.

Bei den bis­her eva­ku­ier­ten Gebie­ten han­delt es sich um den obe­ren Teil der Stra­ße LP‑1 vom Fay­al-Gebiet bis zum Tor­re del Time, den unte­ren Teil der LP‑1 von El Fay­al bis zum Bar­ran­co de Jura­do, ein­schließ­lich der Städ­te Tija­ra­fe, dem Gebiet der Haci­en­da del Cura, der Ein­rich­tun­gen von Roque de Los Mucha­chos und der Gemein­de Puntagorda.

9.50 Uhr – Das euro­päi­sche Coper­ni­cus-Satel­li­ten­sys­tem wur­de auf Wunsch Spa­ni­ens akti­viert und wird heu­te Mit­tag damit begin­nen, detail­lier­te Bil­der über den Stand des Feu­ers zu liefern.

10.05 Uhr - Der Rauch des Bran­des führt dazu, dass Flü­ge zwi­schen den Inseln mit La Pal­ma vor­über­ge­hend ein­ge­schränkt wer­den. Es beein­träch­tigt den Anflug auf den Flug­ha­fen, so die Fluglotsen.

10.15 Uhr - Der Kri­sen­stab berich­tet am frü­hen Mor­gen, dass das Vor­drin­gen des Feu­ers teil­wei­se ein­ge­dämmt wur­de, auf der Stra­ße LP‑1 zwi­schen Fagun­do und dem Vier­tel El Pue­blo in Tijarafe.

11.00 Uhr – Das ers­te Canad­air CL-215 Lösch­flug­zeug mit 5400 Liter Was­ser im Tank ist gestartet.

Löschflugzeug
11.50 UhrDas Feu­er brei­tet sich im Natio­nal­park La Cal­de­ra de Tabu­ri­en­te aus. Bis­her wur­den 60 Hekt­ar des Juwels des Natur­er­bes von La Pal­ma nie­der­ge­brannt. Hier ist es natür­lich noch schwie­ri­ger, mit Flä­chen­flug­zeu­gen wegen der schrof­fen Steil­wän­de zu löschen. Auch ist der Weg dort­hin, für die Lösch­mann­schaf­ten sehr lan­ge und nur ohne Lösch­fahr­zeu­ge möglich.

12.10 Uhr - Die Arbei­ten zur Kon­trol­le des Feu­ers, im Nord­wes­ten, wer­den sich den gan­zen Tag dar­auf kon­zen­trie­ren, das Vor­drin­gen der Flam­men nach Nor­den, in die Gemein­de Garafía, zu stop­pen. Eben­so wird ver­stärkt mit Hub­schrau­bern die Cal­de­ra de Tabu­ri­en­te ins Auge genom­men. Es brennt an allen Ecken und Enden und es müs­sen Schwer­punk­te pri­mär bekämpft wer­den. So der zustän­di­ge Löschleiter.

12.20 Uhr – Die UME schickt wei­te­res Per­so­nal aus der Base Aérea de Morón in Festlandspanien.


14.15 Uhr - Auf dem Flug­ha­fen Mazo geht es im Moment wie in einem Tau­ben­schlag zu. Inzwi­schen ist die A‑400 aus Sevil­la gelan­det und bringt Ver­stär­kung für die UME. Ein mäch­ti­ges Flug­zeug mit 4 Moto­ren, das man auf La Pal­ma sel­ten sieht.

Flugzeug

Die Lösch­flug­zeu­ge lan­den und wer­den hier mit fri­schem Lösch­was­ser auf­ge­füllt. Dann kom­men die Hub­schrau­ber und wer­den mit Treib­stoff betankt. Dazwi­schen dann noch Bin­ter und Ibe­ria Lini­en­flü­ge. Fast im Minu­ten­takt ist heu­te am Sonn­tag eine Flug­be­we­gung zu registrieren.


16.30 Uhr Die Bri­ga­de vor Ort arbei­tet seit heu­te Mor­gen an der Löschung und führt der­zeit eine Ver­tei­di­gungs­li­nie aus, um einen mög­li­chen Ein­satz mit einem Gegen­feu­er zu unterstützen.

Wetter La Palma



La Palma

12 Kommentare zu "Feuerinferno auf La Palma außer Kontrolle"

  1. Hal­lo nach La Pal­ma. Dan­ke für den sehr inter­es­san­ten Link. Im Zeit­raf­fer zu sehen, wie aus einem zunächst klei­nen Feu­er ein sol­cher Flä­chen­brand wird, furcht­bar. Was der Vul­kan hier nicht zer­stört hat, zer­stört jetzt das Feu­er, gera­de in der doch sehr grü­nen Gegend ab El Pinar Rich­tung Pun­tagor­da und wei­ter. Ich hof­fe sehr, dass Ände­run­gen im Wet­ter sowie die Lösch­maß­nah­men grei­fen und das Feu­er gestoppt wer­den kann. Mei­ne Gedan­ken sind in La Palma.

  2. Hab mitt­ler­wei­le die Bestä­ti­gung, dass ledig­lich die Hub­schrau­ber und Feu­er­wehr­au­tos Trink­was­ser tan­ken, die Canad­air aber auf dem Meer Was­ser aufnehmen.
    Kris­tof Berg, lapal­ma­trails auf Insta­gram, hat das bestä­tigt, selbst gesehen.

    • Das mag so sein. Auf jeden Fall gehen die Flä­chen­flug­zeu­ge voll mit Was­ser betankt vom Flug­ha­fen weg. Sie sind alle schwer bela­den und kom­men kaum auf Höhe. Sie flie­gen über den Nor­den bei Gara­fia die Brand­stel­le an. Es kann dann noch Zwi­schen­stopps am Meer bei Taza­cor­te geben.
      Die Hub­schrau­ber holen sich das Was­ser aus einem der vie­len Bewässerungstanks.

  3. Hier ein Link zu einer Kar­te, die in Zusam­men­ar­beit mit der NASA erstellt wurde:

    https://lapalma.maps.arcgis.com/apps/instant/slider/index.html?appid=a0d8ca81ddfb40898ccb7033da512d55

  4. Ich habe Auf­nah­men auf Insta­gram gese­hen, dass die Canad­air-Lösch­flug­zeu­ge vor Taza­cor­te im Meer Was­ser auf­neh­men, also wohl nur noch zum Tan­ken zum Flug­ha­fen kommen.

    • Das kann wohl nicht sein. Alle 30 Minu­ten sind die heu­te auf dem Flug­ha­fen Mazo gelan­det und wur­den mit Was­ser betankt. Mor­gen stel­le ich mal ein paar Auf­nah­men ein. Viel­leicht sind das auf Insta­gram alte Bilder.
      Salz­was­ser wür­de auch der Natur nicht guttun.

  5. dan­ke für die berich­te ! ich habe lei­der ver­gan­ge­nen mitt­woch 22 uhr beim fah­ren hin­ter 3 PKW eine raus­ge­wor­fe­ne ziga­ret­te beob­ach­tet. mein vor­schlag für die stra­fe wäre 2 mona­te knast und 2 jah­re füh­rer­schein weg. bei den sonst so irre hohen stra­fen in spa­ni­en noch viel zu wenig. wenn sol­che idio­ten die gan­ze insel(n) in gefahr und men­sche und tier in lebens­ge­fahr brin­gen. Lösch­flug­zeug; ja, ich wun­de­re mich auch dass nicht eines oder zwei zen­tral ganz­jäh­rig auf den kana­ren instal­liert wer­den. kos­ten 45 mio euro. tou­ris­ten aktu­ell 12 mio auf den kana­ren / jahr; also mit 3 euro pro nase wäre das ding bezahlt und in den fol­ge­jah­ren der betrieb sowie wei­te­re anschaf­fun­gen. bei 2,2 mio kana­ren ein­woh­nen sind das rech­ne­risch 20€, man­che könn­ten mehr man­che weni­ger zah­ken; ich wäre ger­ne mit 50€ dabei.…. cews wür­de ich bei bin­ter pilo­ten fra­gen wer ent­spre­chen­de aus­bil­dung machen will und dafür zb eine steu­er­be­frei­ung bekommt.…. der flie­ger soll­te dann bei sta­tio­nie­rung zb auf GC inner­halb max. 1,5 std jede unse­rer insel errei­chen kön­nen. grüs­se aus tija­ra­fe are­ci­da, veci­no daniel

  6. Das Feu­er hat auch die Bode­ga Cas­tro y Magán ver­nich­tet. Bes­ser bekannt unter dem Namen „Bode­gas Tend­al“, gele­gen im Bell­i­do Gebir­ge bei Tija­ra­fe. Die haben so man­chen prä­mier­ten Wein auf den Markt und in die Kühl­re­ga­le der Händ­ler und Super­märk­te gebracht. Die wer­den künf­tig erst­mal fehlen.

    https://diariodeavisos.elespanol.com/2023/07/bodegas-tendal-incendio-de-la-palma/

    • Das ist so grausam…hier hat­ten wir eine tol­le Wein­pro­be, unfassbar…und so ein tol­les Gebiet zum Wandern…geniale Landschaft…
      Der Vul­kan hät­te doch gereicht …und nun so ein Feuer.
      Allen auf der Insel viel Zuver­sicht und hof­fent­lich bald Ruhe.
      Mit vie­len hoff­nungs­vol­len Gedan­ke auf der Insel und Dank an die Ret­tungs­kräf­te und passt auf euch auf.

  7. Hal­lo nach La Pal­ma, ich habe erst ges­tern Abend von dem Aus­bruch des Feu­ers gelesen/erfahren. Dan­ke, dass Sie fort­lau­fend infor­mie­ren. Mei­ne Gedan­ken sind in La Pal­ma, bei den betrof­fe­nen Men­schen, bei den Ein­satz­kräf­ten. Ich hof­fe sehr, dass die Lösch­maß­nah­men grei­fen und der Brand ein­ge­dämmt bzw. gelöscht wer­den kann. Mehr Lösch­flug­zeu­ge und Betan­kungs­mög­lich­kei­ten zu haben, wäre da sicher­lich hilf­reich. Alles Gute nach La Palma.

  8. Sabine Schmid | 16. Juli 2023 um 10:43 | Antworten

    Hal­lo Manfred,
    ich mer­ke, dass ich beim Lesen immer wie­der den Kopf schüt­te­le. War­um hat man nicht längst inves­tiert in mehr Lösch­flug­zeu­ge und die Mög­lich­keit, auch im Nord­wes­ten auf­zu­tan­ken? Was ist, wenn zeit­gleich auf ande­ren Inseln ein Brand ausbricht?
    Das wäre wich­ti­ger als Inves­ti­tio­nen in Golfplatzprojekte.
    Außer­dem müss­te die Bevöl­ke­rung immer wie­der sen­si­bi­li­siert wer­den durch Schil­der an den Stra­ßen und Waldparkplätzen.
    Ohne spe­ku­lie­ren zu wol­len, ent­steht mMn. ein Brand mit­ten in der Nacht nicht von selbst. Meis­tens ist er men­schen­ge­macht. Vie­les spricht auch jetzt dafür (Aus­bruch an einer Land­stra­ße, Fies­ta in Las Tricias).
    Nach­dem durch den Vul­kan­aus­bruch vie­le Unter­künf­te ver­lo­ren gin­gen, beklagt La Pal­ma einen Rück­gang des Tou­ris­mus. Wäre schlimm,wenn man sich
    im Nord­wes­ten nun auch noch den letz­ten Ast abge­sägt hätte.

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