Eine kleine Reise nach Lanzarote – Teil IV *
Kein Baum, kein Strauch – nur unendliche Lavafelder bedecken den heutigen Nationalpark Timanfaya.
Aus 25 Vulkankegeln gleichzeitig ergoss sich über 6 Jahre lang ohne Unterbrechung glühende Lava die alles Leben unter sich begrub. Von 1730 bis 1736 wurde Lanzarote von gewaltigen Eruptionen erschüttert und rund ein Viertel der Insel (200 km²) mit einer bis zu 30 Meter hohen Lavaschicht bedeckt.
Fruchtbares Ackerland und Dörfer verschwanden einfach von der Oberfläche. Den jüngste Vulkanausbruch gab es hier im Jahre 1824 mit geringen Auswürfen und seitdem ist Ruhe.
Wer meine unzähligen Beiträge auf dem El Hierro-Blog über Jahre mitverfolgt hat (es waren knapp 4 Mio. Seitenaufrufe), weiß dass Vulkanologie mein Steckenpferd ist. Daraus ist auch das Buch „Eldiscreto – Chronologie des El Hierro Vulkan“ entstanden.
In den Feuerbergen von Timanfaya fanden wohl nicht die letzten Eruptionen, aber die größten und bedeutendsten Vulkanausbrüche auf den Kanaren statt. Die jüngsten Ausbrüche gab es 2011 mit dem Eldiscreto vor El Hierro, 1971 der Teneguia und zuvor im Jahre 1949 der Vulkan San Juan beide auf La Palma.
Grund genug sich den Nationalpark Timanfaya etwas näher anzusehen. Auch hier empfiehlt es sich wieder frühzeitig vor den Toren im Südwesten vor den Las Montañas del Fuego zu stehen.
Punkt 9.00 Uhr wird der Nationalpark geöffnet (Öffnungszeiten 9.00 – 17.45 / im Sommer bis 18.45 Uhr – Eintritt 10 Euro). Die Straße bis zum 5 Kilometer entfernten Informationszentrum darf nicht verlassen werden. Auch sind keine eigenständigen Wanderungen erlaubt. Alles geht nur mit einem Ranger (nach voriger Anmeldung) bzw. mit den parkeigenen Bussen die am Info-Center warten. Es werden nur 57 Autos und 5 Busse gleichzeitig eingelassen.
Im Timanfaya steckt noch Feuer
Schon beim Aussteigen wird es warm unter den Füssen.
Das wollen wir nun etwas genauer untersuchen. Mit meinem mitgebrachten Infrarot Thermometer lässt sich per Laserstrahl auch über größere Entfernungen die genaue Temperatur messen.
113°C an der Außenmauer des Info-Center (die roten Fingernägel stammen übrigens von einer Besucherin der ich das Gerät in die Hand gedrückt habe). Hier muss man sich schon genau überlegen welche Steine angefasst werden sollen. Nur wenige Meter tiefer steigert sich die Temperatur auf bis zu 400°C.
Stein wird ab ca. 600°C flüssig. In rund 20–30 Meter Tiefe dürfte also glühende Magma vorhanden sein. Warum hier in dieser geringen Tiefe knapp 200 Jahre nach der letzten Eruption noch Magma zirkuliert, bleibt ein Rätsel. Längst hätte das auch unter Druck stehende Magma einen Durchbruch finden können und dadurch eine neue Eruption auslösen. Beim viel jüngeren Vulkan Teneguia (1971) auf La Palma sind heute z.B. keine großen Temperaturerhöhungen mehr messbar.
Demonstriert wird die extreme Bodenhitze mit einem in eine Spalte geworfenen trockenen Ginsterstrauch. Nur einen Meter unterhalb der Bodenoberfläche fängt er in Sekunden Feuer.
Bekannt ist auch dieses Beispiel. In eine in den Boden eingelassene rund 7 Meter tiefe Röhre wird ein Eimer kaltes Wasser geschüttet. Der Ranger kann gerade noch schnell genug zurück weichen bis sich der gebildete Wasserdampf mit einem lauten Zischen in die Atmosphäre entlädt.
Aus 1 Liter Wasser entstehen auf Normalhöhe 1673 Liter Wasserdampf. Es ist das Funktionsprinzip der Geysire. Der Ranger versicherte mir, dass am Ende der Röhre mindestens 400°C herrschen. Messen konnte ich es nicht.
Lebendige Geophysik und mit einfachen Vorführungen für jeden Besucher verständlich gemachte Vulkanologie. Die oft unterschätzte Naturkraft, hier eingesperrt unter wenigen Metern Lava.
Es ist schon verblüffend was sich unter den Füssen im Moment so alles abspielt. Noch mutiger direkt darauf ein Info-Center zu errichten und Besucher bis zum „Epizentrum“ vorzulassen. Es klappt schon seit Jahrzehnten und mit etwas Gottvertrauen wird es auch in Zukunft so weiter funktionieren.
Regenerative Energie für das leibliche Wohl
Mit dem Bus des Nationalparks geht es dann über 40 Minuten zu einer Rundfahrt quer durch die bizarre Vulkanlandschaft (im Eintrittspreis enthalten). Erklärungen in den gängigen Sprachen (auch auf Deutsch) mit passend eingeblendeter Musik machen daraus ein Erlebnis.
Ein Naturgrill ohne Kohle, Holz, Gas oder Elektrizität. Der Wunschtraum jedes Maestro de las parrillas. Hier geht das.
Im Augenblick lagen auf dem Vulkangrill des angeschlossenen Restaurants zwar nur einige Papas. Aber auch Costillas, Chuletas oder Lammkeulen lassen sich locker bei einer gemessenen Temperatur von 196°C grillen.
Wer hat denn überhaupt schon einmal ein Original Vulkanhähnchen probiert?
Natürlich habe ich noch viel mehr entdeckt und gemessen. Alles vielleicht in einem späteren Beitrag.
Auch für mich der das alles schon kannte und auch andere Vulkane erlebt hat, wieder ein beeindruckender Tag. Einen Besuch im Nationalpark Timanfaya kann ich nur empfehlen.
Kommentar hinterlassen zu "Grotesk bizarre Vulkanwüste Timanfaya"