Ein Optimum an menschlicher Aussagekraft – Teil VI -
Gänzlich hingerissen hat mich die Kunstfertigkeit, die Perfektion und scheinbar spielerische Bravurleistung, die César Manrique seiner Insel Lanzarote hinterlassen hat.
Obwohl ich mehr ein Kunstbanause als ein Connoisseur bin, hat mich die geschmackvoll und harmonische Gestaltung seines Oeuvre mehr als begeistert. Zum Abschluss meiner Odyssee und Berichterstattung über die Insel Lanzarote noch einige Glanzleistungen seiner Schaffenskraft.
Der übergroße Krebs vor der Jameos del Agua Höhle wo man über eine geschwungene steile Treppe bis in die Grotte kommt. Von der Terrasse blickt der Betrachter auf einen unterirdischen See, in dem eine weiße Krebsart (Munidopsis polymorpha) lebt, die sonst ausschließlich in ozeanischen Tiefen von über 2000 Metern vorkommt und nur eine Länge von etwa 1,5 cm erreicht. Es ist der liebevolle Kontrast zwischen dem zierlichen Wesen und dem plakativen Riesenkrebs.
Kunstfertigkeit mit einer Botschaft
Oder die schauderhaften, leicht entsetzlich und düster wirkenden Totenschädel als Wandbehang – zum Glück im Patio. Auch wenn es nur dämonische Ziegen- und Schafköpfe sind, haben sie ihre Verbindung mit der angrenzenden Landschaft. Ein Lava-Meer einst genauso tödlich, umfließt diesen Ort der Vernissage.
Gesehen im ehemaligen Wohnhaus von César Manrique, das um einen einsamen Feigenbaum errichtet wurde – in Tahiche.
Aber auch an die Flintstones und Fred Feuerstein erinnernde Bauwerke wie das in Lava eingebettete Kassenhäuschen am Mirador del Rio im Norden.
Es ist die Verbindung der kargen und meist öden Vulkanlandschaft mit unauffällig integrierten Zweckbauten. Auf diese Ideen muss man erst einmal kommen.
Dann soll auch noch eine Botschaft versteckt aber doch verständlich auf den Besucher überspringen. Das war César Manrique. Mit einem …oooh oder …schööön allein wäre er sicher nicht zufrieden. Eine Kunstfertigkeit mit Virtuosität und einer Vision.
Abstrakt aber doch verständlich
Fabelfiguren wie diese Kacheln im Hafen vom kleinen Fischerdorf Orzola erinnern nun wieder etwas an seinen Freund Pablo Ruiz Picasso.
Abstrakte bunte Kunst die aber wieder den Fisch und Krebs, die Einnahmequelle der Fischer, erkennen lässt. Kein verrückter und schwer zu interpretierender Kunststil. Das wäre wahrscheinlich bei der bäuerlichen Landbevölkerung auch nicht gut angekommen.
Spielerische Harmonie wo andere nur Gleichförmigkeit und Monotonie sahen. Manrique zeigt seine Insel so, wie er sie immer wahrgenommen hatte. Als ein Prachtstück für Kunst- und Kulturfreunde. Eine triste, trockene und langweilige Insel nicht als aufgewärmten Kaffee zu servieren, sondern durch einmalige Glanzpunkte ihr eine Krone aufzusetzen.
Das ist ihm gelungen. Er verstand es selbst das auf Lanzarote nur spärlich vorhanden Grün und rare Wasser effektvoll in Szene zu setzen. Wie hier bei seinen Kaskaden im Jameos del Agua.
Neidisch brauchen wir auf La Palma aber trotzdem nicht zu sein. Auch wir haben unseren Inselkünstler Luis Morera der wunderbare Kunstobjekte wie die Plaza de La Glorieta oder die große Bronzestatue des Erzengels Michael, eingerahmt von einem Springbrunnen und filigranem Mosaik in Tazacorte geschaffen hat.
Unübertroffen ist aber die grüne Naturkulisse die selbst César Manrique nicht übertreffen kann. Denn: Die Natur bleibt immer noch der beste Gestalter und Baumeister.
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