Wie das erste Coronavirus nach Spanien kam -
Vor einem Jahr tauchte der erste Coronafall in Spanien auf, nicht in Madrid oder Barcelona, sondern auf der idyllischen Insel La Gomera auf den Kanaren. Als in La Gomera Alarm geschlagen wurde, schien die Epidemie noch sehr weit weg zu sein.
Vom Ausbruch einer neuen Krankheit in China in Wuhan wird in den Medien berichtet. Ein Virus, das die Lunge befällt und sich rasch verbreitet und in dem asiatischen Land bereits mindestens 132 Todesfälle und 5974 Infektionen verursacht hat. Eine SARS-Epidemie wie eine ähnliche Virusvariante, die bereits vor Jahren Schlagzeilen und Berichte im Fernseher erzeugt hatte.
„Wie glücklich, am Arsch der Welt auf der Insel La Gomera zu leben. Hierher nach Hermigua, im Nordosten von La Gomera wird das Virus sicher nicht kommen“, dachte sich die Krankenschwester Adele Schmid vom örtlichen Gesundheitszentrum. Noch wusste sie nicht, dass in derselben Nacht, nicht weit von ihrem Haus entfernt, zwei deutsche Touristen gerade einen Anruf entgegennahmen, der sie über einem Virusverdacht informierte und ihr Urlaub auf La Gomera drastisch verändern sollte.
Am 28. Januar 2020 machte das deutsche Gesundheitsministerium sie auf die Möglichkeit aufmerksam, sich mit dem neuen Coronavirus infiziert zu haben, was am 31. Januar bestätigt wurde (sie auch Beitrag „Coronavirus auf La Gomera bestätigt“ vom 1. Februar 2020)
Beide hatten vor wenigen Tagen Kontakt zu dem ersten in Deutschland aufgedeckten Fall, der im Rahmen einer Konferenz in Bayern mit einer Kollegin aus China zusammenfiel. Sie sollten erreichbar sein und in Kürze Anweisungen erhalten.
Die deutschen Behörden alarmierten über ihre Botschaft in Spanien das Zentrum für die Koordinierung von Gesundheitsalarm und Notfälle in Madrid, das wiederum das Gesundheitsministerium der Kanarischen Inseln alarmierte.
Von hier ging die Meldung weiter zum Leiter des Gesundheitswesens auf der Insel La Gomera. Das Hospital rief als Endstation das Centro Salud in Hermigua an.
Der erste spanische Kontakt mit Corona Infizierten auf der Insel La Gomera
„Sie müssen zu einigen Deutschen in die Ferienunterkunft gehen. Ich möchte, dass du gehst“, kam die Aufforderung. Schnell wurden wir noch über den Umgangs-Kontakt mit einem Corona-Positiven informiert.
Diese Worte, ein Jahr später, klingen immer noch in den Gedanken von Dr. Myriam Medina Darias. Zu der Zeit, dachte ich, ist das ein Witz. Vor kaum einer Woche hatten wir von WhatsApp ein erstes Protokoll für Fälle von Coronavirus erhalten.
Wir kannten die Nachrichten aus Wuhan, aber wir waren weit weg. Ich war geschockt“, sagt die Ärztin, die sich sofort an den Leiter der Epidemiologie für öffentliche Gesundheit, Domingo Núñez, gewandt hat, um Anweisungen zu erhalten, wie die Angelegenheit angegangen werden kann. Es gab mir Ruhe und Beschaulichkeit. Persönliche Schutzausrichtung war uns noch nicht ausgehändigt worden, aber wir hatten dort drüben Ebola-Anzüge. Die haben wir benutzt, erklärt Medina den hektischen Morgen des 29. Januar.
„Wo ist die persönliche Schutzausrüstung? Sie müssen einige Deutsche mit Verdacht auf Coronavirus abholen“, hörte Adela, als sie im Büro des Gesundheitszentrums das Frühstück vorbereitete.
„Ich konnte es nicht glauben. Ich wollte nicht. Enorme Angst. Es kann nicht sein, dass dies geschieht und vor allem in Hermigua. Und wer wird gehen? Deutsche? Dachte die Krankenschwester, in deren Pass ihr deutscher Vornamen Adelheid stand.
In der Tat bat sie die Ärztin, sie zu begleiten. Sie konnte mit diesen Touristen kommunizieren, mit den Infizierten und ihren deutschen Freunden.
„Ich wusste, dass ich gehen musste, aber ich hatte Angst und konnte es niemandem erzählen“, gestand ein Jahr später die Krankenschwester, die einige Minuten brauchte, um zu reagieren.
Einige intensive Tage erwartete sie, in denen sie als Übersetzerin, Gesprächspartnerin zwischen den Gesundheitsbehörden der Kanarischen Inseln, dem deutschen Konsulat und dem bayerischen Gesundheitsdienst vermittelte.
Sie war quasi die erste Corona-Spuren-Verfolgerin in Spanien. „Ich hatte diese Angst, menschlicher zu sein und durfte meine Schwäche nicht zeigen“, gibt Adele Schmid zu.
Der Schritt war nicht einfach
Der Arzt und die Krankenschwester, begleitet von den Krankenwagenfahrern, gingen zum Ferienhaus der Deutschen.
„Sie waren in einem Stadthaus mit spektakulärer Aussicht über das Hermigua Tal untergebracht. Wir kamen um 13 oder 14 Uhr nachmittags an und haben ihren Urlaub abgebrochen“, sagt der Arzt.
Von den sechs hatten fünf leichtes Fieber. Einer von ihnen, der kein Fieber hatte, blieb in Einzelisolation und unter der Aufsicht von Dr. Medina in der Wohnung, die zusammen mit Schwester Schmid auch dafür verantwortlich war, ihm während der Haft zu helfen. Die anderen fünf wurden ins Hospital La Gomera gebracht.
„Als ich mich hinten im Krankenwagen sah und nervös lachte, dachte ich: Was ist, wenn das alles nur eine Übung ist?“, erinnert sich Adele Schmid.
Aber es war nicht so. Die Bestätigung kam zwei Tage später, am Freitag, dem 31. Januar, als festgestellt wurde, dass einer von ihnen positiv war, der erste Corona Patient in Spanien. Die anderen vier waren bei den wiederholten PCR-Tests, die durchgeführt wurden, weiterhin negativ.
„Wir hatten die Möglichkeit, die Proben zu entnehmen, aber nicht selbst die PCR-Tests durchzuführen. Die Proben nach Madrid zu schicken war eine Odyssee. Auf dem Flughafen wollten sie es erst nicht mitnehmen“, erklärt der Manager des La Gomera-Krankenhauses, Manuel Brito, über diese Tage der Spannung.
Obwohl die PCR-Untersuchungen am Carlos III-Institut in Madrid durchgeführt wurden, wurden andere Proben der Deutschen im La Candelaria-Krankenhaus auf Teneriffa mit herkömmlichen Methoden analysiert. „Die Ergebnisse stimmten überein“, erinnert sich der Leiter der Mikrobiologie des Gesundheitszentrums auf Teneriffa, Oscar Díez.
Jetzt, ein Jahr später, haben sich die Dinge sehr verändert. Auf den Kanarischen Inseln werden täglich rund 4.000 PCRs durchgeführt, und der Wissenschaftler konzentriert sich darauf zu wissen, wie und in welchem Verhältnis sich die verschiedenen Sars-Cov-2-Varianten durch genomische Sequenzierung durch den Archipel bewegen.
„Wir waren schockiert von der Präsenz der Medien. Das war, als würden wir in einem Doku-Film mitspielen“, sagt Manuel Brito.
Wir hatten Glück. Aus diesem positiven Ergebnis gingen keine weiteren Fälle hervor. Als die Deutschen gingen, gab ich ihnen die Hand. Ich hätte nie gedacht, was sich aus dem Coronavirus noch entwickelt und welche Ausmaße wir erreichen würden.“
Dieser sinngemäß übersetzte Dialog stammt aus der spanischen Zeitung Canarias7 und gibt die Situation vor einem Jahr recht gut wieder. Keiner wusste zu diesem Zeitpunkt, zu welch einer globalen Katastrophe das aufgetauchte Virus führt und unser Leben nachhaltig beeinflussen wird.
Die aktuellen Daten gibt es wie jeden Tag auf: Corona Entwicklung auf den Kanaren
Es fing damals alles so harmlos an, obwohl die Aufregung auf La Gomera und den Kanaren groß war. Es war ein neuer Virus, wie Grippe, dachte man. Was sich daraus entwickelt hat, wissen wir heute …