Dramatische Stunden für ganz La Palma -
Gestern gab es für die Bewohner am Hang des Vulkan Cabeza in El Paso dramatische Stunden. Explosive Entladungen waren angekündigt, die sich im Laufe des Nachmittags dann als mächtige und kräftige Explosionen herausstellten.
Gegen 15.15 Uhr erschütterte eine Explosion den Vulkan, die noch in kilometerweiter Entfernung Fensterscheiben zum Bersten brachte.
Als dann im nordöstlichen Teilsektor am Fuße sich zwei neue Emissionszentren öffneten, die Lava von großer Geschwindigkeit und dünnflüssiger Fluidität emittierte, wurde schon die Destabilisierung, der Zusammenbruch und das Abrutschen, der Westflanke vermutet.
„Wenn diese Phänomene auftreten, wäre das schlimmste Szenario der teilweise oder vollständige Zusammenbruch des Eruptionskegels, wodurch Hochgeschwindigkeitsströmungen erzeugt werden, die sich seitlich ausdehnen und Bereiche erreichen könnten, die zuvor nicht evakuiert wurden. Auch Stürze von größerem pyroklastischem Material und die Bildung einer pyroklastischen Strömung war möglich. Es wurde beschlossen, das Gebiete zu evakuieren, die von einem Worst-Case-Szenario betroffen sein könnten“, sagte ein Vulkanologe.
Evakuiert wurden in Windeseile die darunter liegenden Ortsteile von Tajuya, Tacande de Abajo und Tacande de Arriba. Knapp 200 Bewohner wurden in die Kaserne von Brena Baja und ein Teil im Princess Hotel in Fuencaliente untergebracht. Das hätte leicht zu einer größeren Katastrophe führen können.
Lavaregen auf der Ostseite der Insel
Gerade noch in den Tiefen des Vulkans wurden riesige Mengen vulkanischen Materials in die Höhe befördert und mit dem Wind über die Insel verteilt. Pechschwarz war der Himmel Richtung Eruption von der Ostseite anzuschauen. Dann fing der Fallout auch schon an.
So sah am Morgen mein Dacia aus. Normal ist es bei Calima gelber Sand aus der Sahara, jetzt schwarze Lava-Asche aus El Paso.
Genauso die Terrasse und alle Wege und Straßen. Wenige Stunden zuvor hatte ich die Terrasse noch gesäubert. Es macht im Moment wenig Sinn, sich darüber Gedanken zu machen. Später gibt es noch ein Video dazu.
Die Westseite hat viel größere Probleme, dort muss um die Existenz gekämpft werden.
Flughafen Mazo geschlossen
Auch der Flughafen liegt unter einer Ascheschicht. Jetzt ist man gerade dabei die Stellplätze zu säubern. Ob heute noch Flugverkehr stattfinden kann, ist fraglich.
11.00 Uhr – Aktuelle Drohnenaufnahme von heute Morgen durch Pevolca. Aktueller Lavafluss (links) auf Höhe des Camino de la Vinagrera. Die Südfront führt auch durch Los Campitos nach Todoque und kommt langsam voran.
11.40 Uhr – IGN – Die Verformung des Geländes sei in den letzten Tagen stabil geblieben. Seit Beginn der Aktivität wurden an der GNSS-Station LP03, der der Eruption am nächsten gelegenen Station, 22 Zentimeter (cm) vertikale Deformation aufgezeichnet. Die akkumulierte Gesamtverformung mit den Sentinel-1-Bildern der Europäischen Weltraumorganisation und der InSAR-Methodik beträgt 28 cm.
Damit hat sich in den letzten Tagen nicht viel verändert. Der Lavazufluss aus großer Tiefe hält an.
12.40 Uhr – Copernicus-Zahlen: 190,7 Hektar begraben und 420 Gebäude zerstört. Es wurden 15,2 Kilometer Straßen durch die Emissionen des Vulkans blockiert oder beschädigt.
Der Vulkankegel ist nach Messungen von Wissenschaftlern bereits auf rund 250 Meter angestiegen. Es gibt weiter Erdbeben zwischen ML2,2 und ML 2,7 aus 11 bis 13 km Tiefe im südlichen Bereich, die auf einen weiteren Magma-Aufstieg hindeuten.
14.10 Uhr – Der Vulkanologe Juan Carlos Carracedo, einer der Väter der Vulkanstudien der Kanarischen Inseln, versichert, dass dies nicht irgendein Vulkan ist, „es ist ein großer Vulkan. Dieser Vulkan ist viel mächtiger als der Teneguía vor 50 Jahren.“
15.00 Uhr ‑Der Flughafen Mazo von La Palma ist wegen Ascheansammlung außer Betrieb. Schon seit dem frühen Morgen sind Arbeiter mit der Säuberung beschäftigt.
15.10 Uhr - Das ozeanographische Schiff Ramón Margalef (kennen wir noch von El Hierro baugleich mit Alvariño) des Spanischen Ozeanographischen Instituts (IEO) soll heute noch auf La Palma eintreffen. Es soll die geomorphologische Untersuchung des Meeresbodens im Hinblick auf die mögliche Existenz von Emissionsquellen unter dem Meer durchführen.
17.00 Uhr – Wir brauchen keinen Vulkan-Tourismus – LP‑3 und LP‑2, im Abschnitt zwischen dem Kreisverkehr Padrón und dem Kreisverkehr Maderas la Rueda, können nur Anwohner, Arbeiter, die ihre Aufgaben in den Zonen erfüllen, Rettungsfahrzeuge und autorisierte Fahrzeuge das Gebiet befahren.
Obwohl der Lufthimmel der Insel geschlossen bleibt, waren die Fähren nach La Palma voller Menschen, die den Vulkan aus der Nähe sehen wollten, ohne in erster Linie die Absicht zu haben, mit den Evakuierten zusammenzuarbeiten oder zu helfen. Bleibt zu Hause, das ist die Botschaft und behindert nicht die Rettungskräfte.
18.15 Uhr - Teilweiser Bruch des Kegels des Vulkan Cabeza. Der Geologe Carlos Lorenzo hat in einer Videoübertragung in sozialen Netzwerken berichtet, dass die Bilder den Teilbruch des Vulkankegels perfekt zeigen. „Es ist im südwestlichen Teil gebrochen und hinterlässt einen riesigen Strom sehr großer Blöcke, der sich den Hang hinunter in Richtung Meer bewegt“, erklärt der Geologe in einer Rede vor der Sitzung des Lenkungsausschusses des Vulkanischen Notfallplans der Kanarischen Inseln (Pevolca).
18.35 Uhr – Die Generaldirektion für öffentliche Gesundheit der Kanarischen Inseln hat die Bevölkerung aufgefordert, auf Freizeit- und Sportaktivitäten im Freien zu verzichten, um eine Exposition gegenüber vulkanischen Auswirkungen zu vermeiden, wie sie beim aktiven Ausbruch auf La Palma aufgezeichnet werden. Die freigesetzten Gase und Asche kann Auswirkungen auf die Atemwege und die Augen sowie auf die Haut haben, wenn sie nicht bedeckt sind.
Personen, die sich während des Ausbruchsprozesses des Vulkans in einem der Asche ausgesetzten Bereich aufhalten, müssen individuelle Schutzmaßnahmen ergreifen: FFP2-Maske, Schutzbrille und die Haut vollständig mit einem langärmeligen Hemd, einer Hose und einer Mütze bedeckt.
Schließlich sind Kinder, Schwangere, ältere Menschen und Menschen mit Lungen- oder Herzerkrankungen die am stärksten gefährdeten Personen, die die Maßnahmen zum Schutz ihrer Gesundheit äußerst einhalten müssen.
- Fortsetzung folgt
erstmal tolle Berichterstattung, wir fiebern und hoffen mit euch. Gibt es eigentlich neue Luftaufnahmen auf denen der Lavastrom zusehen ist. Ich finde es schade, dass die Drohne von der Polizei eingezogen wurde. Für die, die die Insel lieben und auch Freunde auf der Insel haben, die ebenfalls evakuiert wurden und nicht vor Ort sind, war es immer gut zu sehen wie es aussieht. Nochmals vielen Dank.
Ein Gutes jat das Ganze: Die Masken erfüllen endlich einen Zweck.
Vielen lieben Dank für diesen unglaublich guten Blog! Was würden sie denn den verbleibenden Touristen auf der Insel raten? Meine Familie (mit 10Monate altem Baby) und mich betrifft das persönlich. Wir wollten eigentlich noch weitere 6Wochen bleiben. Sind uns jetzt jedoch unsicher ob wir abbrechen oder ggf. auf eine andere Insel ausweichen sollten.
Hallo Reni,
schwer zu sagen. Wenn Sie im Norden wohnen würde ich bleiben, sonst eine ruhigere Insel suchen. Die Eruption wird noch Wochen andauern (lt. IGN Mittelwert 55 Tage). Es wird zu weiteren Beben, Lavaausflüssen und auch Ascheregen kommen.
Der Flugplatz ist allerdings weiter gesperrt.
Vielen Dank an Sie von Fuerteventura aus und auch unser Mitgefühl für alle von der Katastrophe Betroffenen …ganz viel Kraft und Durchhaltevermögen !!!
Ich möchte hier noch ergänzend hinzufügen, dass ihre Seite informativ ist! Auch vor unserem Familienbesuch im August habe ich mich hier ständig informiert was aktuell war/ist… der Flächenbrand, Corona, das alles hilft sehr vor-während und auch nach einem Besuch auf der Insel. Ich finde es toll, dass Sie diese Seite regelmässig pflegen!
Haben die Vulkanologen/Seismologen Angaben darüber gemacht, ob die gegenüberliegende Ostseite ungefährdet ist hinsichtlich dortiger Ausbrüche? Jedenfalls erscheint mir sinnvoller da auch genauer hinzuschauen (Emissionsmessungen durchzuführen usw.) und nicht ’nur‘ nach „Emissionsquellen unter dem Meer“ zu suchen.
Ein Dankeschön übrigens auch von meiner Frau an Sie! Sollte ich unbedingt schreiben.
Ja danke – Ostseite ist ungefährdet, da wohne ich. Klar wird die Ostseite genauso vermessen und untersucht. Problematisch wird es, wenn genau auf der Cumbrespitze ein Vulkan ausbricht. Dann könnte die Lava auch nach Osten fließen. Beim Vulkan San Juan war es fast so weit. Es hat sich der Lavasee an der Vulkanroute in Höhe von Mazo gebildet.
Die aktive Magmakammer liegt im Südwesten. Nach menschlichem Denken ist eine Eruption im Süden oder Südwesten möglich. Der jetzige Eruptionspunkt bei El Paso ist auch für mich völlig überraschend. Eher hätte ich auf das Princess-Gebiet im Süden getippt.
Hallo Herr Betzwieser, vielen Dank für Ihre aktuellen Informationen jeden Tag. Im Mai waren wir in der Gegend unterwegs . Im Februar wollen wir wieder kommen. Mehr als Geldspenden können wir von hier aus nicht tun. Halten Sie alle durch . Frank und Silvia Weißenborn
Ein kleiner Youtube Bericht über einen Tauchgang des Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel an den El Hierro Unterwasservulkan der sich vor ca. 10 Jahren gebildet hat. (eher ein „Eigen-Werbevideo“ aber trotzdem interessant.
https://youtu.be/JtxeotJK3qI
Sind die nördlichen Orte wie Puntagorda im Westen und San Andrés im Norden ebenfalls von der Asche betroffen?
Auf dieser Aufnahme kann man jedenfalls sehen, wie der Dreck wohl auf die mittlere Ostseite zieht: https://apalmet.es/external-content.php?url=http://www.sky-live.tv/liveimages/webcam/opensky/cam53-EELabs-ORM-CAN.jpg
Bleiben Sie gesund!
Der Norden nur wenig. Die meiste Vulkanasche ging im Bereich Brenas, Mazo und im Süden runter.
Nun auch als Livestream vom Observatorio del Roque de los Muchachos:
https://www.youtube.com/watch?v=9vIvJDDJljc
Ich möchte mich für Ihre ausführlich Berichterstattung bedanken ! Gerade weil sie ständig aktualisiert wird und fachlich sehr gut geschrieben ist. Ihre Seite ist für Angehörige in Deutschland eine sehr gute informationsquelle. Was mich Interssieren würde: ist die Einsturzgefahr hoffentlich weg???? Dieses Szenario mag sich niemand ausmalen und man hofft es ist gebannt! Ihre Seite hilft mir/uns in diesen Stunden sehr, da sie uns am laufenden hält. Vielen vielen DANK
Hallo Anton,
die Gefahr ist noch nicht gebannt. Es kann durch Instabilität immer noch zu einem gewaltigen Erdrutsch kommen.
Vielen DAnk für Ihre Antwort, ich hoffe so sehr, dass dies nicht passiert…Weiterhin danke für die ständige Aktualisierung der Situation, Ihre Arbeit und Ihre Zeit die sie sich nehmen! Wissen Sie denn ob es aktuell eine „neue“ Karte oder ähnliches zu den Lavastrom gibt? Herzlichen Dank und weiterhin alles Gute für Sie und alle auf der Insel