Die Seismik verstärkt sich -
Ein ML5,1 Beben als bisher stärkstes Erdbeben in der jüngsten Vulkangeschichte erschütterte heute Morgen um 7.24 Uhr die Insel La Palma. Das Epizentrum lag in 39 km Tiefe unter dem Gemeindegebiet von Mazo. Spürbar war der Erdstoß auch auf den angrenzenden Nachbarinseln. Auf dem Seismografen reicht der rote Ausschlag bis an die Ränder der Skala.
Stärkstes Erdbeben als Anzeichen für mehr Aktivität
Es könnte der Auftakt für weiteren Magmaaufstieg aus großer Tiefe gewesen sein. Bereits in der Nacht gab es ein ML4,1 Beben aus 37 km Tiefe. Im Laufe des Tages wird man sehen, wie sich die höhere Magmablase in 10 bis 13 km verhält und ob das Magma gegen Mittag im Vulkan ankommt.
Bereits am Morgen sind Militärkolonnen über die LP-02 Richtung Fuencaliente im Anmarsch gewesen, um Unterstützung im Vulkangebiet zu leisten. Es sind Truppen der Nachbarinseln und aus Festlandspanien die zur Hilfe nach La Palma verlegt wurden.
Wer sich die Erdbebenliste der IGN anschaut sieht die große Anzahl der Erdstöße. Allein rund 40 Beben in den letzten Stunden und meist aus 10 bis 13 km Tiefe. Der Magmavortrieb ist in vollem Gange und kann später auf der Webcam beobachtet werden.
Lavaströme setzen sich wieder in Bewegung
Der Vormarsch der riesigen Lavaströme kommt wieder in Gang. „Heute Nachmittag wurde der Lavastrom 3 aktiviert, der nach Süden und Südwesten in Richtung Las Norias verläuft. Er ist jetzt ungefähr 300 Meter in gerader Linie von Las Norias entfernt und liegt auch in der Nähe der Straße, die nach Puerto Naos führt, aber ziemlich weit aus dieser Stadt“ – so die Pevolca gestern Abend.
9.50 Uhr – Das Beben wurde von der IGN auf ML5,0 aus 35 km Tiefe neu eingestuft. Damit aber immer noch das stärkste Beben. Zur Erklärung: Die gemessenen Beben werden zunächst vom Computer eingestuft und so ausgegeben und erst anschließend manuell nachberechnet. Das ergibt oft kleine Differenzen.
10.15 Uhr - Das Bild ist von 8.30 Uhr morgens. Der Südstrom stieg während der Nacht schnell von Las Norias ab, um parallel zum ursprünglichen Strom zur Plattform Las Hoyas abzusteigen. In diesem Moment ist er im Begriff, in der Gegend von Charcón, in der Nähe des Leuchtturms, das Meer zu erreichen. Links die alte Halbinsel La Bombilla.
12.20 Uhr – Am 1. November um 12:00 Uhr werden UME und Armeeangehörige eine Postenlinie auf dem Berg von Tenisca (Los Llanos) bilden, um die Bürger zum Gedenken und zu Ehren ihrer Verstorbenen an Allerheiligen zu begleiten.
Anschließend wird ein Superpuma-Hubschrauber des Wing 46 der Air Force, der sich auf der Gando Air Base befindet, über den oben genannten Ort fliegen und an einer Stelle im Lavastrom in der Nähe des Las Manchas-Friedhofs einen Kranz für alle Verstorbenen abwerfen. Der Friedhof liegt mitten in den Strömen und kann nicht besucht werden.
12.50 Uhr - Mitteilung der IGN – Seit der letzten Stellungnahme wurden 123 Erdbeben in dem von der vulkanischen Reaktivierung von Cumbre Vieja betroffenen Gebiet lokalisiert , 11 dieser Erdbeben wurden von der Bevölkerung gespürt und erreichten die maximale Intensität in der Epizentralzone IV‑V (EMS98) in der Erdbeben ereignete sich heute um 6:24 (UTC) mit einer Magnitude von 5.0, mbLg in 35 km Tiefe . Dieses Erdbeben ist das größte seit Beginn der Eruption. Sechs Erdbeben wurden in Tiefen von etwa 30 km lokalisiert , die restlichen Hypozentren der Zeit befinden sich in geringerer Tiefe, etwa 12 km. Die Amplitude des vulkanischen Tremorsignals wird mit Verstärkungsimpulsen auf mittlerem Niveau gehalten.
Das Netz der permanenten GNSS- Stationen der Insel zeigt, dass sich die Höhe, die am 25. an der Station LP03 gemessen wurde , die den Eruptionszentren am nächsten liegt, vollständig umgekehrt hat. Ein Teil der von der Station registrierten südlichen Deformation wurde jedoch konsolidiert. An den weiter entfernten Stationen scheint sich die leichte Deflation, die möglicherweise mit der tiefen Seismizität zusammenhängt, abzuschwächen. Angesichts des kalibrierten Bildes wird um 7:45 UTC eine Säulenhöhe von 4.000 m geschätzt .
13.00 Uhr - Was kommt da angerollt. Eine kleine Lavabombe!
14.30 Uhr - LP‑3 gesperrt – Personen, die mit einem privaten Fahrzeug in die Gemeinden El Paso, Los Llanos de Aridane und Tazacorte gelangen möchten, müssen alternative Routen zur LP‑3 nutzen und sich entlang der Hänge von El Paso und Hermosilla bewegen, da die LP‑3 frei sein muss für den Verkehr von Rettungsdiensten, Schwerfahrzeugen, ansässigen und berechtigten Personen sowie öffentlichen Verkehrsmitteln.
15.00 Uhr – Jetzt wird es nicht mehr lange dauern, bis der nächste Lavastrom das Meer erreicht. Visuelle und thermografische Bilder von Involcan, die die Lavaplattform zeigen, die sich neben der vorherigen Strömung in der Nähe des Gebiets La Bombilla bildet.
15.05 Uhr – Neues ML4,0 Beben um 14.39 Uhr aus 11 km Tiefe in Fuencaliente. Jetzt scheint das heute Morgen losgetretene Magma aus 35 km Tiefe einzutreffen. In knapp 2 Stunden dürfte es am Vulkan Cabeza zu sehen sein.
15.28 Uhr – Video von der Salvamar Alphard, das die Sperrzone um die Lavazuflüsse überwacht.
Imagen de esta mañana de la Salvamar Alphard en la zona de exclusión que sigue vigilando. Se aprecia la colada 9 #ErupcionenLaPalma pic.twitter.com/30WJkdLJZV
— SALVAMENTO MARÍTIMO (@salvamentogob) October 30, 2021
16.50 Uhr – Der Vulkan Cabeza zeichnete diesen Freitag mittags und mehrere Stunden lang eine Episode von hörbaren Explosionen von „großer Intensität“ auf, die eine beträchtliche Ascheemission erzeugten, die das gesamte Aridane-Tal bedeckten, wie von IGN Blanco berichtet, sie erklärte, dass diese Episode verursacht wurde, durch einen „Prozess der Intensivierung von Entgasung“.
17.40 Uhr - Die Webcam bleibt heute fast „Schwarz“. Der Ascheregen ist zu stark oder die Camera heute am falschen Standort.
- Fortsetzung folgt
Guten Morgen, 31.10.2021
der Sonntag beginnt ja leider wieder extrem schlecht:
– gegen 05.35 Uhr ein noch nicht bestätigtes Beben auf Teneriffa (Bereich Playa de
Las Americas) mit einer 5,1 Amplitude vielleicht
– gegen 07.00 Uhr Ortszeit Aufbruch bzw. Abbruch an der NW Seite mit massivem
Lava-(Tsunami)- der sich teilt und in zwei Strömen in Richtung Westen ergießt.
Ich wünsche trotzdem alles Gute, einen schönen Sonntag und hoffentlich, dass sich der Vorfall auf Teneriffa NICHT bestätigt !
…sorry, die Amplitude auf Teneriffa war nicht 5,1 ! ! !
Es ist immernoch in der Klärung welchen Ursprungs der seismisch, gemessene Ausschlag war.
Ich finde in der IGN- Liste gar keine Beben auf Teneriffa, nur vier im Bereich Mag 1−1,5 in den letzten drei Tagen ? Woher stammt denn die Information.
Zu stärkstes Erdbeben bisher:
das Europäische Erdbebenzentrum bleibt bei Mag 4,1 und damit deutlich unter 5,0
https://www.emsc-csem.org/Earthquake/earthquake.php?id=1055761
Welche Skalen werden hier eigentlich verwendet?
Was genau bedeutet „ML 4.1“ oder „5.0 mbLg“ (gemäß IGN).
Dass das gemessene Werte der Stärke sind, glaube ich verstanden zu haben, aber auf welcher Skala?
Zur Intensität z.B. IV‑V auf der Mercalli-Skala habe ich folgende Erläuterung gefunden:
„Um zu bestimmen, welche Intensität ein Erdbeben hat und welche Schäden es anrichtet, verwendet man die weiterentwickelte Mercalli-Skala des Italieners Giuseppe Mercalli (1850−1914). Sie wird in zwölf Stufen unterteilt. Intensität Wirkung I Wird nur von Seismometern registriert II Nur ganz vereinzelt von ruhenden Personen wahrgenommen III Nur von wenigen verspürt IV Von vielen wahrgenommen, Geschirr und Fenster klirren V Hängende Gegenstände pendeln, viele Schlafende erwachen VI Leichte Schäden an Gebäuden, feine Risse im Verputz VII Risse im Verputz, Spalten in den Wänden und Schornsteinen VIII Große Spalten im Mauerwerk, Giebelteile und Dachgesimse stürzen ein IX An einigen Bauten stürzen Wände und Dächer ein, Erdrutsche X Einstürze von vielen Bauten, Spalten im Boden bis zu einem Meter Breite XI Viele Spalten im Boden, Erdrutsche in den Bergen XII Starke Veränderungen an der Erdoberfläche, Gebäude werden dem Erdboden gleichgemacht“
(Text: Geowissenschaftler Alexander Stahr)
Nachtrag. Folgenden Link gerade noch gefunden zu verschiedenen Erdbeben-Magnituden-Typen:
https://www.ign.es/web/resources/docs/IGNCnig/SIS-Tipo-Magnitud.pdf
Die Sperrung der LP3 wird wohl eine Reaktion auf den Vulkan Tourismus sein.
Genau – wenn kreuz und quer geparkt und geknipst wird und kein Durchkommen mehr ist, hört der Spaß auf. Einsatzkräfte, Krankenwagen oder die Feuerwehr kommen nicht mehr durch. Deshalb gibt es jetzt einen öffentlichen Bus, der alle 20 Minuten von Brena Alta nach El Paso pendelt. Von 10.00 Uhr bis 24.00 Uhr im Einsatz.
Zum Blogeintrag 15:00 Uhr:
Momentan bekomme ich einige Anfragen von Vulkantouristen. Ich finde es nicht angebracht, jetzt nach La Palma zu kommen. Viele Menschen haben ihr Hab und Gut verloren und weitere werden es wohl noch verlieren. La Palma braucht natürlich Touristen, nur momentan ist es vielleicht nicht der beste Zeitpunkt hierzu.
Diese Touristen sollten zum Helfen hinfliegen, dann wäre es für mich in Ordnung.
Neee – Es sind genügend Helfer vorhanden. Ein Bürohengst in der Lavaasche, der würde nur den Betrieb aufhalten und sich selbst gefährden.
Lieber Manfred, dieser Blog ist wirklich ein „Reallabor“, und ich begrüße ausdrücklich nahezu alle bisher hier getätigten Äußerungen (außer ein paar Trollbeiträge).
Dieser Kommentar-Thread bringt einen unweigerlich zu der Frage, wann der richtige Zeitpunkt denn ist? Welche Identität, Physis, Beruf, Intention und welches Verhalten muss man mitbringen, um nicht nur Gaffer zu sein? Muss dazu „auf der Insel“ ein Konsens bestehen, und wie wird dieser höchstwahrscheinlich aussehen? Wie verhält man sich gegenüber Menschen, die nicht dem eigenen Anspruch oder dem Konsens entsprechen?
„Lasst sie in der Asche schuften, so können wir Ihnen für ihre Existenz Ablass gewähren“ (so kann man das Kommentar von Inge auch verstehen) ist ein klarer Ausdruck der emotionalen Welten, die da aufeinander prallen.
Ich muss aber auch daran denken, dass all die Menschen, die am Tag der Maueröffnung am Checkpoint Charlie standen, applaudierten und Obst und Bananen als Willkommensgeschenk verteilten, letztlich fast auch nur alle Gaffer waren.
Die Empathie, die zum Beispiel mithilfe der Krücke Internet bei manchen doch nur auf kleinerer Flamme lodert, muss irgendwann mit 360Grad-Surround Realität gefüttert werden um tatsächlich als „echt“ empfunden zu werden. Echtes Erleben und echtes Teilen. Das ist ein natürlicher Trieb. Je länger es dauert, desto schwieriger wird es, ihn zurückzuhalten oder umzulenken, wenn man Gevatter Freud glauben möchte.
Tourismus hat uns schon immer vorgegaukelt, dass man kurzzeitig echte Verbundenheit mit den besuchten Regionen entwickeln kann.
Diese Gaukelei ist ein Teil der Lebensgrundlage heutigen Palmeros.
Wenn man die Touristen und deren Ströme im Grunde genommen garnicht ändern möchte, dann stellt sich die Frage, wie man die emotionale Welt jender ändern kann, die dem Tourismus gegenüber jetzt negative Gefühle entwickeln – was psychologisch gesehen ganz klar eine Übertragung ist, und unfair gegenüber der als zwingendermaßen unzureichend anzunehmenden emotionalen Bedürfnisse der fremden Besucher.
Ein klassisches Thema, bei dem man durch Polarisierung in Schwarz und Weiss nicht weiterkommt. Also glaubt nichts, was ihr dazu in Social Media lest. 😉
Sehr geehrter Sebastian,
Ihr Kommentar in Teilen zititert:
…Ich muss aber auch daran denken, dass all die Menschen, die am Tag der Maueröffnung am Checkpoint Charlie standen, applaudierten und Obst und Bananen als Willkommensgeschenk verteilten, letztlich fast auch nur alle Gaffer waren.“
…hat mich als „Ur-West“-Berliner erschüttert! ! !
Es waren damals KEINE Gaffer, eher vor allem emotionsgeladene, Jahrzenhte eingegesperrte Berliner/deutsche Staatsbürger, die sich wahnsinnig gefreut über, und vor allem mit den ehemaligen DDR-Bürgern, über die deutsche Maueröffnung und Überwindung der jahrzhente andauernden Teilung beider deutscher Staaten.
Sorry, es hilft nicht mit solchen Kommentaren, den derzeitigen Katastophentourismus (so bezeichne ich diesen eher) auf La Palma
zu vergleichen
Ja, dieser eine Vergleich von Sebastian ist tatsächlich schräg.
Allerdings ist der Rest von Sebastians Gedanken durchaus gut nachvollziehbar.
Und ich finde es auch wichtig, herauszufinden, wann denn ein Zeitpunkt für einen Besuch auf La Palma als OK empfunden würde und wer das dann entscheiden sollte.
Ich hatte fast schon für Anfang November gebucht, recht spät, ausnahmsweise Mitte September, da brach der Vulkan aus. Erst hab ich gedacht, prima, dann siehst Du nach Hawaii eben deinem zweiten Vulkan beim Ausbrechen zu! Als ich hier im Blog und anderswo nach und nach gemerkt habe, dass das hier gar nichts mit einem reinen Natursschauspiel, sondern eher mit einer (teils natürlich menschgemachten) Tragödie zu tun hat, habe ganz klar entschieden ein Drittel des Geldes zu spenden, was ich vor etwa drei Wochen dann auch getan habe. Den Rest hebe ich einfach auf und komme dann halt wann anders. Was sollte man sonst tun.
Aber, ehrlich gesagt. noch mehr als die Leute, die auf Eure Insel fahren und dort Lava knippsen wollen, nerven mich die Kreuzfahrtschiffe, nutzlose Spaßtanker, die aus sicher geglaubtem Abstand am Vulkan vorbeifahren, damit sie etwas präsentieren können.
Man könnte Misanthrop werden, wenn man denn wollte. 😉
@Ralf: Ich verstehe Sie, ich habe selbst dort gelebt.
Ich wiederhole die Frage: Wo ist die Schwelle, an der auch ein interessierter und empathischer Besucher nicht bloss Gaffer ist? Ab wann ist jemand ein wirklicher „Zeuge“?
Reicht es, schonmal auf der Insel gewesen zu sein und ein sehr persönliches Erlebnis glaubhaft vortragen zu können?
Lassen Sie mich bitte noch einmal kurz überspitzt pointieren:
Müssen jetzt Vermieter von Casas mit ihren Mietern eine Gesinnungs-Vita à la „wir sind seit Jahren befreundet, und ich bin Taufpate von Ernesto“ ausdenken, um nicht von jenem Teil der Palmeros und (richtigen wie weniger richtigen) Residenten schief angeschaut oder gar gemobbt (nannte man früher: sozial geächtet) zu werden?! Sprich: Bekommen jetzt plötzlich alle nur noch „Besuch von Freunden“? Sind solche Vermieter auch echte Betroffene – auch wenn sie bisher vielleicht nur etwas Asche fegen mussten?!
Wann ist der Zeitpunkt, wo man mit all diesen Fragen wieder etwas entspannter wird umgehen können?
Ich hege den Verdacht, dass das noch sehr weit weg ist.
Also muss man sich diesen unangenehmen Fragen und auch der Selbstüberprüfung aussetzen – denn sonst – schwupps – macht das Alles etwas mit einem, das man eigentlich nicht möchte. Und das man irgendwann nicht mehr umkehren kann.
Ich bitte alle um Verzeihung, wenn ich es mir hier herausnehme, mit dem Zeigefinger in Wunden zu bohren.
Das reicht jetzt auch. Am Ende macht es nur Sinn, wenn jede/r sich selbst an die Nase greift und eben NICHT den ersten Stein wirft und trotzdem emotionale Ventile findet.
Denn eins ist klar: Gaffer gibt es und sie nerven. Immer und überall – und in La Laguna vermutlich auch noch in 10 Jahren.
P.S: Meine Mutter war damals zufällig bei mir zu Besuch in Berlin, und hat vor Freude geweint. Erst am zweiten Tag „traute sie sich“, mit mir rauszugehen und selbst zu schauen.
Es war ihr emotional einfach zuviel.
Der Vergleich mit dem Mauerfall wäre mir nicht als Erstes eingefallen, erscheint mir aber als ebenfalls Ur-West-Berlinerin durchaus möglich, was meine Erfahrungen mit den Tagen rund um die Maueröffnung betrifft. Ich habe mich auch nicht eingesperrt gefühlt, womöglich, weil erst ein paar Jahre nach dem Mauerbau geboren, gesegnet mit reisefreudigen, pragmatischen Eltern und gelassenen/ optimistischen Verwandten in Ost und West. Und dabei gab es durchaus unangehme Erlebnisse bei (häufigen, manchmal wöchentlichen) Transitfahrten und gelegentlichen Tagesreisen in die DDR; ab und zu aber auch tatsächlich erstaunlich positive Ereignisse mit z. B. hilfsbereiten DDR-Grenzsoldaten, lange vor 1989.
Es stimmt schon: Gaffer gibt es immer und überall. Und sie nerven - und behindern.
Und es gibt derzeit auf La Palma so etwas wie „Langzeitgaffer“ die extra Tage bis Wochen anreisen, ungefragt alles und jeden (auch via Drohne) filmen und es ärgerlich finden, wenn man nicht ganz dicht an die Lava ran kann und das alles z. B. bei YouTube einstellen. Derlei befördert sicherlich Vulkantourismus.
Sehr geehrter Sebastian,
ihre Fragestellung ist m. E. in der augenblicklichen Situation einfach sekundär. Das ist doch Haarspalterei und Spiegelfechterei und was weiß ich noch – wenn ich nur Manfreds Bemerkung von 17:45 lese, dann ist doch deutlich, dass die Zeit noch nicht erreicht ist, um über die Feindifferenzierungen zwischen interessierten und empathischen Besuchern und interessierten und nicht so epathischen Gaffern zu fabulieren, noch nicht gekommen ist. Die einen sind doof und gaffen? – und die anderen sind etwas gebüldeter und können sich als empathisch hochstilisieren…aber schlußendlich auch nicht besser. Also schlicht wie sie es selbst sagen: das ist noch sehr weit weg. Nur dass die Gaffer in angemessener Zeit danach durchaus willkommen sein werden, wenn sie nicht mehr im Wege sind und den nötigen Umsatz bringen. Eso es.
@Harrygo:
Es gab hier bereits mehr als eine Stimme, für die die praktischen Implikationen der Frage durchaus eine akute Relevanz hat.
Wir haben eine unangenehme Situation, in der sich viele Menschen unwillkürlich und unübersehbar in einer Opferrolle wiederfinden. Es ist einerseits nicht neu, andererseits aber auch nicht mit Patentrezept lösbar, dass es dabei regelmäßig um die Frage von Treten und Einstecken geht, und die Frage, ob man nun für die Opferrolle fest abonniert ist. Während andererseits Verständnis (und hier auch schon vor Wochen Spendenbereitschaft) erwartet wird.
Da ist ein Zwiespalt.
Wenn meine Art darüber zu schreiben, nicht ihrem Stil entspricht und bei Ihnen nichts berührt, dann vergessen Sie es einfach. Die einen Scheren über einen Kamm, die anderen Überdifferenzieren. Irgendwo dazwischen finden sich die meisten irgendwann dann doch wieder.
Ich habe nicht den Eindruck, dass die Behörden den Gaffer-Strömen gänzlich überrascht oder hilflos gegenüber tritt, sondern sehr offenkundig aktiv damit umgehen. Die Empörungswellen scheinen eher auf schlechten Erfahrungen hinsichtlich Untätigkeit im normalen Alltag zu beruhen.
Im Krisenmodus scheint das jedoch etwas anders zu funktionieren, gerade…
Wir waren vor kurzem 2 Wochen auf La Palma, allerdings nicht wegen sondern trotz des Vulkans. In der Nordhälfte der Insel (also nördlich von der Linie Santa Cruz – Tijarafe) hielt sich der Vulkaneinfluss in Grenzen. Die Absage der länger im Voraus gebuchten Unterkunft bei Tijarafe wäre unverhältnismäßig gewesen.
Natürlich haben wir auch mal vom El Time runter ins Aridanetal geschaut, sind aber niemandem im Weg gewesen.
Interessant, was der Vulkan so alles nach oben befördert:
https://www.youtube.com/watch?v=2Hh_xQCSUaQ&ab_channel=ValentinTroll
Sehr spannend!
Da der Geochemiker Valentin Troll bereits ähnliche Einschlüsse 2012 in Material von El Hierro untersucht hat, wird er sicher Vergleiche dazu anstellen. Hier ein Zitat aus einem Paper von ein paar anderen Autoren um Olgeir Sigmarsson und Didier Laporte, das Bezug nimmt auf Valentin Trolls Untersuchungen zur rhyolitischen Lava El Hierros:
„Contribution from sediments to the rhyolite pumice
In their study of the white pumices from the beginning of the 2011 El Hierro eruption, Troll et al. (2012) concluded that sediments were picked up and melted by the ascending basanitic magma producing the rhyolite only shortly before the eruption. The presence of clays and carbonates or jasper fragments in some of the rhyolitic pumice (Troll et al. 2012) together with fossils (Carracedo personal communication) demonstrates that the magma must have picked up sedimentary xenoliths on its way to the surface.“
https://www.researchgate.net/figure/Photograph-of-an-October-2011-composite-pumice-from-El-Hierro-showing-mingling-of_fig1_257007493
Das waren auf El Hierro die Restingolitas, benannt nach dem Ort La Restinga. Aufgeschmolzenes Sedimentgestein mit einem Schoko-Überzug aus normalem Basalt. Dazu habe ich eine Reihe von Beiträgen geschrieben. Siehe „Restingolitas“ – https://elhierro1.blogspot.com/search?q=Restingolitas
Dankeschön!
Genau die richtige Lektüre, wenn man mehr davon wissen will!
Da diese Restingolitas offenbar viel Silizium enthalten, ist es sogar möglich, dass das von Ablagerungen der Verwehungen aus Afrika stammt.
Und ich finde es schon unglaublich, dass sogar Evolutions- und Astrobiologen sich des Themas angenommen haben, leider kam ich hier nur an das schöne Bild und das Abstract ran, das Paper ist nämlich nur auf Nachfrage zu haben.
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S2214552418300993#ec-research-data
Meine Güte. Dann soll doch derjenige der hier negativ bewertet, das Paper doch bitte selber bestellen! 😉
@manfred: Danke für den Hinweis. Der Link funktioniert zumindest bei mir nicht. Ich habe dazu aber diesen Beitrag hier gefunden: https://lapalma1.net/2015/01/31/erzaehlt-lava-die-fruehgeschichte/
Versuche es mal hier: https://elhierro1.blogspot.com/search?q=Restingolitas
@manfred: Danke, ich hab’s in deinem Update weiter oben schon gefunden!
Sehr interessant finde ich auch das Vorkommen von Radioaktivität im geschmolzenen Sediment. Würde die den Basaltmantel durchdringen, könnte man Restingolitas vielleicht auch mit einem Geigerzähler aufspüren…
Das stimmt. Aber die Frage die ich mir dabei stelle, ist, wo das her kommt.
In Sand aus der Sahara und den Sedimenten daraus ist so etwas nicht so sehr zu erwarten.
Insofern bin ich sehr gespannt, wie die Vergleiche von Valentin Troll zu den radioaktiv auffälligen El Hierro Proben aussehen werden.
Ja, auf die Restingolita stürzen sich natürlich alle Wissenschaftler, stammen sie doch wahrscheinlich aus Frühsedimenten – eine These, die selbst auch noch zu erhärten wäre.
Je öfter man sie findet (Potentiell im Lavastrom sämtlicher kanarischer Vulkan-Ausbrüche), desto plausibler werden jene Annahmen, welche man aus ihren Spurenelementen und deren Zustand ableiten kann.
Ich würde vermuten, dass man sie dann eher in den früheren Eruptionsgesteinen finden dürfte, denn wenn dieses Material dann mit der Zeit weniger wird, würde es überlagert werden von weiterer Lava.
Dafür spräche, dass sowas auf den Kanaren offenbar nur bei El Hierro und jetzt auf La Palma gefunden wurde. Ich finde die These mit den Sedimenten schon plausibel. Bin mal gespannt, was da noch rauskommt, wenn es untersucht worden ist. 🙂
Zu 12:20
Das, finde ich, ist eine sehr schöne Geste/Aktion.
Hoffentlich werden die Grundstücke in Las Norias verschont! Es ist jetzt langsam genug – was soll dieses fürchterliche Drama. Es geht seit 5 Wochen langsam immer näher an die Häuser heran – man wird richtiggehend gequält. Es iost fürchterlich!
La Palma ist nicht nur Grün. Es ist eine Vulkaninsel. Mit Eruptionen musste immer gerechnet werden. Die Natur bestimmt den Lauf und hat ihre eigenen Zeitpläne. Der Mensch kann diesen Vorgang nicht beeinflussen.
Es wird noch dauern. Nach den jüngsten Vulkanaktivitäten, haben wir jetzt vielleicht Halbzeit. Mir wäre es auch lieber, wenn bereits morgen Schluss wäre und die Lavaströme zum Stehen kommen!
Danke, Andreas, …hätte ich in der Tat auch selbst draufkommen können.
Inzwischen ist klar, dass die oben genannte Zunge sich über Nacht komplett geteilt hat, und in zwei schmalen Zungen (eine davon in dem Video zu sehen) Richtung Westen bergab gestromt sind, sich am Rande des Hauptstroms wieder mit dem aktiven Südstrom vereint haben, und inzwischen die Klippe über La Bombilla überwunden hat.
Der Hauptstrom verbreiterte sich ab dort also um rund 100m. Er überquert jetzt den Camino las Norias schon ca. 50m westlich/unterhalb des Ortsteils bzw. von der Casa Bepe entfernt.
Das ist für einen so dynamischen Strom zu wenig Abstand – ich fürchte dabei wird es nicht bleiben…
Dieses Video von Involcan soll um 08:30 Uhr an der LP-213 entstanden sein – „Richtung Las Norias“, nur wo genau?
Das würde Aufschluss erlauben, welche Lavazunge da genau zu sehen ist.
Kann jemand sagen, wo genau das „Todoque“-Schild steht?
Ich ergänze: Es muss irgendwo zwischen dem Restaurant Canguro und der Kreuzung Camion las Norias sein, und ich vermute anhand der Bäume, dass es irgendwo in der Mitte wäre.
Dies macht es sehr wahrscheinlich, dass die schmale Lavazunge, die im Blog-Foto oben am weitesten vom Hauptstrom links entfernt ist, über Nacht nochmals unerwartet deutlich vorangekommen ist.
…das würde meine Hoffnung deutlich schmälern, dass der Ortsteil Las Norias vielleicht doch mit einem blauen Auge davon kommt…
Hier wirst du fündig: https://www.google.at/maps/@28.6086905,-17.9068947,3a,75y,28.81h,84.3t/data=!3m7!1e1!3m5!1sjmrXyJpZC_YtDTKq-bQFcQ!2e0!6shttps:%2F%2Fstreetviewpixels-pa.googleapis.com%2Fv1%2Fthumbnail%3Fpanoid%3DjmrXyJpZC_YtDTKq-bQFcQ%26cb_client%3Dmaps_sv.tactile.gps%26w%3D203%26h%3D100%26yaw%3D111.81136%26pitch%3D0%26thumbfov%3D100!7i13312!8i6656?hl=de
Siehe rote Markierung