Gase reduzieren den Sauerstoffgehalt in Puerto Naos und La Bombilla auf 13 % -
Erhöhte Kohlendioxid Anreicherung kann noch lange andauern
Das Vulkanologische Institut der Kanarischen Inseln (INVOLCAN) erinnert daran, dass in einigen Gebäuden im Erdgeschoss (Straßenniveau) Konzentrationen von über 250.000 ppm (25 %) gemessen wurden, Mengen, die „mit dem Leben nicht vereinbar“ sind; im Freien lagen diese Werte unter 5.000 ppm (0,5%).
„Es ist mehr als bewiesen, dass in der Gegend von Puerto Naos und La Bombilla, wo anomale Konzentrationen von Kohlendioxid (CO2) aufgezeichnet werden, eine Verringerung der O2-Konzentration erzeugt wird, die an einigen bestimmten Punkten in der Zone nur Werte von 13–14 % Sauerstoff (O2) erreicht“.
Involcan erklärt, dass das Sanitärsystem von Puerto Naos aus Brunnen und Rohren besteht, die derzeit mit Gas gefüllt sind. „Wenn wir Wasser in das System einfüllen, verringern wir das Volumen des Gases und erhöhen seinen Druck, wodurch das CO2-Problem verstärkt wird. Da das CO2 weiterhin austreten wird, solange die Natur es bestimmt, würde das Einbringen von Wasser in das System die Situation nur noch komplizierter machen.“
Wie entstehen diese Vulkangase
Es ist ein natürliches Nebenprodukt der Zellatmung vieler Lebewesen und entsteht zudem bei der Verbrennung von Holz, Kohle, Öl oder Gas. Auch beim Zerfall toter Organismen oder durch natürliche CO2-Quellen, wie beispielsweise Vulkangase, wird Kohlenstoffdioxid frei.
Es sind Ausgangsprodukte (z.B. Kalkstein), die sich im Laufe der Erdgeschichte im Erdmantel angereichert haben. In den Brennstoffen befindet sich Kohlenstoff. Dieser verbindet sich bei der Verbrennung mit dem Sauerstoff aus der Atmosphäre. Es entsteht somit Kohlendioxid, der an die Umwelt freigesetzt wird. Heißes Magma aus tieferen Erdschichten wurde hier offenbar auf seinem Weg zur Erdoberfläche mit CO2 angereichert und setzte das Treibhausgas beim Ausbruch in die Atmosphäre frei.
Noch fließt unterirdisch glühende Lava Richtung Meer und mündet in der Nähe von Bombilla im Atlantik. Durch das verästelte Höhlensystem, auch von früheren Eruptionen (Vulkan San Juan), tritt es durch Risse und Spalten aus den Bodenschichten zur Atmosphäre aus. Im Grunde atmet die Erde um Bombilla und Puerto Naos Kohlendioxid ständig aus. Erst wenn der Nachschub versiegt und die Lava vollständig erkaltet, dürfte der Prozess ein Ende finden.
Diese Entwicklung kann noch lange andauern. Erst dann können sich wieder Menschen und Urlauber ungefährdet im jetzigen Sperrbezirk aufhalten.
Freitag, der 15. Juli 2022
9.30 Uhr - INVOLCAN beginnt mit Bohrungen im Lavafeld von La Palma, um ein Kühlmodell zu entwickeln.
Continúan los sondeos en las coladas de la erupción con la supervisión de nuestros compañeros Germy y Ernaud / The drilling continues in the lava flows with the supervision of our colleagues Germy and Ernaud pic.twitter.com/xuga4QZLWe
— INVOLCAN (@involcan) July 14, 2022
12.00 Uhr – Hier noch ein interessanter Beitrag des Mediziners Aldo González Brito mit dem Titel „Gase, politische Misswirtschaft und die ungewisse Zukunft von Puerto Naos“ veröffentlicht von „La Palma ahora“ (spanisch) – Danke an Neil.
Sonntag, der 17. Juli 2022
9.20 Uhr - Die Kanaren gewinnen in zehn Jahren 54.600 Einwohner dazu. So sind nach Angaben des Instituts für Statistik der Kanarischen Inseln (ISTAC) La Palma und La Gomera die Inseln, die Bevölkerung verloren haben , 2,44 % bzw. 2,76 %, während Lanzarote und Fuerteventura die Inseln mit dem höchsten Prozentsatz an Einwohnern sind, die in den letzten zehn Jahren zugenommen haben. Die Bevölkerung ist hier um 9,89 % und 12,4 % gewachsen.
- Fortsetzung folgt
Ursprünglich hieß es mal, die Gase entstünden, wenn heiße Lava ins Meer fließt. Die Lava in den Tuben ist aber schon deutlich weniger geworden, die Gase in La Bombilla nicht. Die Hoffnung, dass das allmähliche Versiegen der Lavaströme zur Wiedereröffnung von Puerto Naos und La Bombilla führt, hat sich nicht erfüllt.
Resiste La Palma hat mal ein Video gepostet, in dem man sieht, wie beim Leuchtturm von La Bombilla Gasblasen im Meer aufsteigen. Es ist plausibel, dass dieses Gas durch leere Lavatuben, Risse und Spalten kommt. Dass das mit dem Ausbruch des Tajogaíte zusammenhängt, ist nahe liegend. Wo sich wie viel von diesen Gasen angesammelt hat, ist möglicherweise noch ermittelbar. Wie lange die Gase in diesem Bereich noch nach außen drängen werden, kann aber wohl niemand seriös prognostizieren.
Für die Betroffenen sind das keine guten Aussichten.
Könnten diese Orte nicht als Filmkulissen genutzt werden, auch wenn das nur für apokalyptische Scenen mit Gasmasken und Schutzanzügen funktioniert?
Könnte Ja! – aber ich denke, es gibt auf La Palma im Moment dringendere Probleme und Sorgen.
Ich frage mich, warum die Gase nicht vom Wind weggetragen werden, der ja gerade im Westen von La Palma wunderbar frische und salzhaltige Seeluft heranschaffen kann.
Das Kohlendioxid kommt im Moment beständig aus dem Boden, über Rohre, Schächte usw. Im Freien wird es relativ schnell vom Wind weggetragen und vermischt. In den Gebäuden kann es sich in den tieferliegenden Räumen sammeln. Auch Lüften nutzt nicht viel, da immer weiter Nachschub kommt.
Das leuchtet ein. Danke! Gibt es Berechnungen, wieviel Kohlendioxid bei dem Ausbruch bisher ausgestoßen wurde? Mich interessiert ein Vergleich zu Kohlekraftwerken und z. B. der Menge an Autoabgasen.
Das lässt sich nicht beantworten. Schätzungen sind mir im Moment auch nicht bekannt. Es wird aber sicher mehr als alle Quellen in Deutschland zusammen pro Jahr abgeben.