Viel Spannung, noch mehr Aufregung aber auch Hoffnung -
Seit nunmehr 2 Wochen tobt der Vulkan ohne Unterbrechung. Am Sonntag, dem 19. September 2021 um 15.12 Uhr begann die Eruption. Seitdem hat sich auf La Palma vieles verändert. Große Lavaströme haben Häuser und Straßen gefressen und die Infrastruktur zerstört. Das Landschaftsbild auf der Westseite hat sich völlig verändert.
Schwarzer Lava Ascheregen hat sich über die ganze Insel gelegt. Viele verzweifelte Menschen die ihr ganzes Hab und Gut verloren haben und dazu das ständige Dröhnen und die Erdbeben. Noch tobt der Vulkan weiter und wird sicher noch einige Überraschungen im Gepäck haben. Nach Durchschnittsberechnungen dauert ein Kanarischer Vulkanausbruch 55 Tage an.
Nach den Messungen tobt der Vulkan verstärkt weiter
Auch in der vergangenen Nacht gab es wieder Erdbeben bis ML3,5 aus 10 bis 14 kmTiefe. Stärkere Beben sind bisher ausgeblieben. El Hierro erlebte als Schlussakkord damals ein ML5,1 Beben (siehe damaliger Beitrag)
Die Grafiken und Daten von IGN und Involcan zeigen deutlich, dass unter dem Inselgebäude mehr Magma eindringt. Die Erdbeben „sagen“ es und auch das Zittern.
Dies geschieht jedoch bei der Verformung nicht, was bedeuten kann, dass die gesamte Emissionskraft des magmatischen Materials in der aktuellen Spalte sich entlädt – Blanco, die Direktorin des IGN, sagte: „Der Weg ist bereits offen.“
Jedenfalls bezweifelt kein Wissenschaftler, dass „mehr Magma unterwegs ist“. Daher werden wir noch längere Zeit mit einer kraftvollen und aktiven Eruption fortfahren.
War der Vulkanausbruch vorhersehbar?
Niemand, absolut niemand, dachte beim Ausbruch dieses Vulkans Cabeza, auf dem Berg bei El Paso, daß hier im bewohnten Gebiet eine Vulkaneruption stattfinden könnte. Auch ich rechnete mit einer südlicheren Lage.
Dass aber in Kürze ein Vulkanausbruch auf La Palma angesagt war, damit rechneten die Fachleute. Bereits in einem Beitrag vom 8.10.2017 also vor 4 Jahren machte ich darauf aufmerksam. Es folgten eine Reihe weiterer Beiträge mit dem gleichen Tenor.
Wirklich überraschend kam dieser Vulkanausbruch nicht. Jeder kanarische Vulkan kündigt sich an und dazu gab es genügend Alarmzeichen. Wenn sich der Mensch in ein aktives Vulkangebiet vorwagt, dann muss er früher oder später auch mit einer Reaktion der Natur rechnen. La Palma hat im Schnitt alle 30 bis 40 Jahre mit einem Ausbruch zu kalkulieren. Wer die Naturkräfte ignoriert wird bestraft.
Nicht immer sind es harmlose „Vulkanschauspiele“ wie der Teneguia im Jahre 1971 in einer menschenleeren Gegend im Süden von La Palma oder 2011 die Eldiscreto Eruption auf El Hierro vor der Küste im Atlantik.
11.00 Uhr - Der Sekundärkegel des Vulkans, der sich vor einigen Tagen gebildet hatte, brach in den frühen Morgenstunden auseinander.
Am Dienstag sollen zwei mobile Wasser-Entsalzungsanlagen für die vom Kanalwasser abgekoppelten Bananenplantagen auf La Palma eintreffen. Bis sie installiert und funktionsfähig sind, wird es noch einige Tage mehr brauchen. Auch ein Tankschiff aus Festlandspanien soll unterwegs sein.
11.20 Uhr – Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez Pérez-Castejón ist heute schon wieder auf La Palma eingetroffen. Es scheint ihm hier zu gefallen. Er will einige Tage auf La Palma bleiben und die Vulkanarbeiten überwachen.
11.30 Uhr – Auf dem Flughafen Mazo landen Binter und Canary Fly. Auch zwei Maschinen aus Festlandspanien sind eingetroffen. Jedoch bisher kein internationales Flugzeug wie Condor oder TUI. Die Luftqualität heute ist gut. Die Rauch- und Aschewolke zieht nach Süden ab.
12.15 Uhr – Die beiden Meerwasser-Entsalzungsanlagen sollen im Gebiet von Puerto Naos installiert werden. Täglich sollen so pro Anlage ungefähr 6.000 m³ pro Tag gewonnen werden.
13.30 Uhr – Rosa María Mateos, PhD in Geologie und Forscherin von der Granada-Einheit des Instituts für Geologie und Bergbau (die sich auf La Palma befindet), hat eine Karte / Infografik veröffentlicht, die die Bathymetrie des Meeresbodens an der Küste von Perdido (südlich von Tazacorte) erstellt.
Mit der Überlagerung der Bathymetrie des Meeresbodens ist perfekt zu erkennen, dass der Weg zum Ozean nach Überschreitung von 35 Metern Tiefe in Kürze begrenzt sein wird. Jede der auf der Karte markierten Linien repräsentiert eine Zunahme der Meeresbodentiefe um 5 Meter. Es ist daher klar, dass die für die Lava zur Verfügung stehende Meeresplattform kurz ist und sie nicht weiter wachsen kann, ohne sich im „maritimen Abgrund“ zu verlieren.
15.10 Uhr – Ministerpräsident Sánchez fordert, dass für die zweite Phase des „Not- und Wiederaufbaus“ der Insel Palma ein königliches Gesetzesdekret in Höhe von mehr als 206 Mio. Euro bereitgestellt wird.
„Wir stehen vor einer Herausforderung, weil wir nicht wissen, wann der Ausbruch des Vulkans enden wird“, sagte Sánchez, aber die Palmeros müssten wissen, dass „die spanische Regierung und alle Verwaltungen da sein werden. sich der enormen Aufgabe zu stellen, La Palma wieder aufzubauen, einen Horizont des Wohlstands und des Fortschritts zu bieten“. Eine Aufgabe, die, so betonte er, aus Einigkeit und mit der Kraft des Staates angegangen werde, um die Notlage zu lindern und den Wiederaufbau zu bewältigen.
16.00 Uhr – Die Morphologie des Hauptkegels ändert sich ständig und ist derzeit breiter und niedriger und geschlossener, sagte López von der IGN. Die Insel vor Tazacorte wächst mit vier Lavaströmen weiter, sagte der Experte.
Auf der anderen Seite erreicht die vom Vulkan ausgestoßene Gas- und Aschesäule 3 Kilometer Höhe und erreicht in stärker verstreuter Weise Höhen von bis zu 5 Kilometern.
Die explosive Aktivität in den letzten Stunden hat zur Emission von großen vulkanischen Bomben geführt, die am Fuß des Kegels gefallen sind. In den nächsten Stunden wird der südliche Teil des Kegels am stärksten von der Asche bedeckt werden.
16.35 Uhr - Information der Pevolca – Der Direktor des PEVOLCA-Lenkungsausschusses, Miguel Ángel Morcuende, berichtete nach der Sitzung des wissenschaftlichen Ausschusses, dass heute Morgen das Personal, das wissenschaftliche Daten aufnahm, und das Notfallpersonal aus den Gebieten in der Nähe der Lavaströme evakuiert wurden, da die Luftqualität nicht die besten in diesen Bereichen sei.
Morcuende berichtete auch über die neuesten Daten des Copernicus-Satelliten, wonach die betroffene Fläche bereits 399 ha groß ist, rund 52,5 Hektar mehr als gestern. Die maximale Breite des Lavastroms beträgt 950 Meter und es gibt 30,7 km zerstörte Straßen. Ebenso sind 1.074 Gebäude von der Eruption betroffen, 946 davon zerstört und 128 beschädigt. Im Hotel Princess in Fuencaliente sind 205 Evakuierte untergebracht.
18.30 Uhr – Die Schüler der 4ºC-Klasse der Schule Saint Joseph de Châteaubriant im Département Loire Atlantique in Frankreich haben dem Bürgermeister und den Stadträten der Stadtverwaltung von Los Llanos de Aridane einen Brief geschickt, um ihre Solidarität mit den vom Vulkan betroffenen Menschen zu bekunden .
„Im Rahmen des Tages der europäischen Sprachen möchten wir unsere Solidarität mit den Bewohnern der Insel ausdrücken, die sehr schmerzhafte Momente erleben. Wir können sie nicht umarmen, aber Worte sind unsere beste Brücke, um bei dir zu sein “, heißt es in dem Brief.
19.00 Uhr - Das fehlende Wasser für die Bananen muss gelöst werden. Die Wasserversorgung im südlichen Bereich der Kreuzung des Lavastroms wird zu einem großen Problem, da die Versorgungsnetze zerstört sind. Als Sofortlösung werden am Dienstag zwei von der Kanarenregierung erworbene mobile Entsalzungsanlagen auf La Palma eintreffen, während ein Schiffs-Tanker mit einer Kapazität von 30.000 Kubikmetern Wasser von der Halbinsel abfährt.
Der Einsatz von Kamov-Hubschraubern ist auch geplant, um Wasser aus Stauseen in landwirtschaftliche Gebiete zu transportieren, von denen viele durch das Vorhandensein von Lava abgeschnitten sind.
- Fortsetzung folgt
Habe mir Antonios neue Filme genauer angesegen und mit den Karten verglichen.
Zum Video https://www.youtube.com/watch?v=yefFXxU2A14
Im Norden ist die neueste nördliche Lavazunge weit über die LP‑2 hinaus und streckt zudem kleinere Zungen nach Norden – sollte hier noch mehr nachkommen, dann wird es nicht beim eng parallel zum alten Strom laufenden Lavafluss bleiben, sondern eine flächige Ausbreitung nach Norden einsetzen (besonders deutlich auf den letzten Bildern)
Im Südwesten ist die Lava nun flächig über die LP2132 geflossen. An der Küstenkante vor dem „Delta“, das wir jetzt Fajana nennen sollen, sind die „Inseln“ zwischen den drei Strömen fast komplett verschwunden.
Bei 2’50 sieht man auch die „Finca la Conda“ (liest die Dame, die danach gefragt hatte, noch mit?)
Leider gab es heute keine offiziellen Drohnenbilder und damit kein Update bei „Mapa comparativo“. Auch Copernicus schweibt seit heute früh mit Daten von gestern. Sonntag wohl. Um so toller, dass hier weiterhin berichtet wird! Also mal wieder „vielen Dank“!
Ihrem Kommentar schließe ich mich vorbehaltlos an. Wie das mit extrem wichtigen öffentlichen Dienstleistungen an Sonn- und Feiertagen gehandhabt wird und was es mit der „Sociedad de la información“ auf sich hat, wird sicherlich auch von Marokko aus wieder einmal sehr aufmerksam verfolgt.
Ja, ich lese noch mit und danke allen für die Informationen. Antonios Videos schaue ich mir auch regelmäßig an. Ansonsten ist es ja leider gar nicht so einfach, an aussagekräftige Informationen zu kommen.
Ich habe hier noch eine tolle drohnenaufnahme von gestern gefunden:
https://youtu.be/s6yz1hr9Uv0
ab Minuten 3:30 ist auch gut die Straße Camino Lucia mit derFinca/Casa la Conda zu sehen.
Vier neue Antonio-Drohnen-Video von heute:
https://www.youtube.com/channel/UCA3x4hQV5Wa7xqYxkVNEmNQ/featured
Das dritte und vierte zeigt Fotos der „Wundervilla“. Der „Rauch“ war vermutlich Dampf, als es einen Lava-Vorstoss südwestlich des Anwesens Richtung Westen gab, der zumindest vorläufig in einem Wassertank endete.
…wie immer sehr hilfreiche Detailaufnahmen von Antonio… (auch am Nordstrom bei der LP‑2)…
hallo Herr Betzwieser
wir fahren seit vielen Jahren nach La Palma und sind sehr betroffen von den Ereignissen
können sie mir sagen ob es die Callejon de la Gata noch gibt ‚wir waren immer in der Finka La Verda 3.Leider können wir auf allen Videos nicht sehen ob es das alles noch gibt . Lg Michael
Die Straße gibt es noch auf ganzer Länge, ab der Apotheke bei Todoque/LP-213, wenn auch teils unter 50 m vom nördlichen Lavastrom entfernt. Einige zurückliegende Häuser hat er schon erwischt, und der neue Strom ist seit gestern in Anmarsch und hat die LP‑2 bereits überquert. Keine guten Aussichten.
https://www.google.com/maps/d/u/0/viewer?ll=28.61496130035548%2C-17.910205642514843&z=15&mid=1u7vUeK3m__w4YRHPL-E08SVBkwMBcNcR
Evtl hilft es weiter.
Verfolgt Ihr Copernicus auf Twitter?
https://twitter.com/CopernicusEMS/status/1444629684185096192/photo/1
danke, ja, ich mittlerweile schon. Offenbar auch mit deren Daten zusammengestellt und ein paar weiteren Informationen, die man einblenden kann, fand ich vorhin diese Karte:
https://www.google.com/maps/d/u/0/viewer?ll=28.61496130035548%2C-17.910205642514843&z=15&mid=1u7vUeK3m__w4YRHPL-E08SVBkwMBcNcR
Danke für die Karte hab die Finka gefunden in der wir seit vielen Jahren unseren Urlaub verbringen und haben uns gefreut das alles noch steht. Micha
Diese Google-Karte basiert auf den immer 2 Tage alten Kopernikus-Daten. Schauen Sie besser hier
Neues Drohnenvideo von Antonio:
https://www.youtube.com/watch?v=jecEwNgc_Mk
Sehr geehrter Herr Betzwieser,
ich danke Ihnen sehr herzlich für Ihre fachkundigen, prima recherchierten und dann auch noch sprachlich sehr gelungenen Artikel. Was für eine Mühe!
Meine Frau und ich drücken der isla bonita alle vier Daumen.
Best Grüße aus Deutschland
Gerald
Sehr geehrter Herr Betzwieser
Sie machen das wirklich sehr gut. Die Karte / Infografik über die Bathymetrie des Meeresbodens ist sehr interessant.
Hallo, Herr Betzwieser, ich habe
bzgl. der Bathymetriekarte zwei Fragen:
Sind es die feinen Isolinien, die den 5‑m-Tiefen-Gradienten darstellen?
Kann ich via Internet diese Karte abrufen?
HG Jo K. /Hannover
Nein, so denke ich, das sind interne Unterlagen und über das Internet nicht so einfach abrufbar.
Ich habe viele Bekannte aus dem internen Umfeld, die mir Daten und Informationen zuspielen.
Danke fürs Feedback!
Hallo Herr Betwieser, vielen Dank für Ihre Beiträge!
Udri ist ein Twitter-User, der auch Zugang zu solchem Material hat:
https://twitter.com/UdriGeo?ref_src=twsrc%5Etfw%7Ctwcamp%5Etweetembed%7Ctwterm%5E1443571663862329351%7Ctwgr%5E%7Ctwcon%5Es1_&ref_url=https%3A%2F%2Fwww.volcanodiscovery.com%2Fde%2Flapalma%2Fsep2021seismic-crisis%2Fcurrent-activity.html
Und hier ein Geologenaccount, den er retweetet hat, der das aktuelle Bild von gestern auch hatte:
https://twitter.com/webgeosite/status/1444188746442756096/photo/1
Da sind viele weitere spannende Aufarbeitungen zu finden, die vielleicht hilfreich sein könnten.
Herzliche Grüße,
Arno
Ich denke die ganz feinen Linien sind 1‑Meter-Linien, die etwas dickeren 5 Meter.. zumindest macht es Sinn wenn man das vom Strand aus so zählt.
Ja, das deckt sich auch mit der Information hier: https://twitter.com/UdriGeo/status/1443571663862329351
Die Auflösung ist um eine Spur besser. Zum abspeichern: Mit der rechten Maustaste ins Bild klicken und „Bild speichern unter“ wählen.
Eine andere Möglichkeit, sich die Bathymetrie genauer anzusehen ist über „My Google Maps“. Die 1m Auflösung ist hier zwar nicht gegeben, aber man hat dafür alle anderen Vorzüge von Google Maps…
https://www.google.com/maps/d/u/0/viewer?ll=28.61235064546457%2C-17.919610353891613&z=15&mid=1u7vUeK3m__w4YRHPL-E08SVBkwMBcNcR
Ja, wenn man das terrestrische Gefälle im Meer fortsetzt, mag das so sein. Danke auch Ihnen. J.K.
Schau auch mal hier:
https://www.opendatalapalma.es/datasets/lapalma::batimetria/explore?location=28.624108%2C-17.914292%2C14.39
Guten Morgen.
Es ist heute Nacht ja doch einiges passiert.
Nachdem man (auch anhand der jüngsten Drohnen-Fernsicht von Antonio) bestätigt sah, dass der Nordstrom unterhalb der LP‑2 wieder an den Hauptstrom „angedockt“ hatte, hat dieser Strom aber über nacht nochmal einen unerwarteten Nachschub-Weg erhalten.
Erstmals hat der nordwestliche, niedrigere Kegel eine Öffnung Richtung NW geöffnet, und ein recht breit gefächerter Strom ergoss sich in Richtung der Quelle des Nordstroms, um sich weiter unterhalb mit diesem zu vereinigen.
Dies hat zu einem „neuen Nordstrom“ geführt, welcher eben nicht mehr durch Bodeneinschnitte zurück zum Hauptstrom gelenkt wurde, sondern geradewegs ungefähr mittig zwischen bisherigem Hauptstrom und dem Industriepark im Begriff ist, die LP‑2 zu überqueren.
Siehe Video der Stadt El Paso von heute Früh.
Der alte Nordstrom hatte nach meiner Zählung auf Basis von OSM ca. 27 Gebäude zerstört oder in Mitleidenschaft gezogen. Das ist seit heute Nacht nochmal sprunghaft angestiegen.
Das Gesamt-Lavavolumen des Kegels ist zumindest temporär ebenfalls gestiegen, was durchaus nochmal weitere Aufweitungen der bestehenden Ströme im oberen Teil bedeuten könnte. Und rein hypthetisch halte ich den Bereich nördlich des Todoque-Kegels nach wie vor für gefährdet – wenn hier auch fast nur noch Plantagen betroffen wären.
Danke dafür. Es macht Sorgen, dass der Nordstrom immer weiter wächst, gestern ja auch an der alten Zunge bis zum Camino Campitos. Er wird es nicht schaffen, über den teils seit Tagen erkalteten alten Nordstrom Anschluss an den Fluss ins Meer zu finden, sondern muss dann, wenn er weiter anhält, doch noch nördlich des alten Aschekegels fließen. Absolut kein schönes Szenario.
Wieder herzlichen Dank für ihre offene Einschätzung. Ich habe den Eindruck dass man derzeit über ihre Seite noch die meisten Informationen erhält. Darf ich fragen auf welcher Höhe sich die nordströme befinden und welche „caminos“ in ihrem Weg wären, soweit man das abschätzen kann? Leider findet man nirgends eine aktuelle Karte ?
Diese Einschätzung kommt zwar von mir, doch der Dank gebührt tatsächlich Manfred, dem „Owner“ der Seite. Er bestimmt die Tonalität, der auch alle hier Beitragenden bemüht sind zu folgen. Unaufgeregt und sachlich, und jenen verbunden und verpflichtet, die einen sehr direkten Bezug zu dieser leider so faszinierenden Katastrophe haben.
Heute Vormittag war der neue Nordstrom im Begriff, die LP‑2 zu überqueren. Seitdem habe ich keinerlei aktuellen Informationen oder Bilder – auch ist unklar, ob der zunächst umfangreiche Lava-Ausstoss in dieser Richtung untertags anhielt, oder der Strom zum Stillstand kam. Anhand des Videos meine ich zu erkennen, dass der ältere Nordstrom, welcher bereits bei der LP‑2 zurück zum Hauptstrom kehrte, womöglich stärker ausgeprägt bleibt.
Das Höhenprofil des Geländes erlaubt der Lava des neuen Norstroms unterhalb der LP‑2 mehrere Wege. Einer führt im Bogen wieder zurück in Richtung Hauptstrom, der andere erreicht die südliche Grenze des Industrieparks, und folgt dort einem Graben geradewegs Richtung Westen, um am Camino Campitos wieder auf den alten Strom zu treffen – mit dem Potential, „am Wegesrand“ bis dorthin noch weitere Schäden zu verursachen.
Danach hängt das meiste vom Lava-Gesamtvolumen ab, ob der Strom „über die Ufer“ der bisher meist durch Geländeeinschnitte definierten Wege tritt, oder nicht.
Sollte deshalb z.B. der bisher zum Stillstand gekommen Abzweig auf nördlicher Seite des Kegels von Todoque wieder relevant werden, so wäre der Geländeeinschnitt darunter (Camino Cabrejas) akut gefährdet. Doch das ist wie gesagt aus heutiger Sicht hypthetisch.
Ein neues Video von Antonio (heute 16:00 Uhr) lässt zwei Dinge schemenhaft erkennen.
1.) Der „neue Nordstrom“ verharrt noch immer in Höhe der LP‑2
2.) Es gibt eine nicht genau zu lokalisierende Aktivität nördlich des Todoque-Kegels (Rauch lässt auf vorstossende Lava schliessen). Auch ohne „neuen Strom“ bis runter nach Todoque scheint das Lava-Volumen doch zugenommen zu haben, sodass es nach Neben-Wegen sucht…
Leider muss Antonio offenbar nach wie vor sehr vorsichtig bei seinen unerlaubten Aufnahmen sein, und bleibt entsprechend in der Ferne.
Diese Aktivität ist mit hoher Wahrscheinlichkeit die brennende Villa zwischen den beiden Lavazungen (diese hier: https://www.openstreetmap.org/#map=19/28.61990/-17.90954),
das Foto dazu hat vorhin El Time veröffentlicht:
https://pbs.twimg.com/media/FAyLg14X0AArNKj?format=jpg&name=small
Ich vermute, das hat nichts mit vorrückender Lava zu tun, sondern einfach damit, dass irgendwann zwischen heißen Felsen auf drei Seiten dort alles so ausgedörrt war, dass Vegetation Feuer gefangen hat und dann auch das Haus. Ich hatte gehofft, dass dies eine „Wundervilla“ wird.
Die aktuelleste und einzige offizielle Karte ist diese:
https://info.igme.es/visor/?Configuracion=Enjambre-Terremotos-La-Palma&Extension=-17.95995,28.536799,-17.73473,28.652554,4326
Und hier gibt es die aktuellsten offiziellen Drohnenbilder :
https://datos-lapalma.opendata.arcgis.com/apps/mapa-comparativo/explore
Ich habe ansonsten keine seriösen UND aktuellen Karten gefunden. Die Karten von Copernicus sind immer ca. 2 Tage hinterher, und OpenStreetMap ist mittlerweile ein zunehmend unaktuelleres Phantasieprodukt aus Schätzungen, Drohnenflug-Extrapolation und abgemalten anderen Karten…
Tolles Video mit Flug über das neue Delta: https://twitter.com/i/status/1444570506771025923
Die Seite von Dr. Tom Pfeiffer und Team…
https://www.volcanodiscovery.com/de/lapalma/sep2021seismic-crisis/current-activity.html
Sehr geehrter Herr Betzwieser, noch einmal herzlichen Dank für Ihre ausführlichen und umfassenden Informationen zu dem Vulkanausbruch. Wir informieren uns seit dem Ausbruch täglich über Ihren Blog und die angeführten Links etc. über die jeweils aktuelle Situation auf La Palma. Insbesondere die Drohnenaufnahmen sind sehr hilfreich. Auch wir sind zunächst von einem Ausbruch mehr im Süden ausgegangen. Google Earth hatte zuerst die Ausbruchstellen in Höhe des Hoyo Negro angegeben, dies aber später korrigiert. Ein Ausbruch an der jetzigen Stelle hat uns entsetzt. Vervielfachte doch ein Ausbruch in diesem Gebiet die Schäden enorm, da dieses Gebiet sehr dicht besiedelt ist. Es ist richtig, dass bei so manchen Bauvorhaben gedanklich ausgeblendet wird/wurde, dass es sich hier um ein aktives Vulkangebiet handelt. Diese Entwicklung beobachten wir seit 1997, nicht nur im Bereich Las Manchas. Wir hoffen sehr, dass der Vulkan sich bald wieder beruhigt. Unsere Gedanken sind in La Palma und bei allen Menschen dort. Viele Grüße Ingeborg
Danke, besser kann man nicht Herrn Betzwieser danken und auch Ihr Beitrag ist vorzüglich geschrieben. Vielen Dank von La Palma-Liebhabern und oftmalige Besucher der Insel (Seit 2005, auch schon mehrmals im Jahr). Möge alles gut gehen, wird aber dauern, mein Bauchgefühl sagt es. Herzliche Grüße Wolfgang aus Thüringen.
Vielen Dank für Ihre netten Worte. Nachdem ich heute morgen die neuesten zerstörerischen Bilder des Lavastromes gesehen habe, stimme ich Ihnen zu, dass dieser Vulkanausbruch so schnell nicht zu Ende sein wird. Leider. Man kann nur hoffen. Viele Grüße Ingeborg
Es ist richtig, dass damals trotz besseren Wissens – die Ausbrücke lagen ja nur ein paar Jahrzehnte zurück – Flächen bebaut wurden, die dafür viel zu gefährlich waren und sind (man denke nur an La Bombilla auf dem „Delta“ des Ausbruchs von 1949). Wichtiger wäre, jetzt schon die Weichen zu stellen, dass diese Fehler nicht wieder gemacht werden. Kein Wiederaufbau in gefährdeten Gebieten, keine neuen Baugenehmigungen im Südwesten. Die Mehrkosten jetzt durch Entschädigungen und Beihilfen stehen in keiner Relation zu Einsparungen durch nicht benötigte Infrastruktur und künftige Zerstörungen oder gar Menschenleben. Es sieht nicht so aus, als würde der Vulkan so bald Ruhe geben, und wenn, dann nur für Jahre oder Jahrzehnte. Wer auch immer Einfluss auf La Palma hat, sollte schon jetzt beginnen, die Entscheidungsträger dahin zu schubsen, bevor aus Trägheit, Geldinteressen oder „Weiter So“ die gleichen Fehler wieder gemacht werden.