Lavaflut und starke Erdbeben in der Nacht -
Die Lavaflut dringt immer weiter nördlich in noch unberührte Wohngebiete vor. Nachdem sich gestern mehrere neue Münder in nordöstlicher Richtung am Vulkan Cabeza geöffnet haben, dringen unaufhörlich riesige Lavamengen aus. Über mehrere Ströme haben sie sich inzwischen zu einer Lavaflut vereint, haben die Straße LP-212 nach Fuencaliente überquert und stehen jetzt im ehemaligen Industriegebiet von Los Llanos.
Alles zum Dienstag, dem 30.11.21 hier weiter unten auf dieser Seite
Mit aller Gewalt schießen an mehreren Stellen Lavafontänen aus der nördlichen Vulkanwand. Die Hauptöffnung liegt rechts unter der schwarzen Wolke.
IR-Thermografie hilft zu sehen, was von Kameras mit sichtbarem Spektrum nicht gesehen werden kann, wie die Größe und Verteilung von eruptiven Mundöffnungen.
Nach dem Konusbruch liefern die Arbeit der Überwachungsposten und der Flug der Drohnen der Einsatzleitstelle in Echtzeit relevante Informationen über die Situation in der Umgebung.
Tras la ruptura del cono, los trabajos de los puestos de vigilancia y el vuelo de los drones proporcionan al puesto de mando de la emergencia información relevante en tiempo real sobre la situación en zona#ErupcionLaPalma #SiempreConVosotrosFAS pic.twitter.com/Sys4sQBdor
— UME (@UMEgob) November 28, 2021
Wieder starke Erdbeben bis ML5,0
Ein kräftiger Erdstoß der Stärke ML5,0 um 8.35 Uhr aus 35 km unter Mazo und ein zeitgleiches Beben von ML4,8 aus 24 km Tiefe unter Fuencaliente lassen nichts Gutes verheißen. Weitere Magma wird aufsteigen und den Lavastrom weiter fließen lassen.
Aktuelle Zahlen über die bisher insgesamt ausgeworfene Lavamenge gibt es noch nicht. Inzwischen dürften sich aber bestimmt 180 Mio. Kubikmeter Lava angesammelt haben.
11.00 Uhr – Mitteilung der IGN – Seit der letzten Stellungnahme wurden im von der vulkanischen Reaktivierung betroffenen Gebiet auf der Insel La Palma insgesamt 128 Erdbeben geortet, davon 6 von der Bevölkerung zu spüren. Die Seismizität setzt sich unter dem zentralen Gebiet von Cumbre Vieja in den gleichen Gebieten der Vortage fort, 101 dieser Erdbeben befinden sich in Tiefen von 10–15 km und der Rest in Tiefen von 20 km. Die maximale aufgezeichnete Magnitude beträgt 5.0 (mbLg) entsprechend dem heutigen Erdbeben um 8:35 UTC mit einer Tiefe von 35 km und einer Richtung der Intensität IV‑V (EMS98). Die Amplitude des Tremorsignals hat gestern zugenommen. Heute ist sie auf die Durchschnittswerte der letzten Tage gesunken. In den letzten Stunden hat das Tremorsignal wieder zugenommen.
Das Netz der permanenten GNSS- Stationen der Insel zeigt eine Umkehrung der Höhe, die zwischen dem 24. und 26. November an der Station LP03, die den Eruptionszentren am nächsten liegt, aufgezeichnet wurde. In den übrigen Stationen hat sich die leichte Deflation, die möglicherweise mit der tiefen Seismizität zusammenhängt, stabilisiert, mit Ausnahme von LP01, die sie weiterhin registriert. Eine Säulenhöhe von 1400 m Höhe wird geschätzt, und eine Streuwolke in südwestliche Richtung. Die Höhe des Kegels wird mit einem Wert von 1.126 m gemessen.
11.20 Uhr – Zustand der Lavaströme im Gebiet Tacande um 10:50 Uhr. Große Felsbrocken werden mit der Strömung getragen.
Estado de las coladas en la zona de Tacande a las 10:50 hora canaria. Grandes bloques en la colada / Lava flow at 10:50 Canarian time. Big boulders been carried on the flow. pic.twitter.com/daOOpcuQhR
— INVOLCAN (@involcan) November 29, 2021
14.30 Uhr - Der neue Lavastrom im Norden bewegt sich langsam in seinem Abstieg durch das Territorium des Aridane-Tals. Er verlässt den alten Strömungsverlauf und bewegt sich in bisher unberührte Gebiete mit Wohnhäusern. Laut Involcán bewegt er sich im oberen Bereich mit einem Meter pro Sekunde. Weiter unten verlangsamt er sich.
16.50 Uhr -Der neue Lavastrom, der aus dem gestern entstandenen Emissionszentrum an der Nordostflanke des Kegels entspringt, befindet sich 1,5 km vom Viertel La Laguna entfernt und läuft nach Angaben des technischen Direktors von PEVOLCA, Miguel Ángel Morcuende, mit immer geringerer Geschwindigkeit.
PEVOLCA hat jedoch auch darauf hingewiesen, dass der Nachschub, den der Strom möglicherweise noch erhält, sorgfältig überwacht wird, denn wenn die Energie wie gestern beobachteten ähnlich ist, wird er höchstwahrscheinlich La Laguna erreichen.
Es bleibt also einmal abzuwarten, wie viel neuer Lavanachschub die heutigen Beben fördern. Spätestens in den frühen Nachtstunden müsste das Ergebnis sichtbar werden.
Dienstag, der 30.11.2021
10.00 Uhr – Eine Nacht und ein Vormittag mit unzähligen Erdbeben. Bis zur Stärke ML3,7 fast alle aus der oberen Magmakammer in 10 bis 13 Kilometer Tiefe. Am Vulkan läuft die Lava über den nördlichen Schlund. Wie weit sich der Strom bereits ausgebreitet hat, muss ich noch feststellen.
11.20 Uhr - Mitteilung der IGN – Seit der letzten Stellungnahme wurden im von der vulkanischen Reaktivierung betroffenen Gebiet auf der Insel La Palma insgesamt 259 Erdbeben lokalisiert, davon 14 von der Bevölkerung zu spüren. Die Seismizität setzt sich unter dem zentralen Gebiet von Cumbre Vieja in den gleichen Gebieten der Vortage fort, 246 dieser Erdbeben befinden sich in Tiefen von 10–15 km und der Rest (13) in Tiefen ab 20 km. Die maximale aufgezeichnete Magnitude beträgt 4,1 (mbLg) entsprechend dem heutigen Erdbeben um 6:42 UTC mit einer Tiefe von 38 km. Die Amplitude des Tremorsignals wird mit Verstärkungsimpulsen auf niedrigem Niveau gehalten.
Das Netz der permanenten GNSS- Stationen der Insel zeigt keinen klaren Trend in der Deformation der Stationen, die den Eruptionszentren am nächsten sind. In den übrigen Stationen hat sich die leichte Deflation, die möglicherweise mit der tiefen Seismizität zusammenhängt, stabilisiert, mit Ausnahme von LP01, die sie weiterhin registriert. Im Hinblick auf das Bild, um 08:45 Uhr UTC kalibriert, eine Säulenhöhe von 2.600 m wird geschätzt, und eine Streuwolke im Südsüdwesten Richtung. Die Höhe des Kegels wird mit einem Wert von 1125 m gemessen
11.25 Uhr – Neues ML4,2 Beben um 10.54 Uhr aus 13 km Tiefe unter Fuencaliente.
11.40 Uhr – Der Hauptkrater hat seine Aktivität wieder aufgenommen und stößt Lava, Asche und Gase aus. Insgesamt gibt über ein Dutzend Öffnungen, die unterschiedlich aktiv sind. Nach den vielen Beben der vergangenen Stunden wird viel Lava- und Ascheauswurf erwartet.
11.50 Uhr - Bild aus der vergangenen Nacht von Los Llanos aus aufgenommen.
12.23 Uhr - Meldung des Cabildo La Palma: Der Zugang in das Katastrophengebiet ist weder an Land noch über den Seeweg heute gestattet.
14.00 Uhr – Bilder, die heute Morgen von den Drohnen der @IGME1849und der Notfall- und Rettungsgruppe #GES von @AdmPcasGobcan aufgenommen wurden, die die Entwicklung des weiter nördlich gelegenen Stromes und des aktiven Emissionszentrums zeigen.
📹 Imágenes grabadas esta mañana por los drones del @IGME1849 y del Grupo de Emergencias y Salvamento #GES de @AdmPcasGobcan que muestran la evolución de la colada situada más al norte y el centro de emisión activo.https://t.co/ygfjE57IC9
— 1−1−2 Canarias (@112canarias) November 30, 2021
15.20 Uhr – Cabildo de La Palma – Derzeit fließt der größte Teil der Lava durch die Strömung, die aus dem zweiten Vulkankegel ausgetreten ist und hauptsächlich die Oberfläche früherer Strömungen einnimmt.
16.05 Uhr – Der technische Direktor von Pevolca, Miguel Ángel Morcuende, berichtete auf einer Pressekonferenz, dass sich der Lavastrom im Norden nicht zu schnell bewegt und während der Nacht nur 100 Meter zurückgelegt hat. Er wird jedoch weiterhin überwacht, ob doch La Laguna noch betroffen sein könnte. Konkret ist der Überlauf dieses Stromes etwa einen Kilometer von der Kirche von La Laguna entfernt.
18.25 Uhr – Im Moment wirft der Vulkan Cabeza wieder riesige Lavafontänen aus. Hier Live über die Webcam zu beobachten.
- Fortsetzung folgt
Schaut euch mal an, was da ab 20 Uhr 30 passiert:
https://www.youtube.com/watch?v=U54oN85aDBU
Das Ganze geschieht an diesem Steilhang:
https://www.google.com/maps/@28.6165181,-17.8688654,278a,35y,39.16t/data=!3m1!1e3
Das Zeug wird morgen La Laguna erreichen, hoffentlich auf bereits erstarrten Lavaströmen.
El Paso, Cno. de La Era: soeben ein Donnerschlag mit Druckwellen vom Feinsten – wie in „alten“ Zeiten – es war kurz wieder die altbekannte Akustik-Kombination aus Düsenjäger und Stahlwerk zu hören, jetzt Totenstille.…
Hallo Neil,
da fliegen wieder die Fetzen. Man muss echt Angst um die Stabilität des Vulkans haben. Nicht, dass das ganze Gewölbe auseinander fällt.
Genau deswegen habe ich schon vor Wochen den Server aus dem Büro evakuiert und wertvolle Meßinstrumente und seinerzeit mit Augenzwinkern gefragt, ob der Vulkan denn auch wirklich weiß, daß er sich „rein“ strombolianisch verhalten soll – ich bin mir hier an der Front da nicht immer so sicher…
Hier wieder aktuelles Drohnenmaterial von heute morgen.
https://youtu.be/lOlSKRwXix8
Mal abwarten was der heutige Tag nach all den Zahlreichen beben bringt.
Aktuell leider eine enorme Lava-Fontäne: DIRECTO | Erupción del volcán en La Palma – YouTube
Von heute morgen – Film vom Cabildo mit Überblick über das Ausmaß: https://www.youtube.com/watch?v=lOlSKRwXix8
Meine Analyse / Prognose hierzu:
Bei gleichbleibender Geschwindigkeit würde der Nordstrom übermorgen in La Laguna eintreffen.
Die Insel-Reste zwischen den Zungen #4 und #7 werden immer kleiner. Die noch immer weitgehend verschonte Ferienanlage an der Zunge #5 bleibt latent oder sogar akut gefährdet.
Am Südstrom nach wie vor alles ruhig.
Aufgrund des sehr hohen Drucks und der Erhitzung des Hauptkegels ist mit sehr dynamischen Änderungen – und entsprechenden Folgen an den reaktivierten Lavaströmen – zu rechnen.
Liebend gerne würde ich mich bei Manfred ein zweites Mal um sein „La Palma Zertifikat“ bewerben (für eine zuverlässige Prognose zur Beruhigung des Vulkans), doch ich fürchte, ich würde auch diesemal wieder leer ausgehen. Sehr unerfreulich, das alles.
Hallo Sebastian,
mit Prognosen ist das immer so eine Sache. Wenn es so weiter geht, könntest Du recht haben. Viel Land wird dann nicht mehr übrig bleiben und die letzten Enklaven werden unter Lava verschwunden sein.
Ich hatte eigentlich erwartet, dass der Spuk bis Ende November beendet ist. Gerade eben während ich schreibe wieder ein starkes Beben erlebt. Bis Weihnachten muss ich meinen Endtermin wohl noch verschieben.
Das soll wohl mal wieder ein tiefes Beben mit der Stärke 4.5 (51 km) gewesen sein…
Bei IGN sogar 4.8 in 37 km Tiefe.
Diese Tiefe ist ja auch bekannter als 51 km.…
Heute war auch mal wieder ein Bericht in der WELT
https://www.welt.de/vermischtes/article235364148/Vulkan-auf-La-Palma-Neue-Schlote-spucken-noch-mehr-Lava.html
Oh Mann, ein völlig nichtssagender WELT-Artikel und eine Haufen dummdreister Kommentare darunter! Wie kann zwischen einer der renommiertesten Zeitungen mit einem Reporter- und Rechechenetz und diesem privaten Blog so ein riesiger qualitativer Unterschied sein?! So langsam dämmert mir, welche Halbwahrheiten ansonsten in den Medien stehen müssen, die man nicht erkennt mangeln eigener Expertise!
PS zwischen 9 und 11 Uhr hier nur Fehler 501 und jetzt klappt das Posten seit einer halben Stunde nicht – falls es doch mal durchkommt, als Hinweis an die anderen Leser: Serverprobleme
Sorry, aber WELT bzw. der Online-Ableger und „renommiert“ passen schon lange nicht mehr zusammen. Kommt halt alles aus dem hause BILD.
Wollte ich auch schon schreiben. Ein absolutes Käseblatt, steht der Bild-Zeitung in Nichts nach…
Jetzt verplappert sich leider auch das Cabildo de la Palma (auf Twitter):
„La nueva colada que surgió al noroeste del cono volcánico, fluye con mayor lentitud y se espera que se adhiera à la colada que se encuentra al norte de la montaña de La Laguna.“
** Es gibt keine Colada, die sich „al norte de la Montana de La Laguna“ befindet **
Lieber Manfred, ich glaube, das Bild interpretierst Du nicht richtig. Man sieht, dass sich der neue Strom haarscharf am Rand der älteren Ströme bewegt, aber im wesentlichen auf ihnen. Dabei zerstört er wohl einzelne Gebäude an diesem Rand, er verlässt die alten Ströme aber (bisher) nicht.
Im Bild ist im oberen Drittel die LP‑2 zu sehen, darunter die Siedlung El Ricon mit dem gebogenen Camino El Ricon. Rechts sind die traurigen Reste des Industriegebietes in einer „Insel“ zu sehen.
Spannend wird es wohl, wenn dieser Strom den Schlackenkegel von La Laguna erreicht. Nicht auszuschließen wäre, dass er dann nördlich vorbeiflösse, einiges Kulturland und bisher verschonte Teile von La Laguna zerstörend. Hoffentlich nicht!
Die Karten „delimitacion-lava“ der IGME finde ich sehr nützlich, sie sind auch meist die aktuellesten. Auf der letzten von gestern Mittag 211128_Evolucion-lava.pdf ist zu erkennen, dass der neue Strom schnell nach Westen einschwenkt und sich mit den alten vereinigt (genauer: sie überströmt). Nach Norden kommt er nur sehr wenig voran. Das unterstützt die These von Sebastian.
Wieviel Lava ist seit dem Ausbruch im September ausgetreten?
Dies kann im Moment wahrscheinlich niemand beantworten. Das war auch meine Aussage oben im Beitrag.
Neue Ausuferungen Richtung Norden – jedenfalls weiter unten im besiedelten Gebiet – sind bisher nicht festzustellen, auch keine Reaktivierungen Richtung La Laguna. Die topografischen Einschnitte weiter oben scheinen bisher die Ströme von der Nordflanke über das Gewerbegebiet Richtung Todoque zu leiten.
Brauchbare Drohnenaufnahmen von heute liegen mir bisher jedoch noch nicht vor.
Sorge macht mir das im Blog abgebildete Thermo-Foto. Der lila Schatten unterhalb der dunklen Wolke zeigt eine mögliche Destabilisierung des Hauptkraters an. Dies könnte zusätzlich zu den sichtbaren, neuen Eruptionsschloten im Nordosten weiteres Unheil anrichten.
https://youtu.be/YAbm5fE9EXk hier wäre ein aktuelles Drohnenvideo von heute 8:10
Informatives Video. Wo sich die Ströme Y‑förmig vereinen, das ist der breite Sturzhang. Kurz drunter links müssten die Gebäude um Carretera San Nicolás [LP-212] Nr 147 sein. Glücklicherweise bricht der Strom da nicht Richtung Norden aus und umfließt die Gebäude südlich.
Und hier als Update ein ausführlicher Kontrollflug der Cabildo vom Mittag.
Der nördlichste Strom – so war bereits am Morgen zu sehen – wurde bis querab des ehem. Gewerbegebiets überströmt. Er hat sich dabei leicht verbreitert (1 Haus wurde zerstört, wie ich es sehe), dann aber offenbar stark verlangsamt. Ob er La Laguna erreichen wird, hängt vom kontinuierlichen Nachschub ab, oder von weiteren starken Wellen, je nachdem. Zunächst scheint hier ein Reichweiten-Limit zu sein.
Weiter oben ist zu sehen, dass der größere Teil der Lava in zentrale Bereiche des Haupstroms geleitet wird und Richtung Todoque vorankommt.
Dankenswerter Weise wurde mit der gebotenen Sorgfalt auch der jüngste südliche Strom besichtigt – hier scheint es jedoch keinen nennenswerten südseitigen Nachschub aus dem instabilen Kraterbereich zu geben, der am Fuße des Berges ankommen würde – man sieht keine Veränderungen in der Lavazunge.
Das Video:
https://www.youtube.com/watch?v=64aagEj4HMk
startet genau an der zuvor genannten Adresse. Mit dem Geländewagen sind sie dafür bis an den Lavastrom rangefahren.