Vulkanasche wo man nur hinschaut -
Berge von Vulkanasche türmen sich inzwischen südlich der Lavaströme um Las Manchas auf. Die Straßen sind wohl weitgehendst freigeräumt, aber an den Rändern und den Parkplätzen liegen meterhohe Berge von Vulkanasche. Jetzt wurde begonnen, die Asche an zentralen Punkten zu deponieren.
An der Straße Richtung Todoque kurz nach der Kreuzung von San Nicolas laden unzählige kleine und große LKWs ihre Last ab. Es entwickelt sich ein richtiger Monte „Scherbelino“ über mehrere Hektar Fläche. So ähnlich wie man es nach dem Krieg in Stuttgart oder Pforzheim gemacht hat.
Es sind allerdings keine abgebauten Lavabrocken, sondern nur Flugasche, also Sandpartikel, die in diesem Bereich während der Vulkaneruption gefallen sind. Die neuen Lavaströme des Vulkans Cabeza liegen weiter nördlich und dazwischen noch die alten Lavaablagerungen des Vulkans San Juan von 1949.
Anfahrt nur über den Süden von La Palma möglich
Schon die Anfahrt über Fuencaliente ist eine Tortur. Unzählige Baustellen mit langen Wartezeiten und vielen Baustellenfahrzeugen über staubige Schotterpisten machen keine Freude. Mit dem jüngsten Vulkan hat das alles nicht zu tun, es sind noch die Nachwehen des großen Waldbrandes von 2009 mit nachfolgendem Erdrutsch nach starken Regenfällen und dem Abbruch der Straße.
Endlich in Jedey und San Nicolas angekommen, bietet sich folgendes Bild.
Oben die unter der Aschelast eingestürzte Sporthalle an der Kreuzung nach El Paso bzw. Los Llanos. Überall sind Helfer und Einsatzkräfte mit Schaufel und Schubkarre zu beobachten. Hier zu leben ist im Moment nur bedingt möglich, da Trinkwasser und teilweise noch der Strom fehlt. Als Betrachter kommt man sich als Fremdkörper vor, da man beständig einem Einsatzfahrzeug oder Lastkraftwagen auf den eingeengten Straßen im Wege steht.
Mit jedem Windzug werden die scharfkantigen Sandkörner durch die Luft geweht und ohne Schutzbrille war an meinem Erkundungstag der Aufenthalt im Freien fast unmöglich.
Die Stimmung im Katastrophengebiet ist getrübt und nicht sonderlich optimistisch. In den kurzen Gesprächen mit Einwohnern und Helfern wird noch von einem langen Einsatz ausgegangen. Manche sprachen von einem Jahr. In einem der nächsten Beiträge will dann meine Eindrücke um die Placeta Glorieta schildern, wo es auch nicht viel besser aussieht.
13.00 Uhr – Häuser im Ortskern von La Laguna, die nicht mehr reparabel sind und sicher abgerissen werden müssen.
13.05 Uhr – Mehr als 300 Freiwillige des Katastrophenschutzes aus Teneriffa gingen zwischen Oktober 2021 und dem 31. Januar 2022 nach La Palma, um den vom Vulkan Cabeza betroffenen Menschen soziale Hilfe zu leisten, berichtete das Cabildo von Teneriffa an diesem Sonntag.
14.10 Uhr - Ganz in der Nähe des Vulkans Cabeza die alte Sandwüste Llano del Jable auf La Palma. So könnte es in Zukunft über lange Zeit auch in weiteren Gebieten auf der Westseite aussehen. Hier mein Beitrag vom 27. Januar 2016.
18.00 Uhr – In welche Richtung geht der wirtschaftliche und soziale Aufbauplan für La Palma nach dem Vulkanausbruch? Ein interessanter Artikel von Anthony Cabrera den ich voll teile (allerdings auf spanisch).
Montag, der 14. Februar 2022
9.40 Uhr – Am Vormittag nur ein erwähnenswertes Erdbeben von ML3,0 im Südwesten von El Hierro um 9.01 Uhr aus 19 km Tiefe.
10.45 Uhr - Copernicus erfasst die Punkte, die zwei Monate nach dem Ende der Eruption noch glühend und heiß sind. Hier werden immer noch Temperaturen von über 900 Grad C gemessen. Am Kraterrand und an der Küstenregion, mit einer hohen Konzentration von giftigen Gasen. Auch in den Zwischenbereichen bei extrem dicken Lavaschichten dürften unter der erkalteten Haut noch ähnliche Verhältnisse vorliegen.
12.30 Uhr – Der Boden unter dem Vulkan Cabeza und seine ausgedehnten Lavaströme wird eine große Unbekannte sein, bis die Temperaturen den Zugang zu seinem Inneren erlauben. Das wahrscheinliche Vorhandensein zahlreicher Vulkanröhren kann erst untersucht werden, wenn die Temperaturen unter der Erde mindestens 25 Grad erreichen …und das wird noch eine geraume Zeit dauern.
#LaPalma | El suelo bajo el volcán de #LaPalma será un gran desconocido hasta que las temperaturas permitan acceder a su interior. La probable presencia de numerosos tubos volcánicos no se podrá estudiar hasta que las temperaturas bajo tierra alcancen, al menos, los 25 grados pic.twitter.com/yDQz6Ndd68
— RTVC (@RTVCes) February 13, 2022
13.40 Uhr – Der Vulkanausbruch verursachte 2021 auf La Palma eine Ausgabe von 4,3 Millionen Euro aus dem Notfallbudget.
18.40 Uhr - Die Regierung der Kanarischen Inseln hat bereits 265,79 Millionen Euro an Hilfe für die vom Vulkan Betroffenen bereitgestellt. Die überwiegende Mehrheit, etwa 121,72 Millionen, wurde für Wohnungen und Unterkünfte bereitgestellt. Bis zum 14. Februar 2022 sind bisher 5.342 Anträge im Betroffenenregister eingegangen, davon sind 4.846 bereits in Bearbeitung (90,70 %) und 4.227 bereits abgeschlossen (87,2 %).
Das Gerangel zwischen den Parteien auf La Palma mit gegenseitigen Schuldzuweisungen ist unerträglich. Statt an einem Strang zuziehen, werden Vorwürfe und Beschuldigungen für das Versagen gegenseitig kundgetan. Für mich keine Politiker und Parteien, die ihren Wahlauftrag gewissenhaft erfüllen. Personen und Parteien, die vom öffentlichen Leben ausgeschlossen gehören und für öffentliche Ämter in Zukunft nicht mehr kandidieren dürfen. Wir sind in einer Notlage und da sollte es wichtigeres geben!
Dienstag, der 15. Februar 2022
8.10 Uhr – Der Inselpräsident erklärte, dass vereinbart wurde, insgesamt sechs Sensoren zu installieren, hauptsächlich in La Bombilla und Puerto Naos, um Gase zu messen, und es wird auch daran gearbeitet, drei meteorologische Stationen zu installieren, zwei in diesen Vierteln und eine weitere am Vulkankegel.
8.20 Uhr – In Bezug auf die Bananenplantagen wurde inmitten des Wassermangels durch die Zerstörung der Rohre eine Notlösung mit der Installation von zwei tragbaren Entsalzungsanlagen gewählt, die zusammen mit der Schiffsversorgung das Wasser aus einem Brunnen beziehen und der kleine Beitrag der Entsalzungsanlage des Hotels würde genug Wasser liefern, wenn nicht sogar genug, um die Anlage mindestens bis zum Frühjahr feucht zu halten. Es war eine Notsituation.
Zur Ratlosigkeit vieler Bananenstauden von anderen Inseln, die jahrelang problemlos mit entsalztem Wasser bewässert wurden, erhoben sich Stimmen, die ohne Zögern behaupteten, dass diese Art von Wasser den Boden der Farm und die Ernte zerstört. Wenn dies wahr wäre, wären viele Farmen auf anderen Inseln jahrelang unproduktiv gewesen, aber die Realität ist, dass auch dort hervorragende Ernten erzielt werden.
9.30 Uhr - Vulkan Besuchspunkte: Das Cabildo wird vier spezifische Punkte für die Beobachtung des Vulkans durch Einwohner und Besucher festlegen. Dies geschieht, nachdem nachgewiesen wurde, dass zahlreiche Menschen Zugang zu den Lavaströmen haben, sich frei bewegen und sich gewissen Risiken aussetzen, nicht nur aufgrund der hohen Temperaturen, die weiterhin in der erstarrten Lava registriert werden, sondern auch aufgrund der Instabilität eines Geländes wo die Anzahl der Vulkanröhren, die der Vulkanausbruch hinterlassen hat, von denen vermutet wird, dass sie bis zu fünf betragen.
16.35 Uhr - Die Hotel- und Nichthotel-Arbeitgeber in der Provinz Santa Cruz de Tenerife (Ashotel) haben erneut dringend direkte Hilfen für den Tourismussektor auf La Palma gefordert, der derzeit eine Auslastung von unter 40% aufweist. „Alles deutet auf die regelmäßige Rückkehr der Reiseveranstalter hin, aber wir brauchen immer noch direkte Hilfe“, sagte der Vizepräsident von Ashotel auf der Insel, Carlos García, einem Forscherteam der Universität Genf, das daran interessiert ist, die Auswirkungen zu kennen, die die Vulkankrise auf La Palma erzeugt hat.
Ich denke da brauchen die Menschen die Haus und Hof verloren haben, dringender Hilfe als die internationalen Touristikkonzerne!
- Fortsetzung folgt
Die Vulkanasche könnte ein gutes Substrat für die,durch Überdüngung,kaputt gemachten Böden in Europa eingesetzt werden.Es wird soviel Schrott aus der Überproduktion der Industrieländer über die Weltmeere geschippert,da würde sich dieses Naturprodukt als ein förderliches Element zur Stärkung der Böden anbieten.
Vulkanasche enthält wichtige Nährstoffe wie Phosphor, Calium und Calcium. Die porösen Teilchen speichern Feuchtigkeit und Sonnenwärme, die sie nach und nach an die Pflanzen abgeben.Als schnellwirkender Dünger jedoch nicht zu gebrauchen. Es dauert viele Jahre bis die Mineralstoffe pflanzenverfügbar werden. Zur Bodenverbesserung aber sicher gut geeignet.
Ich denke an den bereits verwitterten Dolomitenkalk, der in Nordeuropa häufig eingesetzt wird. Wer mehr zur Düngewirkung von Vulkanasche erfahren möchte, muss in den Kommentaren in den November oder Dezember zurückblättern, damals wurde das Thema ausführlich behandelt.
Es ist immer wieder erstaunlich, wie naiv sich manche Leute das vorstellen. Wenn ich schon „Naturprodukt“ lese. Auch Asbest, Uran und UV-C-Strahlung sind Naturprodukte… Die Asche ist giftig und scharfkantig, die hat auf Agrarböden noch über Jahrzehnte nichts verloren. Kalk hat keine Düngerwirkung, sondern setzt vorhandene Nährstoffe frei („Kalk mach reiche Väter und arme Söhne“), und Vulkangestein ist normalerweise eher sauer, nicht alkalisch, entkält also keinen Kalk. Traurig zu lesen, wie hier immer Halbwissen zusammengemixt wird.
Na …Silke,
giftig ist Vulkanasche nicht. Aber sehr scharfkantig und schadet den Lungen und Atemwegen und den Augen. Giftstoffe sind aber nicht enthalten. Vielleicht noch etwas Schwefel. Hier kommt es wieder auf die Menge an. Aber so ist es überall im Leben. Auf jeden Fall als Dünger oder Baustoff im frischen Zustand nicht zu gebrauchen.
Ich habe das Glück, einen Landschaftsgärtner als Nachbarn zu haben- er hat mir zur Verwendung von Lavasand im Garten- und Landschaftsbau folgendes erzählt:
Lavaasche und Lavasand (Korngröße <0,5 mm) ist eigentlich nicht verwendbar, da sie bei Wasserzusatz den Boden verschlämmen. Brechsand (Korngröße 0,5−3 mm) wird gern zur Strukturverbesserung von stark kalkigen und lehmigen Böden eingesetzt. Das spielt aber nur im Gartenbau eine gewisse Rolle, in der Landwirtschaft werden z.B. für stark lehmige Böden einfach die passenden Kulturen ausgesucht (wie Zuckerrüben)- da gibt der Landwirt kein Geld für bloße „Füllstoffe“ aus. Gröbere Körnungen werden als „Lavamulch“, für den Wegebau und als Substrat für Flach-und Gründächer verwendet. Allerdings gibt es diverse Vulkangesteine in ausreichender Menge, den verschiedensten Farben und Qualitäten und- vor allem!- ohne unangenehmen Geruch in ganz Kontinentaleuropa überflüssig genug.
Ob es sich ökonomisch lohnt, das Zeug von den Kanaren zu importieren- da ist er sich im Zweifel. Lavatuff-Split mittlerer Körnung aus der Eifel gibt es ab Brechwerk für Großabnehmer ab etwa 50 €/to, die größten Kosten verursacht meist der Transport. Wenn man sich also überlegt- auf La Palma müsste zumindest eine Siebanlage errichtet werden, dann müsste die Lava irgendwie verschiffbar gemacht (vermutlich Säcke und Container, Schüttgutfrachter gibt es ja kaum noch) und auf ein Schiff verladen werden (In welchem Hafen? Weder Santa Cruz noch Tazacorte hat, soweit ich mich erinnere, eine Schüttgutanlage) und in Europa verteilt werden. Ob das konkurrenzfähig wäre?
Da wäre eine Verwendung zur Aufschüttung von Stränden auf der Insel selbst wohl zweckmäßiger- es gibt ja im Westen wie im Osten genügend Steinküsten, die durch eine Aufschüttung und Verbreiterung mit gröberem Lavaschutt und „Polsterung“ mit Lavasand und Asche touristisch nur gewinnen würden.
Hallo Silke „Zwei“, bitte benennen dich um, damit man uns nicht verwechselt. Vielen Dank!
Grüße, Silke
Hallo Silke „eins“,
bei dem Schreibstil von Silke „zwei“ kann man Euch nicht verwechseln, keine Sorge 🙂
Liebe Grüße nach La Palma
Meine Idee.….die Vulkanasche in Säcke
abfüllen und als Dünger vermarkten.…
Kurze Antwort: Unsinn. Lange Antwort: s. Unten
Der Kommentar ist ubrigens von Silke „Zwei“ – nicht von mir, die ich hier schon länger mitschreibe. Das ist auch nicht mein Schreibstil. Müsste Manfred an der Mailadresse sehen können.
Grüße aus Tacande, sonst Berlin
Warum diese Asche nicht an die Küste ins Meer schütten? Das würde auch das Problem mit der ‚Flugasche‘ reduzieren. Sind die Transportwege zu lang oder gibt es dafür ökologische Einwände?
Ansonsten sind auf den Bildern beeindruckende Fortschritte zu erkennen. Aber ihr Bericht zeigt auch, wer hier in den kommenden Monaten an Urlaub denkt, der sollte von keinem normalen Urlaub ausgehen.
Im Moment ist es eine Deponie, die in der Nähe der Aschenfelder liegt. Eine zweite Deponie liegt etwas weiter Richtung Fuencaliente. Es dürfte nur eine schnelle Lösung sein. Man muss es gesehen haben, welche Massen an Asche noch zu entfernen sind. Es sind hunderte von LKWs, die ununterbrochen dort Material abliefern.Die gesamte erreichbare Küstenlinie (La Bombilla, Puerto Naos oder El Remo) ist wegen der Gase noch Sperrgebiet.
Ein Urlaub in diesem Jahr in diesem Gebiet macht sicher keinen Spaß.
Hallo Manfred,
wir besuchen La Palme (endlich wieder) am letzten März Wochenende und wie immer in Puerto Tazacorte. Hoffe es ist ok da und wir sind niemandem im Weg.
VG und danke für die vielen Berichte!
Hallo Stephan – Danke,
Puerto Tazacorte wurde vom Vulkan nicht berührt (außer etwas Asche). Alle Wege Richtung Süden sind aber blockiert.
Trotzdem werdet ihr die Stimmung mitbekommen. Es wird nicht mehr wie früher sein. Wünsche aber trotzdem einen schönen Urlaub.
Viele Grüße
Manfred
Hallo Stephan, wir kommen am 6.März für vier Wochen nach Puerto de Tazacorte. Ja es wird anders sein als früher, aber die Insel hat so viel zu bieten. Ich wünsche euch einen schönen Urlaub.