Blick von La Laguna über das Lava-Meer -
Ein Lava-Meer aus über zehn Lavaströmen verschmolzen zu einer Masse, liegt vor dem Betrachter vom Montaña La Laguna Richtung Vulkan Cabeza. Mit einer Breite von 3,2 Kilometer und rund 8 Kilometer Länge hat der Lavastrom das einst grüne und mit vielen weißen Häusern und Palmen bunte und lebendige Aridantetal zu einer Lavawüste gemacht.
Nur noch kleine Enklaven ragen wie kleine Inseln aus dem sonst schwarzen Lava-Meer. Der Weg auf den kleinen Berg beginnt in La Laguna gegenüber der Arztpraxis von Dr. Dominik Reister und Dr. Eva Maria Vela Prieto (die im Übrigen auch seit kurzem wieder geöffnet ist). Der Blick von dort oben ist spektakulär – aber auch erschreckend.
Fotos und Hinweise, die mir freundlicherweise Rita Maikowski zur Verfügung gestellt hat – vielen Dank. Hier die Straße, die von Tazacorte Pueblo nach Todoque zur Kreuzung am Restaurant El Canguro führte. Wie eine Dampfwalze haben die Lavamassen viele Straßenverbindungen unterbrochen und verschüttet. Falls ein Leser weitere Fotos hat, darf er mir diese zur Veröffentlichung gerne schicken (La.Palma@web.de).
Es bedarf viel Arbeit und noch mehr Zeit, hier wieder einigermaßen ordentliche Straßenverbindungen herzustellen.
Wie sieht die IGN die derzeitige Entwicklung
In den letzten 7 Tagen, seit der letzten Meldung (Tag 1 um 9:00 UTC) wurden 39 Erdbeben auf der Insel La Palma geortet. Die Größenordnungen liegen zwischen 0,9 und 2,5 (mbLg). 2 dieser Erdbeben wurden von der Bevölkerung schwach, mit Intensität II (EMS98) wahrgenommen.
Die Lage der Hypozentren setzt sich unter dem zentralen Bereich von Cumbre Vieja in denselben Gebieten wie in den vergangenen Tagen fort, wobei 36 Erdbeben in Tiefen zwischen 0 und 15 km lokalisiert wurden. 3 Erdbeben mit Tiefen zwischen 20 und 34 km wurden in diesem Zeitraum geortet.
Das Netz der permanenten GNSS ‑Stationen auf der Insel zeigt keine signifikanten Verformungen, die mit vulkanischer Aktivität in Verbindung gebracht werden könnten. Die Höhe des Kegels wird gemessen und ergibt einen Wert von 1.120 m. über dem Meeresspiegel.
14.30 Uhr – Komme gerade von der Südseite des Lavastroms zurück. Es war anstrengend und schlimmer als ich mir es vorgestellt hatte. San Nicolas, Las Manchas, die Placeta Glorieta oder das neue Vulkanmuseum des Vulkans San Juan. Muss sich innerlich erst einmal bei mir setzen. Ich werde die nächsten Tage berichten.
14.40 Uhr - Bilder, die vor wenigen Minuten am Kraterrand des Vulkans Cabeza aufgenommen wurden:
Imágenes registradas hace unos minutos en el edificio volcánico de #CumbreVieja, #LaPalma / Images recorded a few minutes ago in the volcanic edifice of #CumbreVieja, #LaPalma pic.twitter.com/mxEJ79YVaM
— INVOLCAN (@involcan) February 10, 2022
15.20 Uhr - Die Guardia Civil sorgt mit ihren Präventions- und Zugangskontrolldiensten im Sperrgebiet auf La Palma weiterhin für die Sicherheit der Bürger. Während der oben genannten Dienste wurden verschiedene Bürger identifiziert und wegen Nichteinhaltung der Bestimmungen der Artikel 44 und 45 des Gesetzes 17⁄2015 vom 9. Juli des Nationalen Zivilschutzsystems wegen schwerwiegender oder sehr schwerwiegender Verstöße für Sanktionen vorgeschlagen. Das kann mit Bußgeldern zwischen 30.001 und 600.000 Euro geahndet werden. Hintergrund dieser erneuten Warnung sind Touristen, die sich mit Kleinkindern mitten im Lavafeld aufgehalten haben.
17.30 Uhr - Die Wiederherstellungsarbeiten an den vom Ausbruch betroffenen Straßen werden fortgesetzt, obwohl ihr Tempo aus Sicherheitsgründen verlangsamt wurde, an der Straße, die gerade geöffnet wird, um La Laguna mit Las Norias zu verbinden. Das Cabildo hat die Erstellung einer Kartierung in Auftrag gegeben, die echte Daten über die Situation der Lavaströme an dieser Stelle liefert, aufgrund der Gefahr, die die Temperatur, die die Lava haben kann, oder das Vorhandensein von Vulkanröhren im Untergrund mit sich bringt.
Da die Gefahr besteht, dass einer der Bagger in eine der Röhren stürzen könnte. Ein Thema, das ich und weitere Kommentatoren schon immer angesprochen hatten. Eile mit Weile, aber die Sicherheit geht vor.
18.00 Uhr – Involcan hat heute zum ersten Mal das neue Lavadelta bei Tazacorte betreten.
INVOLCAN, en colaboración con la Reserva Marina de #LaPalma, @ES_UCL y @EarthSciCam, accedieron con éxito al delta de lava para tomar muestras de gases y rocas. Agradecemos a Aquahobby (@nahunmp1) por el préstamo del kayak que nos permitió acceder desde el barco al delta pic.twitter.com/Uh6ZUA19Es
— INVOLCAN (@involcan) February 10, 2022
Freitag, der 11. Februar 2022
9.30 Uhr - Weniger als 1 km vom Eruptionskrater des Vulkans Cabeza entfernt befindet sich das, was in La Palma als „das Wunderhaus“ bekannt ist. 2016 wurde es vor dem Feuer gerettet und jetzt auch vor der Lava. Sein Besitzer, Roberto Camacho, hat uns seine Türen geöffnet.
A menos de 1 km del punto exacto donde nació el volcán, se encuentra la conocida en #LaPalma como “ la casa milagro“
En 2016 se salvó del incendio y ahora, también de la lava. Su dueño, Roberto Camacho, nos ha abierto sus puertas #TN1Canarias pic.twitter.com/Mf0FbwUXrh
— RTVC (@RTVCes) February 10, 2022
11.20 Uhr - Wenn sie gebraucht werden, sind sie immer da. Und dies wurde mehrfach nachgewiesen, wie der von der Feuerwehr von La Palma erstellte Bericht widerspiegelt. Brände, Verkehrsunfälle, Rettungsaktionen… Im Jahr 2021 haben Palmeros 1.282 Gründe, DANKE zu sagen; ohne die Arbeit zu zählen, die sie während des Ausbruchs des Cabeza geleistet haben.
18.00 Uhr – Das Ministerium für öffentliche Arbeiten, Verkehr und Wohnungswesen unter der Leitung von Sebastián Franquis teilt mit, dass heute die ersten modularen Containerhäuser verschifft werden, die in den kommenden Tagen auf La Palma eintreffen werden, um die Wohnungsnot der vom Ausbruch betroffenen Menschen zu lindern des Vulkans in Cumbre Vieja. Diese erste Charge ist Teil der 85 Fertighäuser, die vom Kanarischen Wohnungsinstitut (ICAVI) erworben wurden, um in Los Llanos de Aridane installiert zu werden.
Die neuen Häuser werden im Hafen von Villagarcía de Arosa in Galicien eingeschifft, von wo aus sie heute Nacht zu den Kanarischen Inseln aufbrechen. Nach einem kleinen Zwischenstopp im Hafen von Santa Cruz de Tenerife werden die ersten fünf Häuser in Richtung der wunderschönen Insel in See stechen, und es wird geschätzt, dass die Häuser ungefähr am 22. oder 23. Februar auf La Palma ankommen.
Samstag, der 12. Februar 2022
9.00 Uhr - In der vergangenen Nacht nur leichte Erdbeben bis ML1,9 aus 3 bis 15 km Tiefe. Normale Setzungsbeben, die noch lange Zeit unregelmäßig auftreten können und keine große Bedeutung haben.
12.30 Uhr – El Paso, der Ort des Vulkans, ist fast fünf Monate später immer noch ohne ein einziges neues Haus für Evakuierte. Es war die erste Gemeinde, die die Entstehung des Vulkans erlebte, und die erste, die Land für die Installation modularer Häuser zur Verfügung stellte, die den Opfern Unterkünfte bieten sollten, aber fast fünf Monate später wurde in El Paso noch keines geliefert. Seit letztem November wurde angekündigt, dass die ersten 36 provisorischen Häuser ankommen würden, aber die Realität ist, dass der Bau noch nicht begonnen hat. Dann sollte sich der Bürgermeister von El Paso als erster fragen, wie viel er sich darum gekümmert und Druck ausgeübt hat und ob er überhaupt dieser Aufgabe gewachsen ist. Los Llanos und Tazacorte haben es auf jeden Fall geschafft. Vielleicht hat er zu wenig Verbindungen oder auch das falsche Parteibuch.
18.00 Uhr – Das Cabildo wird vier „sichere Besuchspunkte“ für den Vulkan und die Lavaströme ermöglichen. Arroyo erklärte, dass vier Besuchspunkte eingerichtet werden, damit sowohl Touristen als auch Palmeros sie betreten und sich dem Vulkan und den Lavaströmen sicher nähern können. Im nicht gesperrten Bereich wird auch in der Nähe des Kegels die entsprechende Verbotstafel aufgestellt und ein eingezäunter Weg eingerichtet, immer mit Vorsicht und Wachsamkeit wegen hoher Temperaturen und der austretenden Gase.
Alles, nachdem die Beschwerden mehrerer vom Vulkan betroffener Nachbarn wegen der Ankunft von Bussen veröffentlicht wurden, die Touristen in den Lavaströmen entluden, Orte, an denen diese Menschen trotz der Gefahr spazieren gingen und saßen.
- Fortsetzung folgt
Lieber Manfred,
es ist wahnsinn was die Menschen auf la Palma mitmachen müssen… Um ehrlich zu sein hätte ich das Foto oben nicht mit der Kreuzung zum el canguro in Verbindung gebracht, man hat angesichts der Lavamassen keine Orientierung wo mal irgendwas bekanntes war. einfach nur ein trauriges Bild. Wie du in deinem aktuelleren Beitrag geschrieben hast ist es irgendwo nachvollziehbar dass der Optimismus schwindet – ich erlebe es selbst bei meinen Anrufen zu Angehörigen und Freunden auf der Insel. Von Euphorie bis Pessimus wandern die Gemütslagen … Ich wünsche euch ganz viel Durchhaltevermögen auf der Insel und danke für bilder und Berichte
Hallo nach La Palma, vielen Dank, Herr Betzwieser, dass Sie auch nach dem Ende des Vulkanausbruchs fortlaufend weiter informieren und berichten. Ich bin ständiger dankbarer Leser Ihrer Ausführungen, Sie halten mich damit über die Ereignisse der Insel auf dem Laufenden. Wenn ich die Bilder sehe (Blick von La Laguna über das Lava-Meer) oder Ihre (nur kurz angesprochene Schilderung über Las Manchas. San Nicolas… Museum, weitere Informationen folgen) bricht es mir das Herz. Für die Menschen in La Palma, für La Palma an sich.
Gestern habe ich in den Nachrichten einen Bericht gesehen, dass gerade diese Naturkatastrophe wohl mehr und mehr zu einem Touristenmagnet „ausgebaut“ werden soll, was (so meine ich) der Insel wenig nützt. Tagesgäste kommen und gehen, ohne La Palma wirtschaftlich besonders zu helfen.
Noch plane ich, wenn Corona nicht dagegenspricht, im August für 3 Monate nach La Palma zu fahren (Ferienhaus in Las Caletas). Aber ich gehe davon aus, dass bis dahin die Nord-Süd-Verbindung nicht wiederhergestellt ist und es somit zu sehr langen „Umwegen“ über die Ostseite kommet, wenn man in Richtung Norden oder Richtung Puntagorda… kommen möchte. Unabhängig von den sehr vielen Baustellen und Bauarbeiten mit allen ihren Unwägbarkeiten.
Alle guten Wünsche nach La Palma und alles Gute weiterhin. Ingeborg
Guten Morgen in die Runde,
heute ein paar Sachstandsmeldungen bezüglich des täglichen Lebens auf der Westseite, lose zusammengestellt und lediglich Momentaufnahmen:
ein befreundeter Journalist berichtet, daß die Reifen des Pick-up, den die Zentrale auf Teneriffa ihm für 2 Monate zur Verfügung gestellt hatte, in dieser Zeit durch die Touren auf Lavasand und Geröll bis auf die Karkasse herunter gefahren waren – keine 2000 km zusammen – nach Inspektion in der TF-Werkstatt wurden schwere Korrosionsschäden vor allem am Unterboden festgestellt – da der feine Vulkansand sich überall herein gesetzt hat, werden wir in naher Zukunft sicher gewaltige Korrosionsprobleme sehen, vor allem auch an Elektroautos, und meine Gastherme hat’s auch erwischt…
dem Vernehmen nach ist der Umsatz der Brauerei Dorada und anderer Lieferanten im Aridane-Tal um mindestens 50% geschrumpft – viele der noch überlebenden Gastronomie-Betriebe haben zunehmend Zahlungsschwierigkeiten wg. fehlender Liquidität – ein befreundeter Arzt bietet nur noch an drei statt fünf Tagen Sprechstunde an wg. fehlender Patienten – es werden also mittlerweile auch Wirtschaftszweige von der Krise tangiert, an die man zunächst gar nicht so gedacht hatte …
… andererseits ist das Reihenhaus in Mazo, das wir vor ein paar Tagen vorgestellt hatten, innerhalb von 2 Tagen verkauft worden – es war halt auch ein echtes Schnäppchen …
nächste Woche soll ich im Radio als Gerichtsgutachter interviewt werden zum Thema Schäden an Beton durch Hitzeeinwirkung – dies betrifft die Häuser, die zwar optisch noch stehen, aber Kontakt mit der glühenden Lava hatten – Kurzfassung: ab ca. 120 ºC verliert Beton/Mörtel/Estrich peu-à-peu grundsätzliche Eigenschaften wie Druck- und Zugfestigkeit, ab ca. 200ºC nicht nur sehr kurzfristige Einwirkung ist die Schädigung nicht mehr aufzuhaltern und irreversibel, ab ca. 400 ºC wird Beton sehr schnell von innen zerstört, abhängig von der verwendeten Gesteinskörnung und ab ca. 600 ºC gibt’s nichts mehr zu diskutieren – die frische Lava hatte 900 … 1100 ºC; Fazit: wer ein solches Problem hat, sollte sein Haus nicht mehr betreten, auch wenn es noch „gut“ aussieht, es kann akute und unmittelbare Einsturzgefahr bestehen – und zwar ohne Vorwarnung (ausgeglühter Beton knackt nicht mehr vor dem Einsturz) und versicherungstechnisch ist es aller Voraussicht nach ein Totalschaden
Neil Spindler
YaYa Materiales SLU
Deutsch-Kanarische Beratungsgesellschaft für binationale Rechts‑, Steuer- und Technikgutachten im Immobiliensektor, SL
Perito Judicial Colegiado ANPEJUCI #301
Lieber Herr Spindler,
vielen Dank für die interessanten, wenn auch ernüchternden Ausführungen. Etwas naiv hatte ich gehofft, dass die noch stehenden Gebäude an der Lava noch nutzbar seien und mich schon für deren Besitzer gefreut. Hoffentlich passiert niemandem etwas, der mangels besseren Wissens von der vermeintlichen Standfestigkeit seines Hauses überzeugt ist.
Von Bekannten habe ich gehört, dass Umsätze wohl derzeit mehr im Süden gemacht werden, nicht zuletzt durch die dort tätigen Arbeiter. Es wird wohl noch etwas dauern bis zu einem Aufschwung, auf welchem Niveau er sich auch immer einpendelt.
Wenn ich beruflich und familiär die Möglichkeit hätte, würde ich schon längst auf La Palma leben!! So bleiben mir seit 20 Jahren nur jährliche Reisen und dazwischen Sehnsucht nach dieser unglaublichen Insel und den tollen Menschen…
Schon zu ruhigen Zeiten versuche ich jede Information über die Insel, Veranstaltungen, politische Entscheidungen und Wetterberichte zu bekommen.
Dann kam der Vulkan und wie so viele Andere war ich dankbar über jede noch so kleine Information!
Danke für die Berichterstattung!
Ich werde auf jeden Fall weiter lesen.
Ganz liebe Grüße und ein schönes Wochenende!
Zum Blog-Eintrag 10.Februar 17:30 Uhr:
Das darunter eingefügte Foto zeigt – wenn ich mich nicht sehr täusche – die Behelfspiste im Verlauf der alten Strasse LP-213 zwischen Puero Naos und Las Norias / Camino La Majada. Die dortige südlichste Lavazunge #11 gehört ebenfalls zu den niedrigen Hindernissen, auf welche sich bisherige Bauarbeiten zunächst beschränkten.
Über die bisherigen Pisten und auch die neue südliche Verbindungsstraße Camino de Hoyo Verdugo kann man sich auf Open Street Map einen Überblick verschaffen – die dort vorhandenen Eintragungen erscheinen mir soweit durch Videos und Fotos verifizierbar.
Lieber Manfred, Deinem Dir selbst gegebenen Auftrag weiterhin treu berichtest Du nahezu unermüdlich, dürfen wir täglich Deine Berichte vom (mittlerweile ehemaligen) Vulkangeschehen und seinen langfristigen Folgen verfolgen. Nein, es wird nicht langweilig. Ich lese nach wie vor täglich. Ich danke Dir sehr, sehr herzlich für Deine akribische und sachkundige Arbeit, an der Du uns alle teilhaben lässt. Viele haben sich bereits bedankt, und ich möchte mich all diesen Schreibern anschließen, will keine neuen vokalen Volten diesbezüglich ersinnen. Es ist also alles Gute in diesem einen Wort gesagt: DANKE!
Bin auch noch dabei und lese jeden Bericht. Bitte weitermachen