Vulkaninferno hinterlässt tiefe Spuren auf La Palma -
Die feuerspeienden Berge mit einem Vulkaninferno faszinieren die Menschen seit Angedenken. Viele Völker hielten die Vulkane für den Sitz ihrer Götter. Wenn sie ausbrachen, dann hatten die Menschen den Zorn der Götter heraufbeschworen. Das Titelfoto war eine der ersten Aufnahmen, das den Beginn der Eruption dokumentiert.
Auch La Palma als aktive Vulkaninsel musste jederzeit mit dieser Naturgewalt rechnen. Nicht die Rache der Götter, sondern heute bekannte Gesetze der Natur verändern und gestalten Naturräume um. Jeder Einwohner und Resident wusste Bescheid und war gewarnt, was ihn erwarten und seine Existenz auslöschen könnte. Wer Naturgesetze ignoriert, missachtet oder blind vertraut und sich in bekannte Gefahrenzonen niederlässt, fühlt sich der Natur überlegen und darf sich über ein Vulkaninferno nachher auch nicht wundern.
Wie oft hatte ich schon über Vulkane und die Folgen geschrieben. Trotzdem baut der Mensch, angestiftet von seinen politischen (Ver)Führern, die oft private finanzielle Interessen verfolgen, Orte, Touristenkomplexe, Heilbäder und Häuser in Gebiete, die nach wissenschaftlicher Einschätzung über kurz oder lang unter einer Lava-Lawine verschwinden werden. Auch der gesamte Süden und Südwesten von La Palma gehört zu diesem Bereich.
Chronologie der Ereignisse vor einem Jahr
Ein eruptiver Prozess wird sehr wahrscheinlich
Der 3. Vulkanausbruch in 72 Jahren auf La Palma? – mein Beitrag vom 19. September 2021 am Morgen
Ein eruptiver Prozess, also ein Vulkanausbruch, auf La Palma wird sehr wahrscheinlich. Das war gestern Abend die Kernaussage des wissenschaftlichen Direktors von INVOLCAN, Nemesio Pérez, auf einer Informationsveranstaltung mit Anwohnern im Terrero Federico Simón in El Paso. „Wo, das wissen wir nicht genau.“
Es werden bei Bedarf und vorbeugend zunächst nur Personen evakuiert, die sich im Umkreis von 2 Kilometern um die Fissur (Spaltenöffnung, Eruptionstelle) befinden. Im Notfall wird der Kreis vergrößert.
Der mögliche Ernstfall rückt immer näher
In der Nacht wurden mehr als 100 seismische Bewegungen in wenigen Kilometern Tiefe registriert. Die höchste Magnitude mit ML3,3 fand heute Morgen um 07:28 Uhr in der Gemeinde El Paso statt und war oberflächlich. Später, um 7.49 Uhr, ebenfalls in El Paso, wurde ein Erdbeben von 2,4 in einer Tiefe von 1 Kilometer registriert und um 8.12 Uhr ein Erdbeben von ML3,2 ebenfalls 1 Kilometer tief, ebenfalls in der Gemeinde El Paso.
15.11 Uhr – Innerhalb der letzten Stunde viele neue Beben zwischen ML2,0 und ML2,7 aus 2 bis 5 km Tiefe.
Vulkanausbruch ist erfolgt
15.12 Uhr – La Palmas neuer Vulkan bricht in Montaña Rajada in El Paso aus.
Und das war dann mein Beitrag vom 20. September 2021
Der neue Vulkan von La Palma ist geboren
Die Folgen dieser Eruption
DAUER: 85 Tage und acht Stunden Eruption, vom 19. September bis 13. Dezember 2021, die längste, die die Insel seit dem 15. Jahrhundert erlitten hat, und die dritte in der Geschichte der Kanarischen Inseln, nach Timanfaya, auf Lanzarote (2.055 Tage, zwischen 1730 und 1736) und der unterseeische Tagoro-Vulkan (Eldiscreto) auf El Hierro 147 Tage, im Jahr 2011.
LAVA VOLUMEN: Laut der neuesten 3D-Kartographie des Nationalen Instituts für Vulkanologie Italiens hat der Vulkan 217 Millionen Kubikmeter Material ausgestoßen, ohne das Material zu zählen, das sich unter dem Meer in den beiden gebildeten Deltas an der Küste von Tazacorte abgelagert hat.
Mit anderen Worten, es emittierte so viel Material wie die sechs vorangegangenen Vulkanausbrüche in der Geschichte von La Palma zusammen, mit durchschnittlich 27 Kubikmetern pro Sekunde (m3/s), eine Rate, die sich an manchen Tagen 60 m³/s näherte.
VULKAN KEGEL: Nimmt eine Fläche von 0,6 km² (60 Hektar) ein, auf der 36,5 Millionen Kubikmeter Material abgelagert wurden, das einen 187 Meter hohen Berg in einer bis dahin eingezogenen Senke des Westhangs der Cumbre Vieja erhob. Der Gipfel des Vulkans liegt auf einer Höhe von 1.121 Metern.
LAVASTRÖME: Lava bedeckte 11,8 km² (1.180 Hektar) oder 1,69 % der Oberfläche der Insel. Diese gewaltige Platte aus geschmolzenem Gestein, die langsam von den 1.140 Grad abkühlt, bedeckt sechs Kilometer vom Kegel bis zur Küste mit einer maximalen Breite von drei Kilometern und hat eine Ausdehnung, die fast ausreichen würde, um die Stadt Melilla (12,3 km²) – spanische Enklave in Marokko – zu bedecken.
Er besteht aus 177,6 Millionen Kubikmetern Material, dessen durchschnittliche Dicke 15 Meter übersteigt, an einigen Stellen jedoch 65 Meter erreicht, genug, um Stadien wie das Camp Nou (48 m) oder das Santiago Bernabéu (45 m) vollständig zu bedecken.
DIE DELTAS: Beim Erreichen des Meeres bildete die Lava zwei Deltas an der Küste von Tazacorte, die sich auf 48 Hektar Fläche summieren, es ist das jüngste Land in Spanien. In den größten, 43,4 Hektar, passt der gesamte Vatikanstaat.
DIE ZERSTÖRUNG
Mehr als 7.000 Menschen wurden aus ihren Häusern evakuiert, viele von ihnen zumindest während der drei Monate, die der Ausbruch andauerte. Das sind 8,2 % der Bevölkerung von La Palma.
2.329 Menschen lebten in dem von Lava oder Asche bedeckten Umfeld der drei Gemeinden, die die Lavaströme durchqueren, El Paso, Los Llanos de Aridane und Tazacorte.
1.676 Gebäude wurden durch die Lavamassen zerstört oder beschädigt, darunter 1.345 Wohnungen, 180 landwirtschaftliche Geräteräume, 75 Industriegebäude, 44 Freizeit- und Hoteleinrichtungen und 16 Gebäude für die öffentliche Nutzung, wie Schulen oder Kirchen. Ganze Stadtteile, wie Todoque, existieren nicht mehr und andere, wie La Laguna, haben Lavaströme, die durch Straßen laufen.
73,8 Kilometer Straßen und Wege wurden verschüttet, die überwiegende Mehrheit (65%) in Los Llanos de Aridane.
370 Hektar Anbaufläche betroffen, darunter 228 Hektar Bananen, 68 Hektar Weinberge und 27 Hektar Avocado.
982 Millionen Euro an Schäden aller Art an öffentlichem und privatem Eigentum, laut Schätzung der Regierung der Kanarischen Inseln.
DER WIEDERAUFBAU
Wie ich nun seit 365 Tagen fast täglich berichte, geht der Wiederaufbau der Infrastruktur recht zügig voran. Nicht alle sind zufrieden oder fühlen sich benachteiligt und durch die Politik schlecht informiert. Nicht jedem kann alles recht gemacht werden. Die Verantwortlichen bemühen sich, auch wenn es zu Fehleinschätzungen oder unsinnigen Planungen mit erheblichen Kosten kommt.
Beim Improvisieren ist La Palma Spitze. Egal, welche Couleur gerade das Sagen hat. Das habe ich schon oft bei großen Waldbränden oder anderen Katastrophen hier auf der Insel erlebt. Das soll ein anderes Land erst einmal besser machen!
13.09 Uhr – Viele werden sich daran erinnern, wie spektakulär und einzigartig dieses Phänomen ist, aber wir dürfen all jene nicht vergessen, die alles verloren haben und immer noch auf Hilfe warten.
Hoy 19 de Septiembre se cumple el primer aniversario del comienzo de la erupción volcánica de #LaPalma de 2021
Muchos recordarán lo espectacular y singular de este fenómeno pero no hay q olvidarse de todos aquellos q lo han perdido todo y todavía están esperando#fuerzalapalma pic.twitter.com/rEsYO7TQfG
— Itahiza (@ita_dc) September 19, 2022
Dienstag, der 20. September 2022
9.20 Uhr - Der neue Vulkan hat offiziell noch keinen Namen. Darüber ist jetzt wieder eine Diskussion entbrannt. Denn die Plattform „Reviver El Valle“ ist kein gültiger Gesprächspartner, um eine Abstimmung vorzuschlagen, um einen beliebigen Namen zu bestimmen. Auch liege das Gebiet „Tajogaite“ ein ganzes Stück vom Vulkan entfernt.
Wenn es sonst keine Sorgen gibt! Der Name „Cabeza“ würde mir auch besser gefallen und ist leichter merkbar.
9.50 Uhr - Noch so eine Sache – Das Cabildo de La Palma hat das Projekt für das Denkmal La Puerta del Futuro angekündigt, eine Skulptur, die im Kreisverkehr am Nordeingang der Straße errichtet wird, die die beiden Hänge der Lavaströme des letzten Vulkans der Insel verbindet, zwischen La Laguna und Las Norias.
- Fortsetzung folgt
Hallo Herr Betzwieser,
Gratulation zum Einjährigen … ist wohl nicht angebracht.
Trotzdem ein Dickes Dankeschön ! für Ihre Hautnah-Berichte.
Kunigard aus Darmstadt, der eigentlich Dieter heißt
Moin, Olfis Bemerkung mit dem Radweg war gewiss Ironie. Aber im Ernst: Natürlich gibt es Menschen auf LaPalma die sich übergangen fühlen oder denen es nicht schnell genug geht. Aber im Allgemeinen finde ich den Pragmatismus und die optimistische Herangehensweise bewundernswert.
Ich lese immer mit Erstaunen. wie schnell bei euch z.B. die Strassen wieder hergestellt werden. Auch wenn es zunächst provisorisch ist. In Deutschland wäre vermutlich jedes Projekt gerichtlich gestoppt, weil irgendeiner sich belästigt fühlt. Und überhaupt, wieso haben die neuen Routen keine abgetrennten Fahrradspuren?
Das ist noch keine richtige Straße über das Lavafeld. Mehr eine bessere und unebene Piste. Darunter ist es noch sehr heiß. Fahrzeuge dürfen nicht stehen bleiben und müssen zügig fahren. Für Fußgänger und Radfahrer noch nicht geeignet und zumindest für Fußgänger auch gesperrt. Später kommt vielleicht, wenn die Piste als Straße richtig ausgebaut ist, auch ein Radweg dazu.
In Deutschland wären auf dem Lavafeld mehrere Arten von Insekten, Fledermäusen etc gefunden worden, die selten und geschützt sind, aber irgendwie überall dort gefunden werden, wo Straßen gebaut werden sollen…