Urlaubsgäste während und nach dem Vulkanausbruch berichten -
Heute lassen wir Urlaubsgäste und La Palma Liebhaber zu Wort kommen, um über ihre Erfahrung und den gewonnenen Eindruck selbst zu erzählen. Für die Mitwirkung meinen Dank.
Silvia und Frank schreiben:
„Vorab, wir sind bekennende La Palma Fans. Deshalb sind unsere Eindrücke sicher sehr subjektiv.
Seit mehreren Jahren besuchen wir im Winter La Palma. Auch im“ Corona-Jahr 2021“ und auch 2022 nach dem Vulkanausbruch. Im Freundes- und Bekanntenkreis werden wir manchmal gefragt, ob das nicht gefährlich dort ist, oder ob dort nicht alles kaputt ist. Kann man da überhaupt hin? Ja, man kann. Manche Orte gibt es nicht mehr, manche sind wegen gefährlicher Gase noch immer nicht erreichbar, manche Straße endet plötzlich vor einer schwarzen Mauer aus Lava.
Und trotzdem – unsere Eindrücke und Erfahrungen sind andere: Nur ein kleiner Teil der Insel, wenn auch einer der schönsten, ist vom Vulkanausbruch betroffen. Aber La Palma hat so viele weitere schöne Dinge zu sehen und zu erleben. Der Atlantik am Strand von Puerto de Tazacorte, die Berge, die Fahrt durch atemberaubende Landschaft mit traumhaften Ausblicken, hübsche kleine Orte, die Altstadt von Santa Cruz. Ein angenehmes Klima, gerade wenn in Mitteleuropa Winter herrscht.
Aber was wäre die Insel ohne die Menschen, die dort leben? Trotz der Schläge, die sie in den letzten Jahren verkraften mussten, Tourismus eingebrochen wegen Covid, ein großer Waldbrand, schließlich ein monatelanger Vulkanausbruch.
Viele haben alles verloren, protestieren, nicht ohne Grund, weil es ihnen zu langsam voran geht. Und trotzdem sind die Palmeros gelassener, freundlicher, lebenslustiger, gastfreundlicher als wir es oft in Deutschland erleben.
Deshalb: „Wer noch nicht auf La Palma war, reist hin und tut euch und den Menschen auf La Palma etwas Gutes!“
Die aufregenden Stunden selbst miterlebt!
Gabriele und Jürgen schildern die Situation:
„Wir Gabriele und Jürgen sind seit 20 Jahren von der Vielfalt der Natur, vom angenehmen Klima, vom schönen Licht, den hervorragenden Wandermöglichkeiten und den freundlichen Menschen auf der Insel La Palma begeistert.
2021 wurden wir während unseres La Palma Urlaubs sogar Augen- und Ohrenzeugen des Vulkanausbruchs oberhalb der Cabeza de Vaca. Wir hatten, wie mehrfach in den letzten Jahren, ein schönes Ferienhaus mit weitem Blick zwischen der Montana Rajada und Montana Cogote (direkt neben der ehemaligen Photovoltaik- Anlage in Las Manchas) gemietet.
Als am Sonntag, dem 19.9.2021 die Erdbeben im Haus morgens immer deutlicher spürbar wurden, haben wir Leute gefragt, wie wir als Individualtouristen bei einer Eskalation der Lage informiert würden. Ein Polizist aus dem benachbarten Coraconcillo (Las Manchas) meinte, dass die Polizei im Katastrophenfall mit dem Auto durch die Straßen fahren und in 3 Sprachen den Notfall ausrufen werde. Wir müssten dann innerhalb von 6 Stunden das Haus verlassen und uns zur zentralen Sammelstelle im Stadion von El Paso begeben.
Aber keine Sorge, dazu werde es nicht kommen. Am Mittag sprachen wir mit einem Mitarbeiter des Centro de Cueva de Las Palomas. Er meinte, dass das Ausrufen der Stufe 3 des Notfallplans am Nachmittag bevorstünde. Man beginne mit der Evakuierung von Personen mit massiven Mobilitätseinschränkungen. Er gab uns eine Telefonnummer, wo wir neue Entwicklungen auch in Englisch oder Deutsch erhalten könnten.
Nach unseren Recherchen zum Verhalten bei einem zu erwartenden Vulkanausbruch hatten wir unsere Koffer und Rucksäcke am Sonntagmorgen gepackt und unser Auto auch in Fahrtrichtung geparkt. Unter Umständen muss man ja schnell aufbrechen. So setzten wir uns nun mit einem Kaffee auf unsere Terrasse mit Blick auf die Berge. Die spürbaren Erdbeben nahmen an Stärke und Frequenz zu.
Dann tat sich die Erde auf
Kurz nach 15:00 gab es ein recht heftiges Beben, das das Haus kräftig erschütterte. Daraufhin habe ich das Glasdach unseres „Patios“ und die Außenwände kurz auf Risse inspiziert. Es gab zum Glück keine Risse. Kurz darauf sahen wir, dass in ca. 1,3 km Luftlinie Entfernung etwas oberhalb der Cabeza de Vaca die Erde unter ungeheurem Lärm aufriss und sich schnell ganz grau verfärbte. Dieser Ort wird auf manchen Karten „Las Plantas“ genannt. Ich machte ca. 3 min nach dem Ausbruch einige Aufnahmen. Ich hatte wenig Angst, dass die Lava bald vor unserem Haus stünde.
Das Gelände dort oben kannten wir von Wanderungen und wir sind auch oft über die LP 212 gefahren. Es war eher zu befürchten, dass die Lava in einigen Stunden zunächst nördlich der Rajada in Richtung El Paradiso fließen würde. Aber wir mussten auch die Möglichkeit weiterer Öffnungen in Betracht ziehen. Unsere erste Sorge galt eher einem möglichen Flächenbrand durch Funkenflug. Die Landschaft war ja sehr ausgetrocknet.
Etwa 15 Minuten nach dem Ausbruch haben wir unser geliebtes Ferienhaus seinem Schicksal überlassen und sind über die LP2 nach El Paso gefahren. Später wären die Straßen vielleicht verstopft. In Corona-Zeiten wollten wir Nächte in einer Massenunterkunft vermeiden. Der Tunnel nach Osten wäre hoffentlich trotz der Erdbeben noch offen. Das war auch so. Von dort kamen uns bereits Polizei, Feuerwehren und Krankenwagen vom Osten der Insel entgegen.
Wir sind für zwei Nächte in den „Parador“ gegangen. Unsere örtliche Vermietungsagentur und die Stadt El Paso haben wir noch am Abend über unseren Verbleib informiert. Es sollte uns ja niemand unnötig suchen. Abends war vom Hotel aus schon die Rauchsäule über dem neuen Vulkan gut zu sehen. In den nächsten beiden Tagen haben wir den neuen Vulkan noch etwas von der LP 212 bei Tacande aus etwas beobachtet. Der Parkplatz bei der Kirche von Tajuya war bereits zu der Zeit stark überfüllt. Die Sperre auf der LP 212 lag direkt hinter dem Abzweig der Calle Eschedey.
Unterwegs trafen wir in den Tagen bald erste Opfer dieser Naturkatastrophe. Ihnen galt und gilt unser besonderes Mitgefühl. Der Verlust der meisten persönlichen Erinnerungsstücke durch Brand, Vulkanausbruch oder Krieg sind ein sehr einschneidendes kritisches Lebensereignis. Bei solchen Katastrophen müssen auch die psychischen Folgen gut beachtet werden. Das wurde auf La Palma 2021 ja auch von einem Team von Psycholog:innen geleistet.
Die weiteren Tage nach dem Ausbruch haben wir im Romantik-Hotel in Barlovento verbracht. Die dortigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren sehr zuvorkommend und ausgesprochen hilfsbereit, besonders als wir beim Online-Check-in vor unserer Abreise gegen 21:00 erfuhren, dass unser Rückflug mit Condor am nächsten Mittag nicht ab La Palma, sondern wegen der Flug-Asche ab Teneriffa-Süd gehen sollte.
Mit Hilfe von Hotelmitarbeiterinnen haben wir die erste Fähre nach Teneriffa morgens noch gut erreicht und konnten unser Mietauto auch einfach im Hafen abstellen. Der Flug ab Teneriffa ging dann aber doch erst am nächsten Tag. Eine weitere Hotelsuche war auch nicht angenehm, aber das sind kleine Unannehmlichkeiten im Vergleich zum Verlust eines Hauses durch einen Lavastrom. Ach ja, unser gemietetes Ferienhaus fiel in der ersten Woche auch einem Lavastrom zum Opfer… Wirklich sehr schade um dieses schöne Haus. Aber es war nur gemietet, der Vermieter hatte auch eine Versicherung dafür. Es ist schlimm, aber oft gibt es noch Schlimmeres. Viel hängt davon ab, womit man seinen Schaden vergleicht.
In diesen Tagen haben wir, sehr geehrter Herr Betzwieser, Ihre La Palma News entdeckt und abonniert. Ihre vielen Blogs und Bilder haben uns über die weiteren Entwicklungen auf La Palma nach dem Vulkanausbruch sehr gut auf dem Laufenden gehalten. Wir haben dabei viel über Vulkanismus, über Krisenbewältigung in Spanien und den Fortgang für die palmerischen Menschen während und nach diesem Vulkanausbruch erfahren. Wir ahnen, dass Ihnen mancher Bericht viel Arbeit gemacht hat. Für Ihre informativen Seiten danken wir Ihnen von Herzen.
Vor einigen Tagen sind wir wieder auf La Palma angekommen. Besser als alle Bilder und Texte sind schließlich oft eigene Erfahrungen vor Ort. Wir wohnen nun in La Punta in einem kleinen kanarischen Ferienhaus mit wunderbarer Aussicht auf den Atlantik und den nächtlichen Sternenhimmel.
Am Sonntag haben wir den Tajogaite von verschiedenen Aussichtspunkten angeschaut. Am eindrucksvollsten fanden wir die Ansicht von dem namenlosen Fußweg, der ab El Paso am Ende der LP 212 kurz hinter dem Abzweig der „Cabeza de Vaca“ vor der hohen Lavawand nach Westen führt. Oben liegt der mächtige Vulkan, unten die dunklen Lavaschichten, die die hier einst grüne, oft blühende Landschaft mit bunten Häusern völlig ausgelöscht haben.
Das ist ein sehr trauriger Anblick. Andererseits, was wäre La Palma ohne seinen Vulkanismus? Wir hoffen jedoch sehr, dass alle Menschen, die die Lava von ihren Häusern und Gärten vertrieben hat, bald wieder eine neue Bleibe und den Mut für einen Neuanfang finden. Man sollte bei der Wahl eines Wohngebietes aber auch die möglichen Naturkräfte berücksichtigen.“
Meine Anmerkung: Vielleicht einen kleinen Kommentar dazu oder eigene Erlebnisse schildern wäre nett!
Donnerstag, der 22. September 2022
8.40 Uhr - Ein Jahr nach Beginn des Ausbruchs werden in nur 3 Metern Tiefe im heißesten Teil der neuen Lavapiste zwischen La Laguna und Las Norias, Temperaturen zwischen 600 und 650 Grad Celsius gemessen. Während die durchschnittliche Konvektionstemperatur (die Temperatur, die uns die Erde von unten nach oben gibt) auf der gesamten Plattform etwa 80–100 Grad beträgt. Diese Temperaturen werden schätzungsweise Jahrzehnte andauern. Ab Anfang November soll die Piste auch nachts geöffnet werden.
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9.00 Uhr – Das Nationale Hurrikanzentrum hat die Entstehung eines tropischen Wirbelsturms in der Nähe der Kanarischen Inseln „im Auge“.
Freitag, der 23. September 2022
8.10 Uhr - Für das Wochende werden starke Niederschläge erwartet. Beginnend ab Samstagnachmittag bis Montagabend. Für Sonntag hat die AEMET den Gelben Wetteralarm aktiviert. Die Regenmenge soll über 100 l/m² betragen. Der Wind kommt aus Osten/Nordosten. Mehr auf der Wetterseite.
- Fortsetzung folgt
Hallo Gabriele und Jürgen, ihr habt es ja wirklich hautnah miterlebt. Sowas vergisst man wahrscheinlich nie wieder im Leben. Schön , dass ihr unbeschadet rausgekommen seid. Und vorallem, dass eure Liebe zu LaPalma erhalten blieb. Wir wünschen euch eine schöne Zeit. Herzliche Grüße Silvia und Frank