Nicht nur die Lavaströme, auch die Gase verhindern die baldige Rückkehr der Anwohner -
Die Vulkangase, die das Leben am westlichen Küstenabschnitt verhindern, lösen sich nicht auf und es wird weiterhin ein Sperrgebiet bleiben. Die Prognosen der Guardia Civil sehen keine kurzfristige Besserung.
Esteban Morán, verantwortlich für die Gasmessungen in der NRBC-Einheit der Guardia Civil, hat nach den letzten Messungen vom 18. Mai mitgeteilt, dass die gesammelten Daten zur Konzentration von Gasen in Gebieten wie La Bombilla und dem Umfeld leider keine Verbesserung vorhersagen. Kurzfristig ist an eine Rückkehr der Einwohner in ihre Häuser in La Bombilla und Puerto Naos nicht zu denken.
5 Monate nach dem Ende des Vulkanausbruchs ist an bestimmten Stellen des Tals, noch eine starke Präsenz von Kohlendioxid CO2 und anderen gefährlichen Gasen vorhanden. Wir sprechen von Mengen, die 40.000 ppm Partikel pro Kubikmeter Luft weit überschreiten. Zahlen, die besonders in geschlossenen Räumen sehr gesundheitsschädlich sind.
Diese Einheit der Guardia Civil führt seit dem Ausbruch des Vulkans am 19. September regelmäßig Messungen durch. Seitdem überwachen sie regelmäßig die Gaskonzentrationen an Punkten wie La Bombilla oder den Gebieten von Las Manchas in der Nähe des Corazoncillo-Friedhofs oder den höchsten Teilen des Tals.
Das Sperrgebiet soll die Menschen schützen
Es ist die immer noch unterirdisch einfließende Lava an den etwas weiter nördlich gelegenen Lavazungen am Meer, die kräftig ausgasen und die Giftgasschwaden südlich konzentrieren. Das geruchlose Gas ist schwerer als Luft und verdrängt in Bodennähe den Sauerstoff.
Die Involcan hat parallel zu den mobilen Messungen im Stadtteil Puerto Naos inzwischen 41 stationäre Messgeräte, sogenannte „alkalische Fallen“ in Erdgeschossen auf Straßenniveau installiert, um die Kohlendioxidkonzentration zu messen. Bevor ein Anwohner bzw. Tourist diese Räumlichkeiten – und dazu gehört auch das Hotel SOL – wieder bewohnen kann, müssen die Werte noch kräftig sinken.
Esteban von der Guardia Civil macht wenig Hoffnung auf ein baldiges Ende der Sperrzone, da „es keine Anzeichen für eine Verbesserung gibt“. Die von seinen Spezialisten gesammelten Daten, lassen eine baldige Genesung nicht erwarten, um die Einwohner bald in ihre Häuser zurückkehren zu lassen.
Freitag, der 20. Mai 2022
9.40 Uhr – Das Vulkangebäude des Ausbruchs des Cabeza gibt weiterhin Gase ab und zeigt aufgrund des Niederschlags von Schwefel und verschiedenen Salzen ein sehr farbenfrohes Aussehen.
El edificio volcánico de la erupción #CumbreVieja2021 #LaPalma sigue emitiendo gases y mostrando un aspecto muy colorido debido à la precipitación de azufre y de diferentes sales pic.twitter.com/wsOzmxjVyZ
— INVOLCAN (@involcan) May 19, 2022
9.50 Uhr – Der Stadtrat von Los Llanos de Aridane hat die Installation von fast 30 Kilometern Rohrleitung abgeschlossen, um die Bewohner des Gebiets Las Manchas mit Wasser zu versorgen. Bereits im vergangenen März wurde die Wiederherstellung von 15 Kilometern Rohren bestätigt, zu denen jetzt, fast zwei Monate später, weitere 15 Kilometer hinzukommen.
10.10 Uhr – Kein Telefon oder Internet – Konnektivitätsprobleme kehren für einige Stadtteile im Aridanetal fast 6 Monate nach dem Vulkan zurück.
„Wir sind seit dem fünften Tag ohne Internet, ohne Abdeckung oder Verbindung zu Hause. In der Telefon-Firma sagen sie uns, dass sie versuchen, das Problem zu lösen, aber die Lösung kommt nie“, erklärt Daniel Rivero, ein Bewohner der Gegend, der diese Verbindung zur Telearbeit braucht. „Heute ist es sehr schwierig, ohne Kontakt zur Außenwelt zu sein, es ist eine Notwendigkeit“, erklärt er. „Als die Kameras und die Medien hier waren, stellte Movistar eine tragbare mobile Einheit auf, aber als die Kameras ausgeschaltet wurden, trennten sie auch die mobile Einheit und wir hatten kein Internet und keinen Telefonempfang“, fügt er hinzu.
Samstag, der 21. Mai 2022
12.40 Uhr – Der deutsche Reiseveranstalter Schauinsland Reisen will jährlich 5.000 Touristen nach La Palma bringen.
14.00 Uhr - Die Zahl der Todesfälle auf La Palma in der Zeit des Vulkanausbruchs ist fast doppelt so stark gestiegen als der Durchschnitt auf den Kanarischen Inseln. Während also die Sterblichkeit in der gesamten Region zwischen September und Dezember 2021 um 18,2 % im Vergleich zum Durchschnitt der letzten 5 Jahre gestiegen ist, betrug dieser Anstieg im Fall der Isla Bonita 35,9 %. In diesem Jahr weist die Entwicklung der Sterblichkeit auf La Palma keine Anomalien mehr im Vergleich zur Entwicklung des gesamten Archipels auf.
Ob die erhöhte Sterblichkeit mit dem Vulkanausbruch (Stress, Gase, Asche) zusammen hängt, soll jetzt wissenschaftlich untersucht werden.
17.30 Uhr – Nur als kleiner Tipp – mit Toolani günstig ins Ausland telefonieren. Ob Festnetz oder Movil.
Sonntag, der 22. Mai 2022
11.30 Uhr - Das Versicherungskonsortium hat in diesen neun Monaten 193,90 Millionen an Menschen gezahlt, die vom Vulkanausbruch auf La Palma betroffen waren. Dies sind die jüngsten Zahlen, der Hilfe, die die Isla Bonita für ihren Wiederaufbau erhalten hat und am 19. Mai 2022 veröffentlicht wurde. Das entspricht 13,6 Millionen mehr als bei der letzten Veröffentlichung.
Der größte Teil dieses Betrags entfällt auf Wohnungen; In dieser Zeit gingen 3.681 Anträge auf Schadensersatz ein in Höhe von 167,95 Millionen Euro.
- Fortsetzung folgt
Ein Hinweis auf einen kurzen Bericht bei der ARD: https://www.tagesschau.de/ausland/la-palma-vulkan-wiederaufbau-101.html
Lieber Manfred, was anderes: Bei deinen immer interessanten Kurzmeldungen tauchen derzeit vermehrt Berichte zu geretteten Wanderern auf: Liest sich ein wenig so, als unterschätzten sie die besonderen Schwierigkeiten von Wanderungen auf La Palma. „Im Morgengrauen“ gerettet klingt nicht nach gut vorbereitet oder irre ich da? Weißt du mehr? Wanderunfälle gab es doch schon mal verstärkt, als die Kanaren wegen der weltweiten Corona-Beschränkungen als eines der wenigen „freien“ Reiseziele vermehrt durch Badeurlaub suchende Touristen bereist wurden, die sich dann über die Topographie wunderten und einige Gefahren unterschätzen (auch die z. B. von plötzlichen hohen Wellen an Klippen).
Liebe Silke1
Wanderunfälle – meist Touristen – gibt es immer wieder. Während der Coronazeit und dem Vulkanausbruch etwas weniger. Sonst meist täglich. Keine Wanderausrüstung und größtenteils ohne richtige Wanderschuhe. Viele überschätzen sich und gehen mehr von einem Spaziergang und keinem schwierigen Gelände aus.
Es ist dann die Erschöpfung und bei Eintritt der Dunkelheit eine Orientierungslosigkeit. Wenig Planung und Vorbereitung bringen dann die Unfälle.
Viele Fälle erwähne ich in den Kurzmeldungen nicht, da die von Bodentruppen versorgt werden. Nur wenn der Hubschrauber zur Suche oder Bergung eingesetzt wird, ist es eine Notiz wert.
Die meisten Unfälle ereignen sich in Los Tilos (Marco y Corderos Quellen) und in der Caldera. Siehe auch hier.
Lieber Manfred,
vielen Dank für deine Antwort und Hinweis – das ist traurig, oft einfach nur dumm. Ich fürchte ja, dass das mit dem Vulkantourismus zunehmen wird – Spaziergang im zerklüfteten Hochgebirge, mal eben 800 Höhenmeter übere mehrere Kilometer Länge ungeübt zum Abendrot überwinden… oder mit Badeschlappen am felsigen Strand entlang. Muss man eigentlich einen Eigenanteil zahlen, wenn man z. B. mit dem Hubschrauber gerettet wird?
Hallo Silke1,
es gibt eine Regelung, dass die Unfallrettung bei fahrlässigem Verhalten für den Betroffenen kostenpflichtig wird. Unabhängig ob Boden- oder Lufteinsatz.
Wer gesperrte Wanderwege nutzt oder im Hochgebirge ohne die richtige Ausrüstung (Wanderschuhe) verunglückt. Genauso am Strand, wenn die rote Flagge weht oder wer in nicht zugelassenen Gebieten mit dem Gleitschirm fliegt. Oft zieht es dann zusätzlich noch eine Ordnungswidrigkeit-Anzeige nach sich.
Lieber Manfred,
vielen Dank für deine informative Antwort, das klingt vernünftig.
Kalt-windig-regnerische Grüße aus Berlin,
Silke
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Hallo nach La Palma, eine Frage zu Puerto Naos: Die zu hohen Gaskonzentrationen lassen noch keine Rückkehr in die Häuser zu. Das bedeutet auch für die nähere Zukunft, dass seit Vulkanausbruch alle Hotels, Restaurants, Geschäfte etc. geschlossen haben? Wie können die Inhaber diese lange Zeit ohne Einnahmen „überstehen“? Alles Gute nach La Palma.
Hallo Ingeborg,
es gibt eine kleine staatliche Unterstützung (ERTE). Vergleichbar mit dem deutschen Kurzarbeitergeld. Auf Dauer natürlich keine Lösung. Viele werden ihren Laden aufgeben müssen. Je länger die Geschäfte und Hotels geschlossen bleiben, desto größer die Probleme.
Guten Abend Manfred, danke für Deine Antwort. Das ist eine traurige Nachricht, ich denke da z. B. an Lalys Bar, aber auch andere Geschäfte. Ich bin gespannt, wie sich mir die Situation im August zeigt. Einen schönen Abend nach La Palma. Ingeborg
Hallo Manfred , für La Bombilla und Puerto Naos ist das katastrophal. Auch wenn du sicherlich Recht damit hast , dass dort kein Hotel dieser Größenordnung hätte gebaut werden dürfen. Aber die Menschen die dort arbeiten trifft es hart. Sind solche unterirdischen Lavaröhren typisch für alle Vulkane oder ist das speziell ein kanarisches Problem?
Hallo Frank,
Lavatuben bilden sich in steilem Gelände. Die Oberfläche erstarrt und isoliert die darunterliegende flüssige Lava. Diese fließt in Fallrichtung weiter und bildet eine Lavaröhre. Kein typisch kanarisches Problem. Ist bei vielen Vulkanen zu beobachten.