Spürbares ML3,7 Erdbeben im Enmedio Graben
Nicht nur auf La Palma oder El Hierro gibt es starke ML3,7 Erdbeben, sondern auch weiter östlich im Meeresgraben zwischen Gran Canaria und Teneriffa. Hier liegt auf dem Meeresgrund der Unterwasservulkan Enmedio.
An diesem Donnerstagmorgen war im westlichen Teil von Gran Canaria ein seismischer Schwarm zu spüren. Bewohner von La Aldea de San Nicolás berichteten ab 9.35 Uhr, sie hätten bemerkt, „wie das Haus bebte“.
„Ich dachte, jemand hätte die Tür zugeschlagen, aber sofort begann alles zu beben und ich wusste nicht, ob ich still bleiben oder rennen sollte“, bestätigt ein Nachbar aus La Aldea, der das Zittern am frühen Morgen bemerkte. In dieser Gemeinde ist das Erdbeben am stärksten aufgefallen, da es der nächstgelegene Ort (rot markiert) zum Ursprung des Erdbebens ist, das laut IGN eine Stärke von ML3,7 hatte.
Das Zentrum lag im Enmedio Graben (rot gestrichelt), einem Meeresgebiet rund 30 Kilometer östlich von Teneriffa im Atlantik. Das Unterwasser-Barranco wird auch Canal Anaga-Agaete genannt und ist in der Talsohle 3000 Meter tief.
Nach meinen Aufzeichnungen gab es im Enmedio Graben im Jahre 1989 ein starkes ML5,8 Beben. Nur auf der Insel El Hierro hatten wir nach der Eldiscreto Eruption im Dezember 2013 ein ML5,1 Beben (siehe El Hierro Erdbebenstatistik) und beim letzten Vulkanausbruch auf La Palma am 13. November 2021 einen ML5,0 Erdstoß. Die Erdbeben sind normal bei Vulkan-Eruptionen nicht so stark wie bei tektonischen Erdplattenverschiebungen.
Vulkanologen rätseln über Erdbeben-Serien zwischen Teneriffa und Gran Canaria
Das Gebiet zwischen Teneriffa und Gran Canaria bewegt Wissenschaftler seit Jahren. Nach der Meldung, dass sich beide Inseln aufeinander zubewegen, haben Forscher einen weiteren interessanten Aspekt beobachtet. Die Seismizität in der Meerenge ist auffallend hoch.
So melden die seismologischen Instrumente jedes Jahr 400 bis 500 Erdbeben zwischen beiden Inseln. Aufgrund des vulkanischen Ursprungs der Kanaren und den weiterhin aktiven Vulkanen sind Erdbeben auf dem Archipel ganz normal. Doch der Blick auf die jährliche Erdbebenkarte offenbart Besonderheiten.
So zeigt die Erdbebenkarte der Kanaren ein Gebiet zwischen Gran Canaria und Teneriffa, in dem besonders viele Erdbeben stattfinden. In dem Gebiet befindet sich unter anderem der Unterwasservulkan Enmedio. Es gibt sicher im Graben oder am Rand noch weitere Vulkane, die noch nicht entdeckt und erforscht sind.
Auch im Jahr 2023 wurden bereits 120 Beben gemessen
Allein in den ersten beiden Monaten des Jahres hat das Nationale Geographische Institute Spaniens, IGN, 120 Erdbeben in der Mitte zwischen beiden Kanaren-Inseln registriert. Das bedeutete knapp ein Drittel aller Erdbeben des gesamten Archipels in einem kleinen Gebiet.
In den vergangenen drei Jahren wurden die meisten Erdstöße auf den Kanarischen Inseln mit dem Vulkan Cumbre Vieja auf La Palma in Verbindung gebracht. Dieser war im Jahr 2021 ausgebrochen. Auch weiterhin werden dort Aktivitäten registriert. Sie gelten als typisch für die Phase nach einem Ausbruch.
Das IGN hat nun ein Projekt gestartet, das die herausragende Aktivität zwischen Teneriffa und Gran Canaria erforschen soll. Es trägt den Namen Guanche und soll die Struktur der Erdkruste der Kanarischen Inseln insbesondere in dem betroffenen Bereich am Meeresgrund untersuchen.
Erdbeben auf den Kanaren werden seit den 50er-Jahren aufgezeichnet
IGN-Seismologin Itahiza Domínguez sagt dazu: “Zwischen Gran Canaria und Teneriffa herrscht kontinuierliche Seismizität. Wir haben Beweise dafür, seit Erdbeben auf den Kanarischen Inseln aufgezeichnet werden. Bereits seit den 50er-Jahren werden diese registriert.“
Die Forscherin erklärt weiter: “Seit die erste seismische Station installiert wurde und dann mit der Erweiterung des Netzwerks in den 1970er Jahren”, werde dort besondere Aktivität beobachtet. Zusammen mit ihrer Kollegin Carmen Fresno will Domínguez dem jetzt auf den Grund gehen. Beide Wissenschaftlerinnen koordinieren das Projekt auf Seiten des IGN.
Sind Spannungen durch Bruch in der afrikanischen Erdplatte Schuld an den Erdbeben?
Und die Forschenden haben sich hohe Ziele gesetzt, denn: “Wir kennen den Ursprung der Seismizität nicht. Wir wissen nicht einmal, welche Beziehung er zum Vulkan Enmedio hat”, sagt Domínguez weiter. Das Projekt könne daher zu dem Ergebnis kommen, dass die anhaltende seismische Aktivität zwischen Gran Canaria und Teneriffa “nichts mit Vulkanismus zu tun hat, sondern mit der tektonischen Struktur des Archipels”.
Die Kanarischen Inseln liegen auf der afrikanischen Platte. Allerdings gibt es einen Bruch zwischen Teneriffa und Gran Canaria. Und an diesem könnten Spannungen auftreten, die die Erdbewegungen auslösen. Wenn sich die Kruste bewegt, nehmen wir das als Erdbeben wahr, sagt die Wissenschaft. Dies könne auch der Ursprung für den Vulkan Enmedio gewesen sein.
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