Als die Erde 9 Tage lang bebte

Gletscherkollaps löste Grönland-Tsunami aus -

Glet­scher­kol­laps: Kein futu­ris­ti­scher Dreh­vor­la­ge zu einem Kata­stro­phen­film im Stil von „The Day After “ oder „2012“. Tat­sa­che ist, dass im Sep­tem­ber letz­ten Jah­res gleich­zei­tig auf Seis­mo­gra­fen auf der gan­zen Welt rät­sel­haf­te seis­mi­sche Signa­le ent­deckt wur­den, die über 9 Tage lang anhiel­ten. Auch das kana­ri­sche Seis­mik­netz­werk Involcán hat das Signal des Glet­scher­kol­lap­ses vom 16. Sep­tem­ber 2023 aufgezeichnet.

Erdbeben - Gletscherkollaps

Auf den Kana­ri­schen Inseln auf­ge­zeich­ne­tes seis­mi­sches Signal des Tsu­na­mis in Grönland.

Nie­mand konn­te sich damals einen Reim dar­auf machen oder die Ursa­che ergrün­den. Erst jetzt, ein Jahr spä­ter, im Sep­tem­ber 2024 kamen däni­sche Wis­sen­schaft­ler dem Phä­no­men auf die Spur.

Der Ursprung die­ser unge­wöhn­li­chen Signa­le wur­de erst vor weni­gen Tagen ent­hüllt und in der Fach­zeit­schrift „Sci­ence“  vom Geo­phy­si­ker Kris­ti­an nach einer Stu­die ver­öf­fent­licht. Er arbei­tet am Danish and Green­land Rese­arch Insti­tu­te (GEUS).

Die For­scher – dar­un­ter meh­re­re Wis­sen­schaft­ler der Uni­ver­si­tä­ten Gra­na­da, Mala­ga und Sevil­la – ver­wen­de­ten Daten und Bil­der des Ortes, die von der däni­schen Armee auf­ge­nom­men wur­den, mit ver­schie­de­nen geo­phy­si­ka­li­schen Tech­ni­ken und der Hil­fe eines mathe­ma­ti­schen Modells.

Gletscherkollaps und Tsunami im Dickson Fjord

Die Wis­sen­schaft­ler gaben an, dass das Volu­men die­ses Erd­rutschs auf etwa 25 Mil­lio­nen Kubik­me­ter Gestein und Eis geschätzt wur­de, das beim Auf­prall auf das Was­ser des Fjords einen Tsu­na­mi aus­lös­te, der eine Höhe von „200 Metern“ errei­chen konnte.

Nach die­sem Ereig­nis begann das gesam­te Was­ser im Fjord für einen Zeit­raum von etwa 92 Sekun­den und mit einer Höhe von bis zu 7 Metern zu schwingen.

Gletscher

Vor­her (August 2023) und nach­her (Sep­tem­ber 2023) Fotos des Berg­gip­fels und des Glet­schers, auf­ge­nom­men vom Fjord aus. Søren Rys­gaard / König­lich Däni­sche Marine

Zusam­men­ge­nom­men ermög­lich­ten all die­se Daten dem Team, den Ursprung des mys­te­riö­sen seis­mi­schen Signals her­aus­zu­fin­den, dass es durch den Ein­sturz eines 1,2 Kilo­me­ter hohen Berg­gip­fels und dem Glet­scher­kol­laps im Dick­son Fjord auf Grün­land ver­ur­sacht wurde.

Die Wel­le, die sich über 10 Kilo­me­ter des Fjords erstreck­te, ver­lor inner­halb weni­ger Minu­ten an Höhe und sta­bi­li­sier­te sich zu einer sie­ben Meter hohen Wel­le, die dazu führ­te, dass sich das Was­ser des Fjords von einer Sei­te zur ande­ren beweg­te und mit einer bestimm­ten Fre­quenz schwank­te, die 9 Tage anhielt. Erst dann ver­lor sie die Energie.

Die­ses lan­ge Schwan­ken des Was­sers, das in der Geo­phy­sik unter dem Begriff „Sei­che“ bekannt ist und durch ver­schie­de­ne atmo­sphä­ri­sche Phä­no­me­ne ver­ur­sacht wer­den kann, erzeug­te das glo­ba­le seis­mi­sche Signal, das neun Tage lang nach­hall­te und von Seis­mo­gra­fen rund um den Pla­ne­ten, von der Ark­tis bis zum Süd­pol regis­triert wurde.

Es zeigt den ers­ten Erd­rutsch und Tsu­na­mi, der in Ost­grön­land beob­ach­tet wur­de, und beweist, dass der Kli­ma­wan­del dort bereits erheb­li­che Aus­wir­kun­gen hat. Noch wur­den nur die seis­mi­schen Aus­wir­kun­gen auf den Kana­ren auf­ge­zeich­net. Die Zukunfts­fol­gen wer­den sich aber spä­ter auch auf den Kana­ren und La Pal­ma spür­bar auswirken.

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