Neues Bakterium vor El Hierro gefunden -
In die Top-Ten der neu entdeckten Arten 2018 hat es ein Bakterium am Vulkan von El Hierro geschafft.
Das Bakterium „Thiolava veneris“ am Vulkan Eldiscreto, heutiger Name Tagoro, wurde im Jahre 2017 von Wissenschaftlern der Universität Barcelona entdeckt.
Auf über 2000 Quadratmeter Fläche hat sich nach dem Vulkanausbruch von 2011 vor der Südküste von El Hierro eine große weiße Matte ausgebreitet. Die Struktur bekam den Namen „Venushaar“ (Fotos: Universität Barcelona) und war bisher unbekannt. Auf 130 Meter Tiefe überzieht das Bakterium die Vulkanabhänge. Spezielle Anpassungen ihres Stoffwechsels erlauben es diesen Bakterien offenbar, in diesem extremen Lebensraum zu überleben und zu gedeihen.
Die abrupt ansteigende Wassertemperatur, der verringerte Sauerstoffgehalt und die große Menge an Kohlendioxid und Schwefelwasserstoff hat bei der Eruption zunächst einen Großteil des bestehenden Meeres-Ökosystems zerstört. Vulkane zerstören und schaffen aber zugleich neues Leben. Wahrscheinlich war es genau diese Entwicklung die auf dem Unterwasser-Vulkan die Keim- und Lebensbedingungen für das neu entdeckte Bakterium geschaffen hat.
Wie ein Schimmel bildet das Venushaar über der erkalteten Lava einen Bakterien-Teppich aus und überzieht weite Teile des Vulkankegels. Während des 138 Tagen andauernden Vulkanausbruch – von Oktober 2001 bis März 2012 – formte sich eine Lavafläche von 9 Quadratkilometer auf dem Meeresboden.
Bereits 2014 fanden Wissenschaftler die ersten Kolonien in diesem neu abgelagerten Gebiet. Das Bakterium lies sich damals jedoch noch nicht klassifizieren. Eine neue Spezies von Proteobakterien, die lange, haarähnliche Strukturen bilden und aus Bakterienzellen in einer Hülle bestehen.
Das Zentrum des Mattenwachstum liegt etwa auf 430 Fuß-Tiefe – also bei 129 bis 132 Meter Meerestiefe. Warum es nur in diesem eng begrenzten Raum von drei Metern gedeiht wird noch untersucht. Der jüngste Vulkan von El Hierro ist ein ausgezeichnetes natürliches Labor, um das Phänomen des submarinen Vulkanismus zu untersuchen. Weitere Überraschungen werden sicher noch folgen. Ich hatte bereits mehrfach von den Forschungs-Expeditionen berichtet.
Im öffentlichen Blickpunkt der Vulkan von El Hierro
Grund genug für das ESF - Internationales Institut für Artenforschung – der staatlichen Universität von New York in die Top 10 New Species Liste das Bakterium für 2018 aufzunehmen.
Jeweils zum Geburtstag von Carolus Linnaeus - dem „Vater der Taxonomie“ (Benennung und Klassifizierung) – werden die Favoriten ausgewählt und veröffentlicht.
Unter rund 18.000 zuvor unbekannter Arten von Tieren, Pflanzen oder Mikroben die jedes Jahr neu entdeckt werden, wählen Biologen alljährlich die zehn ungewöhnlichsten und spannendsten Arten aus – die Top Ten des Jahres. Sie sollen zeigen, wie reich, vielfältig und ungewöhnlich das Leben auf der Erde ist. In diesem Jahr mit dabei: der im tiefsten Meeresgraben der Erde lebende Fisch, ein Krebs namens Quasimodo und die siebte Menschenaffenart und das unscheinbare Venushaar vom Vulkan von El Hierro.
Für den, der die ganze Entwicklung und Dramatik als spannende Geschichte zur Entstehung des El Hierro Vulkan nachlesen möchte – mein Buchtipp: Eldiscreto - Chronologie des El Hierro Vulkan (Amazon, Buch.de, Libri).
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