Wie Phönix aus der Asche tauchen Investoren auf -
Wie Phönix aus der Asche soll nach dem Ende des Vulkanausbruchs in Rekordzeit eine neue Stadt auf der Westseite von La Palma entstehen. Die durch die Lavamassen zerstörten Orte Todoque, La Laguna und die vielen begrabenen Häuser im Umfeld sollen ein neues Zentrum erhalten.
Ein Plan, den sich findige Geschäftsleute wie Phönix plötzlich aus der Hosentasche gezaubert haben. Längst gehören ihnen die Grundstücke oder haben sich Vorkaufsrechte eintragen lassen. Hier war ehemals auf 1,3 Millionen Quadratmetern das Projekt „Aridane Golf“ vorgesehen, das an Umweltauflagen gescheitert ist.
Die neue Stadt würde sich (wie in der Karte zu sehen) inmitten all der Ströme befinden, die von den historischen Vulkanen von La Palma entstanden sind.
Aus nutzlos gewordenem Gelände jetzt viel Geld machen
Eine Plattform für Menschen, die vom Ausbruch des Vulkans Cumbre Cabeza betroffen sind, hat an diesem Freitag ihren Vorschlag für den Bau eines „neuen Todoque“ vorgelegt, eines Viertels mit 543 Häusern, das südlich von Las Manchas liegen und ökologisch und nachhaltig gebaut sein würden.
Auf einer Fläche von 400.000 Quadratmetern wird vorgeschlagen, eine neue moderne Stadt mit ausreichender Infrastruktur und sozialer Ausstattung zu schaffen, damit die Bewohner, die durch Lavaströme des noch aktiven Vulkans ihr Heimat verloren haben, dort ihr neues Leben beginnen können.
Die Investorengruppe nennt sich Volcán Rojo SA. Dahinter stecken noch Los Mayatos SA oder Paulino Segurado Santamaría. Interessant die tatsächlichen Echtnamen der Eigentümer in Erfahrung zu bringen.
Von einem Trauma in das nächste investieren
Wie unverfroren und dumm müssen die Planer sein, mitten in ein aktives Vulkangebiet eine neue Stadt zu bauen, um in 3, 5 oder auch erst in 50 Jahren von der nächsten Lava-Walze ausgelöscht zu werden. In den vergangenen Jahrhunderten sind hier bereits viele Lavaströme Richtung Meer geflossen und haben San Nicolas (1949) oder jetzt Todoque oder La Laguna zerstört.
Niemals hätte ein Puerto Naos oder ein Princess-Ressort in Fuencaliente in diesem vulkanträchtigem Gebiet genehmigt oder gebaut werden dürfen. Geld und politischer Einfluss überwindet auch auf La Palma alle Bedenken und ermöglicht diese nicht mit den Naturgesetzen zu vereinbarenden Irrsinns-Projekte. Profitgier auch in den höchsten politischen Rängen, getarnt über die Familienbande, macht dies möglich.
Ich plädiere den gesamten Südwesten von La Palma als Naturschutzzone auszuweisen und keinerlei Baugenehmigungen in Zukunft mehr zu erteilen. Das Risiko ein ähnliches Dilemma wie jetzt bald wieder zu erleben, ist hoch.
Auch am Sonntag zunächst keine Binter Flüge
Binter teilt mit, dass aufgrund der Mitteilung der Luftfahrtbehörden, der Flughafen von Palma bis Sonntag 13.30 Uhr auf Notfälle und militärische Nutzung beschränkt ist. Der erste Binter Linienflug kann je nach Wetterlage erst um 13:50 Uhr zwischen Gran Canaria und La Palma starten.
11.00 Uhr - Die IGN teilt mit – Seit der letzten Stellungnahme wurden 52 Erdbeben in dem von der vulkanischen Reaktivierung von Cumbre Vieja betroffenen Gebiet geortet, vier davon von der Bevölkerung zu spüren. Die Orte der Erdbeben werden nach ihrer Tiefe in zwei Gruppen eingeteilt, eine erste Gruppe bei 10–15 km und eine zweite Gruppe mit Tiefen über 30 km. Gestern um 10:19 UTC wurde in 37 km Tiefe ein Erdbeben der Stärke 4,6 mbLg registriert, das von der Bevölkerung mit maximaler Intensität von IV‑V (EMS) in der Epizentralzone gespürt wurde. Das Tremorsignal setzt sich in einem Bereich niedriger Werte mit Schwankungen in den letzten Stunden fort.
Das Inselnetz GNSS – Stationen zeigen eine vollständige Umkehr der Erhebung zwischen dem 17. November ein und 19, teilweise Umkehrung in der nach Westen Verformung und Konsolidierung der südwärts Verformung an der Station LP03, die am nächsten an die Eruptions Zentren sind. In den übrigen Stationen hat sich die leichte Deflation, die möglicherweise mit der tiefen Seismizität zusammenhängt, stabilisiert.
11.08 Uhr – Der Flughafen auf der Insel La Palma wird an diesem kompletten Sonntag wegen der Ascheansammlung weiterhin außer Betrieb sein, wie Aena berichtet. Also auch keine insularen Binter-Flüge heute möglich.
12.00 Uhr - Bild vom Flughafen La Palma nach NW gerade jetzt. Linsenförmige Klumpen auf den Palmengipfeln kündigen die Annäherung einer Schlechtwetterfront an, die sich dem Archipel von Westen nähert. In den nächsten Tagen soll es viel Regen geben.
15.30 Uhr – Simulation der Lavaströme
[20/11/2021] Y al igual que ayer, aprovechando que el crecimiento ha sido menor que otros días, y más localizado, la mayor parte del vídeo es un paseo #3D por la zona norte de la isla.#VigilanciaLaPalma #LaPalma #ErupciónLaPalma #VolcandeLaPalma
— Pedro Suárez 🔗 x‑y.es (@x_y_es) November 20, 2021
16.50 Uhr – Kräftig läuft zurzeit die Lava aus dem Krater aus. Konkret wies die technische Sprecherin Carmen López darauf hin, dass „die strombolianische Emission andauert“ und dass „der Lauf in mehreren Gebieten immer noch aktiv ist“, rund „8 Hektar mehr als gestern“, nach „mehreren Überläufen des Sees im Hauptkegel“.
17.18 Uhr - Die Luftqualitätsdaten sind variabel, aber am heutigen Morgen gab es schädliche Schwefeldioxidwerte, daher ist es notwendig, extreme Vorsichtsmaßnahmen zu treffen und eine FFP2-Maske zu verwenden. Ob diese Masken gegen Schwefeldioxid überhaupt etwas bewirken, möchte ich bezweifeln. Es sind mehr Alibi-Instrumente, die vielleicht Asche, aber keine Gase filtern. In der Maske ist der „Faule Eier“ Geruch noch genauso wahrnehmbar.
Morcuende wies darauf hin, dass die meteorologischen Bedingungen und die Asche den Betrieb des Flughafens von La Palma heute unmöglich macht, wahrscheinlich auch die nächsten Tage aufgrund des Südostwinds, der den Osthang der Insel beeinflusst, in dem ein Weststurm erwartet wird.
18.42 Uhr - Auf der Ostseite von La Palma jetzt um 18.00 Uhr extrem hohe Werte von Schwefeldioxid. Es stinkt fürchterlich nach „Faulen Eiern“. Die Messstation La Grama (Brena Alta bei Lidl) meldet Werte von fast 180 ug/m³).
- Fortsetzung folgt
Schlage Tiny Houses auf Rädern vor! Droht ein neuer Ausbruch könnten sie binnen Stunden an eine andere Stelle gefahren werden. Und wer mehr Platz braucht stellt einfach mehrere nebeneinander. Relativ preiswert sind sie auch noch…
Grüße
Bei dem Vorschlag hab ich grad die hässlichen Dauercamperbereiche auf deutschen Campingplätzen vor Augen. Man sollte – egal wo wieder aufgebaut wird – bei dem Landestypischen Baustil bleiben.
Tiny Houses sind sicherlich interessant für Paare ohne Kinder und/oder (Groß-)Eltern im Haus, für Menschen, die nicht regelmäßig mit der weiteren Familie zum Essen zusammenistzen oder ggf. auch Verwandte/ Freunde übernachten lassen, wenn z. B. von anderen Inseln angereist. Davon gibt es unter den Palmeros meines Wissens nach nicht ganz so viele. Sie sind womöglich attraktiv als Ferienunterkünfte. Aber schon wegen des materialverschleißenden (salzhaltigen, feuchtigkeits- und temperaturschwankenden) Mikroklimas auf der Insel und der oft ausbaufähigen Dämmung stellen sie vermutlich keine Alternative zu (mehrstöckigen) Stein-/Betonhäusern dar, zumal man selten mit ein bis zwei Houses pro Familie hinkommen dürfte oder sie entsprechend groß planen müsste. Sie sind für dortige Einkommen m. E. auch nicht relativ preiswert, wenn man alles zusammerechnet, inklusive ohnehin nötigem waagerechtem Stellplatz (der wie immer erst planiert/„gebaut“ werden muss), Infrastruktur (Ab-/Wasser, Strom…) und erhöhtem Erhaltungsaufwand. Ich bin keine Bau- und Finanzexpertin, aber geschätzt rechnet sich das auf längere Sicht nicht.
Großartige Simulation! Vielen Dank dafür.
Mal eine Frage and die Experten vor Ort. Die Asche liegt ja cm bzw. meterdick lose ohne Verbindung zum befestigten Grund auf den Hängen ähnlich von Neuschnee. Wenn es jetzt zu starken Regenfällen wie Vorhergesagt kommen sollte, besteht dann nicht auch die Gefahr erheblicher Schlammlawinen/ Erdrutschen. Die Asche wird sich doch vollsaugen mit Wasser und dann mangels halt in Bewegung setzten. Das könnte auf den bisher von der Lava verschonten Gebieten noch zu erheblichen Schäden führen.
Werden solche Szenarien bereits diskutiert vom örtlichen Katastrophenschutz?
Die Pevolca beschäftigt sich mit dieser Frage. Primär müssen jetzt erste einmal die Dächer geräumt werden und die Wasserabflüsse gereinigt werden. Ob es dann zu Schlammlawinen kommt, bestimmt die Regenmenge.
Ich habe solche „Proben“ mit dem Wasserschlauch an verschieden hohen Lavahäufchen auf meiner Terrasse gemacht, da mir kehren wegen des aufgewirbelten Feinstaubs nicht gefällt. Ergebnis: die Asche macht verschiedene Phasen der Benetzung und ihres Fließverhaltens durch.
1) sehr wenig Befeuchtung (immer von oben wie Regen) bindet die Staubentwicklung, aber die Asche klumpt, läßt sich also nicht mehr „leicht“ kehren
2) ein höherer Feuchtegehalt führt zu anfänglicher Verflüssigung der Masse, jedoch nur lokal (wo der Wasserschlauch hinkommt); nach wenigen Zentimetern stoppt die Verflüssigung wieder
3) wird die Sättigung erreicht und kommt „von hinten“ genügend Wasser nach, verwandelt sich die Asche in eine Lawine, die in ihrer gesamten Dicke (also nicht nur die obere Schicht) abgeht
Wenn Wind und Sonne die Asche nicht wieder weitgehend abtrocknen, zeigt die Asche ein sehr gutes Wasserrückhaltevermögen, so daß in diesem Fall nur noch eine kleine Menge neues, zusätzliches Wasser benötigt wird, um die in 3) beschriebene Lawineneigenschaft auszulösen.
Ich erinnere hier nochmals mahnend an die Worte des Feuerwehrmanns Kiko, bereist vor Wochen zitiert: die Feuer werden im Winter gelöscht – will sagen: die Schlammlawinen (Beispiel Fuencaliente) sind teils weitaus gefährlicher und zerstörerischer als das Feuer selbst. Ich gehe davon aus, daß die zu erwartenden Aschelawinen den Schlammlawinen nach Feuern in nichts nachstehen.
Super Simulation. Auf den höher liegenden Hängen (wo nicht geräumt wird) und vor allem rund um die Ausbruchskegel dürfte sich inzwischen eine beachtliche Menge an Asche aufgehäuft haben. Da es viele Jahre dauern wird bis diese Masse von der Vegetation und deren Wurzeln durchdrungen ist und sich gefestigt hat, wird das noch lange ein Risikofaktor bleiben denke ich. Bleibt zu hoffen, dass es in nächster Zeit nicht zu stark regen wird.
Thema: Von einem Trauma in das nächste investieren
Hallo
Ich finde genau wie Sie, wie dumm kann man sein. Dass man ein solch Vorschlag mach können, zeig das dieser Personen ohne Gewissen und wahrscheinlich kein Wissen darüber, wie es im eine Aktive vulkangebiet abläuft. Der Vulkan kann ja aufhören mit der Eruption und dann später im 3 oder 6 Monate später erneut Eruption starten, das haben wir im andere Teile von der Welt gesehen. Die leittragen ist wieder die Bevölkerung, alle wieder zu verlieren, wären die Investorengruppe mit gefüllte Taschen da sitz.
Nach solchen Personen sollte man in jetzige Eruption senden, damit sie am eigene leib merk um was es geht.
Dieser gebiet soll Naturreservat werden. Es ist schade, das heute noch Menschen gibt, der glaubt, dass man gegen die Natur gehen können, nur wegen man Geld habe oder Geld verdienen möchte.
Was ist da heute Nacht eigentlich so spektakulär übergelaufen?
Ich hatte erst gedacht: „ist wieder ein Stück Kraterwand zusammengebrochen“ aber wenn man dem Video weiter folgt, wird im Morgengrauen die Kamera von der Stelle auf den Gipfel verschoben .…und das ist ein ganz schön weites Stück.
Hatte sich da gestern ein Lavasee gebildet oder ist das die Mündung einer Lavaröhre, die da Nachts in’s Visier genommen wird? Hier ist jetzt 12:54 UTC und der Kollaps beginnt ca. 11 h 8 Minuten zurück
Roland – wovon redest du. Das war der Abend und die Nacht zuvor.
Hatte mir gerade die Bilder von letzter Nacht angesehen und da läuft gewaltig was über, kann sein, das der Beginn jetzt aus der Aufzeichnung raus ist. Lässt sich ja nur 12 Stunden zurückspulen.
Screenshot1
Screenshot2
Hallo Roland und Manfred,
habe ich auch gesehen! War heute Nacht! Gegen 3 Uhr MEZ.
Ich denke auch, dass da die Kraterwand mal wieder nachgegeben hat und der ganze See auf einmal den Hang herunterfloss. Große Mengen, die sich dann auf eine riesige Fläche verteilt haben.
Schönen Sonntag nach La Palma
Wenn man aktuell 6 Stunden und ca 11 Minuten zurück spult sieht man, dass es sich nicht um den Krater gehandelt hat, sondern um ein viel, viel tiefer gelegenes Gebiet. Die Kamera zoomt heraus und schwenkt dann auf den Krater.
Stimmt, wenn das dieselbe Einstellung wie heute Nacht ist! Man hätte heute Nacht meinen können, man sieht den Krater. Aber egal, es waren unbeschreibliche Massen an schnell fließender Lava und ein beeindruckender Anblick. Hoffentlich haben diese nicht zuviel zusätzlichen Schaden angerichtet!!!
Ich hab es mir letztens herausgesucht, der Lavaausfluss ist im südlichen oberen Bereich von der ehemaligen Siedlung El Paraiso und diese Kaskade, wo der Lavastrom recht breitflächig drüber rinnt muss im Bereich der ehemaligen Kreuzung Camino Alcala mit der LP‑2 sein, dort ist die LP‑2 früher rund um eine Geländeerhebung gegangen, über die das jetzt spektakulär drüber rinnt.
25 Ctra. Gral. Tamanca – Google Maps
Screenshot 3
Mein Problem, dass ich Nachts meist schlafe und nur von Erdstößen geweckt werde.
Hallo Roland,
sehr hilfreich für Mitlesende wäre ein Link zu deiner Quelle.
Wir schauen dir bei deiner sehr aufmerksamen Beobachtung nicht über die Schulter.
Uhhh.…gibt es mehr Live Cams als die oben verlinkte? Sorry, ich dachte das wäre die allgemeine/einzige Quelle, die den Vulkan rund um die Uhr zeigt. Das man dort die vorhergehenden 12 Stunden zurückverfolgen kann wird bekannt sein.
Lieber Manfred,
zunächst einmal herzlichen Dank für Dein Forum und die Arbeit, die Du Dir machst. Ich bin hier täglich und bin sehr dankbar für Infos von der Isla aus erster Hand – und das als jahrzehntelanger Besucher La Palmas. Ja, wir mussten unsere Urlaubspläne auch ganz kurzfristig ändern. Normalerweise wären wir jetzt in der Fica „Casa Banana“, nahe La Bombilla, zu Gast. Der Lavastrom steht jetzt hier aber nur wenige hundert Meter vor der „Haustüre“. Wir sind nach Lanzarote ausgewichen und es stelle sich mir die Frage, ob es auch hier erneut wieder (die letzten im 18. und 19. Jahrhundert) zu Vulkanausbrüchen kommen könnte?
Theoretisch wäre das möglich. Wenn wir allerdings der Hotspottheorie folgen, eher unwahrscheinlich. Allerdings hätte es dann auch nicht im 19. Jahrhundert zu einer 6 Jahre langen Eruption kommen dürfen.
Für Vulkanausbrüche sind die Ostinseln sicherer. Gefährdet ist La Palma, El Hierro und die noch neu entstehenden Inseln im Westen.
Hallo Manfred, da möchte ich dir ganz entschieden widersprechen. Ich hoffe sehr auf einen baldigen Wiederaufbau der verlorenen Orte genau in ihren angestammten Gebiet. Ich hoffe auch, dass die Palmeros die Riesenchance erkennen, eine zukunftsweisende und nachhaltige Infrastruktur zu schaffen, die Modellcharakter für ganz Europa besitzt. Dazu gehört auch die Pioniertat, von Lava zerstörtes Gelände erneut zu bebauen. So wie der Blitz nicht zweimal einschlägt, wird auch der nächste vulkanausbruch nicht in diesem Gebiet stattfinden.
Neiiiin – sollen wir die gleichen Fehler wie in Neapel machen? Ein Vulkan und ein Lavastrom sind kein Blitz. Durchaus hat man gesehen, dass neue Lavaströme dem alten des Vulkan San Juan gefolgt sind. Willst du Todoque in 3 Jahren wieder aufbauen müssen.
Lege dich niemals mit der Natur oder den Naturkräften an. Lerne aus den begangenen Fehlern und versuche niemals die Natur zu überlisten. Die Natur wird dich sonst auch in Zukunft wieder vernichten.
Es gibt kein Leben ohne Risiko. Würde es sich um irgendein Gebiet auf Ka Palma handeln, könnte ich Dir zustimmen. Wir sprechen aber von der klimatisch besten Zone der Insel. Die Gegend ist für die Bewohner und den Tourismus unverzichtbar. Daraus großflächig ein Naturschutzgebiet zu machen, wäre für La Palma ökonomisch der Todesstoß für Jahrzehnte. Alle wissen, dies war nicht der letzte Vulkanausbruch auf der Insel. Ich sehe in dieser Krise aber vor allem eine Chance für eine bessere Zukunft, die ohne Hoffnung nicht funktioniert. Und meine Zukunftswette ist, dass der nächste Vulkan nicht an der gleichen Stelle ausbrechen wird.
Dem kann man eigentlich nur zustimmen.
Das Restrisiko der Wette muss man entweder selbst tragen oder versichern, so es bezahlbar ist. Der Allgemeinheit sollte es nicht aufgebürdet werden.
Da gehe ich mal keine Wette ein. Ich verstehe natürlich, wenn man dort lebt und vielleicht dort aufgewachsen ist, das Gebiet auch liebt und die Strukturen, wie man sie kannte, erhalten möchte.
Es wird aber niemals wieder so werden. Es bleiben nur noch Erinnerungen. Trotzdem akzeptiere ich deine Einstellung und hoffe, dass deine Wünsche und Vorstellungen auch in Erfüllung gehen. Es ist schmerzhaft, mir würde es mit Mazo genauso gehen, doch bringt die Zukunft immer etwas Neues.
„Ein Naturschutzgebiet wäre ökonomisch der Todesstoß“. Klingt wie einst der Widerstand gegen den Nationalpark Bayerischer Wald. Heute ist das die größte Attraktion und der größte Arbeitsgeber. Und wer den Nationalpark Spessart verhindert und es im Schwarzwald versucht hat, ist auch bekannt: „Projektentwickler“, Landbesitzer und Politiker ohne Weitsicht. Davon gibts sicher auf La Palma genausoviel wie in Bayern. Ich frage mich wirklich, ob es jemanden gibt, der so einen Kommentar ernstgemeint schreibt oder ob da andere Interessen dahinter stehen. Oder Troll, der nur provozieren will? Es kann doch niemand allen Ernstes heute noch solch technokratische Ansichten haben!
Auch auf die Gefahr negativer Bewertungen hin – ich gebe fabfische da recht. Für den „Normal-Touri“ ist das Aridanetal einfach der geeignetste Ort zum Urlauben auf La Palma. Das mag klimatisch jeder sehen, wie er will. Das sah man allerdings auch an der Infrastruktur dort. Wo der nächste Vulkan und wann entsteht, weiß man nicht. Sicher wird er irgendwo und irgendwann entstehen. Auch an der Hochfläche über El Paso geht ein nicht so alter Lava-Strom entlang. So ein sicherer Siedlungsort wäre das also auch nicht. Die Häuser, mit denen ich mitfiebere ‑weil ich deren Eigentümer auch kenne- stehen zum Glück gerade noch und sind auch aktuell nicht abgeschnitten.
Puerto Naos ist klar Risikogebiet, wird aber verschont bleiben. Aktuell geht man eigentlich von Gebäudelebenszeiten von etwa 100 Jahren aus. Die Chancen von Puerto Naos sind also nicht schlecht, diese zu erreichen, auch wenn es derzeit ziemlich abgeschnitten ist. Der Mensch plant eben maximal bis zum Tod seiner Kinder. Auch wenn wir uns an Altstädten erfreuen können, die Feuersbrünste, Kriege etc. glücklich überstanden haben – Zufall eben -; nicht so kalkuliert.
Etwas mehr Ökologie würde ich mir allerdings wünschen. Ich habe nie verstanden, warum die Dächer in Schleswig-Holstein mit Solarzellen zugepflastert sind und auf den Kanaren ‑bei erheblich besserer Sonneneinstrahlung- nicht.
Ja, Wie immer werden natürlich die Gewinne aus diesen Initiativen privatisiert um dann nach der nächsten „völlig überraschenden“ Naturkatastrophe die Forderung zu stellen, dass doch bitte die Allgemeinheit sich solidarisch zeigt und für die Schäden aufkommt.
Ich finde die Forderung großflächig Naturschutzgebiete auszuweisen das eizig vernünftige. Das wird den Tourismus und die Inselwirtschaft nachhaltig fördern denke ich.
Ich war noch nicht auf den Kanaren aber bin viel in Europas Natur unterwegs. Es gibt nicht mehr viel große zusammenhängende Schutzgebiete. La Palma hätte hier die einmalige Chance etwas einzigartiges zu schaffen.
Wo immer ich auf den Kanaren war, bin ich zu den Nationalparks, um dort zu wandern (abgesehen von Timanfaya, dort darf man ja nicht), die Zentren zu besichtigen, habe Geld bei Privatvermietern und kleinen Restauranrs gelassen und habe die Touri-Ghettos gemieden. Wenn das Gebiet des ehemaligen Toqoque geschützt und irgendwann für den sanften Naturtourismus geöffnet ist, werde ich kommen. Wenn dort ein größenwahnsinniges Projekt hingeklotzt wird, werde ich die Insel byokottieren.
Richtig die Einstellung. So sehe ich das auch.
Eine neue Stadt von Las Manchas südlich Richtung Fuencaliente? 400.000 qm groß? Warum, bitte, soll es, wie Sie schreiben, eine „Pioniertat“ sein, von Lava bereits zerstörtes Land / Gelände wieder zu bebauen? Verzeihung, dies ist für mich keine „Pioniertat“, sondern Unvernunft. Eine Bebauung an dieser Stelle wäre leider ein Tanz auf dem Vulkan. Ein Ausbruch in diesem Gebiet ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch in der Zukunft möglich. So, wie es jetzt auch rund um Todoque passiert ist. Ein Vulkanausbruch ist nicht mit einem Blitzeinschlag zu vergleichen. Dieses Gebiet im Süden zu schützen und ein Bebauungsverbot auszusprechen wäre für mich die einzig richtige Entscheidung. Es gibt Ausweichmöglichkeiten, z. B. im Aridanetal, wo auch die gesamte Infrastruktur für eine neue Stadt vorhanden wäre und man nicht bei Null anfangen und eine bis jetzt intakte La Palma-typische Vulkanlandschaft zerstören müsste. Dass für die Menschen, die alles verloren haben, ein neuer Lebensraum geschaffen werden muss, ist unstrittig und muss erfolgen. Aber bitte nicht erneut in einem aktiven Vulkangebiet. Und der Tourismus hat auf La Palma eine Vielzahl von anderen interessanten und schönen Möglichkeiten. Und z. B. ein Naturschutzgebiet wäre auch wieder für Touristen von Interesse.
Dies würde aber auch das ganze Aridanetal ausschließen, wenn nicht sogar ganz La Palma. Wie Manfred schrieb, hätte es den Ausbruch auf Lanzarote eigentlich nicht geben dürfen, er ist aber trotzdem erfolgt.
Vom Grundsatz her vielleicht, aber aus meiner Sicht ist die mögliche Gefahrenlage im Bereich Cumbre Vieja am größten. Man sieht es am jetzigen Ausbruchsort.
Das ist dann aber die ganze Südhälfte der Insel. Der derzeitige Ausbruchsort ist der nördlichste der letzten Jahrhunderte. Noch ein paar km weiter nördlich beim nächsten Mal kann wohl niemand ausschließen.
Warum lassen wir die Betroffenen, die jetzt alles verloren haben, nicht entscheiden, wohin sie bauen wollen? Jeder wird andere Gründe und Möglichkeiten haben und daher eine andere Antwort finden. Es wird nicht die eine Antwort geben, die für alle passt. Wir sollten niemanden bevormunden.
Das wird auch geschehen! Wie es in der Vergangenheit passiert ist. Die Dummheit der Menschheit wird die Natur bestrafen. Mein Mitleid wird sich dann aber aus verständlichen Gründen in Grenzen halten.
Wenn Ihre Auffassung von Demokratie und Verantwortung darin besteht, dass jeder selbstsüchtig selbst entscheiden soll, dann sind Natur und Klima nicht mehr zu retten. Die egoistischen und unsolidatischen Impfverweigerer zeigen, was passiert: Sie brocken uns eine 4. Welle ein und lassen sich die Behandlung auf Intensivstationen auch noch von der Allgemeinheit bezahlen. Wer jetzt hier gebaut hatte und nun alles verloren hat, dem nehme ich noch ab „habe nichts gewusst und mich auf Versicherungen der Politik verlassen“. Wer aber nun neu baut, der weiß Bescheid und wird weder von einer Versicherung eine Police bekommen noch beim nächsten Totalverlust irgendein Recht darauf haben, dass die Allgemeinheit einspringt!
Eine abschließende Anmerkung: Man/ich möchte niemanden bevormunden. Das liegt mir fern und dazu liegt mir La Palma und seine Bewohner seit sehr vielen Jahren zu sehr am Herzen. Ich habe nur meine Meinung zum Ausdruck gebracht, wenn eine neue Stadt in einem aktiven Vulkangebiet gebaut werden soll. Die Leidtragenden bei einem möglichen Ausbruch sind dann nicht die Investoren, sondern die dort dann eventuelll Wohnenden.
Genau, die Investoren haben Ihr gutes Geld gemacht. Die Bewohner verlieren erneut Ihr Vermögen. Und die Allgemeinheit muss wiedermal für die zerstörte Infrastruktur (Strassen, Kanalisation, Stromversorgung, Schulen, Krankenhäuser usw.) aufkommen weil wir solidarisch sind.
Wie weit geht die Solidarität, wenn ein Risiko derart mißachtet oder runtergespielt wird? Es ist eben nie eine individuelle Entscheidung, da keiner in einem Isolierten Raum lebt, sondern in einer Gesellschaft. Und hier sollte daher auch gesellschaftlich diskutiert und entschieden werden, ob das Risiko eines erneuten Totalverlust ganzer Ortschaften von allen akzeptiert wird.
Die Diskussion könnte aber auch sein, wie weit die Solidarität gehen soll oder muss. Wenn sich so viele darüber aufregen, dass „ungerechtfertigt“ die Allgemeinheit mal wieder zahlt, dann läuft doch was schief.
In Deutschland zahlen die Anwohner (Grundstückseigentümer) für ihre Infrastruktur selbst. Ist das in Spanien nicht so?
„So wie der Blitz nicht zweimal einschlägt, wird auch der nächste vulkanausbruch nicht in diesem Gebiet stattfinden.“ – Mit Verlaub, gefährlicher pseudowissenschaftlicher Unsinn. Stimmt beides nicht.
Du schreibst mir aus der Seele. Das wird noch erhitzte Debatten geben und der Verlierer ist mal wieder der kleine Mann
Trotz der fraglos schrecklichen Folgen für viele Einwohner Las Palmas gibt es dann doch auch einige ästhetische Aspekte.
Hier, siehe ZeitOnline: https://www.zeit.de/gesellschaft/2021–11/la-palma-vulkan-cumbre-vieja-ausbruch-flugverkehr
Sieht aus wie eine verschneite bayrische Landschaft mit Landhaus – nur in Schwarz. Allerdings schmilzt der „Schnee“ nicht von alleine.
Nein, leider nicht.
Ich frage mich seit einiger Zeit, wohin wird die Asche von den Dächern, Strassen und Gärten weg gebracht wird. Weisst Du mehr?
Der wird in der Pampa zwischengelagert. Mehr Zeit hat man im Moment nicht. Später vielleicht zum Auffüllen der Strände eingesetzt. Es ist ungiftiger Sand, der überall auf der Insel zu finden ist.
Hallo Manfred,
vielen Dank für Deine Berichterstattung. Ich lese hier immer wieder interessiert mit.
An einem solchen Sonntag mit Ascheflug und hohen Feinstaub-Werten: Bleibst Du zu Hause und lässt die Fenster geschlossen? Wird letzteres nach einigen Stunden nicht unerträglich?
Viele Grüße,
Jens
Hallo Jens,
ich hocke nicht nur drin. Dafür bin ich noch zu quirlig. Es gibt viel, um das Haus zu machen, auch wenn es im Moment mehr aus „kehren“ besteht. Auch habe ich noch meinen Job, der mich quer über die Insel kreuzen lässt.
Hallo Manfred, hallo Herr Betzwieser,
wir sitzen hier zu Hause im Norden Deutschlands an der Ostsee, verfolgen seit zwei Monaten den Vulkanausbruch und mit Dank und großem Interesse Deine/Ihre Berichterstattung … und unser lange gebuchter Reisetermin 08. Januar bis 05. März (Las Tricias) rückt näher …
Stichwort Luftbelastung: Wir wandern seit fünfzehn Jahren auf der Insel (diesmal intensiv Norden, Nordwesten geplant), trauen uns aber nicht zu, die Situation einzuschätzen.
A) Der Vulkan ist dann noch aktiv: Wohl besser gar nicht erst anreisen?
B) Er hat aufgehört: Alles ist gut?? Die Luft schnell wieder sauber?? Was passiert bei herrlich viel Wind oder Calima?
Ein Dilemma. Wir möchten gern kommen, gern unser Geld bei der heimischen Wirtschaft lassen und nicht „nur“ spenden. Andererseits ist es eben Urlaub, den wir nicht mit Mundschutz in der Casa verbringen wollen. Falls das Thema hier nicht von allgemeinem Interesse ist, freuen wir uns über eine kurze E‑Mail dazu.
Liebe Grüße von Ilka und Bernd
P.S. Wenn wir uns was wünschen dürfen: Erklärt die Vulkanroute samt ihrer „Überflutungsgebiete“ zum Naturdenkmal. Zumindest all Eure Wanderurlauber wären begeistert. Und La Palma hätte noch ein „Alleinstellungsmerkmal“ mehr. Vielleicht kann man in solchen Gebieten sogar siedeln. Vielleicht muss man dann „Siedeln“ aber anders denken, irgendwie „mobiler“ – Jurten, Tiny-Häuser, Hochbeete (bitte nicht als feste Vorschläge verstehen) – zumindest ein Ideen-Wettbewerb wäre Klasse … allen Betroffenen gilt unser tiefes Mitgefühl, wir möchten ihnen auf keinen Fall mit klugen Ratschlägen kommen