Hat der Vulkan Cabeza sich ausgetobt?

Fatima - ausgetobt

Ausgetobt oder nur eine Wunschvorstellung?

Es scheint als hät­te sich der Vul­kan so lang­sam aus­ge­tobt. In der ver­gan­ge­nen Nacht, von 20.00 Uhr bis heu­te Mor­gen 8.00 Uhr, haben die Seis­mo­gra­fen nur 5 Erd­be­ben ver­zeich­net. Alle Beben unter einer Stär­ke von ML3,0 aus Tie­fen zwi­schen 10 und 32 Kilo­me­ter Tie­fe. Die Mag­ma­kam­mern schei­nen leer und der Druck abge­baut zu sein.

Es wird aber noch gerau­me Zeit dau­ern, bis die unter­ir­disch in einem Laby­rinth ver­lau­fen­den Lava­höh­len, Tuben und Kam­mern ihre gespei­cher­te Lava abge­ge­ben haben. Nie­mand weiß, wie groß die tat­säch­lich gespei­cher­te Men­ge an Lava ist. Der Aus­fluss dürf­te meer­sei­tig erfol­gen und die ent­stan­de­nen Del­tas und Faja­nas wei­ter ver­grö­ßern. Das kann noch Tage oder auch Wochen andauern.

Nach jetzt 81 Tagen und Näch­ten könn­te sich der Vul­kan aus­ge­tobt haben. Noch ist es eine Hoff­nung und Spe­ku­la­ti­on, da Vul­ka­ne unbe­re­chen­bar sind.

Puer­to Naos – einst und jetzt

Die ersten Evakuierten dürfen zurückkehren

30 Fami­li­en keh­ren nach andert­halb Mona­ten Eva­ku­ie­rung nach Hau­se zurück. Die Gene­ral­di­rek­ti­on für Sicher­heit und Not­fäl­le der Regie­rung der Kana­ri­schen Inseln hat mit­ge­teilt, dass die Bewoh­ner der Cal­le Nicolás Bri­to País und der Gegend von Las Mar­te­las de Aba­jo (Los Llanos de Ari­dane) in ihre Häu­ser heu­te am Don­ners­tag zurück­keh­ren können.

Das Ende die­ser Eva­ku­ie­rung ist „auf die Sta­gna­ti­on des wei­ter nord­west­lich ver­lau­fen­den Lava­stroms“ zurück­zu­füh­ren, des­sen Vor­stoß die Eva­ku­ie­rung von etwa 50 Häu­sern in dem Gebiet erzwang von der LP-213 an der Kreu­zung mit dem Cami­no Nicolás Bri­to Pais , Rich­tung Nor­den, bis zur Kreu­zung mit dem Cami­no Mar­te­las de Abajo.

Die Pevolca hat ihre Arbeit gutgemacht

Der Kri­sen­stab oder Kata­stro­phen­stab wie er in Deutsch­land heißt, hat eine gute Arbeit geleis­tet. Vul­kan­aus­brü­che haben wir selbst auf den Kana­ren nicht alle Tage. Es gibt wenig Erfah­rungs­wer­te. Vor 10 Jah­ren beim Vul­kan­aus­bruch des Eldis­creto auf El Hier­ro war ich mit der Arbeit und Orga­ni­sa­ti­on der Pevol­ca unter dem dama­li­gen Lei­ter Juan Manu­el San­ta­na nicht immer einverstanden.

Der jet­zi­ge Lei­ter Miguel Ángel Mor­cuen­de macht eini­ges bes­ser.  Er ist 67 Jah­re alt, mehr als alt genug, um eigent­lich in Ren­te zu gehen, aber Miguel Ángel Mor­cuen­de 1954 in Madrid gebo­ren, wird dies nicht tun, bis der Vul­kan erlo­schen ist. Seit 36 Jah­ren auf La Pal­ma lebend (2 Kin­der), ein Staats­be­am­ter, ein Forst­in­ge­nieur und Not­fall­ex­per­te, will sein letz­tes und größ­tes Pro­jekt zu Ende bringen.

Es gab kaum Ver­letz­te und nur einen Toten, wahr­schein­lich wegen Schwe­fel­di­oxid-Ver­gif­tung. Die umfang­rei­chen Eva­ku­ie­run­gen und das Not­fall­ma­nage­ment erfor­der­te viel Umsicht und Fin­ger­spit­zen­ge­fühl. Gut gemeis­tert – Dafür mei­nen Dank.

Als ehe­ma­li­ges Mit­glied in einem Kata­stro­phen­stab (Sani­täts­we­sen) in Deutsch­land vor 30 Jah­ren, kann und darf ich das beurteilen.

Jetzt wol­len wir ein­mal hof­fen, dass alle Pro­gno­sen und Wün­sche auch so ein­tref­fen und Cabe­za bald in den Geschichts­bü­chern sei­nen Ein­trag fin­det. Die Auf­ar­bei­tung und Scha­dens­be­schrei­bung wird noch vie­le Bei­trä­ge füllen.

10.50 UhrMit­tei­lung des Cabil­do de La Pal­maWegen gif­ti­ger Gase ist die Zufahrt von Süden weder zu Was­ser noch zu Lan­de erlaubt. Die Zufahrt von Nor­den ist eben­falls nicht erlaubt.

10.55 Uhr – Der Vul­kan um 10.00 Uhr von Tacan­de aus gesehen

11.50 Uhr - Mit­tei­lung der IGN – Seit der letz­ten Aus­sa­ge wur­den auf der Insel La Pal­ma ins­ge­samt 32 Erd­be­ben geor­tet, von denen kei­nes von der Bevöl­ke­rung zu spü­ren war. Die maxi­ma­le auf­ge­zeich­ne­te Magni­tu­de beträgt 3,6 (mbLg), was dem gest­ri­gen Erd­be­ben um 12:09 UTC in einer Tie­fe von 37 km ent­spricht. Die Seis­mi­zi­tät setzt sich unter dem zen­tra­len Gebiet von Cumbre Vie­ja in den glei­chen Gebie­ten der Vor­ta­ge fort, die meis­ten Erd­be­ben (20) befin­den sich in Tie­fen zwi­schen 9 und 22 km, der Rest (12) in Tie­fen zwi­schen 32 und 37 km. In Tie­fen von weni­ger als 9 km wur­den kei­ne Erd­be­ben geor­tet. Die Ampli­tu­de des Tre­mor­si­gnals bleibt auf nied­ri­gem Niveau und ist genau­so sta­bil wie an den Tagen zuvor.

Wie in den ver­gan­ge­nen Tagen zeigt das Netz der per­ma­nen­ten GNSS- Sta­tio­nen der Insel kei­nen kla­ren Trend in der Defor­ma­ti­on der Sta­tio­nen, die den Erup­ti­ons­zen­tren am nächs­ten sind. In den übri­gen Sta­tio­nen hat sich die leich­te Defla­ti­on, die mög­li­cher­wei­se mit der tie­fen Seis­mi­zi­tät zusam­men­hängt, sta­bi­li­siert, außer in LP01, die sie wei­ter­hin regis­triert. Ange­sichts des um 08:45 UTC kali­brier­ten Bil­des wird eine Asche­wol­ken­hö­he von 1700 m  Rich­tung Süd­wes­ten registriert.

12.15 Uhr – Hier das Aus­maß der Lava­strö­me vom Mon­ta­ña La Lagu­na heu­te um 12.00 Uhr. Die Grö­ße und Zer­stö­rung von Laza­ro­te 1730 wird es nicht errei­chen, aber die Land­schaft und Gegend doch grund­sätz­lich und nach­hal­tig verändern.

13.12 UhrNeue Stra­ße und Mee­res­was­ser-Ent­sal­zungs­an­la­ge in Gefahr. Der Prä­si­dent der Regie­rung der Kana­ri­schen Inseln, Ángel Víc­tor Tor­res, hat an die­sem Don­ners­tag gewarnt, dass sich die Lava des Aus­bruchs von Cumbre Vie­ja nur 180 Meter von der neu­en Stra­ße ent­fernt befin­det, die die Regie­rung baut, um die Iso­lie­rung des Kerns von Puer­to Naos zu vermeiden .

Auf einer Pres­se­kon­fe­renz warn­te er, wenn der Lava­strom die geleis­te­te Arbeit mit einer Inves­ti­ti­on von fast 1,8 Mil­lio­nen Euro und vie­le Tagen unter­bro­chen durch Gift­ga­se wei­ter vor­an­trei­be, „wür­de es nicht funk­tio­nie­ren“. Tor­res hat die­sen Umstand als Bei­spiel dafür ange­führt, dass die voll­stän­di­ge Been­di­gung der Erup­ti­on erfor­der­lich ist, damit der Wie­der­auf­bau der Insel „fest und sicher“ ist, weil vie­le Lava­strö­me wei­ter­hin wan­dern  und mate­ri­el­le Güter zer­stö­ren und wir war­ten müs­sen, um zu sehen, wel­ches Land für neue Sied­lun­gen ver­wen­det wer­den kann.

Den glei­chen pro­vi­so­ri­schen Cha­rak­ter hat auch die in Puer­to Naos instal­lier­ten Ent­sal­zungs­an­la­gen, um die Plan­ta­gen bewäs­sern zu kön­nen, da die end­gül­ti­ge Lösung dar­in besteht, das Was­ser vom Nor­den in den Süden der Insel zu lei­ten. Vor­an strö­men­de Lava­mas­sen könn­ten die ver­leg­ten Roh­re beschädigen.

Lava­strom (Bild IMG)

14.00 Uhr – Beam­te der Guar­dia Civil haben einen aus­län­di­schen Staats­bür­ger, der Aus­flü­ge mit Grup­pen von Per­so­nen orga­ni­siert hat, um über ver­schie­de­ne Stra­ßen / Wege in ein Sperr­ge­biet zu gelan­gen und den Vul­kan von La Pal­ma von einem ver­bo­te­nen Gebiet aus zu sehen, ver­haf­tet. Es ist eine sehr schwe­re Straf­tat und wird mit Geld­stra­fen zwi­schen 30.001 und 600.000 Euro geahndet.

Meist sind es Grup­pen oder Tou­ris­tik-Fir­men aus Tene­rif­fa, die die­se Exkur­sio­nen für viel Geld anbie­ten. Natür­lich wäre es für mich mög­lich bis an den Vul­kan­rand vor­zu­drin­gen, ohne einer Poli­zei­strei­fe auf­zu­fal­len. Die nöti­gen Orts­kennt­nis­se habe ich. Trotz­dem wür­de ich mich nie­mals in ein Sperr­ge­biet vor­wa­gen. Der Respekt der ört­li­chen Regeln und die Gefahr vor dem Vul­kan las­sen der­ar­ti­ge Gedan­ken erst gar nicht aufkommen.

15.45 Uhr - Die Spre­che­rin María José Blan­co, des wis­sen­schaft­li­chen Komi­tees wies dar­auf hin, dass auch beim Vul­kan Cane­za nach dem Ende der Lava-Emis­si­on nicht nur im Haupt- und Neben­ke­gel, son­dern auch die Lava­strö­me wei­ter ent­ga­sen und für eine bestimm­te Zeit Gase abge­ben. Daher beton­te sie, dass die zu ergrei­fen­den Kata­stro­phen­schutz­maß­nah­men mit dem Ende der Lava­emis­si­on an der Ober­flä­che nicht sofort ver­schwin­den wer­den, da der Not­fall auch nach Been­di­gung des Vul­kan­aus­bruchs län­ger andau­ern wird.

In Bezug auf die Ent­wick­lung der Erup­ti­on berich­te­te María José Blan­co, dass die Lava von dem effu­si­ven Brenn­punkt west­lich des Haupt­ke­gels durch eine vul­ka­ni­sche Röh­re fließt, die meh­re­re Lava­tu­ben hat, aus der zwei Strö­me aus­tre­ten, die sich über vor­he­ri­ge Abgüs­se nach Wes­ten bewegen.

  • Fort­set­zung folgt

Wetteraussichten La Palma



Kanaren Küche

Chipirones fritos rebozados

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Die köst­li­che Welt: Chi­p­i­ro­nes fri­tos rebo­zados – Chi­p­i­ro­nes fri­tos rebo­zados sind eine köst­li­che kana­ri­sche Spe­zia­li­tät, die aus frit­tier­ten klei­nen Tin­ten­fi­schen besteht. Die­se deli­ka­te Vor­spei­se wird oft in Tapas-Bars ser­viert und ist bei Lieb­ha­bern der medi­ter­ra­nen Küche […]

28 Kommentare zu "Hat der Vulkan Cabeza sich ausgetobt?"

  1. Manfred Betzwieser | 11. Dezember 2021 um 9:49 | Antworten

    Hat­te zwei Tage kei­ne Inter­net­ver­bin­dung. Neue Ein­trä­ge fol­gen, muss mir erst ein­mal einen Über­blick verschaffen.

  2. Hal­lo Manfred,
    alles im grü­nen Bereich bei dir?

  3. Hal­lo Manfred,
    ich weiß, die­ser Blog ist Dein Hob­by, und es ist auch völ­lig ok, wenn mal nichts pas­siert. Nach der dau­er­haf­ten Repor­ta­ge mache ich mir den­noch Sor­gen. Alles ok? Falls nein: Gute Bes­se­rung! (P.S.: Das muss nicht ver­öf­fent­licht wer­den! Es ist pri­vat gemeint, und ich erwar­te auch kei­ne Antwort)

  4. Man mag es kaum glau­ben, dass Man­fred mal einen Tag nicht sei­nen Blog weiterführt.
    Der lässt der Tre­mor gefühlt doch gleich noch etwas nach!
    Dann also zur Über­brü­ckung hier ein Link zu dem bis­her brauch­bars­ten „Vorher-Nachher“-Foto des Vul­kans. Es zeigt die Ver­än­de­rung der letz­ten 6 Tage von unse­rem offen­kun­dig porö­sen, zer­klüf­te­ten, erro­die­ren­den und in Tei­len absa­cken­den Asche- und Lavakegels.

  5. Wolfgang Wukasch | 10. Dezember 2021 um 10:37 | Antworten

    scha­de, mein Bei­trag ist gar­nicht erschienen.
    Gruß Wolf­gang W.

  6. Hal­lo Herr Betzwieser

    Ich lese seit Wochen eif­rig mit und schät­ze Ihren Blog sehr!!!! Bezug zu Pal­ma, Schwie­ger­el­tern vor 40 Jah­ren dahin aus­ge­wan­dert, unzäh­li­ge Besu­che bei ihnen, bei­de zwi­schen­zeit­lich ver­stor­ben, Haus vor Jah­ren ver­kauft, wir haben aber die Insel immer wie­der mal besucht und den Auf­ent­halt sehr genos­sen, letzt­mals Novem­ber 2019.

    Mei­ne Fra­ge, wur­de die Cal­le Eche­dey 20 in El Paso ver­schont? Wir haben die neu­en Besit­zer des Hau­ses 2019 besucht und den Umbau bewun­dert, aber lei­der bis­her kei­nen Kon­takt mit ihnen gehabt.

    Vie­len Dank für Ihre Antwort!

    • Hal­lo Chil­li Meier,
      die Cal­le Eche­dey in Tacan­de (El Paso) ist etwa 2km vom Aus­bruch ent­fernt und aus heu­ti­ger Sicht nicht gefähr­det. Ich mache ein paar Haus­num­mern wei­ter seit vie­len Jah­ren regel­mä­ßig Urlaub und ahne, wel­ches die Num­mer 20 ist – in der Nähe vom Mon­ta­na Gamez, oder? Die Kir­che in Taju­ya, die sich zum all­ge­mei­nen Aus­sichts­punkt auf den Vul­kan ent­wi­ckelt hat, liegt west­lich davon, etwas tie­fer an der Stra­ße – viel­leicht hilft das für die Einordnung.
      Grü­ße aus Berlin

  7. Auf La Pal­ma wird es ruhi­ger… aber was sehe ich da auf dem Tre­mor von El Hierro?
    Tut sich da, jetzt wo es auf La Pal­ma ruhi­ger wird, wie­der etwas? Irgend­wie ist der Tre­mor seit heu­te Mor­gen doch „ganz schön“ gestie­gen :S

  8. Wolfgang Wukasch | 9. Dezember 2021 um 18:45 | Antworten

    Auch ich ver­fol­ge täg­lich die inter­es­san­ten Berich­te über die der­zei­ti­ge Lage auf unse­rer Lieb­lings­in­sel La Pal­ma. Wir sind seit 15 Jah­ren regel­mä­ßig – manch­mal auch zwei­mal im Jahr gegen Jah­res­en­de – ent­we­der auf der Ost- oder West­sei­te. Zumeist in Appartm. bzw. in Hotels (Ostseite/Las Olas usw.). Da wir auch stän­dig mit dem PKW unter­wegs waren ken­nen wir so gut wie jede Stra­ße, vie­le Orte und Sehens­wür­dig­kei­ten. Auch eine Füh­rung durch eine Vul­kan­höh­le haben wir bereits mit­ge­macht. Das war wohl – so erin­nern wir uns – im Groß­raum Las Man­chas, also dem dor­ti­gen Lava­feld. Erschro­cken waren wir, als wir die Luft­auf­nah­men von Puer­to Naos sahen. Puer­to Naos, wie auch La Bom­bil­la, zählt zu den uns liebs­ten Orten. Taza­cor­te, El Time, Las Can­caa­jos, San And­res, Pun­tagor­da, El Remo, San Bar­to­lom… usw. alles uns lieb­ge­won­ne­ne Desti­na­tio­nen, von Ost, West, Nord, Süd. In der Cal­de­ra hat­ten wir die Absicht bis zum Was­ser­fall Colo­res zu wan­dern, muss­ten kurz davor aber abbre­chen, da wir unter Zeit­druck gerie­ten. Net­te Leu­te unter den Ein­hei­mi­schen tra­fen wir oft, ob auf den Märk­ten in St Cruz oder anders­wo. Was um so sehr bewegt uns, wie geht es den Men­schen dort, wir ver­fol­gen auch ver­schie­de­ne Web­cams. Mei­ne Fra­ge: Sind die Orte Puer­to Naos und La Bom­bil­la der­zeit eva­ku­iert. Es liegt ja in PN viel Vul­kan­asche her­um. Häu­fig haben wir auch den Aus­sichts­punkt El Paso ange­steu­ert. Liegt der in der Nähe des Vul­kans, da ich es nicht rich­tig zuord­nen kann. Wir hof­fen recht bald auf die Insel zurück­keh­ren zu kön­nen, wenn mög­lich. Wir geben gern unser Geld direkt vor Ort aus. Vie­le Grü­ße aus Thüringen.

  9. Jetzt ist viel­leicht die Gele­gen­heit, wie­der an den Stra­ßen­bau zu den­ken, also an das Leben „nach dem Vul­kan“. Drei Pro­jek­te sind hier interessant:

    • die schon öfter erwähn­te Ver­bin­dung zwi­schen LP-211 und LP-213 über Cami­no de Hoyo Ver­dur­go; Hier wur­de der Auf­trag schnell ver­ge­ben an eine Fir­ma, die, weil sie an der Moder­ni­sie­rung der LP‑2 betei­ligt war, mit schwe­rem Gerät vor Ort war (Auf­trags­vo­lu­men 1,8 Mio €). Da eine bestehen­de Tras­se genutzt wer­den kann, schrei­ten die Arbei­ten trotz Gift­gas-Pau­sen schnell vor­an. Die Stra­ße soll 6 m breit wer­den und ist nicht über­trie­ben steil. Dass sie auch noch von einem Lava­strom erfasst wird, hal­te ich wegen der Topo­gra­phie für unwahr­schein­lich. Dem­nach wird Puer­to Naos wohl in weni­gen Wochen wie­der an das Stra­ßen­netz ange­schlos­sen sein, auch für schwe­re­re LKW.
    • Die Ver­län­ge­rung der Küs­ten­stra­ße, die schon län­ger geplant, aber mehr­mals ver­scho­ben wur­de, soll jetzt in Angriff genom­men und „mit­tel­fris­tig“ fer­tig­ge­stellt wer­den. Sie müss­te aller­dings 2,7 km lang durch die Steil­küs­te geführt wer­den. Sicher­lich mach­bar, aber wegen auf­wän­di­ger Vor­keh­run­gen gegen Stein­schlag und Erd­rut­sche teu­er und langwierig.
    • Schließ­lich soll, eher län­ger­fris­tig, im Rah­men des Wie­der­auf­bau­plans eine Art Infra­struk­tur-Kor­ri­dor (Stra­ße, Strom­ver­sor­gung, Was­ser­ver­sor­gung, Tele­kom­mu­ni­ka­ti­on und evt. Abwas­ser) von Taza­cor­te die Küs­te ent­lang nach Puer­to Naos gebaut wer­den. Angeb­lich ste­hen dafür 48 Mio. € bereit. Sicher nicht unver­nünf­tig und wohl auch ohne all­zu gro­ße Natur­ein­grif­fe zu ver­wirk­li­chen. Aber dafür, dass weder eine Scha­dens­bi­lanz noch ein kon­kre­ter Wie­der­auf­bau­plan noch eine gesi­cher­te Finan­zie­rung vor­liegt, fin­de ich die­se Ankün­di­gun­gen der Poli­tik etwas vor­ei­lig und vollmundig. 

    Ange­regt durch den klei­nen Dis­put neu­lich über den Bru­ta­lis­mus in der Tou­ris­mus­ar­chi­tek­tur von Puer­to Naos bin ich ins Grü­beln gekom­men. Die gan­ze Küs­ten­platt­form von La Bom­bil­la bis El Remo wur­de von den Aus­brü­chen von Jedey und El Char­co geschaf­fen, ist also erst 300 bis 500 Jah­re alt. Eigent­lich dürf­te es dort kei­nen Boden geben und außer Pio­nier­pflan­zen in Nischen nichts wach­sen. Damit dar­aus eine ein­zi­ge Bana­nen­plan­ta­ge wird, muss­te anders­wo Boden „geklaut“ und über eine Stra­ße dort­hin gefah­ren wer­den. Wann und wie das abge­lau­fen ist, dar­über habe ich nichts erfah­ren. Eine Stra­ße Los Llanos-Puer­to Naos wur­de wohl schon in den 20’er Jah­ren geplant und der ers­te Abschnitt bis La Lagu­na 1925 ein­ge­weiht. Danach schweigt der Chro­nist. Und in einem Bericht über die U‑Boot-Abhör­sta­ti­on der Amis in den 60er Jah­ren war auf den Fotos nir­gend­wo eine Bana­ne zu sehen. Das kann aber auch Zufall sein. Weiß jemand mehr dazu?

    • Alles noch viel zu früh. Lese bit­te ein­mal, was ich heu­te Nach­mit­tag geschrie­ben habe. Selbst die im Bau nach Puer­to Naos befind­li­che Stra­ße wird durch den Lava­strom bedroht.

      • Natür­lich „eigent­lich“ viel zu früh, wie ich ja auch schrei­be. Aber ich habe nur über­wie­gend „hoch­ran­gi­ge“ Absichts­er­klä­run­gen zitiert, die z.T. schon mehr als einen Monat alt sind. Sie zei­gen zumin­dest, wo der Hase hin­lau­fen soll.
        Das mit den 180 m habe ich auch gele­sen, aber die Lava wird nicht 180 m die Stra­ße hin­un­ter lau­fen, wenn das Gefäl­le nach Wes­ten viel stär­ker ist. Da müss­te schon wei­ter oben etwas ganz übles pas­sie­ren und ein neu­er Strom ent­ste­hen. Das ist nicht unmög­lich, aber sehr unwahr­schein­lich, wie ich auch geschrie­ben habe

  10. Vor 2 Stun­den hat Open­Street­Map die
    Ver­si­on 170 sei­ner Lava­kar­te veröffentlicht.
    (Lavas­tand 08.12.2021)

    Rela­ti­on­ver­lauf: ‪Lava des Aus­bruchs des Vul­kans Tajo­gai­te-Cumbre Vie­ja / La Pal­ma 2021‬ (‪13249829‬) | OpenStreetMap

    Die von OSM sind zwar nicht so schnell wie ein Droh­nen­flug, aber wer die Kar­ten noch gar nicht kennt, oder Inter­es­se hat kann ja mal reinschauen.

    • OSM ist im Sep­tem­ber hier ziem­lich in Ver­ruf gera­ten. Da waren zu vie­le über­am­bi­tio­nier­te Men­schen am Werk, die „ganz vor­ne“ mit dabei sein woll­ten. Das waren sie – schnel­ler, als jeg­li­che Daten­la­ge. Das hat­te sich dann irgend­wann wie­der gebes­sert – doch seit­dem hal­ten wir uns hier eher an die „Mama“-Comparativa, Coper­ni­cus und ande­re insti­tu­tio­nel­le Quellen.
      Und eines muss man echt sagen: Die Online-Ver­füg­bar­keit die­ser Daten, Kar­ten, Mess­wer­te und diver­sen Auf­be­rei­tun­gen ist aus mei­ner War­te mehr als posi­tiv zu erwäh­nen. Da fühlt man sich als Interessierte/r oder Betroffene/r in sei­nem indi­vi­du­el­len Infor­ma­ti­ons­be­dürf­nis schon recht ernst genommen.

  11. Lie­ber Manfred,

    seit dem Vul­kan­aus­brauch auf El Hier­ro, ver­fol­ge ich dei­nen infor­ma­ti­ven Blog von mei­ner Lieb­lings­in­sel regel­mä­ßig. Bes­ten Dank für dei­ne Mühe.

    Ob dem Cabe­za tat­säch­lich die Pus­te aus­geht? Auch wenn alle Aus­brü­che die letz­ten paar hun­dert Jah­re nie län­ger als eini­ge Wochen gedau­ert haben, ich wür­de mich da nicht fest­le­gen. Wozu die­ser Hot­spot fähig ist, hat er damals in Lan­za­ro­te gezeigt, wo Jah­re ins Land gin­gen bis sich alles beru­higt hatte.
    Dies hofft natür­lich nie­mand, aber man soll­te es zumin­dest in Betracht zie­hen, dass es etwas län­ger dau­ern kann, bis die Akti­vi­tä­ten zu einem Ende kommen.

    Lie­be Grü­ße aus Mittelfranken

  12. Zu 14:00 Uhr: Gut so, offen­bar wird das von Eini­gen immer noch als hei­ßer Bud­del­kas­ten­sand oder span­nen­des und beherrsch­ba­res Event betrach­tet, was der Vul­kan da ausspuckt.
    Bei die­sem You­Tuber bin ich mir auch nicht sicher, ob er sich immer an alle (Film- und Betretungs-)Verbote hält bzw. Geneh­mi­gun­gen hat: https://www.youtube.com/c/Zakharii2/videos
    Vor gut einem Monat hat sich sei­ne Frau beklagt, dass man nicht näher an den Vul­kan kommt: https://www.youtube.com/watch?v=2XVngSP9sJk

  13. Ich habe bis­her immner nur still mit­ge­le­sen, aber nach all den Kom­men­ta­ren zum Nut­zen der Vul­ka­no­lo­gie möch­te ich mich auch mal mel­den. Ich habe mich nun Jahr­zehn­te damit beschäf­tigt, aber nur ein eini­ges Bei­spiel: Beim Aus­bruch 1730 auf Lan­za­ro­te hör­te man Mona­te spä­ter in Euro­pa davon, hel­fen konn­te man nicht, der ers­te moder­ne Wis­sen­schaf­ler kam 85 Jah­re spä­ter. Vie­le ver­schüt­te­te Dör­fer, Tote, davon vie­le Ver­hun­ger­te, waren die Fol­ge. Das kann es doch nicht sein? Kein „Fort­schritt“ mehr, und wer so blöd ist, auf einem Vul­kan zu leben, ist selbst schuld, auch wenn er es (man­gels (Vulkanologie-)Erkenntnissen!) viel­leicht nicht weiß? Man den­ke nur an klei­ne Kari­bik- oder Phil­ip­pi­nen-Inseln und die dor­ti­ge Bevö­ke­rung ohne die Seg­nun­gen moder­ner Tech­nik, wie sie zum Glück auf La Pal­ma besteht. Ich bin dank­bar für die heu­ti­gen Erkennt­nis­se und die beding­te Sicher­heit dadurch. Sie, Man­fred, sicher auch, fast alles, was Sie oben von Kata­stro­phen­schutz und aktu­el­len Daten berich­ten, fußt auf Vul­ka­no­lo­gie. Grü­ße von einer heu­te nicht mehr ganz so grü­nen und frucht­ba­ren Insel nebenan!

    • Oder aus mei­nem Hob­by-Spe­zi­al­ge­biet: Vor 30 Jah­ren konn­te man eine Wet­ter­vor­her­sa­ge gera­de bis über­mor­gen machen. Heu­te bis zu einer Woche, zudem klein­räu­mi­ge Vor­her­sa­ge von Schnee, Stark­re­gen und ande­ren Gefah­ren. Das alles ist von mas­sen­wei­se Daten abhän­gig. Nichts gin­ge ohne die ent­spre­chen­den Satel­li­ten, das dich­te Netz der Messta­tio­nen. Wo wäre der vor­beu­gen­de Kata­stro­phen­schutz bei Hur­ri­ka­nen oder Sturm­flu­ten ohne „immer mehr Daten­sam­meln“? Gera­de in Zei­ten der anbah­nen­den Kli­ma­ka­ta­stro­phe wich­ti­ger denn je. Mehr Daten bedeu­ten mehr Vor­her­sa­ge-Genau­ig­keit und neue Erkennt­nis­se, die nur so aus dem Grund­rau­schen her­aus­ge­fil­tert wer­den kön­nen. Es geht doch nicht nur um „mehr vom Glei­chen“, son­dern um sich dar­aus erge­ben­de neue Einsichten.

      • Manfred Betzwieser | 9. Dezember 2021 um 12:58 | Antworten

        Mit den Wet­ter­pro­gno­sen auf La Pal­ma klappt das oft nicht. Hängt aber an den hohen Ber­gen, die eigent­lich zwei Wet­ter gleich­zei­tig pro­du­zie­ren und an dem noch feh­len­den sta­tio­nä­ren Wet­ter­ra­dar. Das soll sich aber in Zukunft ändern.

        • Ja, habe ich auch erfah­ren, das liegt aber auch am dürf­ti­gen Meß­netz im Atlan­tik, wo das Wet­ter her­kommt. Um so mehr, als dass zu Coro­na­zei­ten die Gerä­te auf Schif­fen und vor allem in Flug­zeu­gen weit­ge­hend weg­ge­fal­len sind. Die paar Bojen allein stem­men das nicht. Das neue Wet­ter­ra­dar und die gera­de star­ten­den neu­en, hoch­auf­lö­sen­den ESA-Wet­ter­sa­tel­li­ten, die auch 3D schau­en kön­nen, dür­fen das deut­lich ver­bes­sern (auch das zum The­ma „Mehr Daten brin­gen doch nichts“).

  14. Inter­es­sant, dass Sie, Man­fred, gera­de heu­te schrei­ben, dass das ein­zi­ge Opfer wohl an SO2-Ver­gif­tung starb. 1972 auch. Wie vie­le Tote hät­te es wohl gege­ben, wenn es das eng­ma­schi­ge SO2-Meß­feld und die Satel­li­ten­mes­sun­gen nicht gege­ben hät­te, die zur Eva­ku­ie­rung und zu Sper­run­gen führ­ten? Sie ärgern sich zu Recht über die SO2-Wer­te, aber ohne die Mes­sun­gen wüss­ten Sie es gar nicht und wür­den sich womögl­cih ver­gif­ten. Und da fragt Det­lev ges­tern doch allen Erns­tes, Zitat: „Was also ist Fort­schritt? Das noch prä­zi­se­re Gerät zur Mes­sung von CO und SO2?“ – das ist schon sehr bedenk­lich. Er for­dert den Schutz von Leben, ver­wei­gert aber die Instru­men­te und deren Bezah­lung dazu. Wis­sen kos­tet Geld und Zeit. Ich schät­ze die Fak­ten, die Sie und ande­re hier (ehren­amt­lich) zusam­men­tra­gen (auch im Blog vom 3.12., in dem noch immer eine lesens­wer­te Debat­te über Erd­be­ben­wel­len läuft). Eigent­lich brau­chen Sie nur alles zusam­men­zu­tra­gen und fer­tig ist das neue Buch!

    • Manfred Betzwieser | 9. Dezember 2021 um 11:59 | Antworten

      Gute Idee – falls ich das über­haupt schrei­ben möchte.

      • Ich wür­de es sofort kau­fen 🙂 und dann, wenn es wie­der geht, nach La Pal­ma kom­men und mir die Ori­gi­nal­schau­plät­ze anse­hen (hof­fent­lich fällt das nicht unter Katastrophentourismus)

  15. Inter­es­sant und erschre­ckend zugleich, wie ein Blog über La Pal­ma zu einem Steit der Ideo­lo­gien wird (Bei­trä­ge im gest­ri­gen Blog). Ich kann da aber nur ins sel­be Horn sto­ßen: Wer blin­de Fort­schritts­gläu­big­keit zu recht kri­ti­siert, das dann aber mit grund­sätz­li­cher Kri­tik an Wis­sen­schaft ver­wech­selt, muss mit Wider­spruch rech­nen. Ich bin auch „nur“ Laie, bewun­de­re aber die Leis­tun­gen, die auch die­sen Blog ermög­licht haben, statt an dürf­ti­gen För­der­gel­dern her­um­zu­mä­keln. Bit­te wei­ter­ma­chen und Fak­ten schildern!

    • Manfred Betzwieser | 9. Dezember 2021 um 11:49 | Antworten

      Es wird zu kei­nem wei­te­ren Streit kom­men. Das gest­ri­ge The­ma ist beendet.

      • Eine gute Streit­kul­tur ist doch rich­tig und wich­tig. Solan­ge nie­mand per­sön­lich belei­digt wird und Mei­nun­gen und Wis­sen aus­ge­tauscht wer­den, ist das eine Berei­che­rung für den Blog. Ich lese das ger­ne, bringt immer inter­es­san­te neue Aspek­te, auch von denen, mit denen man nicht einer Mei­nung ist. Bit­te wei­ter dis­ku­tie­ren. Streit an sich ist nicht nega­tiv, es kommt auf den Stil an.

        • Manfred Betzwieser | 9. Dezember 2021 um 12:08 | Antworten

          Ger­da Du hast ja so recht. Ich habe mei­ne Erfah­run­gen vor 10 Jah­ren im El Hier­ro Blog gesam­melt und ken­ne mei­ne Kan­di­da­ten genau. Wenn es sach­li­che Aus­sa­gen ohne Pro­vo­ka­ti­on und Blöd­sinn sind, war­um nicht.

    • Wider­spruch ist jeder­zeit gut – und auch die Streit­häh­ne im gest­ri­gen Blog tun dies auf eine nach­voll­zieh­ba­re Wei­se. Dass es nicht ganz ohne Emo­tio­nen geht, ver­steht sich, und ver­steht man auch gut, solan­ge man mit einer guten schrift­li­chen Aus­drucks­ga­be geseg­net ist. Dies ist hier der Fall.
      Auch ich sehe, dass Man­fred hier ein Bio­top geschaf­fen hat, in dem so etwas mit einer nahe­zu immer erfreu­li­chen Tona­li­tät mög­lich ist. Das drückt für mich eben­so viel aus, wie sei­ne Blog-Berich­te und gele­gent­li­chen Mei­nungs­ar­ti­kel. Chapeau!

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