Ausgetobt oder nur eine Wunschvorstellung?
Es scheint als hätte sich der Vulkan so langsam ausgetobt. In der vergangenen Nacht, von 20.00 Uhr bis heute Morgen 8.00 Uhr, haben die Seismografen nur 5 Erdbeben verzeichnet. Alle Beben unter einer Stärke von ML3,0 aus Tiefen zwischen 10 und 32 Kilometer Tiefe. Die Magmakammern scheinen leer und der Druck abgebaut zu sein.
Es wird aber noch geraume Zeit dauern, bis die unterirdisch in einem Labyrinth verlaufenden Lavahöhlen, Tuben und Kammern ihre gespeicherte Lava abgegeben haben. Niemand weiß, wie groß die tatsächlich gespeicherte Menge an Lava ist. Der Ausfluss dürfte meerseitig erfolgen und die entstandenen Deltas und Fajanas weiter vergrößern. Das kann noch Tage oder auch Wochen andauern.
Nach jetzt 81 Tagen und Nächten könnte sich der Vulkan ausgetobt haben. Noch ist es eine Hoffnung und Spekulation, da Vulkane unberechenbar sind.
Die ersten Evakuierten dürfen zurückkehren
30 Familien kehren nach anderthalb Monaten Evakuierung nach Hause zurück. Die Generaldirektion für Sicherheit und Notfälle der Regierung der Kanarischen Inseln hat mitgeteilt, dass die Bewohner der Calle Nicolás Brito País und der Gegend von Las Martelas de Abajo (Los Llanos de Aridane) in ihre Häuser heute am Donnerstag zurückkehren können.
Das Ende dieser Evakuierung ist „auf die Stagnation des weiter nordwestlich verlaufenden Lavastroms“ zurückzuführen, dessen Vorstoß die Evakuierung von etwa 50 Häusern in dem Gebiet erzwang von der LP-213 an der Kreuzung mit dem Camino Nicolás Brito Pais , Richtung Norden, bis zur Kreuzung mit dem Camino Martelas de Abajo.
Die Pevolca hat ihre Arbeit gutgemacht
Der Krisenstab oder Katastrophenstab wie er in Deutschland heißt, hat eine gute Arbeit geleistet. Vulkanausbrüche haben wir selbst auf den Kanaren nicht alle Tage. Es gibt wenig Erfahrungswerte. Vor 10 Jahren beim Vulkanausbruch des Eldiscreto auf El Hierro war ich mit der Arbeit und Organisation der Pevolca unter dem damaligen Leiter Juan Manuel Santana nicht immer einverstanden.
Der jetzige Leiter Miguel Ángel Morcuende macht einiges besser. Er ist 67 Jahre alt, mehr als alt genug, um eigentlich in Rente zu gehen, aber Miguel Ángel Morcuende 1954 in Madrid geboren, wird dies nicht tun, bis der Vulkan erloschen ist. Seit 36 Jahren auf La Palma lebend (2 Kinder), ein Staatsbeamter, ein Forstingenieur und Notfallexperte, will sein letztes und größtes Projekt zu Ende bringen.
Es gab kaum Verletzte und nur einen Toten, wahrscheinlich wegen Schwefeldioxid-Vergiftung. Die umfangreichen Evakuierungen und das Notfallmanagement erforderte viel Umsicht und Fingerspitzengefühl. Gut gemeistert – Dafür meinen Dank.
Als ehemaliges Mitglied in einem Katastrophenstab (Sanitätswesen) in Deutschland vor 30 Jahren, kann und darf ich das beurteilen.
Jetzt wollen wir einmal hoffen, dass alle Prognosen und Wünsche auch so eintreffen und Cabeza bald in den Geschichtsbüchern seinen Eintrag findet. Die Aufarbeitung und Schadensbeschreibung wird noch viele Beiträge füllen.
10.50 Uhr – Mitteilung des Cabildo de La Palma – Wegen giftiger Gase ist die Zufahrt von Süden weder zu Wasser noch zu Lande erlaubt. Die Zufahrt von Norden ist ebenfalls nicht erlaubt.
10.55 Uhr – Der Vulkan um 10.00 Uhr von Tacande aus gesehen
Vídeo de la erupción desde Tacande a las 10.00 hora canaria / Video of the eruption from Tacande at 10.00 am Canarian time pic.twitter.com/WcVTrn9SlU
— INVOLCAN (@involcan) December 9, 2021
11.50 Uhr - Mitteilung der IGN – Seit der letzten Aussage wurden auf der Insel La Palma insgesamt 32 Erdbeben geortet, von denen keines von der Bevölkerung zu spüren war. Die maximale aufgezeichnete Magnitude beträgt 3,6 (mbLg), was dem gestrigen Erdbeben um 12:09 UTC in einer Tiefe von 37 km entspricht. Die Seismizität setzt sich unter dem zentralen Gebiet von Cumbre Vieja in den gleichen Gebieten der Vortage fort, die meisten Erdbeben (20) befinden sich in Tiefen zwischen 9 und 22 km, der Rest (12) in Tiefen zwischen 32 und 37 km. In Tiefen von weniger als 9 km wurden keine Erdbeben geortet. Die Amplitude des Tremorsignals bleibt auf niedrigem Niveau und ist genauso stabil wie an den Tagen zuvor.
Wie in den vergangenen Tagen zeigt das Netz der permanenten GNSS- Stationen der Insel keinen klaren Trend in der Deformation der Stationen, die den Eruptionszentren am nächsten sind. In den übrigen Stationen hat sich die leichte Deflation, die möglicherweise mit der tiefen Seismizität zusammenhängt, stabilisiert, außer in LP01, die sie weiterhin registriert. Angesichts des um 08:45 UTC kalibrierten Bildes wird eine Aschewolkenhöhe von 1700 m Richtung Südwesten registriert.
12.15 Uhr – Hier das Ausmaß der Lavaströme vom Montaña La Laguna heute um 12.00 Uhr. Die Größe und Zerstörung von Lazarote 1730 wird es nicht erreichen, aber die Landschaft und Gegend doch grundsätzlich und nachhaltig verändern.
13.12 Uhr – Neue Straße und Meereswasser-Entsalzungsanlage in Gefahr. Der Präsident der Regierung der Kanarischen Inseln, Ángel Víctor Torres, hat an diesem Donnerstag gewarnt, dass sich die Lava des Ausbruchs von Cumbre Vieja nur 180 Meter von der neuen Straße entfernt befindet, die die Regierung baut, um die Isolierung des Kerns von Puerto Naos zu vermeiden .
Auf einer Pressekonferenz warnte er, wenn der Lavastrom die geleistete Arbeit mit einer Investition von fast 1,8 Millionen Euro und viele Tagen unterbrochen durch Giftgase weiter vorantreibe, „würde es nicht funktionieren“. Torres hat diesen Umstand als Beispiel dafür angeführt, dass die vollständige Beendigung der Eruption erforderlich ist, damit der Wiederaufbau der Insel „fest und sicher“ ist, weil viele Lavaströme weiterhin wandern und materielle Güter zerstören und wir warten müssen, um zu sehen, welches Land für neue Siedlungen verwendet werden kann.
Den gleichen provisorischen Charakter hat auch die in Puerto Naos installierten Entsalzungsanlagen, um die Plantagen bewässern zu können, da die endgültige Lösung darin besteht, das Wasser vom Norden in den Süden der Insel zu leiten. Voran strömende Lavamassen könnten die verlegten Rohre beschädigen.
14.00 Uhr – Beamte der Guardia Civil haben einen ausländischen Staatsbürger, der Ausflüge mit Gruppen von Personen organisiert hat, um über verschiedene Straßen / Wege in ein Sperrgebiet zu gelangen und den Vulkan von La Palma von einem verbotenen Gebiet aus zu sehen, verhaftet. Es ist eine sehr schwere Straftat und wird mit Geldstrafen zwischen 30.001 und 600.000 Euro geahndet.
Meist sind es Gruppen oder Touristik-Firmen aus Teneriffa, die diese Exkursionen für viel Geld anbieten. Natürlich wäre es für mich möglich bis an den Vulkanrand vorzudringen, ohne einer Polizeistreife aufzufallen. Die nötigen Ortskenntnisse habe ich. Trotzdem würde ich mich niemals in ein Sperrgebiet vorwagen. Der Respekt der örtlichen Regeln und die Gefahr vor dem Vulkan lassen derartige Gedanken erst gar nicht aufkommen.
15.45 Uhr - Die Sprecherin María José Blanco, des wissenschaftlichen Komitees wies darauf hin, dass auch beim Vulkan Caneza nach dem Ende der Lava-Emission nicht nur im Haupt- und Nebenkegel, sondern auch die Lavaströme weiter entgasen und für eine bestimmte Zeit Gase abgeben. Daher betonte sie, dass die zu ergreifenden Katastrophenschutzmaßnahmen mit dem Ende der Lavaemission an der Oberfläche nicht sofort verschwinden werden, da der Notfall auch nach Beendigung des Vulkanausbruchs länger andauern wird.
In Bezug auf die Entwicklung der Eruption berichtete María José Blanco, dass die Lava von dem effusiven Brennpunkt westlich des Hauptkegels durch eine vulkanische Röhre fließt, die mehrere Lavatuben hat, aus der zwei Ströme austreten, die sich über vorherige Abgüsse nach Westen bewegen.
- Fortsetzung folgt
Hatte zwei Tage keine Internetverbindung. Neue Einträge folgen, muss mir erst einmal einen Überblick verschaffen.
Hallo Manfred,
alles im grünen Bereich bei dir?
Hallo Manfred,
ich weiß, dieser Blog ist Dein Hobby, und es ist auch völlig ok, wenn mal nichts passiert. Nach der dauerhaften Reportage mache ich mir dennoch Sorgen. Alles ok? Falls nein: Gute Besserung! (P.S.: Das muss nicht veröffentlicht werden! Es ist privat gemeint, und ich erwarte auch keine Antwort)
Man mag es kaum glauben, dass Manfred mal einen Tag nicht seinen Blog weiterführt.
Der lässt der Tremor gefühlt doch gleich noch etwas nach!
Dann also zur Überbrückung hier ein Link zu dem bisher brauchbarsten „Vorher-Nachher“-Foto des Vulkans. Es zeigt die Veränderung der letzten 6 Tage von unserem offenkundig porösen, zerklüfteten, errodierenden und in Teilen absackenden Asche- und Lavakegels.
schade, mein Beitrag ist garnicht erschienen.
Gruß Wolfgang W.
Hallo Herr Betzwieser
Ich lese seit Wochen eifrig mit und schätze Ihren Blog sehr!!!! Bezug zu Palma, Schwiegereltern vor 40 Jahren dahin ausgewandert, unzählige Besuche bei ihnen, beide zwischenzeitlich verstorben, Haus vor Jahren verkauft, wir haben aber die Insel immer wieder mal besucht und den Aufenthalt sehr genossen, letztmals November 2019.
Meine Frage, wurde die Calle Echedey 20 in El Paso verschont? Wir haben die neuen Besitzer des Hauses 2019 besucht und den Umbau bewundert, aber leider bisher keinen Kontakt mit ihnen gehabt.
Vielen Dank für Ihre Antwort!
Hallo Chilli Meier,
die Calle Echedey in Tacande (El Paso) ist etwa 2km vom Ausbruch entfernt und aus heutiger Sicht nicht gefährdet. Ich mache ein paar Hausnummern weiter seit vielen Jahren regelmäßig Urlaub und ahne, welches die Nummer 20 ist – in der Nähe vom Montana Gamez, oder? Die Kirche in Tajuya, die sich zum allgemeinen Aussichtspunkt auf den Vulkan entwickelt hat, liegt westlich davon, etwas tiefer an der Straße – vielleicht hilft das für die Einordnung.
Grüße aus Berlin
Auf La Palma wird es ruhiger… aber was sehe ich da auf dem Tremor von El Hierro?
Tut sich da, jetzt wo es auf La Palma ruhiger wird, wieder etwas? Irgendwie ist der Tremor seit heute Morgen doch „ganz schön“ gestiegen :S
Auch ich verfolge täglich die interessanten Berichte über die derzeitige Lage auf unserer Lieblingsinsel La Palma. Wir sind seit 15 Jahren regelmäßig – manchmal auch zweimal im Jahr gegen Jahresende – entweder auf der Ost- oder Westseite. Zumeist in Appartm. bzw. in Hotels (Ostseite/Las Olas usw.). Da wir auch ständig mit dem PKW unterwegs waren kennen wir so gut wie jede Straße, viele Orte und Sehenswürdigkeiten. Auch eine Führung durch eine Vulkanhöhle haben wir bereits mitgemacht. Das war wohl – so erinnern wir uns – im Großraum Las Manchas, also dem dortigen Lavafeld. Erschrocken waren wir, als wir die Luftaufnahmen von Puerto Naos sahen. Puerto Naos, wie auch La Bombilla, zählt zu den uns liebsten Orten. Tazacorte, El Time, Las Cancaajos, San Andres, Puntagorda, El Remo, San Bartolom… usw. alles uns liebgewonnene Destinationen, von Ost, West, Nord, Süd. In der Caldera hatten wir die Absicht bis zum Wasserfall Colores zu wandern, mussten kurz davor aber abbrechen, da wir unter Zeitdruck gerieten. Nette Leute unter den Einheimischen trafen wir oft, ob auf den Märkten in St Cruz oder anderswo. Was um so sehr bewegt uns, wie geht es den Menschen dort, wir verfolgen auch verschiedene Webcams. Meine Frage: Sind die Orte Puerto Naos und La Bombilla derzeit evakuiert. Es liegt ja in PN viel Vulkanasche herum. Häufig haben wir auch den Aussichtspunkt El Paso angesteuert. Liegt der in der Nähe des Vulkans, da ich es nicht richtig zuordnen kann. Wir hoffen recht bald auf die Insel zurückkehren zu können, wenn möglich. Wir geben gern unser Geld direkt vor Ort aus. Viele Grüße aus Thüringen.
Jetzt ist vielleicht die Gelegenheit, wieder an den Straßenbau zu denken, also an das Leben „nach dem Vulkan“. Drei Projekte sind hier interessant:
Angeregt durch den kleinen Disput neulich über den Brutalismus in der Tourismusarchitektur von Puerto Naos bin ich ins Grübeln gekommen. Die ganze Küstenplattform von La Bombilla bis El Remo wurde von den Ausbrüchen von Jedey und El Charco geschaffen, ist also erst 300 bis 500 Jahre alt. Eigentlich dürfte es dort keinen Boden geben und außer Pionierpflanzen in Nischen nichts wachsen. Damit daraus eine einzige Bananenplantage wird, musste anderswo Boden „geklaut“ und über eine Straße dorthin gefahren werden. Wann und wie das abgelaufen ist, darüber habe ich nichts erfahren. Eine Straße Los Llanos-Puerto Naos wurde wohl schon in den 20’er Jahren geplant und der erste Abschnitt bis La Laguna 1925 eingeweiht. Danach schweigt der Chronist. Und in einem Bericht über die U‑Boot-Abhörstation der Amis in den 60er Jahren war auf den Fotos nirgendwo eine Banane zu sehen. Das kann aber auch Zufall sein. Weiß jemand mehr dazu?
Alles noch viel zu früh. Lese bitte einmal, was ich heute Nachmittag geschrieben habe. Selbst die im Bau nach Puerto Naos befindliche Straße wird durch den Lavastrom bedroht.
Natürlich „eigentlich“ viel zu früh, wie ich ja auch schreibe. Aber ich habe nur überwiegend „hochrangige“ Absichtserklärungen zitiert, die z.T. schon mehr als einen Monat alt sind. Sie zeigen zumindest, wo der Hase hinlaufen soll.
Das mit den 180 m habe ich auch gelesen, aber die Lava wird nicht 180 m die Straße hinunter laufen, wenn das Gefälle nach Westen viel stärker ist. Da müsste schon weiter oben etwas ganz übles passieren und ein neuer Strom entstehen. Das ist nicht unmöglich, aber sehr unwahrscheinlich, wie ich auch geschrieben habe
Vor 2 Stunden hat OpenStreetMap die
Version 170 seiner Lavakarte veröffentlicht.
(Lavastand 08.12.2021)
Relationverlauf: Lava des Ausbruchs des Vulkans Tajogaite-Cumbre Vieja / La Palma 2021 (13249829) | OpenStreetMap
Die von OSM sind zwar nicht so schnell wie ein Drohnenflug, aber wer die Karten noch gar nicht kennt, oder Interesse hat kann ja mal reinschauen.
OSM ist im September hier ziemlich in Verruf geraten. Da waren zu viele überambitionierte Menschen am Werk, die „ganz vorne“ mit dabei sein wollten. Das waren sie – schneller, als jegliche Datenlage. Das hatte sich dann irgendwann wieder gebessert – doch seitdem halten wir uns hier eher an die „Mama“-Comparativa, Copernicus und andere institutionelle Quellen.
Und eines muss man echt sagen: Die Online-Verfügbarkeit dieser Daten, Karten, Messwerte und diversen Aufbereitungen ist aus meiner Warte mehr als positiv zu erwähnen. Da fühlt man sich als Interessierte/r oder Betroffene/r in seinem individuellen Informationsbedürfnis schon recht ernst genommen.
Lieber Manfred,
seit dem Vulkanausbrauch auf El Hierro, verfolge ich deinen informativen Blog von meiner Lieblingsinsel regelmäßig. Besten Dank für deine Mühe.
Ob dem Cabeza tatsächlich die Puste ausgeht? Auch wenn alle Ausbrüche die letzten paar hundert Jahre nie länger als einige Wochen gedauert haben, ich würde mich da nicht festlegen. Wozu dieser Hotspot fähig ist, hat er damals in Lanzarote gezeigt, wo Jahre ins Land gingen bis sich alles beruhigt hatte.
Dies hofft natürlich niemand, aber man sollte es zumindest in Betracht ziehen, dass es etwas länger dauern kann, bis die Aktivitäten zu einem Ende kommen.
Liebe Grüße aus Mittelfranken
Zu 14:00 Uhr: Gut so, offenbar wird das von Einigen immer noch als heißer Buddelkastensand oder spannendes und beherrschbares Event betrachtet, was der Vulkan da ausspuckt.
Bei diesem YouTuber bin ich mir auch nicht sicher, ob er sich immer an alle (Film- und Betretungs-)Verbote hält bzw. Genehmigungen hat: https://www.youtube.com/c/Zakharii2/videos
Vor gut einem Monat hat sich seine Frau beklagt, dass man nicht näher an den Vulkan kommt: https://www.youtube.com/watch?v=2XVngSP9sJk
Ich habe bisher immner nur still mitgelesen, aber nach all den Kommentaren zum Nutzen der Vulkanologie möchte ich mich auch mal melden. Ich habe mich nun Jahrzehnte damit beschäftigt, aber nur ein einiges Beispiel: Beim Ausbruch 1730 auf Lanzarote hörte man Monate später in Europa davon, helfen konnte man nicht, der erste moderne Wissenschafler kam 85 Jahre später. Viele verschüttete Dörfer, Tote, davon viele Verhungerte, waren die Folge. Das kann es doch nicht sein? Kein „Fortschritt“ mehr, und wer so blöd ist, auf einem Vulkan zu leben, ist selbst schuld, auch wenn er es (mangels (Vulkanologie-)Erkenntnissen!) vielleicht nicht weiß? Man denke nur an kleine Karibik- oder Philippinen-Inseln und die dortige Bevökerung ohne die Segnungen moderner Technik, wie sie zum Glück auf La Palma besteht. Ich bin dankbar für die heutigen Erkenntnisse und die bedingte Sicherheit dadurch. Sie, Manfred, sicher auch, fast alles, was Sie oben von Katastrophenschutz und aktuellen Daten berichten, fußt auf Vulkanologie. Grüße von einer heute nicht mehr ganz so grünen und fruchtbaren Insel nebenan!
Oder aus meinem Hobby-Spezialgebiet: Vor 30 Jahren konnte man eine Wettervorhersage gerade bis übermorgen machen. Heute bis zu einer Woche, zudem kleinräumige Vorhersage von Schnee, Starkregen und anderen Gefahren. Das alles ist von massenweise Daten abhängig. Nichts ginge ohne die entsprechenden Satelliten, das dichte Netz der Messtationen. Wo wäre der vorbeugende Katastrophenschutz bei Hurrikanen oder Sturmfluten ohne „immer mehr Datensammeln“? Gerade in Zeiten der anbahnenden Klimakatastrophe wichtiger denn je. Mehr Daten bedeuten mehr Vorhersage-Genauigkeit und neue Erkenntnisse, die nur so aus dem Grundrauschen herausgefiltert werden können. Es geht doch nicht nur um „mehr vom Gleichen“, sondern um sich daraus ergebende neue Einsichten.
Mit den Wetterprognosen auf La Palma klappt das oft nicht. Hängt aber an den hohen Bergen, die eigentlich zwei Wetter gleichzeitig produzieren und an dem noch fehlenden stationären Wetterradar. Das soll sich aber in Zukunft ändern.
Ja, habe ich auch erfahren, das liegt aber auch am dürftigen Meßnetz im Atlantik, wo das Wetter herkommt. Um so mehr, als dass zu Coronazeiten die Geräte auf Schiffen und vor allem in Flugzeugen weitgehend weggefallen sind. Die paar Bojen allein stemmen das nicht. Das neue Wetterradar und die gerade startenden neuen, hochauflösenden ESA-Wettersatelliten, die auch 3D schauen können, dürfen das deutlich verbessern (auch das zum Thema „Mehr Daten bringen doch nichts“).
Interessant, dass Sie, Manfred, gerade heute schreiben, dass das einzige Opfer wohl an SO2-Vergiftung starb. 1972 auch. Wie viele Tote hätte es wohl gegeben, wenn es das engmaschige SO2-Meßfeld und die Satellitenmessungen nicht gegeben hätte, die zur Evakuierung und zu Sperrungen führten? Sie ärgern sich zu Recht über die SO2-Werte, aber ohne die Messungen wüssten Sie es gar nicht und würden sich womöglcih vergiften. Und da fragt Detlev gestern doch allen Ernstes, Zitat: „Was also ist Fortschritt? Das noch präzisere Gerät zur Messung von CO und SO2?“ – das ist schon sehr bedenklich. Er fordert den Schutz von Leben, verweigert aber die Instrumente und deren Bezahlung dazu. Wissen kostet Geld und Zeit. Ich schätze die Fakten, die Sie und andere hier (ehrenamtlich) zusammentragen (auch im Blog vom 3.12., in dem noch immer eine lesenswerte Debatte über Erdbebenwellen läuft). Eigentlich brauchen Sie nur alles zusammenzutragen und fertig ist das neue Buch!
Gute Idee – falls ich das überhaupt schreiben möchte.
Ich würde es sofort kaufen 🙂 und dann, wenn es wieder geht, nach La Palma kommen und mir die Originalschauplätze ansehen (hoffentlich fällt das nicht unter Katastrophentourismus)
Interessant und erschreckend zugleich, wie ein Blog über La Palma zu einem Steit der Ideologien wird (Beiträge im gestrigen Blog). Ich kann da aber nur ins selbe Horn stoßen: Wer blinde Fortschrittsgläubigkeit zu recht kritisiert, das dann aber mit grundsätzlicher Kritik an Wissenschaft verwechselt, muss mit Widerspruch rechnen. Ich bin auch „nur“ Laie, bewundere aber die Leistungen, die auch diesen Blog ermöglicht haben, statt an dürftigen Fördergeldern herumzumäkeln. Bitte weitermachen und Fakten schildern!
Es wird zu keinem weiteren Streit kommen. Das gestrige Thema ist beendet.
Eine gute Streitkultur ist doch richtig und wichtig. Solange niemand persönlich beleidigt wird und Meinungen und Wissen ausgetauscht werden, ist das eine Bereicherung für den Blog. Ich lese das gerne, bringt immer interessante neue Aspekte, auch von denen, mit denen man nicht einer Meinung ist. Bitte weiter diskutieren. Streit an sich ist nicht negativ, es kommt auf den Stil an.
Gerda Du hast ja so recht. Ich habe meine Erfahrungen vor 10 Jahren im El Hierro Blog gesammelt und kenne meine Kandidaten genau. Wenn es sachliche Aussagen ohne Provokation und Blödsinn sind, warum nicht.
Widerspruch ist jederzeit gut – und auch die Streithähne im gestrigen Blog tun dies auf eine nachvollziehbare Weise. Dass es nicht ganz ohne Emotionen geht, versteht sich, und versteht man auch gut, solange man mit einer guten schriftlichen Ausdrucksgabe gesegnet ist. Dies ist hier der Fall.
Auch ich sehe, dass Manfred hier ein Biotop geschaffen hat, in dem so etwas mit einer nahezu immer erfreulichen Tonalität möglich ist. Das drückt für mich ebenso viel aus, wie seine Blog-Berichte und gelegentlichen Meinungsartikel. Chapeau!