Sind die unbekümmerten Jahre vorbei?
Alle Vorzeichen lassen große Probleme für das Jahr 2020 erwarten. Gestern flog laut brummend der Hubschrauber mit dem darunter hängenden Wassersack zu einem Löscheinsatz in die Cumbre.
Das markante Motorengeräusch zieht automatisch den Blick der Anwohner gen Himmel. In der Regel sind es Rettungseinsätze um wieder einen verunglückten Wanderer aus einem Barranco zu bergen. Jetzt aber mit einem Löschsack. Sofort Gesprächsthema und der suchende Blick nach einer Rauchwolke in den Bergen.
Vorzeichen für größere Waldbrände auch im Winter
In den Sommermonaten normal, aber im Monat Februar schon einmalig. Zum Glück kein großes Feuer, denn der Löschhubschrauber kehrte nach 30 Minuten wieder auf seine Basis auf den Flughafen Mazo zurück. Gewöhnlich kann der Löschsack von November bis April eingemottet bleiben. In diesem Winter wird er aber gebraucht. Das war bereits der zweite Einsatz in den vergangenen Wochen.
Die heutige „Peligro de Incendio“ Karte von HDmeteo zeigt die aktuelle Waldbrandgefahr auf La Palma.
Es sind die gelb und rot markierten Inselteile mit einem erhöhten Waldbrandrisiko. Besonders der nördliche Teil um die Caldera de Taburiente und die Bergspitzen nach Süden (Vulkanroute) stechen besonders hervor.
Bis zur Gefahrenlage 3,0 auf der 4 stufigen Klassifizierung reicht heute das Feuer-Barometer. Kommen noch Calima, wie in den vergangenen Tagen dazu, färbt sich der gesamte Sektor in Rot.
Es ist die Temperatur, die Bodennässe, die Luftfeuchtigkeit und der Wind die in die Messwerte und damit in die Beurteilung einfließen.
Im Brandfall muss jetzt mit den vorhandenen Inselkräften das Feuer bekämpft werden. Die effektive BRIF Löschbrigade mit ihren Hubschraubern wird in den Wintermonaten immer abgezogen und nach Festlandspanien verlegt. Erst ab Juni ist sie wieder in Puntagorda im Nordwesten der Insel stationiert.
Wahrscheinlich muss für die Zukunft eine neue und schnell zur Verfügung stehende Lösung nach diesen Vorzeichen gefunden werden.
Auch wenn es in den beiden vergangen Jahren Gott sei Dank keine extreme Brandkatastrophe auf La Palma gab, könnte sich das schnell wieder ändern. Das Beispiel Gran Canaria im August 2019 hat es gezeigt.
Die Natur trocknet aus
Im Winter atmet die Natur auf. Normalerweise stehen die Pflanzen, Bäume, Sträucher und Blumen im Februar voll im Saft. Das grüne La Palma strotzt vor Lebensfreude.
In diesem Jahr sieht vieles nicht so üppig und mehr trocken aus. Keine große Mandelblüte auf der Hochebene von El Paso oder um Puntagorda.
Auch die Zistrosen auf der Cumbrecita machen mehr einen erbärmlichen Eindruck. Erst am vergangenen Sonntag fiel selbst Gästen von „Mein Schiff Herz“ bei einem Rundgang der traurige Anblick dieser sonst wunderschönen Pflanze auf.
Mit Sicherheit wird auch die große Blüte der Natternköpfe und der endemischen Ginsterbüsche auf dem Roque de Los Muchachos im April/ Mai in diesem Jahr bescheiden ausfallen.
Langfristig können diese negativen Vorzeichen sich auf den Wirtschaftszweig Tourismus auswirken. Es ist die grüne Natur die viele Gäste nicht auf das trockene Fuerteventura, sondern nach La Palma lockt. Mit 10 Kilometer langen Stränden und Sanddünen können wir so und so nicht aufwarten.
Dürre, Trockenheit und kein Regen in Sicht
Gerade einmal 7,9 Liter/m² zeigt mein Regenmesser vom 1. Januar 2020 bis heute (18.2.) in Mazo an. 2019 waren es im gleichen Zeitraum 120 l/m² und im Jahre 2018 satte 162 l/ pro Quadratmeter.
Besonders die Landwirtschaft mit ihrem intensiven Bananenanbau wird darunter schwer leiden. Rund 8oo Liter Wasser muss für ein Kilogramm Bananen aufgewendet werden. Ernteausfälle in fast allen Bereichen werden die Folge sein …und die Wasserspeicher sind leer.
Der größte künstliche Stausee der Kanaren, die Laguna Barlovento im Norden von La Palma mit einem Speichervolumen von 5.000.000 m³ Wasser ist jetzt ein kleiner Tümpel. Nur 5 Prozent der Kapazität ist im Moment als Reserve vorhanden. Normal im Februar ist das Becken mit 60 bis 70 % Wasser gut aufgefüllt.
Bleibt nur auf ein Wunder zu hoffen. Vielleicht kommen doch noch bis Ende Februar oder Anfang März 2020 ergiebige Regenfälle. Keine vereinzelten Tropfen, sondern 100 bis 200 L/m² müssten es schon sein. Wunschdenken und die Hoffnung, dass im Bajada-Jahr 2020 die Inselheilige Virgen de Las Nieves bei Petrus noch ein gutes Wort einlegt und ihre Macht auch den Unwissenden wieder einmal demonstriert.
3 Vorzeichen für ein fatales Jahr – reißerische Schlagzeile
aus der Glaskugel?
Sicher ist: Trockenheit, extreme Brandgefahr und Wassermengel. Alles zusammen bedeutet: umdenken!
Wachsam sein, Feuer vermeiden, Wasser mehrfach verwenden, die Natur so zu nehmen wie sie ist: sie braucht uns nicht – aber wir sie.
Der Bogen ist überspannt. Wir müssen begreifen, dass wir lediglich eine kleine Gastrolle haben in diesem Universum…und unsere Existenz auf diesem Planeten ein Zufall ist… und dass das Spiel des Menschen um Macht und Wohlstand sein eigenes Todesurteil ist.